Welche Vorteile hat eine Vorsorgevollmacht mit mehreren Bevollmächtigten?

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Zusammenfassung

Eine Vorsorge­vollmacht mit mehreren Bevoll­mächtigten bietet zusätzliche Sicher­heit, da sich die Bevoll­mächtigten gegen­seitig kontrol­lieren, Aufgaben teilen und bei Verhinde­rung einer Person einspringen können. Sie können die Zuständig­keiten nach Kompe­tenzen aufteilen oder eine Rang­folge festlegen, was Flexi­bilität und Handlungs­fähigkeit gewährleistet. Eine klare Dokumentation und offene Abstimmung sind dabei entscheidend.

Eine Vorsorge­vollmacht ist ein wirksames Instrument, um für den Fall vorzu­sorgen, dass Sie Ihre Angele­genheiten nicht mehr selbst regeln können. Durch eine solche Vollmacht bestimmen Sie eine oder mehrere Personen, die in Ihrem Namen handeln dürfen, wenn Sie beispiels­weise durch Unfall, Krankheit oder alters­bedingte Ein­schränkungen dazu nicht mehr in der Lage sind. Die Benennung mehrerer Bevoll­mächtigter bietet dabei besondere Vorteile, die wir Ihnen im Folgenden vorstellen möchten.

Warum mehrere Bevoll­mächtigte eine gute Wahl sein können

Die Entscheidung, wem Sie eine Vorsorge­vollmacht erteilen, gehört zu den wichtigsten persön­lichen Ent­scheidungen. Die Möglich­keit, mehrere Personen zu bevoll­mächtigen, bietet Ihnen zusätz­liche Sicher­heit und flexi­blere Gestal­tungs­möglich­keiten.

Absicherung bei Verhinde­rung eines Bevoll­mächtigten

Einer der größten Vorteile mehrerer Bevoll­mächtigter: Es gibt immer einen Plan B. Wenn Sie nur eine Person bevoll­mächtigen und diese im Ernstfall nicht verfügbar ist - etwa wegen Krankheit, Urlaub oder weil sie selbst hilfs­bedürftig geworden ist - kann niemand für Sie handeln[1][3]. Mit mehreren Bevoll­mächtigten stellen Sie sicher, dass immer jemand einspringen kann.

Ein Beispiel aus dem Alltag: Frau Weber hat ihren Ehemann und ihre Tochter als Bevoll­mächtigte eingesetzt. Als sie nach einem Unfall im Krankenhaus liegt und Entschei­dungen über medizi­nische Maßnahmen getroffen werden müssen, ist ihr Mann selbst krank. Dank der Doppel­bevoll­mächtigung kann ihre Tochter sofort alle notwen­digen Entschei­dungen treffen, ohne dass eine gericht­liche Betreuung eingerichtet werden muss.

Verteilung von Verant­wortung und Aufwand

Die mit einer Bevoll­mächtigung verbundene Verant­wortung kann erheblich sein und viel Zeit in Anspruch nehmen. Mehrere Bevoll­mächtigte können sich die Aufgaben teilen und gegen­seitig unter­stützen. Gerade bei komplexen Ver­mögens­verhältnissen oder umfang­reichen gesund­heitlichen Ent­scheidungen kann dies eine große Erleich­terung sein[1].

Reduzierung des Miss­brauchs­risikos durch gegen­seitige Kontrolle

Ein oft unter­schätzter Vorteil: Mehrere Bevoll­mächtigte können sich gegen­seitig kontrol­lieren. Dies ver­ringert das Risiko, dass eine Person die Vollmacht miss­braucht. Diese Form der “Ein­gebauten Sicherung” kann für Sie als Voll­macht­geber:in ein beruhigen­des Gefühl sein[1][3].

Aufgaben­teilung nach Kompe­tenzen und Lebens­bereichen

Nicht jede Vertrauens­person muss für alle Bereiche Ihres Lebens die beste Wahl sein. Mit mehreren Bevoll­mächtigten können Sie die Aufgaben nach fach­lichen Kompe­tenzen oder persön­lichen Stärken aufteilen:

  • Eine Person kümmert sich um Gesund­heits­fragen
  • Eine andere regelt Finanz- und Vermögens­angelegenheiten
  • Eine dritte Person entscheidet über Wohnungs­fragen und Alltags­organisation

Diese Aufteilung erlaubt es Ihnen, für jeden Bereich die Person zu wählen, die dafür am besten geeignet ist[6].

Gestal­tungs­möglich­keiten bei mehreren Bevoll­mächtigten

Bei der Einrichtung einer Vorsorge­vollmacht mit mehreren Bevoll­mächtigten haben Sie verschie­dene Möglich­keiten, wie diese zusammen­arbeiten sollen.

Einzel­vertretungs­befugnis oder Gesamt­vertretung

Sie können festlegen, ob Ihre Bevoll­mächtigten einzeln handeln dürfen (Einzel­vertretungs­befugnis) oder nur gemein­sam entscheiden können (Gesamt­vertretung):

Einzel­vertretungs­befugnis: Jede:r Bevoll­mächtigte kann allein für Sie handeln. Dies gewähr­leistet schnelle Entschei­dungen und vermeidet Verzöge­rungen, wenn eine Person nicht erreich­bar ist. Meist wird diese Variante empfohlen[3].

Gesamt­vertretung: Alle Bevoll­mächtigten müssen gemein­sam entscheiden. Dies bietet mehr Sicher­heit vor über­eilten Entschei­dungen, kann aber im Alltag sehr unprak­tisch sein und zu Verzöge­rungen führen[3].

