Wie lassen sich digitale Assets in Trusts integrieren?

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Zusammenfassung

Die Integration digitaler Assets wie Social-Media-Konten und Kryptowährungen in einen Trust ermöglicht eine strukturierte Verwaltung und Absicherung dieser Werte, auch über den Tod hinaus. Dafür sollten alle digitalen Vermögenswerte inventarisiert, rechtliche und technische Sicherheitsvorkehrungen getroffen und klare Anweisungen für Treuhänder:innen formuliert werden. Eine rechtliche Beratung ist dabei unerlässlich, um passende Strukturen wie Treuhandvereinbarungen oder Stiftungen in Deutschland zu nutzen.

In einer Zeit, in der Social-Media-Konten, Krypto­währungen und andere digitale Werte zunehmend an Bedeutung gewinnen, stellt sich für viele die Frage nach der lang­fristigen Verwaltung und Absicherung dieser Assets. Trusts bieten hier eine Möglichkeit, digitale Vermögens­werte strukturiert zu verwalten und für die Zukunft vorzusorgen.

Was sind digitale Assets und warum sollten Sie sie in einen Trust integrieren?

Digitale Assets umfassen alle Arten von elektronischen Werten und Besitztümern:

  • Social-Media-Konten (Facebook, Instagram, LinkedIn)
  • Krypto­währungen (Bitcoin, Ethereum)
  • NFTs (Non-Fungible Tokens)
  • Websites und Domains
  • Digitale Sammlungen und Medien­inhalte

Die Integration dieser Vermögens­werte in einen Trust bietet mehrere Vorteile:

  • Langfristige Verwaltung: Ein Trust kann Ihre digitalen Assets auch nach Ihrem Ableben gemäß Ihren Wünschen verwalten[9].
  • Klare Zuständigkeiten: Sie legen fest, wer Zugriff auf Ihre digitalen Werte erhält und wie damit verfahren werden soll[11].
  • Rechtssicherheit: Die Assets werden durch eine klar definierte Rechts­struktur geschützt[1].
  • Vermeidung von Zugriffs­problemen: Ohne Vorsorge könnten wichtige digitale Werte verloren gehen oder für Ange­hörige nicht zugänglich sein[9].

Rechtlicher Rahmen für digitale Assets in Deutschland

In Deutschland gelten besondere rechtliche Rahmen­bedingungen für den Umgang mit digitalen Vermögens­werten:

  • Krypto­währungen werden nicht als gesetzliches Zahlungs­mittel, sondern als Finanz­instrument oder Vermögens­wert eingestuft[2].
  • Seit April 2023 gilt der Regulierungs­rahmen für Märkte für Krypto-Assets (MiCA), der vom Europäischen Parlament verabschiedet wurde[2].
  • Die Krypto­werte­transfer­verordnung trat im Mai 2023 in Kraft und regelt die Sorgfalts­pflichten bei der Über­tragung von Krypto­werten[12].
  • In Deutschland tätige Krypto­börsen müssen eine Lizenz der BaFin besitzen und bestimmte Regeln für Krypto-Verwahrer einhalten[2].

Beachten Sie: Im deutschen Recht gibt es nicht “das eine” Trust-Recht wie in anglo­amerikanischen Rechts­systemen. Die Umsetzung erfolgt über alternative Konstrukte wie Stiftungen, Treuhand­vereinbarungen oder spezielle Gesellschafts­formen[6].

Social-Media-Konten in einem Trust verwalten

Social-Media-Konten stellen eine besondere Heraus­forderung dar, da jede Plattform unterschiedliche Regeln für den Nach­lass hat:

  • Facebook bietet die Option, ein Konto zu “memoriali­sieren” und erfordert einen Nachweis des Todes­falls, bevor Angehörige Zugriff erhalten[11].
  • Twitter und Google deaktivieren Konten auto­matisch nach mehreren Monaten der Inaktivität[11].
  • LinkedIn und Pinterest haben keine auto­matische Deaktivierung[11].

So integrieren Sie Social-Media-Konten in Ihren Trust:

  1. Erstellen Sie ein Inventar aller Ihrer Social-Media-Konten inklusive Zugangs­daten[9].
  2. Prüfen Sie die Plattform­richtlinien bezüglich Nach­lass­regelungen[9].
  3. Bestimmen Sie einen digitalen Testaments­vollstrecker, der in Ihrem Namen handeln kann[9].
  4. Dokumentieren Sie Ihre Wünsche für jedes Konto (z.B. Deaktivierung, Memoriali­sierung)[9].
  5. Hinterlegen Sie Zugangs­daten sicher im Trust (auf einem verschlüsselten Datenträger oder in einem Passwort­manager)[9].

Krypto­währungen und NFTs in einen Trust integrieren

Die Integration von Krypto­währungen und NFTs in einen Trust erfordert beson­dere Vorkehrungen:

Verwahrung und Sicherheit

  • Self-Custody-Lösung: Der Trust kann über eigene Wallets verfügen, bei denen der Treuhänder die privaten Schlüssel verwaltet[1][8].
  • Custody-Lösung: Zusammen­arbeit mit regulierten Verwahr­stellen für digitale Assets, die zusätzliche Sicherheit bieten[1][5].
  • Multi-Signatur-Wallets: Erhöhte Sicherheit durch Erfordernis mehrerer Bestätigungen für Transaktionen[1].

