Können im Testament Spenden an gemeinnützige Organisationen festgelegt werden?
Ja, Sie können in Ihrem Testament Spenden an gemeinnützige Organisationen festlegen, entweder als Erbeinsetzung oder als Vermächtnis. Gemeinnützige Organisationen sind von der Erbschaftssteuer befreit, sodass Ihre Zuwendung vollständig ankommt. Eine rechtssichere Formulierung und gegebenenfalls notarielle Beratung stellen sicher, dass Ihr letzter Wille korrekt umgesetzt wird.
- Was ist eine Testamentsspende?
- Rechtliche Grundlagen: Wer erbt ohne Testament?
- Wie können Sie gemeinnützige Organisationen im Testament berücksichtigen?
- Gültige Testamentsformen
- Praktische Beispielformulierungen für Ihr Testament
- Steuerliche Vorteile: Keine Erbschaftssteuer für gemeinnützige Organisationen
- Praktische Schritte zur Umsetzung einer Testamentsspende
- Wichtige Überlegungen für Ihre Entscheidung
- Was Sie bei der Auswahl einer Organisation beachten sollten
- Möglichkeiten, sich zu informieren
- Fazit: Mit Ihrer Testamentsspende Gutes bewirken
Eine Testamentsspende ermöglicht es Ihnen, über Ihren Tod hinaus Gutes zu tun und Ihre persönlichen Werte weiterzugeben. Sie können Ihren Nachlass oder Teile davon gezielt an gemeinnützige Organisationen übertragen und so langfristig Projekte fördern, die Ihnen am Herzen liegen. Dieser Ratgeber erklärt, wie Sie eine solche Spende rechtssicher in Ihrem Testament festlegen können.
Was ist eine Testamentsspende?
Eine Testamentsspende bedeutet, dass Sie einen Teil Ihres Vermögens oder einen konkreten Geldbetrag einer gemeinnützigen Organisation Ihrer Wahl hinterlassen[5]. Im juristischen Sinne gibt es keine “Testamentsspende” als eigenständigen Rechtsbegriff - vielmehr handelt es sich um Zuwendungen an Organisationen, die Sie in Ihrem Testament festhalten[11].
Sie können eine solche Zuwendung auf zwei Wegen umsetzen:
- Als Erbeinsetzung (die Organisation wird Ihr Erbe)
- Als Vermächtnis (die Organisation erhält einen bestimmten Teil Ihres Nachlasses)
Die Testamentsspende ist besonders sinnvoll, wenn Sie keine Erben haben oder neben Ihren Angehörigen auch einen guten Zweck unterstützen möchten.
Rechtliche Grundlagen: Wer erbt ohne Testament?
Ohne Testament greift in Deutschland die gesetzliche Erbfolge, die ausschließlich Blutsverwandte, Ehe- bzw. eingetragene Lebenspartner:innen und Adoptivkinder berücksichtigt[1][7]. Wenn keine dieser Personen existiert, wird der Staat automatisch Ihr Erbe[1].
Um Ihr Vermögen an andere Personen wie Freund:innen oder gemeinnützige Organisationen zu übertragen, müssen Sie ein Testament oder einen Erbvertrag aufsetzen[1].
Wie können Sie gemeinnützige Organisationen im Testament berücksichtigen?
Option 1: Organisation als Erbe einsetzen
Sie können eine gemeinnützige Organisation als Alleinerbin oder als Teil einer Erbengemeinschaft einsetzen. Als Erbe übernimmt die Organisation alle Rechte und Pflichten - einschließlich möglicher Verbindlichkeiten[6]. Die Organisation wird rechtlich Ihre Nachfolgerin und muss den Nachlass abwickeln.
Formulierungsbeispiel: “Zu meinem alleinigen Erben setze ich die [Name der Organisation] ein.”
Option 2: Vermächtnis festlegen (empfohlen)
Möchten Sie Ihrer Familie etwas hinterlassen und zusätzlich eine Organisation unterstützen, ist ein Vermächtnis oft die bessere Wahl. Hierbei legen Sie fest, dass Ihre Erben einen bestimmten Teil des Nachlasses an die Organisation übertragen müssen[4][6].
Ein Vermächtnis kann sein:
- Ein konkreter Geldbetrag
- Eine Immobilie
- Wertpapiere
- Bestimmte Gegenstände
Die Organisation wird beim Vermächtnis nicht zum Erben und muss sich nicht um die Abwicklung des Nachlasses kümmern[6].
Formulierungsbeispiel: “Aus meinem Erbe soll ein Betrag von [Betrag] Euro als Vermächtnis an die [Name der Organisation] gehen.”[6]
Gültige Testamentsformen
Damit Ihre Testamentsspende rechtswirksam ist, muss Ihr Testament bestimmte Formvorschriften erfüllen:
1. Eigenhändiges Testament
Das eigenhändige Testament muss von Ihnen vollständig handschriftlich verfasst und unterschrieben werden. Ein Computerausdruck ist nicht gültig[2][8]. Wichtig sind:
- Handschriftliche Erstellung (keine Schreibmaschine, kein Computer)
- Datum und Ort der Erstellung
- Vollständige Unterschrift
Sie können dieses Testament zuhause aufbewahren oder beim Amtsgericht hinterlegen.
