Was ist eine Verbrauchsstiftung?
Eine Verbrauchsstiftung ist eine zeitlich begrenzte Stiftungsform, bei der das Vermögen nicht dauerhaft erhalten bleibt, sondern für die Zweckerfüllung verbraucht wird. Sie eignet sich besonders für Projekte mit klar definiertem Zeitraum oder Ziel und bietet mehr Flexibilität sowie geringere Kapitalanforderungen als klassische Stiftungen. Diese Stiftungsform ermöglicht es, auch mit begrenzten Mitteln nachhaltige Wirkung zu erzielen.
- Was ist eine Verbrauchsstiftung?
- Arten von Verbrauchsstiftungen
- Voraussetzungen für eine Verbrauchsstiftung
- Gründung einer Verbrauchsstiftung
- Vorteile einer Verbrauchsstiftung
- Steuerliche Aspekte
- Beendigung einer Verbrauchsstiftung
- Umwandlung einer klassischen Stiftung in eine Verbrauchsstiftung
- Praktische Beispiele für Verbrauchsstiftungen
- Checkliste: Ist eine Verbrauchsstiftung das Richtige für Sie?
- Fazit
Die Verbrauchsstiftung stellt eine alternative Form des gemeinnützigen oder privaten Engagements dar, die sich von der klassischen Stiftung deutlich unterscheidet. Während herkömmliche Stiftungen auf ewig angelegt sind und nur aus den Erträgen ihres Vermögens wirken, darf eine Verbrauchsstiftung ihr Kapital selbst verbrauchen. Sie eignet sich besonders für zeitlich begrenzte Projekte und bietet mehr Flexibilität bei der Verwendung der Mittel. Seit 2013 ist diese Stiftungsform gesetzlich ausdrücklich geregelt und seit 2023 können auch bestehende Stiftungen in eine Verbrauchsstiftung umgewandelt werden.
Was ist eine Verbrauchsstiftung?
Eine Verbrauchsstiftung ist laut § 80 Abs. 2 Satz 2 BGB eine Stiftung, die für eine bestimmte Zeit errichtet wird und deren Vermögen für die Zweckverfolgung verbraucht werden soll[7]. Im Gegensatz zur klassischen Stiftung (auch “Ewigkeitsstiftung” genannt) verfügt die Verbrauchsstiftung über keinen dauerhaften Vermögensgrundstock[1]. Sie kann also nicht nur die Erträge aus dem Stiftungsvermögen, sondern auch das Kapital selbst für ihre Zwecke einsetzen.
Die Verbrauchsstiftung lässt sich als Bindeglied zwischen einer klassischen Stiftung und einer Spende verstehen[2]:
- Eine Spende wird sofort für einen Zweck eingesetzt
- Eine klassische Stiftung bleibt bestehen und nutzt nur die Erträge
- Eine Verbrauchsstiftung verbraucht ihr Vermögen über einen längeren Zeitraum (mindestens zehn Jahre)
Rechtliche Grundlagen
Die Verbrauchsstiftung wurde mit dem Gesetz zur Stärkung des Ehrenamts vom 28. März 2013 ausdrücklich im Bürgerlichen Gesetzbuch verankert[5][7]. Seit dem 1. Juli 2023 ist zudem die Umwandlung einer Ewigkeitsstiftung in eine Verbrauchsstiftung gesetzlich geregelt (§ 85 Abs. 1 Satz 4 BGB)[1].
Arten von Verbrauchsstiftungen
Es gibt zwei Hauptformen der Verbrauchsstiftung:
Zeitbefristete Verbrauchsstiftung
Diese Stiftung ist von Anfang an für einen festgelegten Zeitraum geplant. Innerhalb dieser Zeit wird das gesamte Vermögen für den Stiftungszweck verwendet[6]. In der Satzung kann ein konkretes Enddatum festgelegt werden, beispielsweise der 01.01.2035.
Zweckbefristete Verbrauchsstiftung
Diese Form endet, sobald der definierte Zweck erreicht ist oder nicht mehr erfüllt werden kann[6]. Beispiele wären eine Stiftung zur Wiedererrichtung eines historischen Gebäudes oder zur Bekämpfung einer bestimmten Krankheit.
Voraussetzungen für eine Verbrauchsstiftung
Mindestdauer von zehn Jahren
Damit eine Stiftung als Verbrauchsstiftung anerkannt wird, muss sie für mindestens zehn Jahre bestehen[4][5][7]. Diese gesetzliche Vorgabe stellt sicher, dass die Stiftung eine nachhaltige Wirkung entfalten kann und nicht als bloßes Steuersparmodell missbraucht wird.
Geregelter Vermögensverbrauch
Die Zweckverwirklichung muss über den gesamten Zeitraum gesichert sein[5]. Das bedeutet:
- Das Vermögen darf nicht beliebig verbraucht werden
- Auch im letzten Jahr muss die Stiftung noch handlungsfähig sein
- In der Satzung muss festgelegt werden, wie das Vermögen verbraucht wird
Eine Möglichkeit ist der degressive Vermögensverbrauch, bei dem jährlich maximal 10 Prozent des zu Beginn des jeweiligen Jahres noch vorhandenen Vermögens verwendet werden[5]. Alternativ kann ein fester jährlicher Betrag oder ein Prozentsatz festgelegt werden.