Risiko­management

  • Volatilität beachten: Krypto­währungen können starken Wert­schwankungen unterliegen, was im Trust-Dokument berücksichtigt werden sollte[7].
  • Klare Anweisungen für Treuhänder: Legen Sie fest, unter welchen Bedingungen Krypto-Assets gehalten, verkauft oder umgeschichtet werden sollen[7].
  • Haftungs­fragen klären: In den Trust-Dokumenten sollten Haftungs­begrenzungen für Treuhänder:innen bei Wert­verlusten festgehalten werden[7].

Praktische Schritte zur Integration digitaler Assets in einen Trust

Um Ihre digitalen Vermögens­werte erfolgreich in einen Trust zu integrieren, folgen Sie diesen Schritten:

1. Bestandsaufnahme aller digitalen Assets

  • Listen Sie alle digitalen Werte systematisch auf[9].
  • Erstellen Sie eine Übersicht mit Zugangs­daten, Passwörtern und Zwei-Faktor-Authentifi­zierungs­methoden[9].
  • Bewerten Sie den ungefähren Wert jedes digitalen Assets[13].

2. Geeignete Trust-Struktur wählen

  • Konsultieren Sie einen Rechts­beistand, der mit digitalen Assets vertraut ist[13].
  • Entscheiden Sie zwischen verschiedenen Optionen:
    • Privat­rechtliche Stiftung
    • Treuhand­vereinbarung
    • Gesellschafts­rechtliche Konstruktion[6]

3. Trust-Dokumente erstellen

  • Definieren Sie die Rollen (Treugeber, Treuhänder, Begünstigte)[6].
  • Legen Sie Verwaltungs­regeln für digitale Assets fest[7].
  • Formulieren Sie klare Anweisungen für verschiedene Szenarien[9].
  • Berücksichtigen Sie steuerliche Aspekte bei der Übertragung digitaler Assets[13].

4. Übertragung der Assets

  • Social-Media-Konten: Hinterlegen Sie Zugangs­daten und Anweisungen[9].
  • Krypto­währungen: Richten Sie spezielle Wallets für den Trust ein oder nutzen Sie Custody-Dienste[1][8].
  • NFTs und andere Token: Übertragen Sie diese in Trust-eigene Wallets[7][8].

5. Sicherheits­protokolle etablieren

  • Sichern Sie private Schlüssel mit geeigneten Methoden (Hardware-Wallets, Cold Storage)[8].
  • Etablieren Sie Notfall­zugangs­prozeduren für Treuhänder:innen[9].
  • Erstellen Sie Sicherungs­kopien aller wichtigen Informationen[9].

Besondere Sicherheits­aspekte für digitale Assets in Trusts

Die Sicherheit digitaler Assets erfordert besondere Aufmerksamkeit:

Für Krypto­währungen:

  • Verwenden Sie regulierte Anbieter wie Trust Wallet oder Banking-Lösungen von etablierten Finanz­instituten[4][5][10].
  • Beachten Sie die Geldwäsche­bekämpfungs­vorschriften (AML) und “Know Your Customer” (KYC) Anforderungen[14].
  • Prüfen Sie die Sicherheits­merkmale von Wallet-Lösungen (Verschlüsselung, Multi-Faktor-Authentifi­zierung)[8].

Für Social-Media-Konten:

  • Beachten Sie die rechtlichen Grenzen der Übertragbarkeit von Accounts[15].
  • Dokumentieren Sie Social-Proof-Faktoren, die die Authentizität der Accounts belegen[3].
  • Stellen Sie sicher, dass der Trust alle AGB der jeweiligen Plattformen einhält[15].

Checkliste für die Integration digitaler Assets in einen Trust

Inventar erstellen: Alle digitalen Assets auflisten
Plattform­richtlinien prüfen: Regeln für Nach­lass bei den jeweiligen Anbietern verstehen
Rechtliche Beratung einholen: Fachkundige Unter­stützung für Trust-Erstellung suchen
Vertrauens­würdige Treuhänder:innen bestimmen: Personen mit technischem Verständnis auswählen
Zugangs­daten sicher hinterlegen: Verschlüsselte Speicherung aller Passwörter
Klare Anweisungen formulieren: Genaue Vorgaben für verschiedene Szenarien festhalten
Sicherheits­maßnahmen implementieren: Schutz vor unbefugtem Zugriff sicherstellen
Regelmäßige Aktualisierung planen: Trust alle 1-2 Jahre überprüfen und anpassen

Digitale Assets verantwortungsvoll absichern

Die Integration digitaler Vermögens­werte in einen Trust ist ein sinnvoller Schritt, um Ihre digitale Hinter­lassenschaft zu regeln. In Deutschland fehlt zwar ein klassisches Trust-Recht wie in anglo­amerikanischen Ländern, aber es gibt alternative Möglich­keiten, ähnliche Strukturen aufzubauen.

Durch sorgfältige Planung und rechtliche Beratung können Sie sicher­stellen, dass Ihre digitalen Assets - von Social-Media-Konten bis hin zu Krypto­währungen - nach Ihren Wünschen verwaltet werden. Beginnen Sie frühzeitig mit der Planung und passen Sie Ihre Strategie regelmäßig an die sich wandelnde digitale Landschaft an.

Denken Sie daran: Ein Trust für digitale Assets ist nicht nur ein Instrument für die Nach­lass­planung, sondern bietet auch zu Lebzeiten Vorteile wie strukturierte Verwaltung und erhöhte Sicherheit für Ihre wertvollen digitalen Besitztümer.