Was sind die Vorteile und Nachteile einer Doppelvollmacht?

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Zusammenfassung

Eine Doppel­vollmacht bietet den Vorteil, dass zwei Personen für die gleichen Aufgaben­bereiche bevoll­mächtigt werden, was Schutz vor Missbrauch und dauerhafte Handlungs­fähigkeit gewährleistet. Allerdings können Konflikte oder Verzögerungen bei Entscheidungen auftreten, insbesondere bei der Gesamt­vertretung. Sie eignet sich besonders, wenn zwei vertrauens­würdige Personen gut zusammenarbeiten und klare Regelungen getroffen werden.

Eine Doppel­vollmacht kann für Menschen, die ihre Vorsorge regeln möchten, eine wertvolle Option sein. Dabei werden zwei Personen für die gleichen Aufgaben­bereiche bevollmächtigt. Diese können entweder nur gemeinsam handeln müssen oder jeweils einzeln entscheiden dürfen. Mit einer sorgfältig gestalteten Doppel­vollmacht sichern Sie sich besser ab - doch es gibt auch Risiken. Welche Vor- und Nachteile mit dieser Form der Vorsorge­vollmacht verbunden sind und für wen sie sich eignet, erfahren Sie in diesem Artikel.

Was genau ist eine Doppel­vollmacht?

Eine Doppel­vollmacht bezeichnet im Kontext der Vorsorge die gleich­zeitige Bevoll­mächtigung von zwei Personen für identische Aufgaben­bereiche. Der Vollmacht­geber kann dabei festlegen, ob diese Personen nur gemeinsam auftreten dürfen oder jede für sich allein handeln kann[2]. Im Gegensatz zu mehreren Einzel­vollmachten, bei denen die Zuständig­keiten nach Bereichen aufgeteilt werden, bezieht sich die Doppel­vollmacht auf die gleichen Vollmachts­inhalte.

Es gibt zwei grundlegende Formen:

Gesamt­vertretung

Bei der Gesamt­vertretung müssen beide bevoll­mächtigte Personen gemeinsam handeln. Das bedeutet, dass Entscheidungen nur wirksam sind, wenn beide zustimmen und gemeinsam auftreten[8].

Einzel­vertretung

Bei der Einzel­vertretung kann jede der bevoll­mächtigten Personen allein und unabhängig voneinander handeln[8]. Diese Form bietet mehr Flexibilität und schnellere Reaktions­fähigkeit, aber etwas weniger Kontrolle.

Vorteile einer Doppel­vollmacht

Schutz vor Vollmachts­missbrauch

Ein bedeutender Vorteil der Doppel­vollmacht liegt im erhöhten Schutz vor Missbrauch. Besonders bei der Gesamt­vertretung kontrollieren sich die Bevoll­mächtigten gegenseitig[7]. Dies kann für Vollmacht­geber beruhigend sein, die besonderen Wert auf Sicherheit legen.

Handlungs­fähigkeit auch bei Verhinderung

Falls eine der bevoll­mächtigten Personen verhindert ist, beispiels­weise durch Krankheit, Urlaub oder andere Umstände, kann bei der Einzel­vertretung die andere Person sofort handeln[7]. So entsteht keine ungeklärte Situation, die eventuell die Einsetzung eines gesetzlichen Betreuers nötig machen würde. Dies gewähr­leistet dauerhafte Handlungs­fähigkeit in Ihrem Sinne.

Arbeits­teilung nach Kompetenzen

Obwohl beide Personen formal für alle Bereiche zuständig sind, können sie sich in der Praxis die Arbeit teilen[2]. So können beispiels­weise finanzielle Angelegen­heiten von der Person mit mehr Wirtschafts­erfahrung übernommen werden, während medizinische Entscheidungen von jemand mit entsprechenden Kenntnissen getroffen werden.

Entlastung der einzelnen Bevoll­mächtigten

Die Verant­wortung, für eine andere Person wichtige Entscheidungen zu treffen, kann emotional belastend sein. Eine Doppel­vollmacht verteilt diese Last auf mehrere Schultern und ermöglicht es den bevoll­mächtigten Personen, sich bei schwierigen Entscheidungen gegenseitig zu unter­stützen und zu beraten.

Nachteile einer Doppel­vollmacht

Risiko von Unstimmig­keiten und Konflikten

Der größte Nachteil einer Doppel­vollmacht ist das erhöhte Risiko von Meinungs­verschiedenheiten zwischen den Bevoll­mächtigten[5]. Besonders bei der Gesamt­vertretung können unter­schiedliche Ansichten dazu führen, dass wichtige Entscheidungen verzögert oder blockiert werden[7]. Dies kann in dringenden Situationen problematisch sein.

Verzögerung bei Entscheidungs­prozessen

Bei der Gesamt­vertretung müssen stets beide bevoll­mächtigte Personen erreicht und gehört werden. Dies kann zu zeitlichen Verzögerungen führen, besonders wenn schnelle Entscheidungen erforderlich sind[6]. In medizinischen Notfällen kann jede Verzögerung kritisch sein.

Mögliche Bestellung eines Betreuers bei Uneinigkeit

Vertreten die gleich­berechtigten Bevoll­mächtigten beispiels­weise bei einer Operations­entscheidung unter­schiedliche Meinungen, kann dies unter Umständen zur gerichtlichen Bestellung eines neutralen Betreuers führen[6]. Dies wäre genau das Gegenteil dessen, was mit einer Vorsorge­vollmacht ursprünglich erreicht werden sollte.

