Welche Rolle spielt ein Treuhänder und wie wird diese Person ausgewählt?

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Zusammenfassung

Ein Treuhänder verwaltet Vermögenswerte oder Rechte im Interesse eines anderen und handelt dabei stets nach den Vorgaben des Auftraggebers. Die Auswahl eines Treuhänders sollte sorgfältig erfolgen, wobei fachliche Kompetenz, Vertrauenswürdigkeit und Transparenz entscheidend sind. Ein klarer Treuhandvertrag regelt die Aufgaben und Pflichten, um die Interessen aller Beteiligten zu schützen.

Ein Treuhänder übernimmt die Ver­wal­tung von Rechten, Ver­mö­gens­wer­ten oder Sachen einer anderen Person und handelt dabei stets nach den Vor­ga­ben des Auf­trag­ge­bers. Diese Ver­trau­ens­po­si­tion ist in vielen Lebens­be­rei­chen relevant - vom pri­va­ten Ver­mö­gens­ma­nage­ment über Stif­tungs­grün­dun­gen bis hin zu In­sol­venz­ver­fah­ren. Für Sie als Be­trof­fe­ne oder An­ge­hö­ri­ge ist es ent­schei­dend zu ver­ste­hen, welche Aufgaben ein Treu­hän­der über­nimmt und wie Sie die richtige Person für Ihre Be­dürf­nis­se finden.

Was genau macht ein Treuhänder?

Ein Treuhänder ist eine Person oder Or­ga­ni­sa­ti­on, die im Rahmen eines Treuhand­verhältnisses rechtlich befugt ist, Ver­mö­gens­wer­te oder Rechte im Interesse eines Be­güns­tig­ten oder Auf­trag­ge­bers (Treu­ge­ber) zu ver­wal­ten[5]. Das Beson­de­re daran: Der Treu­hän­der agiert immer auf fremde Rechnung und darf die ihm über­tra­ge­nen Werte niemals zu seinem eigenen Vorteil nutzen[1][3].

Grund­prin­zip der Treu­hand­schaft: Bei einem Treuhand­verhältnis werden Rechte oder Ver­mö­gens­wer­te an den Treu­hän­der über­tra­gen, der diese nach fest­ge­leg­ten Regeln ver­wal­tet. Dabei gibt es ein Innen­verhältnis (zwischen Treu­ge­ber und Treu­hän­der) und ein Außen­verhältnis (wie der Treu­hän­der gegen­über Dritten auftritt)[3].

Kernaufgaben eines Treuhänders:

  • Ver­wal­tung von Ver­mö­gens­wer­ten nach den Vor­ga­ben des Treu­ge­bers
  • Wahrung der In­te­res­sen des Treu­ge­bers und/oder der be­güns­tig­ten Personen
  • Ver­tre­tung der Rechte des Treu­ge­bers gegen­über Dritten
  • Sorg­fäl­ti­ge und ver­ant­wor­tungs­vol­le Be­hand­lung des an­ver­trau­ten Ver­mö­gens[5]

Einsatzbereiche von Treuhändern

Treu­hän­der kommen in ver­schie­de­nen Bereichen zum Einsatz, je nach Ihren per­sön­li­chen oder ge­schäft­li­chen Bedürf­nis­sen.

Im privaten Bereich

Als Pri­vat­per­son können Sie einen Treu­hän­der be­auf­tra­gen, wenn Sie:

  • Ver­mö­gen für un­mün­di­ge Kinder ver­wal­ten lassen möchten[1]
  • Eine Treu­hand­stif­tung gründen wollen[2][6]
  • Ver­mö­gens­wer­te für Dritte sichern möchten
  • Ein Treu­hand­kon­to ein­rich­ten, bei dem Konto­in­ha­ber und Eigen­tü­mer der Einlage unter­schied­lich sind[1]

Im Geschäftsleben und bei Transaktionen

Notare als Treu­hän­der: Bei Im­mo­bi­li­en­käu­fen fungiert häufig ein Notar als Treu­hän­der. Über ein No­tar­an­der­kon­to wickelt er den Kauf­preis ab und gibt diesen erst frei, wenn der Ver­käu­fer alle Be­din­gun­gen erfüllt hat[1].

