Wie dokumentiere ich die Überprüfung einer Patientenverfügung?
Die Überprüfung einer Patientenverfügung sollte alle zwei Jahre erfolgen, um sicherzustellen, dass sie den aktuellen medizinischen Standards und persönlichen Wünschen entspricht. Änderungen oder Bestätigungen müssen schriftlich mit Datum und Unterschrift dokumentiert werden, idealerweise in Absprache mit Fachpersonen. Kopien sollten an Vertrauenspersonen und relevante Stellen verteilt werden, um die Verbindlichkeit zu gewährleisten.
- Warum die Überprüfung lebenswichtig ist
- Der Überprüfungsprozess - strukturiert und gründlich
- Die Dokumentation - Ihr schriftlicher Beweis
- Externe Prüfstellen - Ihr Sicherheitsnetz
- Rechtliche Stolperfallen - das müssen Sie wissen
- Aufbewahrung und Verteilung - damit alle Bescheid wissen
- Wenn Angehörige anderer Meinung sind
- Ihre Checkliste für die perfekte Dokumentation
- Fazit - Selbstbestimmung braucht Pflege
Eine Patientenverfügung gibt Ihnen die Kontrolle über medizinische Entscheidungen, wenn Sie selbst nicht mehr sprechen können. Damit Ihre Wünsche im Ernstfall respektiert werden, reicht das einmalige Erstellen nicht aus. Die regelmäßige Überprüfung und ihre korrekte Dokumentation sind entscheidend. Dieser Artikel zeigt Schritt für Schritt, wie Sie vorgehen - klar, rechtssicher und einfühlsam.
Warum die Überprüfung lebenswichtig ist
Jede Patientenverfügung ist nur so gut wie ihre Aktualität. Medizinische Behandlungsmöglichkeiten entwickeln sich weiter, persönliche Wertvorstellungen können sich ändern. Der Gesetzgeber verlangt zwar keine verpflichtende Überprüfung, doch Rechtsexpert:innen empfehlen einen Rhythmus von zwei Jahren[1][4]. Ein Beispiel: Vor zehn Jahren abgelehnte Therapien könnten heute schonender sein. Ohne Anpassung würden Sie sich möglicherweise selbst Chancen nehmen.
Praxistipp: Planen Sie die Überprüfung an persönlichen „Ankertagen“ wie Geburtstagen oder dem Jahreswechsel. So vergessen Sie es nicht.
Der Überprüfungsprozess - strukturiert und gründlich
1. Inhaltliche Prüfung
Lesen Sie Ihre Patientenverfügung Satz für Satz. Stellen Sie sich dazu drei Fragen:
- Treffen die beschriebenen Krankheitsszenarien noch auf meine heutige Lebensrealität zu? (Beispiel: Neue Diabetes-Diagnose erfordert eventuell Anpassungen)[4][5]
- Entsprechen die abgelehnten oder gewünschten Maßnahmen dem aktuellen medizinischen Standard? (Eine frühere Ablehnung der Chemotherapie könnte heute durch gezieltere Therapien überholt sein)[7]
- Spiegeln die Formulierungen meine aktuellen ethischen/religiösen Überzeugungen wider?
2. Gespräche mit Fachpersonen
Beziehen Sie Ihre Hausärzt:in oder eine Palliativmediziner:in ein. Diese können Sie über neue Behandlungsmethoden aufklären. Ein Beispiel aus der Praxis: Herr Meier lehnte in seiner Verfügung „lebensverlängernde Schmerzmittel“ ab. Sein Arzt erklärte ihm, dass moderne Schmerztherapien kaum Nebenwirkungen haben. Daraufhin strich Herr Meier diesen Passus[3][6].
3. Rechtliche Formalia checken
Die Dokumentation - Ihr schriftlicher Beweis
Jede Überprüfung muss schriftlich festgehalten werden - egal, ob Sie Änderungen vornehmen oder alles bestätigen. So gehen Sie vor:
Bei Bestätigung ohne Änderungen
Fügen Sie einen Vermerk wie diesen hinzu:
Ich bestätige am [Datum], dass diese Patientenverfügung meinen aktuellen Willen widerspiegelt.
[Unterschrift]
Zeug:in: [Name der Ärzt:in/Notar:in, Unterschrift, Stempel]
Wichtig: Auch bei Bestätigung muss das aktuelle Datum ersichtlich sein. Ein einfacher Stempel „überprüft“ reicht nicht aus[1][4].
Bei inhaltlichen Änderungen
- Durchstreichen Sie veraltete Passagen eindeutig mit rotem Stift.
- Fügen Sie handschriftliche Ergänzungen auf einem angehefteten Blatt hinzu. Beispiel:
Zu Abschnitt 3: Beatmung
Seit meiner COPD-Diagnose 2024 akzeptiere ich eine vorübergehende Beatmung unter folgenden Bedingungen: […]
[Datum, Unterschrift] - Lassen Sie jede Änderung von einer neutralen Person bezeugen - idealerweise Ihrer Ärzt:in[1][5].
Digital hinterlegte Verfügungen
Nutzen Sie das Kommentarfeld Ihrer PDF-Software für Vermerke wie:
Aktualisierte Version vom [Datum]. Ursprüngliche Fassung bleibt im Anhang erhalten.
