Sollte Vormund oder Treuhänder die Finanzen verwalten?
Ob der Vormund die Finanzen verwalten sollte oder ein separater Treuhänder sinnvoll ist, hängt von der Komplexität des Vermögens, den Fachkenntnissen des Vormunds und möglichen testamentarischen Vorgaben ab. Für kleinere Vermögen reicht die Verwaltung durch den Vormund oft aus, während bei größeren oder komplexen Vermögen ein Treuhänder mit Fachwissen Vorteile bietet. Wichtig ist immer, dass das Wohl der betreuten Person im Mittelpunkt steht und klare Zuständigkeiten definiert werden.
- Was unterscheidet Vormund und Treuhänder?
- Rechtliche Grundlagen zur Vermögensverwaltung durch Vormünder
- Wann ist ein separater Treuhänder sinnvoll?
- Vorteile und Nachteile eines separaten Treuhänders
- Praktische Aspekte bei der Entscheidungsfindung
- Checkliste: Vormund oder separater Treuhänder?
- Handlungsempfehlungen
Die Frage, ob ein Vormund auch die Finanzen der zu betreuenden Person verwalten oder ob hierfür ein separater Treuhänder eingesetzt werden sollte, beschäftigt viele Menschen in Verantwortungspositionen. Diese Entscheidung ist nicht nur eine Frage der Effizienz, sondern betrifft auch den Schutz der betroffenen Person und ihres Vermögens.
Was unterscheidet Vormund und Treuhänder?
Bevor Sie eine Entscheidung treffen können, ist es hilfreich, die Rollen klar voneinander abzugrenzen:
Ein Vormund ist eine Person, die für Minderjährige oder nicht geschäftsfähige Personen die gesetzliche Vertretung übernimmt. Der Vormund wird durch das Familiengericht bestellt und hat das Recht und die Pflicht, für die Person und das Vermögen des Mündels zu sorgen[4]. Dies schließt grundsätzlich auch die Vermögensverwaltung ein.
Ein Treuhänder hingegen verwaltet gezielt Rechte und Vermögen einer anderen Person im Rahmen eines Treuhandvertrags[6]. Er handelt im Interesse des Treugebers und ist durch vertragliche Regelungen in seinen Befugnissen eingeschränkt.
Rechtliche Grundlagen zur Vermögensverwaltung durch Vormünder
Ein Vormund ist gesetzlich verpflichtet, das Vermögen des Mündels zu dessen Wohl zu verwalten. Dabei muss er wirtschaftliche Grundsätze beachten und die wachsenden Bedürfnisse des Mündels zu selbstständigem und verantwortungsbewusstem Handeln berücksichtigen[8].
Wichtig zu wissen: Für besonders weitreichende rechtliche Erklärungen und Verfügungen benötigt der Vormund eine Genehmigung des Familiengerichts[8]. Das Gericht unterstützt, berät und beaufsichtigt den Vormund in seiner Tätigkeit.
Wann ist ein separater Treuhänder sinnvoll?
Die Entscheidung für einen separaten Treuhänder hängt von verschiedenen Faktoren ab:
Umfang und Komplexität des Vermögens
Bei großem oder komplexem Vermögen kann eine Trennung der Aufgaben sinnvoll sein. Ein spezialisierter Treuhänder - etwa ein:e Rechtsanwält:in, Steuerberater:in oder eine Treuhandgesellschaft - verfügt häufig über besondere Fachkenntnisse in der Vermögensverwaltung[2].
Persönliche Kompetenzen des Vormunds
Nicht jede Person, die als Vormund gut geeignet ist, bringt auch das nötige Wissen für eine fachgerechte Vermögensverwaltung mit. Besonders bei umfangreichen finanziellen Angelegenheiten kann die Bestellung eines separaten Treuhänders zum Vorteil des Mündels sein.
Testamentarische Vorgaben
Manchmal haben Eltern in ihrem [Testament]((/ratgeber/testament/testament-grundlagen/was-ist-ein-testament) festgelegt, wie das Vermögen ihrer Kinder verwaltet werden soll. Dies kann die Bestellung eines separaten Vermögensverwalters oder Testamentsvollstreckers beinhalten[3].
