Was kostet die Erstellung eines Testaments?

veröffentlicht am
aktualisiert am
Zusammenfassung

Ein eigen­händiges Testament ist kosten­günstig, birgt jedoch Risiken wie Formfehler oder unklare Formulierungen, die später zu Streit führen können. Ein notarielles Testament ist teurer (z. B. ca. 361 Euro bei 100.000 Euro Nachlasswert), bietet aber hohe Rechts­sicherheit, klare Regelungen und spart Erb:innen oft die Kosten für einen Erbschein. Die Wahl hängt von der Komplexität des Nachlasses und Ihrem Wunsch nach rechtlicher Absicherung ab.

Ein Testament zu erstellen gehört zu den wichtigsten Schritten der Vor­sorge. Dabei stehen Ihnen grundsätzlich zwei Wege offen: das eigen­händige Testament, das Sie selbst verfassen, oder das notarielle Testament, das mit fach­licher Unterstützung erstellt wird. Beide Varianten unterscheiden sich nicht nur in der Erstellung, sondern auch bei den Kosten erheblich.

Das eigenhändige Testament und seine Kosten

Was ist ein eigenhändiges Testament?

Ein eigen­händiges Testament müssen Sie komplett von Hand schreiben und mit Ihrer Unterschrift versehen. Ein am Computer erstelltes und ausgedrucktes Dokument ist nicht rechtsgültig. Das Datum sollte ebenfalls nicht fehlen, ist aber für die Gültigkeit nicht zwingend erforderlich.

Welche Kosten fallen an?

Die Erstellung eines eigen­händigen Testaments ist grundsätzlich kostenlos[3]. Sie benötigen lediglich Papier und einen Stift, um Ihren letzten Willen festzuhalten.

Verwahrungskosten: Wenn Sie Ihr Testament zur sicheren Aufbewahrung beim Nach­lassgericht (einer Abteilung des örtlichen Amtsgerichts) hinterlegen möchten, fallen einmalig 75 Euro an (Stand: 2024)[1]. Diese Verwahrung ist freiwillig, aber empfehlenswert - besonders für allein­stehende Personen.

Mögliche Folgekosten

Bei einem eigen­händigen Testament entstehen für die Erb:innen nach dem Erbfall in der Regel weitere Kosten:

  • Erbschein: Bei einem privaten Testament benötigen die Erb:innen meist einen Erbschein, um sich gegenüber Banken, Behörden oder dem Grundbuchamt auszuweisen. Die Kosten für einen Erbschein richten sich nach dem Nachlasswert, beispielsweise:
    • Bei 45.000 Euro Nachlasswert: 90 Euro
    • Bei 75.000 Euro Nachlasswert: 150 Euro
    • Bei 165.000 Euro Nachlasswert: 330 Euro[8]

Das notarielle Testament und seine Kosten

Was ist ein notarielles Testament?

Ein notarielles Testament wird mit Unterstützung einer Notarin oder eines Notars erstellt und beglaubigt. Sie erklären der Notarperson Ihren letzten Willen, die ihn dann rechts­sicher formuliert und beurkundet.

Welche Kosten fallen an?

Die Kosten für ein notarielles Testament sind gesetzlich im Gerichts- und Notar­kostengesetz (GNotKG) festgelegt. Alle Notar:innen in Deutschland berechnen daher die gleichen Gebühren[4]. Die Höhe der Kosten richtet sich nach dem Wert Ihres Vermögens zum Zeitpunkt der Beurkundung.

Kostenübersicht für notarielle Testamente:

Nachlasswert Kosten Einzel­testament (1,0-fache Gebühr) Kosten gemein­schaftliches Testament (2,0-fache Gebühr)
10.000 € 75 € 150 €
25.000 € 115 € 230 €
50.000 € 165 € 330 €
100.000 € 273 € 550 €
250.000 € 535 € 1.070 €
500.000 € 935 € 1.870 €

Zu diesen Netto­beträgen kommen noch Auslagen (ca. 30 Euro) und die gesetzliche Mehrwertsteuer hinzu[4].

Beispiel: Bei einem Einzel­testament mit einem Nachlasswert von 100.000 Euro wären das:

  • Beurkundung: 273 Euro
  • Auslagen: ca. 30 Euro
  • Mehrwertsteuer: ca. 58 Euro
  • Gesamt­kosten: ca. 361 Euro[4]

Zusätzliche Kosten

  • Hinterlegung: Ein notarielles Testament wird automatisch beim Amts­gericht hinterlegt. Dafür fallen pauschal 75 Euro an[8].
  • Eintrag im Testaments­register: Für die Registrierung im Zentralen Testaments­register der Bundes­notarkammer werden 18 Euro berechnet[1].