Drucken Sie die überarbeitete Version aus, unterschreiben Sie sie und scannen Sie sie erneut ein[5].
Externe Prüfstellen - Ihr Sicherheitsnetz
Organisationen wie die Deutsche Stiftung Patientenschutz bieten kostenlose Checks an[3]. So funktioniert’s:
- Kopieren Sie Ihre Patientenverfügung (ohne Unterschriften).
- Füllen Sie das Datenschutzformular auf patientenschutz.de aus.
- Senden Sie beides per Post oder E-Mail.
Innerhalb von zwei Wochen erhalten Sie einen telefonischen Beratungstermin. Die Expert:innen prüfen:
- Sind alle gesetzlichen Vorgaben aus § 1827 BGB erfüllt?
- Entsprechen die Formulierungen der aktuellen Rechtsprechung?
- Gibt es unklare Passagen, die zu Missverständnissen führen könnten?
Fallbeispiel: Frau Schulze hatte verfügt, „keine Apparatemedizin“ zu wollen. Die Prüfer:innen empfahlen, konkret zu benennen: „Verzicht auf Dialyse und künstliche Beatmung bei irreversibler Bewusstlosigkeit.“
Rechtliche Stolperfallen - das müssen Sie wissen
1. Konkretisierungsgebot
Formulierungen wie „Ich möchte nicht leiden“ sind unwirksam. Beschreiben Sie stattdessen:
Bei dauerhaften, therapieresistenten Schmerzen, die trotz palliativmedizinischer Behandlung nicht kontrollierbar sind, lehne ich […] ab.[2][8]
2. Bindungswirkung
Ärzt:innen dürfen nur abweichen, wenn:
- Neue Behandlungsmethoden existieren, die Sie nicht vorhersehen konnten
- Die konkrete Situation in Ihrer Verfügung nicht beschrieben ist[7][8]
3. Digitale Signaturen
Eine rein elektronische Signatur ist nicht ausreichend. Auch digital erstellte Verfügungen benötigen die handschriftliche Unterschrift[5].
Aufbewahrung und Verteilung - damit alle Bescheid wissen
1. Hinterlegungsorte
- Hausarztpraxis: Geben Sie eine Kopie mit Vermerk „Aktuelle Version vom [Datum]“ ab
- Geldbörse: Tragen Sie eine Notfallkarte mit Hinweis wie:
Patientenverfügung vorhanden. Angehörige informieren unter Tel. […]
- Zentrales Vorsorgeregister: Kostenpflichtige Speicherung unter vorsorgeregister.de
2. Personen informieren
Erstellen Sie eine Verteilerliste mit:
- Namen der Bevollmächtigten
- Datum der letzten Aktualisierung
- Aufbewahrungsorten
Mustertext für eine E-Mail:
Liebe:r [Name],
anbei meine aktualisierte Patientenverfügung vom [Datum]. Bitte löschen Sie alle früheren Versionen. Bei Fragen stehe ich gerne zur Verfügung.
Herzlich,
[Ihr Name]
Wenn Angehörige anderer Meinung sind
Trotz korrekter Dokumentation können Konflikte auftreten. So schützen Sie sich:
- Benennen Sie explizit Vertrauenspersonen in der Verfügung - mit deren schriftlichem Einverständnis[5].
- Fügen Sie ein Video hinzu, wo Sie Ihre Entscheidungen frei sprechend erläutern. Speichern Sie es auf einem USB-Stick, den Sie der Verfügung beilegen.
- Nutzen Sie Zeug:innenaussagen, z. B. von Ihrer Ärzt:in:
Ich bestätige, dass Herr Müller die Verfügung am [Datum] eigenständig und bei vollem Bewusstsein aktualisierte.
[Unterschrift, Stempel]
Ihre Checkliste für die perfekte Dokumentation
- Alle zwei Jahre Termin im Kalender markieren
- Gespräch mit Ärzt:in zur medizinischen Aktualität führen
- Handschriftliche Bestätigung mit Datum und Unterschrift
- Externe Prüfung durch unabhängige Stellen einholen
- Kopien verteilen an alle Beteiligten
Erinnern Sie sich: Eine Patientenverfügung ist kein statisches Dokument, sondern begleitet Sie durchs Leben. Mit jeder Überprüfung schenken Sie sich und Ihren Lieben die Gewissheit, dass Ihre Stimme gehört wird - selbst wenn Sie einmal nicht mehr sprechen können.
Fazit - Selbstbestimmung braucht Pflege
Die Dokumentation Ihrer Überprüfung ist kein bürokratischer Akt, sondern ein Akt der Selbstfürsorge. Indem Sie regelmäßig prüfen, passen Sie Ihre Verfügung nicht nur neuen Gesetzen an, sondern auch Ihrer persönlichen Entwicklung. Ein einfacher Vermerk mit Datum kann im Ernstfall verhindern, dass über Ihren Kopf hinweg entschieden wird. Nehmen Sie sich heute fünf Minuten Zeit - für ein Morgen, das ganz im Zeichen Ihrer Wünsche steht.