Wann ist ein Testament, ein Trust oder eine Stifftung als Nachlass sinnvoller?

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Zusammenfassung

Ein Testament ist eine einfache und kostengünstige Möglichkeit, den Nachlass zu regeln, besonders bei überschaubarem Vermögen. Ein Trust bietet mehr Flexibilität und Schutz, eignet sich für komplexe Vermögensverhältnisse, ist jedoch im deutschen Recht weniger etabliert. Eine Stiftung ist ideal für größere Vermögen, wenn ein langfristiger Zweck oder der Erhalt des Familienvermögens angestrebt wird.

Wer seinen Nachlass gut regeln möchte, steht vor einer wichtigen Entscheidung: Soll ein Testament, ein Trust oder eine Stiftung errichtet werden? Jedes dieser Instrumente hat seine eigenen Stärken und eignet sich für unterschiedliche Lebenssituationen. Der folgende Artikel erklärt die wesentlichen Unterschiede und hilft Ihnen bei der Entscheidung, welche Nach­lass­re­ge­lung in Ihrer persönlichen Situation am sinnvollsten ist.

Die Grundlagen der drei Nach­lass­in­stru­men­te

Das Testament: Klassische Nach­lass­re­ge­lung mit klaren Vorteilen

Ein Testament ist ein Dokument, in dem Sie festlegen, wie Ihr Vermögen nach Ihrem Tod verteilt werden soll. Es bildet die Grundlage der persönlichen Nach­lass­pla­nung und tritt erst mit dem Tod in Kraft.[7]

Bei einem Testament gibt es drei Hauptbeteiligte:

  • Sie selbst als Erblasser:in
  • Die testamentsvollstreckende Person
  • Die begünstigten Personen oder Organisationen

Das Testament ist besonders vorteilhaft, wenn Sie:

  • Erziehungsberechtigte für minderjährige Kinder benennen möchten
  • Bestattungswünsche verbindlich festlegen wollen
  • Spenden an Institutionen oder Wohltätigkeitsorganisationen planen
  • Eine einfache und unkomplizierte Lösung suchen[7]

Ein Testament unterliegt jedoch dem Nachlassverfahren, bietet nach dem Tod keine Privatsphäre und kann manchmal zu Streitigkeiten zwischen den Begünstigten führen.[7]

Der Trust: Flexibles Vermögens­instrument mit Sonderstatus

Ein Trust ist ein rechtlich verselbständigtes Vermögen ohne eigene Rechtspersönlichkeit. Dabei werden Vermögenswerte zugunsten bestimmter Personen beiseite gelegt.[8]

An einem Trust sind beteiligt:

  • Der/die Gründer:in (Settlor/Grantor)
  • Der/die Treuhänder:in (Trustee)
  • Die begünstigten Personen (Beneficiaries)[7][8]

Das Besondere am Trust: Das Vermögen wird rechtlich vom persönlichen Vermögen des Trustees getrennt. Dadurch haben persönliche Gläubiger:innen keinen Zugriff darauf.[8]

Trusts sind im deutschen Recht nicht ausdrücklich geregelt, stammen aus dem angelsächsischen Rechtsraum und können besonders vorteilhaft sein, wenn Sie:

  • Ein Nachlassverfahren vermeiden möchten
  • Anfechtungen ausschließen wollen
  • Flexible Vermögensstrukturen benötigen[2][7]

Die Stiftung: Nachlass für die Ewigkeit

Eine Stiftung ist eine Vermögensmasse mit eigener Rechtspersönlichkeit, die einem bestimmten Zweck gewidmet ist. Sie können zwischen gemeinnützigen Stiftungen und Familienstiftungen wählen.[1][4]

Eine Stiftung kann sowohl zu Lebzeiten als auch durch testamentarische Verfügung (“Stiftung von Todes wegen”) errichtet werden.[1][4]

Bei der Stiftung von Todes wegen wird im Testament bestimmt, dass mit dem Ableben eine Stiftung errichtet werden soll. Diese Stiftung wird dann Erbin, Miterbin oder Vermächtnisnehmerin.[4]

Eine Stiftung ist besonders sinnvoll, wenn Sie:

  • Ihr Vermögen dauerhaft für einen bestimmten Zweck einsetzen möchten
  • Den langfristigen Erhalt des Familienvermögens sichern wollen
  • Steuervorteile durch gemeinnützige Zwecke nutzen möchten[1][5]

Wann ist welche Nach­lass­re­ge­lung sinnvoll?

