Welche Arten von Trusts gibt es?
Trusts wie widerrufliche Lebendtrusts oder unwiderrufliche Trusts dienen der Vermögensnachfolge, dem Gläubigerschutz und der Steuergestaltung - besonders bei internationalen Bezügen. Sie ermöglichen eine kontrollierte Vermögensverteilung nach festen Regeln, schützen etwa Minderjährige oder Unternehmensanteile und umgehen komplexe Nachlassverfahren. Für die Umsetzung in Deutschland ist fachliche Beratung entscheidend, da rechtliche Anerkennung und Steuerfolgen vom Einzelfall abhängen.
Wenn Sie nach Möglichkeiten suchen, Ihr Vermögen zu schützen und für die Zukunft zu planen, sind Trusts ein interessantes rechtliches Instrument. Trusts stammen aus dem angloamerikanischen Rechtsraum und werden zunehmend auch für Menschen in Deutschland relevant, besonders bei internationalen Vermögensverhältnissen oder speziellen Nachlassregelungen. In diesem Artikel erfahren Sie, welche Arten von Trusts es gibt und wofür sie genutzt werden können.
Was ist ein Trust eigentlich?
Ein Trust ist im Kern ein rechtliches Verhältnis zwischen drei Parteien:
- Der Errichter (auch Settlor, Grantor oder Trustor genannt): Die Person, die den Trust gründet und Vermögenswerte einbringt
- Der Treuhänder (Trustee): Die Person oder Institution, die das Vermögen verwaltet
- Die Begünstigten (Beneficiaries): Personen, die Vorteile aus dem Trust erhalten
Bei einem Trust überträgt der Errichter Vermögenswerte an den Treuhänder, der diese dann gemäß festgelegten Regeln zugunsten der Begünstigten verwaltet[1][3].
Hauptarten von Trusts
Revocable Living Trust (Widerruflicher Trust)
Der Revocable Living Trust ist eine flexible Trust-Form, die Sie jederzeit ändern oder auflösen können:
- Sie behalten als Errichter volle Kontrolle über Ihr eingebrachtes Vermögen
- Sie können Bestimmungen des Trusts ändern, Vermögen hinzufügen oder entfernen
- Nach Ihrem Tod wird der Trust automatisch unwiderruflich[4][5][7]
Besonderheiten:
- Das Trust-Vermögen gilt weiterhin als Ihr persönliches Vermögen
- Sie zahlen weiterhin Steuern auf Einkünfte aus dem Trust
- Der Trust bietet wenig Schutz gegen Gläubiger[1][7]
Irrevocable Trust (Unwiderruflicher Trust)
Im Gegensatz dazu können Sie einen Irrevocable Trust nach seiner Errichtung nicht mehr ändern:
- Als Errichter geben Sie die Kontrolle über das eingebrachte Vermögen permanent ab
- Das Vermögen wird rechtlich vom Trust gehalten, nicht mehr von Ihnen
- Änderungen sind nur unter bestimmten eingeschränkten Bedingungen möglich[4][5]
Es gibt zwei Hauptformen:
- Living Irrevocable Trust: Wird zu Ihren Lebzeiten wirksam
- Testamentary Irrevocable Trust: Tritt erst nach Ihrem Tod in Kraft[4]
Eine besondere Form ist der Irrevocable Fixed Interest Trust, bei dem bereits in der Trusturkunde festgelegt wird, welche Begünstigten welche Rechte haben. Der Treuhänder hat dabei kaum Ermessensspielraum bei der Vermögensverteilung[7].
Living Trust vs. Testamentary Trust
Trusts lassen sich auch nach dem Zeitpunkt ihrer Aktivierung unterscheiden:
- Living Trust (auch Inter Vivos Trust): Tritt bereits zu Ihren Lebzeiten in Kraft
- Testamentary Trust: Wird erst durch Ihren Tod aktiviert, oft im Rahmen einer testamentarischen Verfügung[8]
Ein Living Trust kann sowohl widerruflich als auch unwiderruflich sein, während ein Testamentary Trust immer unwiderruflich ist[5][8].
Wofür werden Trusts eingesetzt?
