Was kostet eine Patientenverfügung beim Rechtsanwalt?
Die Kosten für eine anwaltliche Patientenverfügung in Deutschland liegen meist zwischen 200 und 600 Euro, abhängig vom Aufwand und individuellen Anpassungen. Eine anwaltliche Beratung lohnt sich vor allem bei komplexen Regelungen, familiären Konflikten oder internationalen Bezügen. Für viele Menschen reichen jedoch kostengünstigere Alternativen wie Online-Dienste oder ärztliche Beratung aus, um eine rechtlich und medizinisch präzise Verfügung zu erstellen.
- Rechtliche Grundlagen der Patientenverfügung
- Kostenfaktoren bei anwaltlichen Patientenverfügungen
- Vergleich: Anwaltliche vs. andere Erstellungswege
- Drei Gründe, warum sich eine anwaltliche Beratung lohnen kann
- Häufige versteckte Kostenfallen
- Praxistipps zur Kostenreduzierung
- Alternativen zur Vollberatung
- So erkennen Sie seriöse Anbieter:innen
- Fazit: Wann sich die Investition lohnt
Eine Patientenverfügung beim Rechtsanwalt oder bei einer Rechtsanwältin zu erstellen, kann zwischen 200 und 600 Euro kosten - je nach Umfang der Beratung und regionalen Unterschieden[6]. Diese Preisspanne ergibt sich aus dem individuellen Aufwand für Gespräche, Formulierungsanpassungen und rechtliche Prüfungen. Der folgende Artikel erklärt detailliert, welche Faktoren die Kosten beeinflussen, welche Alternativen bestehen und worauf Sie bei der Entscheidung für eine anwaltliche Beratung achten sollten.
Rechtliche Grundlagen der Patientenverfügung
Die gesetzliche Basis für Patientenverfügungen in Deutschland findet sich im § 1827 BGB. Hier ist festgelegt, dass Ihre schriftlich fixierten Behandlungswünsche verbindlich sind, sofern Sie zum Zeitpunkt der Erstellung einwilligungsfähig waren und die Situation konkret beschrieben wurde[4]. Eine notarielle Beglaubigung ist nicht erforderlich - Ihre Unterschrift genügt für die Gültigkeit[4].
Wichtig: Selbst eine teure anwaltliche Patientenverfügung bietet keine Garantie für die Umsetzung im Ernstfall, wenn medizinische Aspekte unklar formuliert sind. Ärzt:innen prüfen vorrangig, ob die beschriebenen gesundheitlichen Zustände auf die aktuelle Situation zutreffen und die Anweisungen widerspruchsfrei sind[4].
Kostenfaktoren bei anwaltlichen Patientenverfügungen
1. Grundgebühr für Standarddokumente
Die meisten Kanzleien berechnen für das Erstellen einer Patientenverfügung 200-300 Euro, wenn keine besonderen Anpassungen erforderlich sind[6]. Dieser Preis umfasst in der Regel:
- Ein Erstgespräch zur Klärung Ihrer Wünsche
- Die Erstellung des Dokuments nach Mustertexten
- Eine rechtliche Prüfung auf Formfehler
Die Preise schwanken regional. Eine Kanzlei in Berlin bietet Standard-Patientenverfügungen für 250 Euro an, während ähnliche Dienstleistungen in München durchschnittlich 280 Euro kosten[6].
2. Zusatzkosten bei individuellen Anpassungen
Komplexe Fälle können die Gebühren auf über 500 Euro erhöhen[1][6]. Dies betrifft beispielsweise:
- Kombinierte Dokumente: Wenn Sie zusätzlich eine Vorsorgevollmacht oder Betreuungsverfügung erstellen lassen (Kostensteigerung um 150-300 Euro)[1][6]
- Vermögensrechtliche Regelungen: Bei der Einbindung von Unternehmensanteilen oder Immobilienverfügungen (Gegenstandswerte über 50.000 Euro)[2]
- Mehrfachberatungen: Wenn mehrere Gespräche zur Klärung von Detailfragen nötig sind (Stundensätze von 150-250 Euro)[6]
Ein Gerichtsurteil aus Mannheim bestätigte 2015 sogar Honorare von 4.759,64 Euro als rechtmäßig - hier ging es allerdings um einen Sonderfall mit mehreren Vollmachten und umfangreichen Vermögensregelungen[1].
Vergleich: Anwaltliche vs. andere Erstellungswege
Kriterium | Anwalt/Anwältin | Hausarzt/Hausärztin | Online-Dienste¹ |
---|---|---|---|
Kosten | 200-600 € | 60-120 € | 0-150 € |
Rechtliche Prüfung | Umfassend | Keine | Standardisiert |
Medizinische Prüfung | Oft unzureichend | Fachkundig | Variiert je nach Anbieter |
Individualisierung | Hoch | Mittel | Niedrig |
¹ Bei Patientenverfügung.digital können Sie Ihre medizinisch präzise und rechtssichere Patientenverfügung komplett kostenlos und unverbindlich erstellen.
