Welche Fehler sollten bei der Erstellung von Vollmachten und Trusts unbedingt vermieden werden?
Bei der Erstellung von Vollmachten und Treuhandverhältnissen sollten Fehler wie ungenaue Formulierungen, die Wahl ungeeigneter Personen, fehlende rechtliche Beratung und eine unzugängliche Aufbewahrung unbedingt vermieden werden. Präzise Angaben, regelmäßige Aktualisierungen und fachliche Unterstützung sind entscheidend, um Missverständnisse und rechtliche Probleme zu vermeiden. Eine sorgfältige Planung sorgt dafür, dass Ihre Wünsche respektiert werden und Ihre Angehörigen im Ernstfall handlungsfähig bleiben.
Wenn Sie eine Vollmacht oder ein Treuhandverhältnis planen, können kleine Fehler später große Auswirkungen haben. Diese Vorsorgedokumente sollen Ihnen und Ihren Angehörigen Sicherheit geben - doch nur, wenn sie richtig erstellt sind. Erfahren Sie hier, welche Fehler bei der Erstellung unbedingt vermieden werden sollten.
Die häufigsten formellen Fehler bei Vollmachten
Fehler 1: Verwendung von Standardvorlagen ohne Anpassung
Viele Menschen greifen zu kostenlosen Musterschreiben aus dem Internet. Dies ist jedoch ein riskanter Weg: Standardtexte werden in der Praxis oft von Banken, Ärzten und Behörden nicht anerkannt[3].
Was tun? Lassen Sie Ihre Vollmacht durch Fachleute wie Rechtsanwälte oder Notare erstellen oder zumindest prüfen. Auch Formulare von vertrauenswürdigen Quellen wie großen Versicherungen können eine Alternative sein[3].
Fehler 2: Fehlende oder mangelhafte Unterschrift
Eine Vollmacht ohne Unterschrift ist wertlos. Dies klingt selbstverständlich, passiert aber häufig.
Was tun? Unterschreiben Sie Ihre Vollmacht persönlich mit Ort und Datum. Bei wichtigen Vollmachten, besonders für Vermögensangelegenheiten, empfiehlt sich eine notarielle Beglaubigung oder sogar eine notarielle Beurkundung[7].
Fehler 3: Unklare Formulierungen im Text
Vage oder ungenaue Angaben können zu Missverständnissen führen, da der Umfang der Vollmacht nicht eindeutig festgelegt ist[6].
Was tun? Formulieren Sie Ihre Wünsche präzise. Statt “Herr X darf in meinem Namen Sachen verkaufen” besser: “Herr X darf mein Auto (Marke, Baujahr, Kennzeichen) bis zum 31.12.2025 für mindestens 10.000 Euro verkaufen”[6].
Fehler 4: Fehlende oder falsche Personalangaben
Unvollständige Personalangaben können die Gültigkeit der Vollmacht in Frage stellen[6].
Was tun? Geben Sie vollständige Namen, Geburtsdaten und Adressen aller beteiligten Personen an.
Inhaltliche Fallstricke bei Vollmachten
Fehler 5: Wahl des falschen Dokumenttyps
Viele verwechseln eine Vorsorgevollmacht mit einer Betreuungsverfügung oder Patientenverfügung[3].
Was tun? Verstehen Sie die Unterschiede:
- Eine Vorsorgevollmacht bevollmächtigt eine Person, ohne Einschaltung des Betreuungsgerichts für Sie zu handeln.
- Eine Betreuungsverfügung schlägt dem Gericht lediglich einen Betreuer vor, ist aber nicht bindend[3].
- Eine Patientenverfügung regelt medizinische Maßnahmen und ergänzt idealerweise die Vorsorgevollmacht.
Fehler 6: Fehlende Festlegung der Gültigkeitsdauer
Ohne klare zeitliche Begrenzung oder Angaben zur Gültigkeit nach dem Tod kann die Vollmacht unbeabsichtigt zu lange wirksam bleiben[6].
Was tun? Legen Sie fest, ob die Vollmacht:
- zeitlich begrenzt sein soll
- erst bei Ihrer Geschäftsunfähigkeit greifen soll
- auch nach Ihrem Tod gültig sein soll
Fehler 7: Kein Hinweis auf Widerrufsmöglichkeit
Ohne eine klare Widerrufsklausel wissen viele nicht, wie sie die Vollmacht bei Bedarf zurückziehen können[6].
Was tun? Nehmen Sie einen Passus auf, der klarstellt, dass Sie die Vollmacht jederzeit widerrufen können und wie dieser Widerruf zu erfolgen hat.
Fehler bei der Auswahl der bevollmächtigten Personen
Fehler 8: Die falsche Person bevollmächtigen
Die Wahl einer ungeeigneten Person ist einer der schwerwiegendsten Fehler[3].
Was tun? Wählen Sie Personen mit Bedacht aus. Berücksichtigen Sie:
- Emotionale Belastbarkeit: Kann die Person schwierige Entscheidungen treffen, z.B. über lebenserhaltende Maßnahmen?
- Fachkompetenz: Hat die Person genug Wissen für finanzielle oder geschäftliche Angelegenheiten?