Trusts können verschiedenen Zwecken dienen. Hier die wichtigsten:
Nachlassplanung und Vermögensübertragung
- Vermeidung des Nachlassverfahrens: Ein Trust kann helfen, das oft langwierige und kostspielige Probate-Verfahren (Nachlassverfahren) zu umgehen[1][5]
- Geregelte Vermögensübertragung: Sie können genaue Bedingungen festlegen, wie und wann Vermögen an Begünstigte übertragen wird
- Schutz für minderjährige Begünstigte: Ein spezieller Trust kann Vermögen für Kinder verwalten, bis diese ein bestimmtes Alter erreichen[5]
Vermögensschutz
- Schutz vor Gläubigern: Besonders unwiderrufliche Trusts können Vermögen vor dem Zugriff von Gläubigern schützen
- Langfristige Vermögenssicherung: Trusts können helfen, Familienvermögen über Generationen zu bewahren[3][5]
Steuerliche Überlegungen
Die steuerlichen Folgen hängen stark von der Art des Trusts ab:
- Bei widerruflichen Trusts wird das Vermögen weiterhin Ihnen zugerechnet, daher keine direkten steuerlichen Vorteile
- Unwiderrufliche Trusts können unter bestimmten Umständen steuerliche Vorteile bieten, da das Vermögen nicht mehr als Ihr persönliches Vermögen gilt[6][7]
Weitere Einsatzmöglichkeiten
- Vorsorge für Geschäftsunfähigkeit: Ein Trust kann dafür sorgen, dass Ihr Vermögen weiter verwaltet wird, falls Sie geschäftsunfähig werden
- Philanthropische Zwecke: Trusts können für wohltätige Zwecke eingerichtet werden
- Verwaltung von Unternehmensanteilen: Zur strukturierten Verwaltung von Familienunternehmen[3][5]
Personen und Rollen im Trust
Die Ausgestaltung der Rollen ist ein wichtiger Teil der Trust-Planung:
Der Errichter (Settlor/Grantor/Trustor)
Als Errichter:
- Bestimmen Sie den Zweck des Trusts
- Legen Sie die Regeln für die Verwaltung fest
- Benennen Sie Treuhänder und Begünstigte
- Übertragen Sie Vermögen in den Trust[1][5]
Der Treuhänder (Trustee)
Der Treuhänder hat bedeutende Pflichten:
- Verwaltung des Trust-Vermögens gemäß den Bestimmungen
- Handeln im besten Interesse der Begünstigten
- Erfüllung aller rechtlichen und steuerlichen Pflichten[1][3]
Als Treuhänder können Sie eine Privatperson (oft Familienmitglied oder Vertraute:r) oder eine professionelle Treuhandgesellschaft einsetzen[3].
Die Begünstigten (Beneficiaries)
Die Begünstigten:
- Erhalten Leistungen aus dem Trust (Einkommen, Vermögen)
- Haben je nach Trust-Art unterschiedliche Rechte
- Können zeitweise oder dauerhaft begünstigt sein[1]
Trusts im deutschen Rechtskontext
Da Trusts dem deutschen Recht fremd sind, gibt es einige Besonderheiten zu beachten:
- Anerkennung: Trusts werden in Deutschland grundsätzlich anerkannt, aber nach deutschen Rechtsprinzipien ausgelegt
- Steuerliche Behandlung: Die deutsche Steuerbehandlung unterscheidet zwischen “transparenten” und “intransparenten” Trusts
- Transparente Trusts: Das Vermögen wird weiterhin dem Errichter oder den Begünstigten zugerechnet
- Intransparente Trusts: Der Trust gilt als eigenes Steuersubjekt[6]
Praktische Überlegungen für Sie
Wenn Sie einen Trust in Betracht ziehen, sollten Sie folgende Punkte bedenken:
- Fachliche Beratung: Ziehen Sie Rechts- und Steuerfachleute hinzu, die sich mit internationalen Trusts auskennen
- Klare Ziele definieren: Was möchten Sie mit dem Trust erreichen?
- Trust-Art sorgfältig wählen: Die Wahl zwischen widerruflich und unwiderruflich hat weitreichende Konsequenzen
- Kosten-Nutzen-Analyse: Trust-Strukturen können komplex und mit laufenden Kosten verbunden sein
- Internationale Aspekte: Berücksichtigen Sie die rechtlichen und steuerlichen Regelungen aller betroffenen Länder
Wann ist ein Trust für Sie sinnvoll?
Ein Trust könnte für Sie interessant sein, wenn einer oder mehrere dieser Punkte zutreffen:
- Sie haben Vermögenswerte in angloamerikanischen Ländern
- Sie suchen nach Wegen, Ihr Vermögen langfristig und nach Ihren Vorstellungen zu schützen
- Sie möchten eine komplexe Nachlassregelung mit spezifischen Bedingungen schaffen
- Sie haben internationale Familienverhältnisse oder -beziehungen
- Sie planen Ihren Ruhestand oder Ihre Nachfolge in einem internationalen Kontext
Bedenken Sie: Ein Trust ist kein Allheilmittel und sollte als Teil einer ganzheitlichen Vermögens- und Nachlassstrategie betrachtet werden.
Fazit: Trusts als Instrument der Vermögensgestaltung
Trusts bieten vielfältige Möglichkeiten zur Vermögensplanung und -sicherung. Die Wahl zwischen einem widerruflichen und einem unwiderruflichen Trust sowie zwischen einem Living Trust und einem Testamentary Trust hängt von Ihren persönlichen Zielen und Umständen ab.
Wegen der Komplexität und der rechtlichen sowie steuerlichen Besonderheiten - gerade im deutschen Kontext - ist eine fachkundige Beratung unerlässlich. Mit der richtigen Planung kann ein Trust jedoch ein wertvolles Instrument sein, um Ihr Vermögen nach Ihren Wünschen zu gestalten und zu schützen.