Wie plant man die Unternehmensnachfolge mithilfe von Trusts oder Holding-Strukturen?
Die Unternehmensnachfolge kann mithilfe von Holding-Strukturen oder Trusts strategisch und steuerlich vorteilhaft gestaltet werden. Holdings sind in Deutschland besonders geeignet, da sie Vermögensschutz, Steueroptimierung und flexible Übergabemöglichkeiten bieten. Trusts hingegen sind aufgrund rechtlicher und steuerlicher Einschränkungen in Deutschland nur bei internationalem Bezug sinnvoll, weshalb eine professionelle Beratung unverzichtbar ist.
- Warum die Nachfolgeplanung frühzeitig beginnen sollte
- Holding-Strukturen als Lösung für die Unternehmensnachfolge
- Trusts als Alternative zur klassischen Nachfolgeplanung
- Praxistipps: So planen Sie Ihre Nachfolge mit Holdings oder Trusts
- Alternativen zu Trust und Holding
- Fazit: Welche Lösung passt für Sie?
Die Übergabe eines Unternehmens an die nächste Generation oder an externe Nachfolger:innen gehört zu den größten Herausforderungen für Unternehmer:innen. In Deutschland suchen jährlich etwa 22.000 Unternehmen nach geeigneten Nachfolgelösungen[8]. Holding-Strukturen und Trusts können dabei wertvolle Instrumente sein, um diesen Übergang steuerlich optimal und nach den eigenen Wünschen zu gestalten.
Warum die Nachfolgeplanung frühzeitig beginnen sollte
Die erfolgreiche Gestaltung einer Unternehmensnachfolge braucht Zeit - meist mehrere Jahre. Eine frühzeitige Planung sichert nicht nur den Fortbestand des Unternehmens, sondern erhält auch das über Jahre aufgebaute Know-how und schützt Arbeitsplätze[8]. Fehlt eine gut durchdachte Nachfolgeregelung, drohen im Erbfall steuerliche Nachteile, Liquiditätsengpässe oder sogar die Zerschlagung des Unternehmens.
Die drei Phasen einer erfolgreichen Nachfolgegestaltung
- Analyse der aktuellen Situation: Bewertung der Unternehmenslage sowie der Vermögens- und Nachfolgesituation[1]
- Entwicklung eines Nachfolgemodells: Erarbeitung der passenden Lösung auf Basis der Analyse[1]
- Umsetzung des Modells: Konkrete rechtliche und steuerliche Gestaltung der gewählten Struktur[1]
Holding-Strukturen als Lösung für die Unternehmensnachfolge
Was ist eine Holding-Struktur?
Eine Holding ist eine Unternehmensstruktur, bei der eine Muttergesellschaft (die Holding) Anteile an Tochterunternehmen hält. Das Besondere: Die Holding selbst betreibt kein operatives Geschäft, sondern verwaltet lediglich die Beteiligungen und Vermögenswerte[2].
Vorteile einer Holding für die Nachfolgeplanung
Steueroptimierung: Ein wesentlicher Vorteil liegt in den steuerlichen Möglichkeiten. Gewinnausschüttungen von Tochtergesellschaften an die Holding sind zu 95% steuerfrei[2]. Dies ermöglicht den Aufbau von Vermögen, das später für die Nachfolge genutzt werden kann.
Vermögensschutz: Die Holding trennt das operative Geschäft von der Vermögensverwaltung. Dadurch bleibt bei finanziellen Problemen einer Tochtergesellschaft das Vermögen in der Holding geschützt[2].
Flexible Nachfolgeoptionen: Mit einer Holding können Sie verschiedene Nachfolgelösungen umsetzen:
- Weitergabe der Holding-Anteile an Familienmitglieder
- Teilweiser Verkauf von Tochtergesellschaften
- Einrichtung von Management-Buy-Out- oder Management-Buy-In-Modellen[1]
Besondere Herausforderungen bei der familieninternen Nachfolge
Bei einer familieninternen Nachfolge kann das Holding-Modell manchmal zu Komplikationen führen, besonders wenn die Holding ursprünglich für einen Unternehmensverkauf konzipiert wurde[3]. In solchen Fällen kann eine “doppelte Holding” eine Lösung darstellen, um sowohl steuerliche Vorteile zu wahren als auch eine reibungslose Übergabe innerhalb der Familie zu ermöglichen[3].
Trusts als Alternative zur klassischen Nachfolgeplanung
Was ist ein Trust?
Ein Trust ist eine Treuhandvereinbarung, die vor allem im angloamerikanischen Rechtsraum verbreitet ist. Dabei überträgt der Trustgründer (Settlor) Vermögen auf einen Treuhänder (Trustee), der dieses zugunsten von Begünstigten (Beneficiaries) verwaltet[10].
Wichtig: Das deutsche Recht kennt die Rechtsform des Trusts nicht. Trusts sind hierzulande ein “Fremdkörper”, was zu rechtlichen und steuerlichen Herausforderungen führen kann[13].