- Erlaubnisse: Benötigt Ihre Vertrauensperson eine Gewerbeerlaubnis, um Ihre Geschäfte weiterzuführen?[3]
Fehler 9: Unklare Rangfolge bei mehreren Bevollmächtigten
Werden mehrere Personen gleichzeitig bevollmächtigt, müssen alle zusammen entscheiden und unterschreiben[3].
Was tun? Legen Sie eine klare Rangfolge fest, wer entscheiden darf. Bestimmen Sie auch Ersatzpersonen für den Fall, dass die erstgenannte Person verhindert ist[3].
Fehler 10: Der Irrglaube, Ehepartner seien automatisch vertretungsbefugt
Viele nehmen fälschlicherweise an, dass Ehepartner oder Kinder automatisch entscheiden dürfen, wenn man selbst nicht mehr kann.
Was tun? Vergegenwärtigen Sie sich: Ohne Vollmacht darf niemand für Sie handeln - auch nicht Ihr:e Ehepartner:in. Erstellen Sie eine Vorsorgevollmacht für Ihre:n Partner:in, wenn Sie dies wünschen.
Fehler bei der Handhabung und Aufbewahrung
Fehler 11: Festlegung, dass nur das Original gültig ist
Manche Vollmachten enthalten den Passus, dass nur das Original gilt und der Bevollmächtigte dieses “in Händen halten” muss. In der Praxis ist das kaum umsetzbar[3].
Was tun? Regeln Sie, dass auch beglaubigte Kopien akzeptiert werden sollten. Der Bevollmächtigte muss oft mehrere Stellen (Banken, Behörden, Krankenhäuser) gleichzeitig informieren[3].
Fehler 12: Ungeeigneter Aufbewahrungsort
Wird die Vollmacht an einem unzugänglichen oder unbekannten Ort aufbewahrt, kann sie im Ernstfall nicht genutzt werden[4].
Was tun? Bewahren Sie die Vollmacht an einem sicheren, aber zugänglichen Ort auf. Möglichkeiten sind:
- Bankschließfach (mit Zugangsregelung für den Ernstfall)
- Hinterlegung bei einer Vertrauensperson
- Hinterlegung beim Notar
- Zentrales Vorsorgeregister der Bundesnotarkammer[4]
Spezielle Fehler bei Treuhandverhältnissen und Stiftungen
Fehler 13: Falsche rechtliche Form wählen
Bei der Gründung einer unselbstständigen Stiftung oder eines Treuhandverhältnisses ist die rechtliche Form entscheidend[8].
Was tun? Bei Treuhandstiftungen sollte nicht ein reines Treuhandverhältnis, sondern eine Schenkung unter Auflage gewählt werden. Bei einem reinen Treuhandverhältnis können Erben den Vertrag kündigen und das Vermögen zurückfordern[8].
Fehler 14: Mangelnde Berücksichtigung von Pflichtteilsansprüchen
Oft werden bei Testamenten oder Stiftungen bestimmte Personen bewusst übergangen, was zu rechtlichen Auseinandersetzungen führen kann[4].
Was tun? Beziehen Sie Pflichtteilsberechtigte in Ihre Planung ein oder treffen Sie klare Regelungen. Pflichtteile sind gesetzlich festgelegt und können nicht ignoriert werden[4].
Fehler 15: Fehlende Aktualisierung der Dokumente
Viele erstellen eine Vollmacht oder ein Testament und glauben, dass diese Regelungen für immer passend bleiben[4].
Was tun? Überprüfen Sie Ihre Vorsorgedokumente regelmäßig, idealerweise alle zwei Jahre. Veränderungen in der familiären, finanziellen oder steuerlichen Situation können neue Regelungen erfordern[4].
Praktische Tipps zur Vermeidung von Fehlern
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Fachliche Unterstützung holen: Lassen Sie sich von Rechtsanwält:innen oder Notar:innen beraten, besonders bei komplexen Vermögensverhältnissen oder Familiensituationen[3].
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Kommunikation mit den Bevollmächtigten: Sprechen Sie offen mit Ihren Vertrauenspersonen über Ihre Wünsche und Vorstellungen. Stellen Sie sicher, dass sie bereit und in der Lage sind, diese Verantwortung zu übernehmen[4].
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Haftungsbeschränkung einbauen: Denken Sie an eine Haftungsbeschränkung für Ihre Bevollmächtigten. Diese schützt die Vertrauenspersonen vor unverhältnismäßigen Risiken[3].
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Umfassende Bestandsaufnahme: Machen Sie eine gründliche Aufstellung Ihres Vermögens, damit keine wichtigen Aspekte in der Vollmacht oder im Testament übersehen werden[4].
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Rechtzeitig handeln: Erstellen Sie Ihre Vorsorgedokumente, solange Sie noch vollständig entscheidungsfähig sind. Im Krankheitsfall oder bei fortgeschrittener Demenz kann es zu spät sein.
Eine gut durchdachte Vorsorgevollmacht oder ein Treuhandverhältnis gibt Ihnen die Gewissheit, dass Ihre Wünsche respektiert werden und Ihre Angehörigen im Ernstfall handlungsfähig sind. Nehmen Sie sich Zeit für diese wichtigen Entscheidungen und scheuen Sie nicht davor zurück, fachlichen Rat einzuholen. Es ist eine Investition in Ihre Zukunft und die Sicherheit Ihrer Familie.