2. Notarielles Testament
Das notarielle Testament wird gemeinsam mit einer Notarin oder einem Notar erstellt und beurkundet[8]. Vorteile:
- Rechtssichere Formulierung ohne Formfehler
- Automatische Hinterlegung beim Amtsgericht
- Fachkundige Beratung zu erbrechtlichen Fragen
3. Gemeinschaftliches Testament
Ehepaare und eingetragene Lebenspartner:innen können ein gemeinschaftliches Testament aufsetzen[8]. Beide Partner:innen müssen es unterschreiben. Eine besondere Form ist das “Berliner Testament”, bei dem sich die Partner:innen gegenseitig als Alleinerben einsetzen und Schlusserben (z.B. gemeinnützige Organisationen) bestimmen können[8].
Praktische Beispielformulierungen für Ihr Testament
Hier finden Sie nützliche Formulierungen für verschiedene Szenarien:
Als Vermächtnis:
“Ich vermache der [Name der Organisation] einen Betrag in Höhe von [Betrag] Euro.”
Als prozentuale Beteiligung:
“Die [Name der Organisation] soll mit [Prozentsatz]% an meinem Nachlass beteiligt werden.”
Als Erbeinsetzung:
“Zu meinem Erben setze ich die [Name der Organisation] ein.”
Mit Auflage zur Verwendung:
“Ich vermache der [Name der Organisation] einen Betrag von [Betrag] Euro mit der Auflage, diesen für [konkreter Zweck] zu verwenden.”
Steuerliche Vorteile: Keine Erbschaftssteuer für gemeinnützige Organisationen
Ein großer Vorteil der Testamentsspende: Gemeinnützige Organisationen sind von der Erbschaftssteuer befreit[2][4][5]. Das bedeutet, dass Ihre Zuwendung vollständig und ohne steuerliche Abzüge bei der Organisation ankommt[2][4].
Dies kann in manchen Fällen auch für Ihre anderen Erben vorteilhaft sein, da sich durch die Vermächtnisse an gemeinnützige Organisationen die Erbschaftssteuer für die Familie verringern kann[12].
Praktische Schritte zur Umsetzung einer Testamentsspende
-
Überlegen Sie sorgfältig, welche Organisation(en) Sie unterstützen möchten
Informieren Sie sich über deren Arbeit und Wirkungsbereiche[5]. -
Nehmen Sie Kontakt mit der Organisation auf
Viele Organisationen bieten kostenlose Beratung und Informationsmaterial zum Thema Testamentsspende an[2][6]. -
Lassen Sie sich rechtlich beraten
Ein Gespräch mit einer Notarin oder einem Notar stellt sicher, dass Ihr Testament rechtsgültig ist[5][9]. -
Testament errichten
Setzen Sie Ihr Testament eigenhändig auf oder lassen Sie es notariell beurkunden[2][8]. -
Testament sicher verwahren
Hinterlegen Sie Ihr Testament beim Amtsgericht oder an einem sicheren Ort, der Ihren Angehörigen bekannt ist[2][8]. -
Informieren Sie die begünstigte Organisation
Dies ist nicht rechtlich notwendig, aber hilfreich, damit die Organisation Ihre Wünsche kennt und im Erbfall entsprechend handeln kann[5][6][9].
Wichtige Überlegungen für Ihre Entscheidung
Pflichtteil beachten
Bedenken Sie: Bestimmten nahen Angehörigen (Ehepartner:innen, Kindern und unter Umständen Eltern) steht ein gesetzlicher Pflichtteil zu, auch wenn Sie sie nicht im Testament berücksichtigen[8]. Der Pflichtteil beträgt die Hälfte des gesetzlichen Erbteils.
Testamentsvollstrecker:in einsetzen
Bei komplexeren Nachlassregelungen kann die Ernennung einer Testamentsvollstrecker:in sinnvoll sein. Diese Person sorgt dafür, dass Ihr letzter Wille genau umgesetzt wird.
Regelmäßige Überprüfung
Überprüfen Sie Ihr Testament in regelmäßigen Abständen, besonders nach einschneidenden Lebensereignissen wie Heirat, Geburt von Kindern oder größeren Vermögensänderungen.
Was Sie bei der Auswahl einer Organisation beachten sollten
- Gemeinnützigkeit prüfen: Nur anerkannt gemeinnützige Organisationen sind von der Erbschaftssteuer befreit
- Transparenz: Wählen Sie Organisationen, die transparent über ihre Arbeit und Finanzen informieren
- Nachhaltigkeit: Achten Sie darauf, wie lange die Organisation bereits besteht und wie stabil sie ist
- Persönliche Werte: Die Ziele der Organisation sollten mit Ihren eigenen Werten übereinstimmen
Möglichkeiten, sich zu informieren
Fazit: Mit Ihrer Testamentsspende Gutes bewirken
Eine Testamentsspende ermöglicht es Ihnen, auch über Ihren Tod hinaus einen positiven Einfluss zu nehmen. Mit der richtigen Vorbereitung und Beratung können Sie sicherstellen, dass Ihr Nachlass genau so verwendet wird, wie Sie es sich wünschen - und dass Ihre Werte weiterleben.
Denken Sie daran: Ein Testament zu schreiben, bedeutet nicht nur, materielle Güter zu verteilen, sondern auch Ihre persönlichen Werte weiterzugeben und dafür zu sorgen, dass Ihr Erbe in Ihrem Sinne Verwendung findet.