Möglichkeiten und Grenzen von Trusts für deutsche Unternehmer:innen
Für deutsche Unternehmer:innen bietet ein Trust folgende Möglichkeiten:
- Schnelle Übernahme von Nachlasswerten: Im Todesfall können Angehörige oder zuvor bestimmte Personen Vermögenswerte zügig und unter Umständen steuerbegünstigt übernehmen[6]
- Absicherung für Familienmitglieder: Beispielsweise durch Nießbrauchsrechte für Ehepartner:innen[6]
Aber Achtung: Deutsche Steuerpflichtige unterliegen strengen Einschränkungen:
- Die testamentarische Errichtung eines Trusts ist aufgrund des zwingenden deutschen Erbrechts problematisch[6]
- In Deutschland belegene Grundstücke, Beteiligungen an deutschen Personengesellschaften und Anteile an deutschen Kapitalgesellschaften können nicht wirksam auf einen Trust übertragen werden[6]
Steuerliche Einordnung von Trusts in Deutschland
Für die steuerliche Behandlung unterscheidet man zwei Arten von Trusts:
Transparente Trusts: Das Vermögen wird steuerlich weiterhin dem Gründer oder den Begünstigten zugerechnet. Es findet faktisch keine Vermögensübertragung statt[10].
Intransparente Trusts: Diese werden als eigenes Besteuerungssubjekt behandelt. Das übertragene Vermögen ist beim Trust gebunden und wird ihm steuerlich direkt zugerechnet[10].
Gestaltungsoption: Als Alternative kann die Einbringung des Vermögens in eine ausländische Kapitalgesellschaft dienen, an der dann ein Trust beteiligt ist[6].
Praxistipps: So planen Sie Ihre Nachfolge mit Holdings oder Trusts
Schritt 1: Analyse der Ausgangssituation
Beginnen Sie mit einer gründlichen Bestandsaufnahme:
- Wie ist Ihr Unternehmen aktuell strukturiert?
- Welche Vermögenswerte besitzen Sie?
- Wer kommt als Nachfolger:in in Frage?[1]
Schritt 2: Ziele definieren
Legen Sie fest, was Sie mit der Nachfolgeregelung erreichen möchten:
- Soll das Unternehmen in Familienhand bleiben?
- Möchten Sie sich eine Altersversorgung sichern?
- Wie wichtig sind steuerliche Aspekte?
Schritt 3: Nachfolgemodell entwickeln
Wählen Sie auf Basis Ihrer Ziele das passende Modell:
Für die Holding-Lösung:
- Gründung einer Holding-Gesellschaft
- Übertragung der Anteile am operativen Unternehmen
- Festlegung der Nachfolgeregelung für die Holding-Anteile
Für die Trust-Lösung (wenn anwendbar):
- Auswahl einer geeigneten Trust-Form
- Sorgfältige Ausarbeitung der Trusturkunde
- Professionelle Beratung zur steuerlichen Gestaltung[6]
Schritt 4: Rechtliche und steuerliche Gestaltung
Die konkrete Umsetzung umfasst unter anderem:
- Anpassung von Gesellschaftsverträgen
- Erstellung von Testamenten und Erbverträgen
- Gestaltung von Übergabeverträgen
- Bei Bedarf: Änderung der Rechtsform des Unternehmens[1]
Alternativen zu Trust und Holding
Neben Trusts und Holdings gibt es weitere Möglichkeiten für die Nachfolgeplanung:
Stiftungslösungen: Besonders für den dauerhaften Erhalt des Unternehmens geeignet. Je nach Ausgestaltung können Familienstiftungen oder gemeinnützige Stiftungen in Betracht kommen[4].
Klassische Erbfolge mit optimierter Struktur: Auch ohne Spezialkonstruktionen lässt sich durch kluge erbrechtliche Gestaltung eine günstige Nachfolgeregelung schaffen.
Fazit: Welche Lösung passt für Sie?
Die Wahl zwischen Holding, Trust oder anderen Nachfolgemodellen hängt von Ihrer persönlichen Situation ab. Folgende Faktoren sollten Sie berücksichtigen:
- Größe und Struktur Ihres Unternehmens
- Familiäre Konstellation
- Internationale Verbindungen
- Steuerliche Ziele
Halten Sie fest: Sowohl Holding-Strukturen als auch Trusts bieten Möglichkeiten zur optimalen Gestaltung der Unternehmensnachfolge. Während Holdings im deutschen Rechtssystem fest verankert sind, stellen Trusts für deutsche Unternehmer:innen eine Herausforderung dar und eignen sich vor allem für Fälle mit internationalem Bezug.
Eine professionelle Beratung durch Fachleute für Steuerrecht, Gesellschaftsrecht und Erbrecht ist bei der Nachfolgeplanung unerlässlich. Beginnen Sie frühzeitig - am besten 5-10 Jahre vor der geplanten Übergabe - mit den Vorbereitungen für die Nachfolge in Ihrem Unternehmen.