Wie erstelle ich ein Testament Schritt für Schritt?

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Zusammenfassung

Um ein Testament zu erstellen, verfassen Sie es vollständig handschriftlich oder lassen es notariell beurkunden. Es sollte eine klare Überschrift wie „Mein letzter Wille“ tragen, persönliche Angaben (Name, Geburtsdatum, Adresse) enthalten, Erben und Vermögensaufteilung eindeutig benennen sowie mit Datum und Unterschrift versehen sein. Für komplexe Fälle empfiehlt sich eine notarielle Beratung.

Ein Testament zu verfassen, ist ein wichtiger Schritt, um Ihren Nach­lass nach Ihren eigenen Wünschen zu regeln. In diesem Artikel erfahren Sie alle notwendigen Schritte, die Sie beachten sollten, um ein rechts­gültiges Testament zu erstellen.

Warum ist ein Testament wichtig?

Ohne Testament gilt die gesetz­liche Erbfolge. Diese berück­sichtigt in erster Linie Ehe­partner:innen, einge­tragene Lebens­partner:innen und nahe Verwandte. Menschen ohne Trau­schein, Freund:innen oder gemein­nützige Organi­sationen gehen dabei leer aus[2]. Mit einem Testament können Sie Ihren Nach­lass nach Ihren persön­lichen Wünschen gestalten und selbst bestimmen, wer was erhält[3].

Wer darf ein Testament erstellen?

Um ein Testament zu verfassen, müssen Sie testier­fähig sein. Das bedeutet:

  • Sie müssen voll­jährig sein (Ausnahme: Ab 16 Jahren ist ein Testament beim Notar möglich)[6][8]
  • Sie müssen geistig in der Lage sein, die Bedeutung eines Testaments zu verstehen[6]
  • Sie müssen das Testament persön­lich errichten können (eine Stell­vertretung ist nicht möglich)[4]

Eigenhändiges Testament oder notarielles Testament?

Sie haben grund­sätzlich zwei Möglich­keiten, ein Testament zu erstellen:

1. Eigenhändiges (handschriftliches) Testament

  • Kosten­günstig, da keine Notar­gebühren anfallen
  • Muss von Anfang bis Ende hand­schriftlich verfasst werden
  • Kann jederzeit selbst geändert werden
  • Risiko formaler Fehler ist höher

2. Notarielles Testament

  • Wird mit Unter­stützung einer Notarin oder eines Notars erstellt
  • Rechts­sicherheit durch fach­kundige Beratung
  • Wird auto­matisch beim Nach­lass­gericht hinterlegt
  • Mit Kosten verbunden[5][7]

Schritt-für-Schritt-Anleitung zum eigenhändigen Testament

Schritt 1: Überblick über Ihr Vermögen verschaffen

Erstellen Sie eine Liste Ihres gesamten Vermögens:

  • Immobilien und Grundstücke
  • Bank­guthaben und Wert­papiere
  • Versicherungen
  • Wert­gegenstände
  • Schulden und Verbind­lichkeiten[3]

Schritt 2: Gesetzliche Erbfolge prüfen

Machen Sie sich bewusst, wer bei fehlendem Testament erben würde:

  • 1. Ordnung: Kinder/Adoptiv­kinder, dann Kindes­kinder
  • 2. Ordnung: Eltern, dann Geschwister und deren Nachkommen
  • 3. Ordnung: Groß­eltern und deren Nachkommen
  • 4. Ordnung: Ur­groß­eltern und deren Nachkommen

Ehe­partner:innen oder einge­tragene Lebens­partner:innen erben neben den Verwandten der 1. und 2. Ordnung. Haben Sie keine Verwandten und sind nicht verheiratet, erbt der Staat[2][3].

Schritt 3: Festlegen, wer was erhalten soll

Überlegen Sie sorgfältig, wen Sie in Ihrem Testament bedenken möchten:

  • Wer soll Erbe werden und damit die voll­ständige Rechts­nachfolge antreten?
  • Wem möchten Sie ein Vermächtnis zukommen lassen (einzelne Vermögens­werte)?[3]

Wichtig: Ein:e Erb:in über­nimmt nicht nur Ihr Vermögen, sondern auch alle Pflichten wie Schulden und offene Rechnungen[1].

Schritt 4: Testament korrekt verfassen

Folgende Formal­vorgaben sind zwingend zu beachten:

  1. Das gesamte Testament muss von Ihnen hand­schriftlich geschrieben werden. Ein maschi­nell erstelltes und nur unter­schriebenes Testament ist ungültig[1][6].