Praxis­tipp: Für alltäg­liche Angele­genheiten empfiehlt sich die Einzel­vertretungs­befugnis, während Sie für besonders weit­reichende Entschei­dungen (wie den Verkauf einer Immobilie) eine gemein­same Entschei­dung vorschreiben können[1].

Rang­folge: Haupt- und Ersatz­bevoll­mächtigte

Eine weitere Möglich­keit ist die Fest­legung einer Rang­folge unter Ihren Bevoll­mächtigten:

  • Eine Person wird als Haupt­bevoll­mächtigte:r benannt
  • Andere Personen werden als Ersatz­bevoll­mächtigte eingesetzt

Achtung bei der Gestal­tung: Eine solche Rang­folge sollte nur im Innen­verhältnis (also in der Absprache zwischen Ihnen und den Bevoll­mächtigten) festgelegt werden. Im Außen­verhältnis (gegenüber Dritten wie Banken oder Ärzten) sollten alle Bevoll­mächtigten gleich­rangig handeln können, sonst müsste der Ersatz­bevoll­mächtigte erst nach­weisen, dass der Haupt­bevoll­mächtigte verhindert ist. Dies kann in der Praxis zu erheb­lichen Schwierig­keiten führen[1][3].

Aufteilung nach Aufgaben­bereichen

Sie können Ihre Bevoll­mächtigten auch nach Aufgaben­bereichen einteilen:

  • Person A erhält die Vollmacht für Gesund­heits­entscheidungen
  • Person B wird für Vermögens­angelegenheiten bevoll­mächtigt
  • Person C kümmert sich um Wohnungs­angelegenheiten

Diese Lösung kann sinnvoll sein, wenn Ihre Vertrauens­personen unter­schiedliche Stärken haben. Eine Person kennt sich vielleicht gut mit Finanz­fragen aus, während eine andere im medizi­nischen Bereich arbeitet[6].

Worauf Sie bei mehreren Bevoll­mächtigten achten sollten

Klare Regeln im Innen- und Außen­verhältnis

Für eine gut funktionierende Vorsorge­vollmacht mit mehreren Bevoll­mächtigten ist die Unter­scheidung zwischen Innen- und Außen­verhältnis wichtig:

Außen­verhältnis: Dies betrifft die Beziehung der Bevoll­mächtigten zu Dritten (Ärzt:innen, Banken, Behörden, etc.). Hier sollten möglichst wenige Ein­schränkungen gelten, damit Ihre Bevoll­mächtigten handlungs­fähig bleiben[1].

Innen­verhältnis: Dies regelt das Verhältnis zwischen Ihnen und Ihren Bevoll­mächtigten. Hier können Sie detail­lierte Anwei­sungen geben, etwa zur Rang­folge oder zur gegen­seitigen Absprache[1].

Wechsel­seitiger Vollmachts­widerruf sollte ausge­schlossen werden

Wichtig: Schließen Sie aus, dass Bevoll­mächtigte sich gegen­seitig die Vollmacht entziehen können. Ansonsten könnte ein:e Bevoll­mächtigte:r die Vollmacht der anderen wider­rufen und sich so zum allei­nigen Bevoll­mächtigten machen. Dies wider­spricht in der Regel Ihrem Wunsch nach mehreren Bevoll­mächtigten und wurde auch von Gerichten entschieden[4].

Praktische Überlegungen zur Auswahl

Bei der Auswahl mehrerer Bevoll­mächtigter sollten Sie auch folgende Aspekte bedenken:

  • Wohnort­nähe: Minde­stens ein:e Bevoll­mächtigte:r sollte in Ihrer Nähe wohnen, um schnell handeln zu können[8].
  • Persönliche Beziehungen: Achten Sie darauf, dass die Bevoll­mächtigten mitein­ander aus­kommen und Konflikte vermeiden können[3][10].
  • Verfüg­barkeit: Berück­sichtigen Sie die zeitlichen Möglich­keiten Ihrer Bevoll­mächtigten.
  • Absolutes Vertrauen: Bei allen gewählten Personen sollte unein­geschränktes Vertrauen bestehen[10].

Alles richtig dokumen­tieren lassen

Eine Vorsorge­vollmacht für mehrere Personen muss sorg­fältig formuliert werden, um Missver­ständnisse zu vermeiden. Eine notarielle Beur­kundung bietet zusätz­liche Sicher­heit und sorgt für Rechts­sicherheit[13].

Vorteile der notariellen Beurkundung:

  • Identitäts­prüfung aller Beteiligten
  • Rechts­beratung zu allen Details
  • Höhere Akzeptanz bei Banken und Behörden
  • Prüfung der Geschäfts­fähigkeit zum Zeitpunkt der Erstellung

Ein Notar kann auch helfen, die komplexen Regelungen bei mehreren Bevoll­mächtigten juristisch einwand­frei zu formulieren.

Fazit: Mehr Sicher­heit durch mehrere Bevoll­mächtigte

Eine Vorsorge­vollmacht mit mehreren Bevoll­mächtigten bietet Ihnen:

  • Mehr Sicherheit durch gegen­seitige Kontrolle
  • Höhere Verfüg­barkeit, da immer jemand einspringen kann
  • Verteilung der Verant­wortung auf mehrere Schultern
  • Fach­liche Kompe­tenz in verschie­denen Bereichen

Gleich­zeitig erfordert sie eine gute Planung und klare Regeln. Mit einer sorg­fältigen Gestal­tung können Sie sicher sein, dass Ihre Wünsche auch dann umge­setzt werden, wenn Sie selbst nicht mehr entscheiden können.

Sprechen Sie mit Ihren poten­ziellen Bevoll­mächtigten und klären Sie alle Fragen im Vorfeld. Eine offene Kom­munika­tion hilft, Miss­verständ­nisse zu vermeiden und schafft Klarheit für alle Beteiligten[8].