Welche Rolle spielen Familienstiftungen in der Nachlassplanung?
Familienstiftungen bieten eine Möglichkeit, Vermögen langfristig zu sichern, vor Zersplitterung zu schützen und nach individuellen Wünschen zu verwalten. Sie eignen sich besonders für größere Vermögenswerte wie Immobilien oder Familienunternehmen und können Erbstreitigkeiten sowie steuerliche Belastungen reduzieren. Eine gründliche Beratung ist jedoch unerlässlich, um die rechtlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen optimal zu nutzen.
- Was ist eine Familienstiftung?
- Vorteile der Familienstiftung für die Nachlassplanung
- Steuerliche Aspekte der Familienstiftung
- Praktische Umsetzung einer Familienstiftung
- Familienstiftung und besondere Nachlasskonstellationen
- Alternativen zur Familienstiftung
- Fazit: Ist eine Familienstiftung das richtige Instrument für Sie?
Die gezielte Planung des eigenen Nachlasses gehört zu den wichtigen Entscheidungen im Leben. Dabei kann eine Familienstiftung ein wertvolles Instrument sein, um Vermögen langfristig zu sichern und nach eigenen Vorstellungen zu verwalten. Dieser Beitrag beleuchtet die Funktionsweise und Vorteile von Familienstiftungen sowie deren steuerliche und rechtliche Aspekte.
Was ist eine Familienstiftung?
Eine Familienstiftung ist eine private Stiftung, bei der die Familie als Begünstigte eingesetzt wird[3]. Der entscheidende Unterschied zu anderen Rechtsformen: Die Stiftung besitzt eine eigene Rechtspersönlichkeit und gehört sich selbst - sie hat weder Mitglieder noch Gesellschafter[1][7]. Bei der Errichtung überträgt der Stifter bzw. die Stifterin das Vermögen auf die Stiftung, welches danach nicht mehr dem persönlichen Vermögen angehört.
Kerngedanke: Der Stifter oder die Stifterin legt in der Stiftungssatzung fest, wie die Familie unterstützt werden soll und wie das Vermögen verwaltet wird[7]. Die Erträge (z.B. Mieteinnahmen, Dividenden oder Zinsen) werden an die begünstigten Familienmitglieder ausgeschüttet, während die Substanz des Vermögens in der Stiftung verbleibt.
Vorteile der Familienstiftung für die Nachlassplanung
Langfristiger Erhalt des Familienvermögens
Ein zentraler Vorteil der Familienstiftung liegt im langfristigen Zusammenhalt des Vermögens[7]. Anders als bei einer normalen Vererbung verhindert die Stiftung die Zersplitterung von Vermögenswerten durch mehrere Erbgänge oder Scheidungen[7]. Besonders bei Familienunternehmen, Immobilienbesitz oder anderen größeren Vermögenswerten kann dies von großer Bedeutung sein.
Beispiel: Eine Familie besitzt mehrere Immobilien. Bei einer konventionellen Vererbung könnte das Vermögen nach einigen Generationen unter vielen Erben aufgeteilt sein, was oft zum Verkauf einzelner Objekte führt. Mit einer Familienstiftung bleibt der Immobilienbestand dagegen vereint und kann nachhaltig bewirtschaftet werden.
Schutz des Vermögens
Die Familienstiftung bietet wirksamen Vermögensschutz in mehreren Dimensionen:
- Schutz vor Gläubigern: Nach einer Frist von in der Regel vier Jahren ist das Stiftungsvermögen vom Zugriff der Gläubiger der Familie ausgeschlossen[1][2]
- Reduktion von Pflichtteilsrisiken: Die Familienstiftung kann dazu beitragen, Pflichtteilsansprüche zu reduzieren[1][4]
- Schutz bei Scheidungen: Das in der Stiftung gebündelte Vermögen ist vor güterrechtlichen Ansprüchen bei Scheidungen besser geschützt[1][7]
Vermeidung von Erbstreitigkeiten
Nichts gefährdet eine Familie und ihr Vermögen mehr als ein Erbstreit[2]. Mit einer gut durchdachten Stiftungssatzung für eine Familienstiftung lassen sich klare Regeln für alle Beteiligten festlegen[2]. Dies schafft Klarheit und kann das Konfliktpotenzial rund um die Erb- und Vermögensnachfolge erheblich verringern.
Dauerhafter Stifterwille
Anders als bei anderen Rechtsformen können die Regeln einer Familienstiftung nicht gegen den Willen des Stifters bzw. der Stifterin verändert werden[2]. Dies sorgt dafür, dass die ursprünglichen Ziele und Wünsche auch über Generationen hinweg erhalten bleiben. Innerhalb dieser Regeln bleibt jedoch Raum für Anpassungen an sich verändernde Rahmenbedingungen[2].