Weitere Bereiche im Ge­schäfts­le­ben:

  • Un­ter­neh­mens­grün­dun­gen
  • Unter­nehmens­käufe und -verkäufe (M&A-Trans­ak­tio­nen)
  • Unter­neh­mens­nach­fol­ge[4]
  • Kredit­geschäfte

Bei Insolvenzverfahren

In einer Privat­insolvenz spielt der Treu­hän­der eine zentrale Rolle:

  • Er über­nimmt nach Ab­schluss des eigent­li­chen In­sol­venz­ver­fah­rens die Aufgaben des In­sol­venz­ver­wal­ters
  • Seine Haupt­auf­ga­be: Ver­tei­lung des pfänd­ba­ren Ein­kom­mens an die Gläu­bi­ger
  • Über­wa­chung, ob der Schuld­ner seine Ob­lie­gen­hei­ten erfüllt[7]

Gut zu wissen: Der In­sol­venz­ver­wal­ter und der Treu­hän­der sind meist dieselbe Person. Ein Wechsel findet nur selten statt[7].

Bei Vorsorge und Stiftungen

In der be­trieb­li­chen Al­ters­vor­sor­ge und bei Zeit­wert­kon­ten ver­wal­tet der Treu­hän­der die Beiträge und sorgt dafür, dass diese auch bei einer In­sol­venz des Un­ter­neh­mens geschützt sind[5].

Bei Treu­hand­stif­tun­gen können Pri­vat­per­so­nen und Un­ter­neh­men mit einem Grund­stock­ver­mö­gen ab 25.000 Euro eine eigene Stiftung gründen[2].

Die Auswahl eines geeigneten Treuhänders

Die Wahl des richtigen Treu­hän­ders ist ein wichtiger Schritt, der mit Bedacht erfolgen sollte.

Qualifikationen und Voraussetzungen

Ein Treu­hän­der muss über die nötigen Kennt­nis­se und Er­fah­run­gen für die Er­fül­lung seiner Aufgaben verfügen[3]. Als Treu­hän­der kommen in Frage:

  • Natür­li­che Personen (Ein­zel­per­so­nen)
  • Ju­ris­ti­sche Personen wie Banken und Treu­hand­ge­sell­schaf­ten
  • Notare
  • Rechts­an­wäl­te
  • Buch- oder Wirt­schafts­prü­fer[3]

Besondere An­for­de­run­gen: Bei einer Pri­vat­in­sol­venz muss der Treu­hän­der eine natür­li­che Person sein[1]. Bei be­stimm­ten Kon­stel­la­tio­nen wie Ver­wahr­stel­len gelten spe­zi­el­le recht­li­che Vor­aus­set­zun­gen[8].

Auswahlkriterien für Betroffene

Wenn Sie nach einem Treu­hän­der suchen, sollten Sie folgende Aspekte be­rück­sich­ti­gen:

  1. Klärung der eigenen Er­war­tun­gen:

    • Welche kon­kre­ten Leis­tun­gen soll der Treu­hän­der erbringen?
    • Möchten Sie selbst mit­wir­ken (z.B. bei einer Stiftung)?
    • Wollen Sie sich Kon­troll­be­fug­nis­se vor­be­hal­ten?[6]
  2. Prüfung der Kon­di­tio­nen:

    • Ver­glei­chen Sie die An­ge­bo­te ver­schie­de­ner Treu­hän­der
    • Achten Sie auf Trans­pa­renz bei Kosten und Gebühren
    • Bei In­sol­venz­ver­fah­ren: Die Ver­gü­tung des Treu­hän­ders bemisst sich anhand der Beträge, die bei ihm eingehen[7]
  3. Ver­trau­ens­ba­sis:

    • Das Vertrauen zur Treu­hand­ver­wal­tung und den han­deln­den Personen sollte eine zentrale Rolle spielen[6]
    • Bei Stif­tun­gen: Achten Sie auf das Qua­li­täts­sie­gel für gute Treu­hand­stif­tungs­ver­wal­tung des Bun­des­ver­bands Deutscher Stiftungen[2][6]
  4. Fach­kennt­nis für Ihren spe­zi­fi­schen Zweck:

