Wie reduzieren Schenkungen zu Lebzeiten die spätere Erbschaftssteuerlast?

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Zusammenfassung

Schenkungen zu Lebzeiten reduzieren die Erbschaftssteuer, indem Freibeträge alle zehn Jahre erneut genutzt werden können. Durch frühzeitige und strategische Vermögensübertragungen, wie regelmäßige Schenkungen oder die Verteilung auf mehrere Personen, lässt sich die Steuerlast erheblich senken. Eine professionelle Beratung hilft, die individuellen Möglichkeiten optimal auszuschöpfen.

Durch rechtzeitige und gut geplante Schenkungen können Sie die späteren Erbschafts­steuern erheblich reduzieren. Der Gesetzgeber ermöglicht es, mit klugen Strategien Vermögen steuer­günstig an die nächste Generation zu übergeben. Gerade bei größeren Vermögens­werten lohnt es sich, frühzeitig zu handeln - wir zeigen Ihnen, wie das geht.

Die Grundlagen: Freibeträge bei Erbschaften und Schenkungen

Bei der Übergabe von Vermögen spielt der Verwandtschafts­grad eine entscheidende Rolle. Je näher die verwandtschaftliche Beziehung, desto höher der Freibetrag. Für Schenkungen gelten dieselben Freibeträge wie für Erbschaften[3][5]. Im Einzelnen bedeutet das:

  • Ehepartner und eingetragene Lebens­partner:innen: 500.000 Euro[3]
  • Kinder und Stiefkinder: 400.000 Euro[3][4]
  • Enkelkinder, deren Eltern noch leben: 200.000 Euro[3]
  • Urenkel: 100.000 Euro[3]
  • Andere Personen (Eltern, Großeltern, Geschwister, Nichten, Neffen, etc.): 20.000 Euro[3]

Der große Unterschied: Bei Schenkungen können diese Freibeträge alle zehn Jahre erneut genutzt werden[3][4]. Dies ist der entscheidende Vorteil gegenüber der einmaligen Erbschaft.

Warum Schenkungen zu Lebzeiten die Erbschafts­steuer reduzieren

Die geschickte Nutzung von Schenkungen bietet mehrere Vorteile:

1. Mehrfache Nutzung der Freibeträge

Der 10-Jahres-Zeitraum ist der Schlüssel zur Steuer­ersparnis. Während Sie bei einer Erbschaft den Freibetrag nur einmal nutzen können, dürfen Sie bei Schenkungen alle zehn Jahre den vollen Freibetrag erneut ausschöpfen[3][4]. So können über mehrere Jahrzehnte beträchtliche Vermögenswerte steuerfrei übertragen werden.

2. Verteilung des Vermögens auf mehrere Personen

Mit frühzeitigen Schenkungen können Sie Ihr Vermögen auf verschiedene Empfänger:innen verteilen und dadurch die individuellen Freibeträge optimal nutzen[6]. Statt alles einer Person zu hinterlassen, lässt sich durch die Aufteilung ein Großteil der Steuerlast vermeiden.

3. Reduzierung des steuer­pflichtigen Nachlasses

Jede Schenkung zu Lebzeiten verringert den späteren Nachlass und damit die potenzielle Erbschaftssteuer­belastung[6]. Ein kleinerer Nachlass bedeutet in der Regel auch niedrigere Steuersätze für die verbliebenen Vermögens­werte.

Wirksame Strategien zur Steuer­optimierung durch Schenkungen

Die vorweggenommene Erbfolge nutzen

Bei der vorweg­genommenen Erbfolge übertragen Sie als (zukünftiger) Erblasser Vermögens­werte bereits zu Lebzeiten an Ihre (zukünftigen) Erb:innen[2]. Ein Beispiel zeigt, wie effektiv diese Methode sein kann:

Beispiel: Ein Vater möchte seiner Tochter ein Haus im Wert von 800.000 Euro übertragen. Statt es zu vererben, schenkt er zunächst einen Teil des Hauses im Wert von 400.000 Euro. Diese Übertragung bleibt steuerfrei, da der Freibetrag für Kinder 400.000 Euro beträgt. Nach Ablauf von zehn Jahren überträgt er den restlichen Teil des Hauses. Auch für diese zweite Übertragung fällt keine Schenkungsteuer an. Hätte er das gesamte Haus vererbt, müsste die Tochter für den über den Freibetrag hinaus­gehenden Betrag (400.000 Euro) Erbschaftssteuer in Höhe von 60.000 Euro zahlen[2].