Steuerliche Aspekte der Familienstiftung
Die steuerlichen Auswirkungen sind ein wichtiger Faktor bei der Entscheidung für eine Familienstiftung:
Errichtung der Stiftung
Die Vermögensübertragung auf die Stiftung unterliegt der Erbschaft- bzw. Schenkungsteuer[1][3]. Jedoch können hier Freibeträge und günstige Steuerklassen genutzt werden:
- Bei Familienstiftungen gilt in der Regel die günstige Steuerklasse I, die auch bei direkter Vererbung an nahe Verwandte angewendet wird[1][5]
- Für Betriebsvermögen können Steuerbefreiungen greifen[1]
Laufende Besteuerung
Auf Ebene der Stiftung ist die laufende Besteuerung häufig günstiger als im privaten Vermögen der Familie[1]:
- Statt des progressiven Einkommensteuertarifs fällt nur 15% Körperschaftsteuer (zzgl. Solidaritätszuschlag) an[1]
- Die Familienstiftung ist nicht gewerbesteuerpflichtig[1]
- Bei Veräußerungsgewinnen aus Kapitalgesellschaften greift eine minimale Besteuerung von ca. 0,8%[1]
Erbersatzsteuer
Eine Besonderheit bei Familienstiftungen ist die sogenannte Erbersatzsteuer[3][5][7]. Diese fällt alle 30 Jahre an und simuliert einen Erbgang. Dabei gilt:
Praktische Umsetzung einer Familienstiftung
Gründungsvoraussetzungen
Für die Errichtung einer Familienstiftung ist eine ausreichende Kapitalausstattung notwendig:
- Gesetzlich ist kein Mindestkapital vorgeschrieben, jedoch fordern Behörden regelmäßig mindestens 50.000 Euro[10]
- Die Kapitalausstattung muss die dauerhafte und nachhaltige Erfüllung des Stiftungszwecks gewährleisten[10]
Gründungsschritte
Die Gründung einer Familienstiftung erfolgt in mehreren Schritten[7]:
- Prüfung der Zweckmäßigkeit einer Familienstiftung im Vergleich zu Alternativen
- Rechtliche und steuerliche Prüfung
- Erstellung eines Stiftungskonzepts
- Entwurf der Stiftungssatzung
- Bestimmung der Stiftungsorgane (Vorstand, eventuell Stiftungsrat/Kuratorium)
- Vermögensausstattung durch das Stiftungsgeschäft
- Anerkennungsverfahren bei der zuständigen Stiftungsbehörde
Zeitrahmen: Die Gründung dauert in der Regel mehrere Monate, abhängig von der Komplexität des Vermögens und der Bearbeitungszeit der Stiftungsbehörde[7].
Lebzeitige Errichtung oder Stiftung von Todes wegen
Eine Familienstiftung kann sowohl zu Lebzeiten als auch per Testament errichtet werden[1][7]:
- Zu Lebzeiten: Der Stifter oder die Stifterin behält häufig als Vorstand die Kontrolle über die Stiftung[7]
- Von Todes wegen: Die Stiftung wird im Testament angeordnet und nach dem Erbfall umgesetzt, oft durch eine:n Testamentsvollstrecker:in[7]
Bei der Errichtung von Todes wegen gilt die Stiftung rechtlich als bereits mit dem Tod der stiftenden Person entstanden[1][11].
Familienstiftung und besondere Nachlasskonstellationen
Minderjährige Erb:innen
Bei minderjährigen Erb:innen kann eine Familienstiftung besonders sinnvoll sein, um das Vermögen bis zur Volljährigkeit zu schützen und zu verwalten[6]. Ohne entsprechende Vorsorge könnte im Erbfall die Situation eintreten, dass fremde Dritte (Vormund, Betreuer:in, Ergänzungspfleger:in, Familiengericht) über das Vermögen entscheiden müssen[6].
Pflichtteilsrechte und Familienstiftung
Pflichtteilsansprüche stellen einen Störfaktor bei der Gestaltung der Vermögensnachfolge dar[4]. Bei Einbringung von Vermögen in eine Familienstiftung gilt:
Alternativen zur Familienstiftung
Die Familienstiftung ist nicht für jede Situation das ideale Instrument:
Fazit: Ist eine Familienstiftung das richtige Instrument für Sie?
Eine Familienstiftung kann unter bestimmten Voraussetzungen ein sinnvolles Instrument der Nachlassplanung sein, wenn:
- Das Vermögen langfristig erhalten und vor Zersplitterung geschützt werden soll
- Familienkonflikte um das Erbe vermieden werden sollen
- Steuerliche Vorteile genutzt werden können
- Ausreichend Vermögen für eine Stiftungsgründung vorhanden ist
Die Entscheidung für eine Familienstiftung sollte nicht leichtfertig getroffen werden. Eine frühzeitige und fachkundige Beratung durch Rechtsanwält:innen und Steuerberater:innen mit Expertise im Stiftungs- und Erbrecht ist für eine erfolgreiche Umsetzung unerlässlich[7][9].
Bedenken Sie: Die Familienstiftung ist keine “Wunderwaffe”, aber bei richtiger Planung ein wirksames Instrument, um Ihr Vermögen über Generationen hinweg zu sichern und zu erhalten[4].