Wichtig: Vermögens­berechnung

Bei der Berechnung des Nachlasswertes werden bestehende Verbindlichkeiten bis maximal zur Hälfte des Vermögens abgezogen[6].

Beispiel: Bei einer Immobilie im Wert von 200.000 Euro mit einer Belastung von 150.000 Euro beträgt das zu berücksichtigende Vermögen 100.000 Euro[6].

Vor- und Nachteile im Vergleich

Eigen­händiges Testament:

Vorteile:

  • Keine direkten Kosten für die Erstellung
  • Schnelle und einfache Anfertigung
  • Jederzeit änderbar ohne weitere Kosten

Nachteile:

  • Formfehler können zur Unwirksamkeit führen
  • Unklare Formulierungen können zu Streit unter den Erb:innen führen
  • Erbschein erforderlich, was zusätzliche Kosten verursacht
  • Risiko des Verlusts oder der Nach­fälschung

Notarielles Testament:

Vorteile:

  • Hohe Rechts­sicherheit durch fachliche Beratung
  • Sichere Verwahrung beim Amtsgericht
  • Kein Erbschein nötig, was Zeit und Geld spart
  • Weniger Streitpotenzial durch klare Formulierungen

Nachteile:

  • Höhere Anfangskosten
  • Termin­vereinbarung und Besuch beim Notar erforderlich
  • Änderungen erfordern erneuten Notarbesuch und verursachen zusätzliche Kosten

Alternative: Anwaltliche Beratung für eigen­händige Testamente

Sie können für Ihr eigen­händiges Testament auch anwaltliche Beratung in Anspruch nehmen. Die Kosten hierfür:

  • Erstberatung: Zwischen 190 und 300 Euro[4]
  • Testaments­entwurf: Je nach Komplexität und Stundensatz etwa 500 bis 1.000 Euro[7]

Anders als Notar:innen können Anwält:innen ihre Gebühren individuell vereinbaren - entweder als Pauschal­honorar oder als Stunden­honorar[4].

Praktische Empfehlungen

Wann ist ein eigen­händiges Testament sinnvoll?

Ein eigen­händiges Testament eignet sich für Sie, wenn:

  • Ihr Nach­lass überschaubar ist
  • Die gewünschte Erbregelung unkompliziert ist
  • Sie sehr kosten­bewusst handeln möchten
  • Sie sich zutrauen, rechtlich eindeutige Formulierungen zu finden

Wann sollten Sie ein notarielles Testament in Betracht ziehen?

Ein notarielles Testament ist empfehlenswert, wenn:

  • Ihr Vermögen komplex ist (Immobilien, Unternehmen, etc.)
  • Sie besondere Regelungen treffen möchten
  • Es potenzielle Streitigkeiten zwischen Erb:innen geben könnte
  • Sie schwer kranke oder behinderte Angehörige absichern möchten
  • Sie keine rechtlichen Vor­kenntnisse haben

Kompromiss-Lösung

Eine gute Mitte zwischen beiden Optionen kann sein:

  1. Lassen Sie sich zunächst anwaltlich beraten
  2. Verfassen Sie anschließend Ihr eigen­händiges Testament mit dem erworbenen Wissen
  3. Hinterlegen Sie es beim Nach­lassgericht

Die richtige Entscheidung treffen

Bei der Wahl zwischen eigen­händigem und notariellem Testament sollten Sie nicht allein auf die Kosten achten. Bedenken Sie auch den langfristigen Nutzen und die möglichen Folgekosten für Ihre Erb:innen.

In vielen Fällen sind die anfänglich höheren Kosten eines notariellen Testaments eine sinnvolle Investition, da sie späteren Ärger und zusätzliche Ausgaben vermeiden können. Besonders bei größerem Vermögen oder komplexen Familien­verhältnissen ist professionelle Unterstützung ratsam.

Denken Sie daran: Ein Testament zu haben - egal in welcher Form - ist immer besser als gar keines. Denn ohne Testament gilt die gesetzliche Erbfolge, die möglicherweise nicht Ihren Wünschen entspricht.