Regelmäßige Schenkungen im 10-Jahres-Rhythmus planen

Planen Sie Ihre Schenkungen mit langfristigem Horizont. Bei größeren Vermögen lohnt es sich, frühzeitig mit der Übertragung zu beginnen[4]. So können Sie über mehrere 10-Jahres-Zyklen hinweg erhebliche Vermögens­werte steuerfrei übertragen.

Kettenschenkungen strategisch einsetzen

Eine weitere erfolg­versprechende Methode ist die Kettenschenkung. Hierbei wird das Vermögen nicht direkt an den gewünschten Empfänger übertragen, sondern über mehrere Personen weitergegeben[6].

Diese Strategie funktioniert zum Beispiel so: Ein Elternteil schenkt Vermögen zunächst dem anderen Elternteil, der es dann an die Kinder weitergibt. Da für jede dieser Schenkungen separate Freibeträge gelten, lässt sich auf diese Weise eine größere Summe steuerfrei an die Kinder oder deren Partner:innen übertragen[6].

Besondere Steuer­befreiungen bei Schenkungen nutzen

Bestimmte Arten von Schenkungen sind teilweise oder vollständig von der Steuer befreit:

  • Hausrat einschließlich Wäsche und Kleidungs­stücke bis zu 41.000 Euro (Steuerklasse I) bzw. 12.000 Euro (Steuerklassen II und III)[7]
  • Andere bewegliche Gegenstände für Personen der Steuerklasse I bis zu 12.000 Euro[7]
  • Selbst genutzte Immobilien unter bestimmten Voraussetzungen[7]
  • Kunst- und Kultur­gegenstände unter bestimmten Umständen[7]

Diese Steuer­befreiungen sollten Sie bei Ihrer Schenkungsstrategie berücksichtigen.

Praktische Hinweise für die Umsetzung

Dokumentation und Anzeige­pflicht beachten

Jede Schenkung muss dem zuständigen Finanzamt angezeigt werden. Die Anzeige hat innerhalb von drei Monaten nach erlangter Kenntnis zu erfolgen[8]. Eine fehlende Anzeige kann als fahrlässige Steuer­hinterziehung gewertet werden[1].

Schenkungsvertrag erwägen

Bei größeren Vermögens­übertragungen ist ein Schenkungs­vertrag empfehlens­wert[5]. Dieser schafft Rechts­sicherheit für alle Beteiligten und kann zusätzliche Regelungen enthalten, etwa zum Nießbrauch.

Professionelle Beratung in Anspruch nehmen

Die Gestaltungs­möglichkeiten sind vielfältig und können komplex sein. Bei zukünftigen Erbschaften oder Schenkungen oberhalb der Freibeträge sollten Sie fachkundige Beratung in Anspruch nehmen[1]. Eine professionelle Steuerberatung kann Ihnen helfen, die für Ihre persönliche Situation optimale Strategie zu entwickeln.

Fazit: Früh planen, langfristig profitieren

Schenkungen zu Lebzeiten bieten ein erhebliches Potenzial zur Minimierung der Erbschaftssteuer. Je früher Sie mit der Planung beginnen, desto größer ist der Steuer­vorteil[4]. Mit einer durchdachten Schenkungsstrategie können Sie nicht nur Steuern sparen, sondern auch den Generations­wechsel aktiv gestalten und Ihre Nachkommen bereits zu Lebzeiten unterstützen.

Die Kombination aus regelmäßigen Schenkungen im 10-Jahres-Rhythmus, der Verteilung auf verschiedene Empfänger:innen und der Nutzung spezieller Steuer­befreiungen ermöglicht erhebliche Einsparungen. So können Sie sicherstellen, dass ein Großteil Ihres Vermögens dort ankommt, wo Sie es haben möchten - bei Ihren Angehörigen.