    • Bei Stif­tun­gen: Wählen Sie einen Treu­hän­der mit Kom­pe­tenz in Ihrem Förder­be­reich (z.B. eine Bür­ger­stif­tung für regionale Förderung oder eine Universität für wis­sen­schaft­li­che Zwecke)[6]

Rechtliche Grundlagen der Treuhandschaft

Die Be­zie­hung zwischen Treu­ge­ber und Treu­hän­der wird durch einen Treu­hand­ver­trag geregelt. Darin werden fest­ge­legt:

  • Umfang der über­tra­ge­nen Rechts­macht
  • Pflichten des Treu­hän­ders
  • Grenzen seiner Befug­nis­se[3]

Treu­hand­kon­to: Ein be­son­de­res Merkmal ist das Treu­hand­kon­to. Anders als bei einem normalen Konto sind beim Treu­hand­kon­to Konto­in­ha­ber (Treu­hän­der) und Eigen­tü­mer der Einlage (Treu­ge­ber) nicht identisch. Das Konto wird mit einem Zusatz eröffnet, der auf diesen Umstand hinweist[1].

Checkliste: Vorgehen bei der Suche nach einem Treuhänder

  1. Ihre Be­dürf­nis­se klären:

    • Welchen Zweck soll die Treu­hand­schaft erfüllen?
    • Welchen Umfang hat das zu ver­wal­ten­de Vermögen?
    • Welche Zeit­span­ne ist geplant?
  2. Fach­li­che Eignung prüfen:

    • Verfügt der Treu­hän­der über die nötigen Qua­li­fi­ka­tio­nen?
    • Hat er Er­fah­rung in ver­gleich­ba­ren Fällen?
    • Gibt es Re­fe­ren­zen oder Em­pfeh­lun­gen?
  3. Ver­trau­ens­wür­dig­keit si­cher­stel­len:

    • Gibt es An­er­ken­nun­gen (z.B. Qua­li­täts­sie­gel)?
    • Ist der Treu­hän­der Mit­glied in Be­rufs­ver­bän­den?
    • Gibt es Trans­pa­renz über seine Arbeits­wei­se?
  4. Kosten ver­glei­chen:

    • Wie berechnet sich die Ver­gü­tung?
    • Gibt es versteckte Kosten?
    • Steht der Preis in einem an­ge­mes­se­nen Ver­hält­nis zur Leistung?
  5. Ver­trag­li­che Ab­si­che­rung:

    • Lassen Sie den Treu­hand­ver­trag von einem un­ab­hän­gi­gen Rechts­bei­stand prüfen
    • Achten Sie auf Kün­di­gungs­mög­lich­kei­ten
    • Klären Sie Fragen der Haftung

Fazit

Ein Treu­hän­der über­nimmt wichtige Aufgaben in ver­schie­de­nen Lebens­be­rei­chen - vom privaten Ver­mö­gens­schutz über die Stif­tungs­ver­wal­tung bis zur Ab­wick­lung von In­sol­venz­ver­fah­ren. Die Wahl der richtigen Person oder In­sti­tu­ti­on für diese Ver­trau­ens­po­si­ti­on sollte wohl­über­legt sein.

Gerade wenn es um Ihr Vermögen oder Ihre recht­li­chen Interessen geht, lohnt es sich, Zeit in die Auswahl zu in­ves­tie­ren. Fachliche Kom­pe­tenz, Ver­trau­ens­wür­dig­keit und Trans­pa­renz sind dabei ent­schei­den­de Kriterien.

Im Zweifelsfall kann eine fachliche Beratung durch Rechts­an­wäl­te oder Notar:innen helfen, die passende Person für Ihre in­di­vi­du­el­len Be­dürf­nis­se zu finden. So sorgen Sie dafür, dass Ihre Interessen oder die Ihrer An­ge­hö­ri­gen bestmöglich gewahrt werden.