Dürfen Bevollmächtigte mit einer Vorsorgevollmacht den Vollmachtgeber gegenüber Versicherungen vertreten?
Mit einer Vorsorgevollmacht können Sie eine Vertrauensperson schriftlich bevollmächtigen, Sie gegenüber Versicherungen zu vertreten - etwa für Vertragsabschlüsse, Schadensmeldungen oder Kündigungen. Die Vollmacht sollte genau formuliert sein und die Versicherungsangelegenheiten ausdrücklich nennen. So vermeiden Sie eine gerichtlich bestellte Betreuung und sichern Ihre Ansprüche, wenn Sie selbst nicht mehr handeln können.
- Was eine Vorsorgevollmacht bei Versicherungsangelegenheiten bewirkt
- Rechtliche Grundlagen für die Vertretung bei Versicherungen
- Was Sie bei der Formulierung beachten sollten
- Vorteile einer Vorsorgevollmacht für Versicherungsangelegenheiten
- Praktische Beispiele aus dem Alltag
- Mögliche Probleme und wie Sie diese vermeiden
- Checkliste: Vorsorgevollmacht für Versicherungsangelegenheiten
- Fazit: Vorsorge schafft Sicherheit
Mit einer Vorsorgevollmacht können Sie eine Vertrauensperson bevollmächtigen, Sie gegenüber Versicherungen zu vertreten. Diese Vollmacht ermöglicht es dem Bevollmächtigten, in Ihrem Namen zu handeln, wenn Sie selbst dazu nicht mehr in der Lage sind - sei es durch Krankheit, Unfall oder altersbedingte Einschränkungen.
Was eine Vorsorgevollmacht bei Versicherungsangelegenheiten bewirkt
Eine Vorsorgevollmacht ist ein rechtliches Dokument, mit dem Sie festlegen, wer Sie vertreten darf, wenn Sie selbst nicht mehr entscheiden können. Für Versicherungsangelegenheiten bedeutet dies konkret:
- Ihr:e Bevollmächtigte:r kann Ansprüche aus Versicherungsverträgen geltend machen
- Die Person kann neue Versicherungsverträge abschließen oder bestehende kündigen
- Sie kann Schadensmeldungen einreichen und den Schriftwechsel mit Versicherungen führen
- Auch die Änderung von Vertragsbedingungen ist möglich
Bei der Erstellung der Vorsorgevollmacht können Sie genau festlegen, welche Befugnisse Ihr:e Bevollmächtigte:r haben soll.
Rechtliche Grundlagen für die Vertretung bei Versicherungen
Die gesetzliche Basis für die Vertretung durch eine Vorsorgevollmacht ergibt sich aus dem Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB). Dabei gilt:
- Eine Vorsorgevollmacht kann ausdrücklich die Vertretung gegenüber Versicherungen beinhalten[13].
- Im Formular des Bundesministeriums der Justiz gibt es einen eigenen Punkt für “Behörden, Versicherungen, Renten- und Sozialleistungsträger”[13].
- Der Bevollmächtigte wird zum “Vertreter im Willen” - er entscheidet an Ihrer Stelle[9].
Wichtig zu wissen: Anders als oft angenommen, gibt es keine automatische Vertretungsbefugnis für Ehepartner:innen oder nahe Angehörige bei Versicherungsangelegenheiten[5]. Seit 2023 existiert zwar ein Ehegattennotvertretungsrecht, dieses ist jedoch auf sechs Monate beschränkt und betrifft nur medizinische Versorgung[19].
Was Sie bei der Formulierung beachten sollten
Damit die Vorsorgevollmacht von Versicherungen akzeptiert wird, sollten Sie auf Folgendes achten:
- Ausdrückliche Erwähnung der Versicherungsangelegenheiten in der Vollmacht
- Die Vollmacht sollte schriftlich verfasst sein[5]
- Ihre Original-Unterschrift muss auf dem Dokument stehen[5]
- Eine notarielle Beglaubigung ist bei Versicherungsangelegenheiten nicht zwingend erforderlich, aber empfehlenswert für die Akzeptanz bei Versicherungen[11]
Ein Mustertext könnte lauten: “Mein:e Bevollmächtigte:r ist befugt, mich in allen Versicherungsangelegenheiten zu vertreten. Dies schließt das Recht ein, Versicherungsverträge abzuschließen, zu ändern oder zu kündigen, Leistungen aus Versicherungsverträgen geltend zu machen und entgegenzunehmen sowie den gesamten Schriftverkehr mit Versicherungen zu führen.”
Vorteile einer Vorsorgevollmacht für Versicherungsangelegenheiten
Eine spezifische Vollmacht für Versicherungsangelegenheiten bietet mehrere Vorteile:
Praktische Beispiele aus dem Alltag
Beispiel 1: Krankenversicherung
Maria erleidet einen Schlaganfall und kann vorübergehend nicht kommunizieren. Dank der Vorsorgevollmacht kann ihr Sohn Thomas die notwendigen Formulare bei der Krankenversicherung einreichen, um Leistungen wie häusliche Krankenpflege zu beantragen.
Beispiel 2: Schadensmeldung bei der Hausratversicherung
Nach einem Wasserschaden in der Wohnung des demenzkranken Herrn Fischer kann seine bevollmächtigte Tochter den Schaden bei der Versicherung melden und die Regulierung abwickeln.
Mögliche Probleme und wie Sie diese vermeiden
Trotz Vorsorgevollmacht kann es zu Schwierigkeiten kommen:
-
Viele Versicherungen haben eigene Formulare
Lösung: Erkundigen Sie sich vorab bei Ihren Versicherungen, ob zusätzliche spezifische Vollmachten erforderlich sind. -
Nachweis der Gültigkeit der Vollmacht
Lösung: Hinterlegen Sie eine Kopie der Vorsorgevollmacht direkt bei Ihren Versicherungen. -
Akzeptanzprobleme bei komplexen Fällen
Lösung: Erwägen Sie für wichtige Versicherungsangelegenheiten eine notarielle Beurkundung der Vollmacht.
Checkliste: Vorsorgevollmacht für Versicherungsangelegenheiten
- [ ] Vertrauensperson als Bevollmächtigte:n auswählen
- [ ] Schriftliche Vollmacht erstellen mit ausdrücklicher Erwähnung von Versicherungsangelegenheiten
- [ ] Eigenhändig unterschreiben
- [ ] Ggf. notariell beglaubigen lassen
- [ ] Kopien bei wichtigen Versicherungen hinterlegen
- [ ] Original an sicherem, aber zugänglichem Ort aufbewahren
- [ ] Bevollmächtigte Person über den Aufbewahrungsort informieren
- [ ] Ggf. im Zentralen Vorsorgeregister registrieren lassen
Fazit: Vorsorge schafft Sicherheit
Eine Vorsorgevollmacht, die Versicherungsangelegenheiten einschließt, ist ein sinnvolles Instrument, um sicherzustellen, dass Ihre Ansprüche auch dann gewahrt werden, wenn Sie selbst nicht mehr handeln können. Die frühzeitige Regelung dieser Angelegenheiten gibt Ihnen und Ihren Angehörigen Sicherheit und vermeidet Probleme im Ernstfall.
Wer keine Vorsorgevollmacht erstellt, riskiert, dass im Bedarfsfall ein Betreuungsgericht eine fremde Person als rechtlichen Betreuer bestellt[5]. Durch eine gut formulierte Vorsorgevollmacht behalten Sie die Kontrolle darüber, wer Ihre Interessen vertritt.