Müssen professionelle Treuhänder spezielle Zulassungen haben?
Professionelle Treuhänder:innen, wie Banken oder spezialisierte Treuhandgesellschaften, benötigen in Deutschland spezielle Zulassungen und unterliegen strengen regulatorischen Anforderungen, die von der BaFin überwacht werden. Dazu zählen Nachweise über Qualifikation, Zuverlässigkeit und Haftpflichtversicherung sowie die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben, insbesondere bei der Vermögensverwaltung. Diese Maßnahmen dienen dem Schutz der Kund:innen und der Stabilität des Finanzsystems.
- Was genau ist ein Treuhänder und was macht er?
- Regulatorische Grundlagen für professionelle Treuhänder
- Der Weg zur Zulassung als professioneller Treuhänder
- Besondere Anforderungen an Treuhandkonten
- Aufsicht und Kontrolle in der Praxis
- Aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen
- Praktische Tipps für die Auswahl eines professionellen Treuhänders
- Fazit: Hohe Anforderungen für mehr Sicherheit
Professionelle Treuhänder und ihre Zulassungen: Was Sie wissen sollten
Treuhänderische Tätigkeiten sind mit großer Verantwortung verbunden. Wer fremde Vermögenswerte verwaltet, unterliegt in Deutschland und der EU strengen Regeln. Besonders für professionelle Treuhänder wie Banken, spezialisierte Treuhandgesellschaften und Verwahrstellen gelten umfassende Zulassungsanforderungen und aufsichtsrechtliche Vorgaben. Dieser Artikel erklärt Ihnen die wichtigsten Punkte.
Was genau ist ein Treuhänder und was macht er?
Ein Treuhänder oder eine Treuhänderin ist eine natürliche oder juristische Person, die im Auftrag anderer Vermögenswerte verwaltet oder bestimmte Rechtsgeschäfte übernimmt. Diese Aufgabe beinhaltet:
- Verwaltung von Vermögenswerten im Interesse der begünstigten Person
- Sicherstellung, dass anvertraute Gelder sachgerecht verwendet werden
- Einhaltung von gesetzlichen Bestimmungen und vertraglichen Vereinbarungen
Je nach Einsatzgebiet kann es sich um Bankinstitute, spezialisierte Treuhandgesellschaften oder Einzelpersonen mit entsprechender Qualifikation handeln.
Regulatorische Grundlagen für professionelle Treuhänder
Die regulatorischen Anforderungen an Treuhänder:innen unterscheiden sich je nach Land und Tätigkeitsbereich erheblich. In Deutschland gilt:
Für Banken als Treuhänder
Banken, die treuhänderische Aufgaben übernehmen, unterliegen dem Kreditwesengesetz (KWG) und werden durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) sowie die Deutsche Bundesbank beaufsichtigt[7]. Die Bankenaufsicht achtet besonders darauf, dass:
- die Sicherheit der anvertrauten Vermögenswerte gewährleistet ist
- Bankgeschäfte ordnungsgemäß durchgeführt werden
- keine Nachteile für die Gesamtwirtschaft entstehen können
Ab dem 1. Januar 2025 tritt zudem das neue EU-Bankenpaket (CRR III/CRD VI) in Kraft, das die Bankenregulierung weiter stärkt[1]. Dieses Paket enthält verschärfte Eigenkapitalvorschriften und neue Regeln für Umwelt-, Sozial- und Governance-Risiken.
Für spezialisierte Treuhänder und Treuhandgesellschaften
Spezialisierte Treuhänder:innen benötigen in Deutschland eine behördliche Zulassung. Die genauen Anforderungen hängen vom jeweiligen Tätigkeitsfeld ab. Generell gilt jedoch:
- Berufliche Qualifikation ist nachzuweisen (oft durch spezifische Ausbildungen und Prüfungen)
- Vertrauenswürdigkeit muss gegeben sein
- Eine Haftpflichtversicherung ist vorzuhalten
Für Verwahrstellen bei Investmentfonds
Besonders strenge Regeln gelten für Treuhänder, die als Verwahrstellen für Investmentvermögen tätig sind. Gemäß § 80 Absatz 3 des Kapitalanlagegesetzbuchs (KAGB) müssen sie spezielle Anforderungen erfüllen[4]:
- Sie benötigen eine Genehmigung der BaFin
- Sie müssen besondere fachliche Eignung und persönliche Zuverlässigkeit nachweisen
- Ihre Aufgaben umfassen nicht nur die Verwahrung von Vermögensgegenständen, sondern auch wichtige Kontrollfunktionen
Der Weg zur Zulassung als professioneller Treuhänder
Wer als professioneller Treuhänder tätig werden möchte, muss ein strukturiertes Zulassungsverfahren durchlaufen:
- Antragstellung bei der zuständigen Aufsichtsbehörde (meist BaFin)
- Einreichung umfangreicher Nachweise über Qualifikation, Berufserfahrung und Zuverlässigkeit
- Prüfung durch die Behörde (kann mehrere Wochen oder Monate dauern)
- Bewilligung (oft unter Auflagen oder Bedingungen)
Wichtig: Die erteilte Bewilligung ist höchstpersönlich und nicht auf Dritte übertragbar[2]. Nach der Zulassung unterliegen Treuhänder:innen einer kontinuierlichen Aufsicht.