Erhöhter Organisations­aufwand

Eine Doppel­vollmacht erfordert mehr Abstimmung und Organisation als eine einfache Vollmacht. Beide bevoll­mächtigte Personen müssen über ihre Rechte und Pflichten informiert sein und sich idealerweise über grundlegende Handlungs­prinzipien einig sein.

Gestaltungs­tipps für eine Doppel­vollmacht

Klare Regelung der Entscheidungs­befugnis

Um Konflikte zu vermeiden, sollten Sie in Ihrer Vorsorge­vollmacht klar festlegen, wie bei Unstimmig­keiten verfahren werden soll. Sie können beispiels­weise einer der bevoll­mächtigten Personen die letzte Entscheidungs­gewalt zuweisen[5][7]. Dies kann helfen, Blockaden zu vermeiden, ohne den Vorteil der gegenseitigen Kontrolle vollständig aufzugeben.

Persönliche Gespräche im Vorfeld

Führen Sie ausführliche Gespräche mit den Personen, die Sie bevoll­mächtigen möchten. Stellen Sie sicher, dass beide Ihre Wünsche und Werte kennen und bereit sind, im Team zu arbeiten. Eine gute persönliche Beziehung zwischen den Bevoll­mächtigten ist von großem Vorteil.

Kombination mit einer Patienten­verfügung

Die größte Absicherung wird erzielt, wenn eine Vorsorge­vollmacht mit einer Patienten­verfügung kombiniert wird[4]. In der Patienten­verfügung können Sie Ihre Wünsche für medizinische Behandlungen festhalten, was den Bevoll­mächtigten klare Handlungs­anweisungen gibt und das Konflikt­potenzial verringert.

Professionelle Beratung einholen

Bei der Erstellung einer Doppel­vollmacht kann eine rechtliche Beratung durch Notar:innen oder Rechts­anwält:innen sinnvoll sein. Diese können Ihnen helfen, die Vollmacht so zu gestalten, dass sie Ihren individuellen Bedürfnissen entspricht und rechtlich wirksam ist.

Alternativen zur Doppel­vollmacht

Getrennte Einzel­vollmachten

Sie können auch mehrere voneinander getrennte Einzel­vollmachten für verschiedene Aufgaben­bereiche erteilen. Dies bietet sich besonders an, wenn Sie mehrere Vertrauens­personen haben, die sich für unter­schiedliche Bereiche besonders gut eignen[5]. Beispiels­weise könnte eine befreundete Person mit juristischen Kenntnissen für Vermögens­angelegen­heiten zuständig sein, während ein:e Verwandte:r mit medizinischem Hintergrund die Gesundheits­sorge übernimmt.

Beispiel:
Sabine K., 50 Jahre, vertraut sowohl ihrer Schwester Andrea, einer Ärztin, als auch ihrem Bruder Jürgen, einem Bank­kaufmann. Sie erstellt zwei getrennte Vorsorge­vollmachten: Jürgen wird für Vermögens­angelegen­heiten, Wohnungs- und Miet­angelegen­heiten bevoll­mächtigt, während Andrea für die Gesundheits­sorge zuständig ist[7].

Ersatz­vollmacht

Eine weitere Alternative ist die Ersatz­vollmacht. Hierbei benennen Sie einen Ersatz­bevoll­mächtigten für den Fall, dass Ihr eigentlicher Bevoll­mächtigter ausfällt[5][7]. Die Ersatz­vollmacht wird erst im tatsächlichen Vertretungs­fall übergeben. Dies vermeidet Konflikt­potenzial und stellt trotzdem sicher, dass immer jemand handlungs­fähig ist.

Für wen eignet sich eine Doppel­vollmacht?

Eine Doppel­vollmacht ist besonders geeignet für Menschen, die:

  • großen Wert auf Sicherheit und Kontrolle legen
  • zwei absolut vertrauens­würdige Personen haben, die gut miteinander auskommen
  • komplexe Vermögens- oder Gesundheits­verhältnisse haben, die mehrere Perspektiven erfordern
  • befürchten, dass eine einzelne bevoll­mächtigte Person überfordert sein könnte

Weniger geeignet ist sie für Situationen, in denen:

  • schnelle Entscheidungen häufig nötig sein könnten
  • die potenziellen Bevoll­mächtigten sehr unter­schiedliche Ansichten haben
  • bereits Konflikt­potenzial zwischen den Vertrauens­personen besteht

Fazit: Sorgfältig abwägen und individuell entscheiden

Die Doppel­vollmacht bietet sowohl Chancen als auch Risiken. Sie erhöht die Sicherheit durch gegenseitige Kontrolle und gewähr­leistet Handlungs­fähigkeit auch bei Verhinderung einer bevoll­mächtigten Person. Gleichzeitig birgt sie das Risiko von Verzögerungen und Konflikten.

Ob eine Doppel­vollmacht für Sie die richtige Wahl ist, hängt von Ihrer persönlichen Situation und den verfügbaren Vertrauens­personen ab. Nehmen Sie sich Zeit für diese wichtige Entscheidung und scheuen Sie sich nicht, fachkundigen Rat einzuholen.

Unabhängig davon, für welche Form der Vollmacht Sie sich entscheiden - das Wichtigste ist, dass Sie überhaupt vorsorgen. Mit einer gut durchdachten Vorsorge­vollmacht geben Sie Ihren Angehörigen Sicherheit und stellen sicher, dass in Ihrem Sinne gehandelt wird, auch wenn Sie selbst nicht mehr entscheiden können.