Vorteile und Nachteile eines separaten Treuhänders
Vorteile:
- Spezialisierte Fachkenntnisse: Treuhänder verfügen oft über besondere Expertise in Finanz- und Vermögensfragen
- Entlastung des Vormunds: Der Vormund kann sich auf die persönliche Betreuung konzentrieren
- Kontrollfunktion: Die Trennung von Vormundschaft und Vermögensverwaltung schafft eine zusätzliche Kontrollinstanz
- Optimierung der Vermögensentwicklung: Fachmännische Verwaltung kann zu besseren finanziellen Ergebnissen führen
Nachteile:
- Zusätzliche Kosten: Die Beauftragung eines professionellen Treuhänders verursacht Kosten
- Kommunikationsaufwand: Abstimmung zwischen Vormund und Treuhänder erfordert Zeit und klare Strukturen
- Mögliche Interessenskonflikte: Bei unterschiedlichen Ansichten zur Vermögensverwendung können Konflikte entstehen
Praktische Aspekte bei der Entscheidungsfindung
Getrennte Kontoführung
Grundprinzip: Unabhängig davon, ob ein separater Treuhänder bestellt wird, gilt: Das Vermögen des Mündels muss immer getrennt vom Vermögen des Vormunds geführt werden[2].
Ein Treuhandkonto kann hierfür eine geeignete Lösung sein. Dabei handelt es sich um eine spezielle Kontoart, bei der Kontoinhaber und Eigentümer des Geldes verschiedene Personen sind[12].
Aufgabenteilung und Zuständigkeiten
Falls Sie sich für einen separaten Treuhänder entscheiden, sollten die Aufgaben und Verantwortlichkeiten klar definiert werden:
- Wer trifft welche finanziellen Entscheidungen?
- Wie erfolgt die Abstimmung über größere Ausgaben?
- Welche Berichtspflichten bestehen gegenüber dem Familiengericht?
Checkliste: Vormund oder separater Treuhänder?
Folgende Fragen können Ihnen bei der Entscheidung helfen:
- [ ] Wie umfangreich und komplex ist das zu verwaltende Vermögen?
- [ ] Verfügt der Vormund über ausreichende Kenntnisse in Finanzfragen?
- [ ] Gibt es testamentarische Vorgaben der Eltern?
- [ ] Handelt es sich um langfristige Vermögenswerte (Immobilien, Unternehmensbeteiligungen)?
- [ ] Wie hoch ist der zeitliche Aufwand für die Vermögensverwaltung?
- [ ] Stehen die Kosten für einen professionellen Treuhänder in einem angemessenen Verhältnis zum Nutzen?
Handlungsempfehlungen
Grundsätzlich gilt: Bei kleineren Vermögen und überschaubaren finanziellen Verhältnissen ist die Vermögensverwaltung durch den Vormund oft ausreichend und kostengünstiger.
Bei größeren Vermögen oder komplexen finanziellen Strukturen kann die Bestellung eines separaten Treuhänders vorteilhaft sein. Dies gilt besonders, wenn:
- spezielle Fachkenntnisse erforderlich sind
- der zeitliche Aufwand für den Vormund zu groß wäre
- besondere Anforderungen an die Vermögenserhaltung bestehen
Tipp für ehrenamtliche Vormünder: Suchen Sie Rat bei der Fachstelle für Vormundschaften des Jugendamtes. Diese bietet kostenlose Beratung und Unterstützung in Vermögensfragen an.
Denken Sie an die Kontrolle: Selbst wenn ein separater Treuhänder bestellt wird, bleibt das Familiengericht die übergeordnete Kontrollinstanz. Dies gibt zusätzliche Sicherheit für das Mündel[3].
Bei minderjährigen Kindern haben die Eltern die Möglichkeit, in ihrem Testament einen Testamentsvollstrecker zu benennen, der das Erbe bis zu einem bestimmten Alter (z.B. 25 Jahre) verwaltet. So können Sie verhindern, dass ein junger Erwachsener das Erbe leichtfertig ausgibt[3].
Unabhängig davon, für welche Lösung Sie sich entscheiden: Im Mittelpunkt steht immer das Wohl der betreuten Person. Die Vermögensverwaltung muss darauf ausgerichtet sein, das Vermögen zu schützen und zu erhalten, damit es der betroffenen Person auch langfristig zugutekommt.