Besondere Anforderungen an Treuhandkonten
Ein zentraler Aspekt der treuhänderischen Tätigkeit ist der Umgang mit Treuhandkonten. Hier gibt es mit den MaRisk-ZAG & BTO 1 besondere Anforderungen[3]:
- Standardisierte Verfahren für die Einrichtung und Verwaltung der Konten
- Strikte Zugangskontrolle: Nur unbedingt notwendige Personen dürfen Zugang haben
- Separate Verwaltungs- und Kontenabstimmungsprozesse außerhalb des operativen Geschäftsbereichs
- Insolvenzrechtliche Absicherung zum Schutz der anvertrauten Gelder
Aktuell findet ein Wandel statt: Aus klassischen Treuhandkonten werden zunehmend “gesonderte Konten”, was Auswirkungen auf die Einlagensicherung haben kann[8].
Aufsicht und Kontrolle in der Praxis
Die Aufsichtsbehörden (in Deutschland vor allem die BaFin) überwachen kontinuierlich, ob Treuhänder:innen die gesetzlichen Anforderungen einhalten:
- Sie prüfen die dauernde Einhaltung der Bewilligungsvoraussetzungen
- Bei Verdachtsgründen können sie Aufsichtsverfahren einleiten
- Sie sind befugt, Vor-Ort-Kontrollen in den Geschäftsräumen durchzuführen
- Bei Verstößen können sie Maßnahmen ergreifen bis hin zum Widerruf der Bewilligung[5]
Aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen
Die Anforderungen an professionelle Treuhänder:innen entwickeln sich ständig weiter. Aktuelle Schwerpunkte sind:
EU-Bankenpaket (CRR III/CRD VI)
Ab Januar 2025 gelten neue Regeln für Banken, die auch treuhänderische Tätigkeiten betreffen:
- Berücksichtigung von Umwelt-, Sozial- und Governance-Risiken
- Stärkung der Bankenaufsicht
- Verschärfung der Governance-Vorgaben[1]
Digitalisierung und Technologierisiken
Treuhänder:innen müssen zunehmend auf technologische Entwicklungen reagieren:
- Implementierung von Maßnahmen zur Cybersicherheit
- Anpassung an neue Datenschutzanforderungen
- Einhaltung der Vorgaben zur betrieblichen Widerstandsfähigkeit (DORA)[6]
Praktische Tipps für die Auswahl eines professionellen Treuhänders
Wenn Sie eine:n professionelle:n Treuhänder:in benötigen, sollten Sie auf folgende Punkte achten:
- Prüfen Sie die Zulassung: Ist die Person oder Institution bei der zuständigen Aufsichtsbehörde registriert?
- Achten Sie auf Erfahrung: Wie lange ist der Treuhänder oder die Treuhänderin bereits tätig? Welche Referenzen gibt es?
- Hinterfragen Sie Haftung und Versicherung: Besteht ausreichender Versicherungsschutz für potenzielle Schäden?
- Transparente Kostenstruktur: Werden alle Gebühren und Kosten klar kommuniziert?
- Spezialisierung beachten: Hat der Treuhänder oder die Treuhänderin Erfahrung in Ihrem spezifischen Anliegen?
Fazit: Hohe Anforderungen für mehr Sicherheit
Die strengen Zulassungsanforderungen und regulatorischen Vorgaben für professionelle Treuhänder:innen dienen dem Schutz der Anleger:innen und der Stabilität des Finanzsystems. Die kontinuierliche Weiterentwicklung der Regeln - etwa durch das neue EU-Bankenpaket - unterstreicht die Bedeutung dieser Schutzfunktion.
Wer treuhänderische Dienstleistungen in Anspruch nimmt, sollte stets auf ordnungsgemäße Zulassungen und Qualifikationen achten. Im Zweifelsfall können Sie bei der BaFin oder anderen Aufsichtsbehörden nachfragen, ob ein bestimmter Treuhänder oder eine Treuhänderin die notwendigen Bewilligungen besitzt.