Das Testament bietet sich an, wenn:

  • Sie eine einfache und kostengünstige Lösung suchen
  • Ihr Vermögen überschaubar ist
  • Sie die gesetzliche Erbfolge ändern möchten
  • Sie die Vermögensaufteilung selbst bestimmen wollen
  • Sie klare Vorstellungen haben, wer was erhalten soll[7]

Praktisches Beispiel: Familie Müller besitzt ein Eigenheim und einige Ersparnisse. Mit einem Testament können sie festlegen, dass ihr Sohn das Haus erbt, während die Tochter die Geldanlagen erhält, um eine gerechte Verteilung zu gewährleisten.

Der Trust lohnt sich, wenn:

  • Sie eine flexiblere Gestaltung als beim Testament wünschen
  • Sie Vermögenswerte vor Gläubigern schützen möchten
  • Sie Wert auf Privatsphäre legen
  • Sie komplexe Vermögensstrukturen haben
  • Sie zeitliche Beschränkungen für Vermögensübergaben vorsehen möchten[2][3][8]

Praktisches Beispiel: Herr Schneider hat ein behindertes Kind, das lebenslang unterstützt werden muss. Mit einem Trust kann er sicherstellen, dass das Vermögen geschützt ist und sein Kind dauerhaft versorgt wird, ohne dass es selbst Vermögenswerte verwalten muss.

Eine Stiftung empfiehlt sich, wenn:

  • Sie Ihr Vermögen über Generationen hinweg für einen bestimmten Zweck erhalten möchten
  • Sie ein dauerhaftes Vermächtnis hinterlassen wollen
  • Sie einen gemeinnützigen Zweck fördern möchten
  • Sie kein Vertrauen in Ihre Erben haben oder keine Nachkommen haben
  • Sie steuerliche Vorteile im Blick haben[1][5][6]

Praktisches Beispiel: Frau Schmidt hat keine Kinder und möchte ihr Vermögen von 2 Millionen Euro für die Förderung benachteiligter Jugendlicher in ihrer Heimatstadt einsetzen. Eine Stiftung garantiert, dass ihr Vermögen langfristig diesem Zweck dient.

Entscheidungsfaktoren im direkten Vergleich

Rechtliche Aspekte

Instrument Rechtspersönlichkeit Eigentumsverhältnisse Flexibilität
Testament Keine eigene Erben werden direkt Eigentümer:innen Änderbar zu Lebzeiten
Trust Keine eigene Treuhänder:in wird formal Eigentümer:in Verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten
Stiftung Eigene juristische Person Stiftung ist Eigentümerin Eher starre Grenzen

Steuerliche Unterschiede

Testament: Erbschaftssteuer fällt für die Erben je nach Verwandtschaftsgrad und Höhe des Erbes an, mit entsprechenden Freibeträgen.[7]

Trust: Ein Trust ist kein eigenständiges Steuersubjekt. Die steuerlichen Folgen hängen von der konkreten Ausgestaltung ab.[3][8]

Stiftung: Bei gemeinnützigen Stiftungen fällt keine Erbschaftssteuer an. Eine Familienstiftung unterliegt alle 30 Jahre einer Ersatzerbschaftssteuer.[1][5]

Dauer und Fortbestand

Testament: Die Vermögensübertragung erfolgt einmalig nach dem Tod.

Trust: Kann zeitlich beschränkt werden.[3]

Stiftung: Ist grundsätzlich auf unbegrenzte Dauer angelegt und kann nicht zeitlich beschränkt werden.[1][3]

Verwaltung und Kontrolle

Testament: Nach der Verteilung des Nachlasses ist der Prozess abgeschlossen.