  2. Versehen Sie das Dokument mit einer Über­schrift wie “Mein Testament” oder “Mein letzter Wille”[1][5].

  3. Machen Sie vollständige persön­liche Angaben:

    • Vor- und Nachname
    • Geburts­datum und -ort
    • Aktuelle Anschrift[1]
  4. Widerrufen Sie frühere Testamente, falls vorhanden[1].

  5. Formulieren Sie klar und eindeutig, wer Ihre Erb:innen sein sollen und wer welchen Anteil erhalten soll[1][2].

  6. Geben Sie Ort und Datum der Erstellung an[6].

  7. Unter­schreiben Sie mit vollem Vor- und Nach­namen[6][8].

Schritt 5: Aufbewahrung sicherstellen

Ein Testament sollte so aufbewahrt werden, dass es im Todesfall schnell gefunden wird:

  • Sie können Ihr Testament beim Nach­lass­gericht hinter­legen (gegen eine Gebühr)[5].
  • Alternativ können Sie es zu Hause aufbewahren, aber sicher­stellen, dass es gefunden wird.
  • Informieren Sie Vertrauens­personen über den Aufbewahrungs­ort.

Beispiel für den Aufbau eines eigenhändigen Testaments

Testament

Ich, Anna Maria Schmidt, geboren am 01.03.1960 in München, 
wohnhaft in der Musterstraße 123, 80333 München, 
verfüge hiermit als meinen letzten Willen:

1. Alle meine früheren Testamente widerrufe ich hiermit.

2. Zu meinen Erben setze ich zu gleichen Teilen (je 1/3) ein:
   - Meinen Sohn Max Schmidt, geboren am 10.05.1985
   - Meine Tochter Lisa Schmidt, geboren am 15.08.1988
   - Meinen Lebenspartner Thomas Müller, geboren am 20.12.1958

3. Meine Nichte Julia Peters, geboren am 05.04.1990, erhält als 
   Vermächtnis meine Schmucksammlung.

4. Die Lebenshilfe e.V. erhält als Vermächtnis einen Betrag 
   von 5.000 Euro.

München, den 30.03.2025

Anna Maria Schmidt

Besondere Situationen und Hinweise

Pflicht­teils­ansprüche beachten

Bestimmte nahe Angehörige (Kinder, Ehe­partner:innen, Eltern) haben auch bei Ent­erbung einen gesetz­lichen Anspruch auf den Pflicht­teil in Höhe der Hälfte des gesetz­lichen Erb­teils.

Gemein­schaftliches Testament für Ehe­paare

Ehe­paare können ein gemein­schaftliches Testament errichten. Beliebt ist das “Berliner Testament”, bei dem sich Ehe­leute gegen­seitig als Allein­erben einsetzen und die Kinder erst nach dem Tod des zweiten Ehe­gatten erben[7].

Testament ändern oder widerrufen

Sie können Ihr Testament jederzeit ändern oder widerrufen:

  • Durch Erstellung eines neuen Testaments
  • Durch Vernichtung des alten Testaments
  • Durch entsprechende Änderungen im bestehenden Testament[1]

Fachliche Unterstützung einholen

Bei komplexen familiären oder vermögens­recht­lichen Verhältnissen ist es ratsam, fach­lichen Rat einzuholen. Die Kosten für eine notarielle Beratung können sich langfristig lohnen, um Streitig­keiten unter den Erb:innen zu vermeiden und die Rechts­sicherheit zu erhöhen[3].

Checkliste für Ihr Testament

  • [ ] Vermögens­überblick erstellt
  • [ ] Gesetzliche Erbfolge geprüft
  • [ ] Erben und Vermächtnis­nehmer:innen festgelegt
  • [ ] Testament hand­schriftlich verfasst
  • [ ] Überschrift “Testament” oder “Letzter Wille” vorhanden
  • [ ] Persönliche Angaben vollständig
  • [ ] Ort und Datum angegeben
  • [ ] Mit vollem Namen unterschrieben
  • [ ] Aufbewahrung geregelt

Ein Testament zu erstellen, ist ein bedeutsamer Schritt, der Ihre Selbst­bestimmung über Ihren Nach­lass sichert. Nehmen Sie sich ausreichend Zeit, Ihre Wünsche zu überdenken, und scheuen Sie sich nicht, bei Unsicher­heiten fach­kundige Hilfe in Anspruch zu nehmen.