Drei Gründe, warum sich eine anwaltliche Beratung lohnen kann
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Komplexe Regelungen
Wenn Sie sehr komplexe, individuelle Regelungen wünschen. -
Interessenkonflikte in der Familie
Bei unterschiedlichen Erwartungen von Angehörigen kann eine präzise formulierte Patientenverfügung Streit vermeiden - etwa durch klare Anweisungen an das medizinische Personal und explizite Ausschlüsse bestimmter Personen von Entscheidungen[1][6]. -
Auslandsbezug
Für Menschen mit Zweitwohnsitzen im Ausland oder ausländischer Staatsbürgerschaft prüfen spezialisierte Kanzleien, ob die Verfügung auch im jeweiligen Land anerkannt wird[3].
Häufige versteckte Kostenfallen
1. Nachträgliche Änderungen
Viele Kanzleien berechnen für spätere Anpassungen 50-150 Euro pro Änderung[6]. Tipp: Lassen Sie im Erstgespräch klären, ob Folgekorrekturen im Preis enthalten sind.
2. Beglaubigungskosten
Obwohl nicht erforderlich, empfehlen manche Anwält:innen eine notarielle Beglaubigung (zusätzliche Gebühren)[4]. Dies ist nur sinnvoll, wenn Ihre Einwilligungsfähigkeit angezweifelt werden könnte - etwa bei psychischen Vorerkrankungen.
3. “Rundum-Sorglos-Pakete”
Kombiangebote mit Vorsorgevollmachten und Testamenten erreichen schnell 1.000-2.000 Euro[1][6]. Prüfen Sie, ob Sie alle Dokumente wirklich benötigen.
Praxistipps zur Kostenreduzierung
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Vorbereitung ist alles
Notieren Sie Ihre Behandlungswünsche vor dem Anwaltsgespräch schriftlich. Je konkreter Ihre Vorlagen sind, desto weniger Beratungsstunden fallen an[6]. -
Nutzen Sie Mischformen
Erstellen Sie einen Entwurf mit kostenlosen Online-Dienste wie Patientenverfügung.digital. Individualisieren Sie den Entwurf falls notwendig und lassen Sie diesen nur rechtlich prüfen (Kosten: ca. 100-150 Euro)[6]. -
Prüfen Sie den Gegenstandswert
Der Preis orientiert sich am vermuteten Streitwert. Bei einfachen Verfügungen ohne Vermögensbezug können Sie den Gegenstandswert auf 3.000 Euro begrenzen lassen[2]. -
Vergleichen Sie regional
Anwaltshonorare unterscheiden sich bundesweit um bis zu 30%. Ein Telefonat mit Kanzleien in Nachbarstädten kann sich lohnen[6].
Alternativen zur Vollberatung
1. Einmalige Rechtsprüfung (ab 80 Euro)
Einige Kanzleien bieten an, selbst erstellte Verfügungen nur auf formale Fehler zu prüfen[4][6]. Dies ist sinnvoll, wenn Sie medizinische Beratung bereits beim Hausarzt erhalten haben.
2. Gruppenberatungen
Volkshochschulen oder Verbraucherzentralen organisieren oft Seminare mit Rechtsanwält:innen, wo Sie für 30-50 Euro Grundwissen und Mustertexte erhalten[4].
3. Prozesskostenhilfe
Bei geringem Einkommen können Sie beim Amtsgericht einen Antrag auf Übernahme der Anwaltskosten stellen. Voraussetzung: Die Verfügung dient ausschließlich persönlichen - nicht vermögensrechtlichen - Zwecken[2].
So erkennen Sie seriöse Anbieter:innen
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Transparente Preisangaben
Seriöse Kanzleien nennen Festpreise oder Stundenhonorare bereits im Erstgespräch. Vage Aussagen wie “Das wird schon im Rahmen bleiben” sind alarmierend[1][6]. -
Medizinische Kooperationen
Ideal sind Kanzleien, die mit Ärzt:innen zusammenarbeiten. So stellen sie sicher, dass medizinische Formulierungen korrekt sind. -
Spezialisierung
Suchen Sie explizit nach Fachanwält:innen für Medizinrecht oder Betreuungsrecht. Allgemeinanwält:innen fehlt oft das nötige Fachwissen.
Fazit: Wann sich die Investition lohnt
Eine anwaltliche Patientenverfügung ist besonders ratsam, wenn:
- sehr komplexe, individuelle Regelungen gewünscht sind
- internationale Bezüge bestehen
- in Ihrer Familie Konfliktpotenzial vermutet wird
Für die meisten Menschen genügen jedoch kostenlose Online-Dienste kombiniert mit einer ärztlichen Beratung (Gesamtkosten: unter 100 Euro)[4]. Wichtig ist, dass die Verfügung medizinisch präzise formuliert ist - hier hilft keine noch so teure Rechtsberatung weiter.