Trust: Wird durch Treuhänder:innen verwaltet und untersteht der Aufsicht durch Zivilgerichte.[3][8]

Stiftung: Wird durch Stiftungsvorstand verwaltet und untersteht behördlicher Aufsicht.[3]

Entscheidungshilfe: Welches Instrument passt zu Ihrer Situation?

Persönliche Lebenssituation

Testament bevorzugen, wenn:

  • Sie einfache Familienverhältnisse haben
  • Ihre Vermögenswerte überschaubar sind
  • Sie kurzfristige Ziele verfolgen

Trust in Betracht ziehen, wenn:

  • Sie komplexe Vermögensverhältnisse haben
  • Sie Verschwiegenheit wünschen
  • Sie flexibel bleiben möchten
  • Sie internationale Vermögenswerte besitzen

Stiftung erwägen, wenn:

  • Sie kinderlos sind
  • Sie sehr vermögend sind
  • Sie ein bleibendes Vermächtnis hinterlassen möchten
  • Sie einen dauerhaften Zweck unterstützen möchten

Häufige Anliegen und passende Lösungen

Vermögensschutz vor Gläubigern:
Trust oder Stiftung bieten besseren Schutz als ein Testament.[3][8]

Dauerhafte Vermögensbindung an einen Zweck:
Eine Stiftung ist hier die beste Wahl.[1]

Flexible Vermögensverteilung:
Ein Trust ermöglicht die flexibelste Gestaltung.[3]

Steueroptimierung:
Eine gemeinnützige Stiftung bietet die größten steuerlichen Vorteile.[5]

Praxis­tipps für Ihre Nach­lass­pla­nung

Für alle Nach­lass­re­ge­lun­gen wichtig:

  1. Frühzeitig planen: Beginnen Sie mit der Nachlassplanung, solange Sie noch gesund sind.

  2. Fachliche Beratung einholen: Lassen Sie sich von Fachleuten für Erbrecht, Steuerrecht und gegebenenfalls Stiftungsrecht beraten.

  3. Regelmäßig überprüfen: Überdenken Sie Ihre Nachlassregelung alle paar Jahre und passen Sie sie bei Bedarf an.

  4. Pflichtteilsansprüche beachten: Denken Sie daran, dass nahe Angehörige Pflichtteilsansprüche haben können.[4]

Speziell beim Testament:

  • Nutzen Sie die Möglichkeit, eine testamentsvollstreckende Person zu benennen.
  • Formulieren Sie klar und eindeutig, um spätere Streitigkeiten zu vermeiden.
  • Bei komplexeren Vermögen oder Familiensituationen ist ein notarielles Testament empfehlenswert.

Speziell beim Trust:

  • Wählen Sie vertrauenswürdige Treuhänder:innen.
  • Prüfen Sie die rechtliche Umsetzbarkeit in Deutschland.
  • Beachten Sie die möglichen Auswirkungen auf internationale Vermögenswerte.

Speziell bei der Stiftung:

  • Formulieren Sie den Stiftungszweck präzise.
  • Bedenken Sie die Stiftungssatzung bereits im Testament.[4]
  • Klären Sie, ob das Stiftungsvermögen ausreicht, um den Stiftungszweck dauerhaft zu erfüllen.

Fazit: Die richtige Entscheidung treffen

Die Wahl zwischen Testament, Trust und Stiftung hängt von Ihren persönlichen Umständen, Zielen und der Höhe Ihres Vermögens ab.

Ein Testament ist die einfachste und kostengünstigste Option für die meisten Menschen mit überschaubaren Vermögensverhältnissen.

Ein Trust bietet mehr Flexibilität und Schutz, ist aber komplexer und im deutschen Rechtsraum nicht so etabliert.

Eine Stiftung eignet sich besonders für Menschen mit größerem Vermögen, die ein dauerhaftes Vermächtnis hinterlassen möchten.

Lassen Sie sich bei Ihrer Entscheidung fachkundig beraten, um die optimale Lösung für Ihre individuelle Situation zu finden.