„Der Patient liegt wach da, mit offenen Augen. Der Blick starrt gerade oder gleitet ohne Fixationspunkt hin und her. Auch der Versuch, die Aufmerksamkeit hinzulenken, gelingt nicht oder höchsten spurweise. Reflektorische Flucht- und Abwehrbewegungen können fehlen.“, so beschrieb der deutsche Psychiater Ernst Kretschmer im Jahre 1940 erstmals das Wachkoma. Im Folgenden stellen wir Ihnen die wichtigsten Fakten über das Wachkoma vor.
Ein Wachkoma (auch „Coma vigile“ oder „apallisches Syndrom“) folgt häufig einem gewöhnlichen Koma. Es beschreibt einen Zustand, bei dem die Funktion des Großhirns ausgefallen ist, die Funktion des Hirnstamms, Zwischenhirns und Rückenmarks aber weiterhin funktioniert.
Das führtzu folgenden Charakteristika:
Übrigens: Schätzungen zufolge fallen pro Jahr 3000 bis 6000 Menschen in Deutschland ins Wachkoma. Die durchschnittliche Lebenserwartung von Menschen im Wachkoma liegt bei fünf Jahren.
Die Diagnose eines Wachkoma-Patienten ist äußerst kompliziert. Die wichtigste Untersuchungsmethode zur Diagnose des Wachkomas ist die sogenannte „Positronen-Emmissions-Tomografie (PET)“. Mit dieser Untersuchungsmethode können Ärzte sehen, welche Hirnareale funktionsfähig und aktiv sind, welche Hirnareale geschädigt sind und welche Hirnareale miteinander kommunizieren.
Wenn bestimmte Hirnareale schwer beschädigt sind und andere Hirnareale fast normal funktionieren, spricht man auch vom "Minimal Conscious State (MCS)“ – zu Deutsch: minimaler Bewusstseinszustand. MCS-Patienten befinden sich häufig in einem Zustand zwischen Koma und Wachzustand: Häufig können Betroffene hören, sehen und teilweise auf Umgebungsreize reagieren, aber nicht sprechen oder sich mitteilen.
Übrigens: Selbst Ärzten fällt es äußerst schwer zwischen PVS und Minimal Conscious State (MCS) zu unterscheiden. Laut dem Neurowissenschaftler Steven Laureys von der Coma Science Group in Lüttich liegt die Fehlerquote beim Differenzieren zwischen Wachkoma und MCS bei 40 Prozent.
Die Ursachen für ein Wachkoma sind vielfältig. In vielen Fällen fällt ein Patient nach einem schweren Schädel-Hirn-Trauma (SHT) ins Wachkoma – aber auch Schlaganfälle, Hirntumore, Enzephalitis oder Meningitis können Ursachen sein.
Zunächst sind intensivmedizinische Maßnahmen nötig – vor allem eine künstliche Ernährung über eine PEG-Sonde ist wichtig, um den Patienten am Leben zu erhalten. Sobald die Vitalfunktionen stabilisiert sind, können Patienten die Intensivstation verlassen und in Pflegeeinrichtungen oder zu Hause betreut werden. Dort geht es dann darum, den Zustand des Patienten Schritt für Schritt zu verbessern – vor allem konstante sensorische Stimulation ist dabei wichtig:
Das hängt von verschiedenen Faktoren ab. Vor allem die Schwere der Hirnschädigung und die Tiefe des Komas spielen eine wichtige Rolle. Viele Patienten erwachen jedoch nicht – und wenn sie erwachen, erfolgt das in den allermeisten Fällen stufenweise über Jahre hinweg, in denen der Patient von verschiedensten Stimulationen und Therapien begleitet wird.
Außerdem sind folgende Punkte wichtig:
Die „7 Phasen des Wachkomas“ von Prof. Dr. Dr. hc. Franz Gerstenbrand verdeutlichen einen typischen Aufwachprozess eines Wachkoma-Patienten bis zur vollständig Genesung. Dieser Weg ist jedoch nicht klar vorgezeichnet, kann von Patient zu Patient unterschiedlich verlaufen:
Außerdem sind folgende Punkte wichtig:
Das Locked-in-Syndrom ist in gewisser Seite ein umgekehrtes Wachkoma: Menschen im Wachkoma sind nicht bei Bewusstsein, aber zu körperlichen Regungen fähig – Menschen mit einem Locked-in-Syndrom (LiS) sind dagegen bei vollem Bewusstsein, jedoch bis auf vertikale Augenbewegungen nicht mehr zu körperlichen Regungen fähig.
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