Gründung einer Verbrauchsstiftung
Die Gründung erfolgt ähnlich wie bei einer klassischen Stiftung:
- Erstellung eines Stiftungsgeschäfts
- Erarbeitung einer Stiftungssatzung
- Staatliche Anerkennung durch die Stiftungsaufsicht[8]
In Stiftungsgeschäft und Satzung müssen Sie zusätzlich zu den üblichen Angaben folgende Punkte festlegen:
- Die Stiftungsdauer (mindestens zehn Jahre)
- Den Stiftungszweck
- Die Widmung des Vermögens zum Verbrauch
- Art und Umfang des Verbrauchs[8]
Vorteile einer Verbrauchsstiftung
Eine Verbrauchsstiftung bietet gegenüber klassischen Stiftungen mehrere Vorteile:
Geringere Kapitalanforderungen
Da auch das Grundvermögen für den Stiftungszweck eingesetzt werden kann, benötigen Sie weniger Startkapital[8]. Dies macht die Stiftungsform auch für Personen interessant, die nicht über sehr große Vermögen verfügen.
Höhere Flexibilität
Die Verbrauchsstiftung ermöglicht größere Ausgaben für einzelne Projekte, da nicht nur die Erträge, sondern auch das Kapital selbst verwendet werden kann[8]. Dies ist besonders bei niedrigen Zinsen vorteilhaft.
Stärkerer Einfluss des Stifters
Die begrenzte Lebensdauer erlaubt es Ihnen als Stifter:in, die Entwicklung der Stiftung über ihre gesamte Existenz zu begleiten und mitzugestalten[8].
Unabhängigkeit von Finanzmärkten
Da eine Verbrauchsstiftung nicht ausschließlich von den Erträgen ihres Vermögens abhängt, ist sie weniger anfällig für Niedrigzinsphasen[2][8].
Besondere Eignung für zeitlich begrenzte Vorhaben
Die Verbrauchsstiftung eignet sich hervorragend für:
Steuerliche Aspekte
Bei einer Verbrauchsstiftung können Sie als Stifter:in die allgemeinen spendenrechtlichen Abzugsbeträge des § 10b Abs. 1 EStG geltend machen[5]. Dies bedeutet:
- Privatpersonen können jährlich bis zu 20 Prozent des Gesamtbetrags der Einkünfte steuerlich absetzen
- Unternehmen können 20 Prozent des Gewinns bzw. 4 Promille der Summe aus Umsätzen, Löhnen und Gehältern geltend machen[5]
Die steuerlichen Vergünstigungen sind damit geringer als bei klassischen Stiftungen, die zusätzliche Sonderabzüge ermöglichen.
Beendigung einer Verbrauchsstiftung
Eine Verbrauchsstiftung endet nicht automatisch nach Ablauf der festgelegten Zeit. Die Stiftungsaufsicht muss die Auflösung in der Anerkennungsurkunde vermerken oder die Stiftung später aufheben[6].
Der typische Ablauf ist:
- Anzeige des Vermögensverbrauchs bei der Stiftungsaufsicht
- Aufhebung der Stiftung durch die Aufsichtsbehörde[8]
Umwandlung einer klassischen Stiftung in eine Verbrauchsstiftung
Seit dem 1. Juli 2023 ist die Umwandlung einer Ewigkeitsstiftung in eine Verbrauchsstiftung ausdrücklich im Gesetz geregelt[1]. Voraussetzung ist, dass die Stiftung ihren Zweck nach der Umwandlung wieder dauernd und nachhaltig erfüllen kann[1].
Die Umwandlung kann sinnvoll sein, wenn:
- Die Stiftung aufgrund niedriger Zinsen zu wenig Erträge erwirtschaftet
- Das Stiftungsvermögen zu gering ist, um den Zweck effektiv zu verfolgen
- Ein zeitlich begrenzter Stiftungszweck sinnvoller erscheint
Praktische Beispiele für Verbrauchsstiftungen
Beispiel 1: Wiederaufbau nach einer Naturkatastrophe
Eine Verbrauchsstiftung wird gegründet, um eine Region nach einem Erdbeben für 15 Jahre zu unterstützen. Das Stiftungsvermögen von 1,5 Millionen Euro wird so aufgeteilt, dass jährlich 100.000 Euro für Bildungsprojekte, medizinische Versorgung und Infrastrukturmaßnahmen zur Verfügung stehen.
Beispiel 2: Forschungsprojekt zur Bekämpfung einer seltenen Krankheit
Eine Familie, deren Kind an einer seltenen Krankheit leidet, gründet eine Verbrauchsstiftung mit einem Vermögen von 500.000 Euro. Über einen Zeitraum von zehn Jahren werden daraus Forschungsprojekte finanziert, die zur Entwicklung neuer Therapieansätze beitragen sollen.
Checkliste: Ist eine Verbrauchsstiftung das Richtige für Sie?
- [ ] Sie möchten einen zeitlich begrenzten Zweck verfolgen
- [ ] Sie verfügen über ein begrenztes Vermögen, das für eine klassische Stiftung nicht ausreicht
- [ ] Sie möchten in der aktuellen Niedrigzinsphase mehr bewirken als nur mit den Erträgen
- [ ] Sie möchten die Entwicklung der Stiftung über ihre gesamte Lebensdauer begleiten
- [ ] Sie akzeptieren, dass die Stiftung nach einer bestimmten Zeit endet
- [ ] Sie sind mit den steuerlichen Rahmenbedingungen einverstanden
Fazit
Die Verbrauchsstiftung bietet eine flexible Alternative zur klassischen Stiftung. Sie ermöglicht es, auch mit begrenztem Vermögen eine nachhaltige Wirkung zu erzielen und gezielt zeitlich begrenzte Projekte zu fördern. Besonders in Zeiten niedriger Zinsen kann der Einsatz des Stiftungskapitals selbst eine sinnvolle Option sein.
Wenn Sie eine Verbrauchsstiftung gründen möchten, ist es ratsam, sich von Fachpersonen beraten zu lassen, die mit dem Stiftungsrecht vertraut sind. So können Sie sicherstellen, dass Ihre Stiftung optimal auf Ihre Ziele und Möglichkeiten ausgerichtet ist.