Was ist eine Unternehmensstiftung?
Eine Unternehmensstiftung ist ein rechtliches Konstrukt, das dazu dient, ein Unternehmen langfristig zu sichern und die Nachfolge zu regeln. Sie kann entweder das Unternehmen selbst führen (Unternehmensträgerstiftung) oder Anteile daran halten (Beteiligungsträgerstiftung). Besonders für Familienunternehmen oder Unternehmer:innen ohne Nachfolger:innen bietet sie Vorteile wie den Schutz vor Zersplitterung, klare Nachfolgeregelungen und mögliche Steuervorteile.
- Kernaussagen
- Die Grundidee einer Unternehmensstiftung
- Arten von Unternehmensstiftungen
- Welche Vorteile bietet eine Unternehmensstiftung?
- Gründung einer Unternehmensstiftung
- Rechtliche und steuerliche Aspekte
- Für wen eignet sich eine Unternehmensstiftung?
- Bekannte Beispiele für Unternehmensstiftungen
- Fazit: Ist eine Unternehmensstiftung für Sie die richtige Wahl?
Eine Unternehmensstiftung ist ein besonderes rechtliches Konstrukt, das dazu dient, den langfristigen Bestand eines Unternehmens zu sichern und die Unternehmensnachfolge zu regeln. Anders als bei üblichen Erbschaftsregelungen geht es hier darum, das Unternehmen vor Zersplitterung zu schützen und die Unternehmenswerte über Generationen hinweg zu bewahren.

- Mit einer Unternehmensstiftung sichern Sie den Fortbestand Ihres Unternehmens langfristig und schützen es vor Zersplitterung.
- Bei der Unternehmensträgerstiftung führt die Stiftung selbst das Geschäft und übernimmt alle Rechte und Pflichten.
- Bei der Beteiligungsträgerstiftung bleibt das operative Unternehmen in seiner Rechtsform erhalten, während die Stiftung als Anteilseigner:in die Kontrolle ausübt.
- In der Stiftung & Co. KG wird die Stiftung zum persönlich haftenden Gesellschafter, während Familienmitglieder als Kommanditist:innen wirtschaftlich beteiligt bleiben.
- Sie können gemeinnützige oder private Ziele verfolgen und dabei steuerliche Vorteile nutzen, wenn der gemeinnützige Zweck überwiegt.
- Bei der Gründung legen Sie Form, Satzung und Vermögensausstattung fest und stimmen sich mit der Stiftungsbehörde und dem Finanzamt ab.
- Die Satzung sollte flexibel formuliert sein, damit Anpassungen an künftige Entwicklungen möglich sind.
- Die staatliche Aufsicht durch die Stiftungsbehörde regelt Ihre Handlungsspielräume, besonders bei Unternehmensträgerstiftungen.
- Gemeinnützige Stiftungen können von Steuerbefreiungen profitieren, wenn Stiftungsrat und Verwaltungsrat klar getrennt sind.
- Sie begrenzen Haftungsrisiken, vor allem mit der Stiftung & Co. KG, da keine Durchgriffshaftung wie bei einer GmbH besteht.
- Eine Unternehmensstiftung eignet sich für Inhaber:innen ohne geeignete Nachfolger:innen, für Unternehmen mit langer Tradition oder für diejenigen, die ihr Lebenswerk mit gemeinnützigen Zielen verbinden möchten.
- Beispiele wie die Robert Bosch Stiftung, Carl Zeiss Stiftung und die Lidl & Schwarz Stiftung & Co. KG zeigen, dass Unternehmensstiftungen über Jahrzehnte erfolgreich agieren.
Die Grundidee einer Unternehmensstiftung
Bei einer Unternehmensstiftung handelt es sich nicht um eine eigenständige Stiftungsform im rechtlichen Sinne. Vielmehr verbindet sie Elemente aus dem Stiftungsrecht mit solchen aus dem Gesellschaftsrecht[1][2]. Der Hauptzweck besteht darin, ein Unternehmen langfristig zu erhalten und dessen Fortführung über mehrere Generationen hinweg zu sichern[1].
Wichtig zu wissen: Eine Unternehmensstiftung kann sowohl gemeinnützige als auch private Zwecke verfolgen[5]. Je nach Ausgestaltung können Sie unterschiedliche steuerliche Vorteile nutzen.
Arten von Unternehmensstiftungen
Es gibt verschiedene Formen, wie eine Unternehmensstiftung gestaltet werden kann. Die zwei Haupttypen sind:
Die Unternehmensträgerstiftung
Bei dieser Form betreibt die Stiftung selbst das Unternehmen ohne Zwischenschaltung eines anderen Rechtssubjekts[2][4]. Die Stiftung bildet somit das rechtliche Gerüst der Firma, ähnlich wie eine GmbH oder Aktiengesellschaft[5]. Das bedeutet:
- Die Stiftung übt alle Unternehmenstätigkeiten eigenständig aus
- Sie trägt alle Rechte und Pflichten des Unternehmens
- Das Unternehmen ist Teil des Stiftungsvermögens
Diese Form kommt in der Praxis eher selten vor, da die Stiftungsaufsicht durch die Behörden eine flexible Unternehmensführung erschweren kann[5].
Die Beteiligungsträgerstiftung
Die in der Praxis häufigere Variante ist die Beteiligungsträgerstiftung[2]. Hier:
- Hält die Stiftung Anteile (Beteiligungen) an einem Unternehmen
- Bleibt das Unternehmen in einer Personen- oder Kapitalgesellschaft organisiert
- Übernimmt die Stiftung die Kontrolle als Eigentümerin des Unternehmens
Durch diese Trennung zwischen Stiftung und operativem Geschäft kann das Unternehmen flexibler agieren[2]. Die Beteiligungsträgerstiftung ermöglicht eine klare Trennung zwischen der Geschäftsführung im Unternehmen und den Stiftungsorganen[2].
Die Stiftung & Co. KG
Eine weitere interessante Variante ist die Stiftung & Co. KG. Hierbei:
- Fungiert eine Stiftung (oft eine Familienstiftung) als persönlich haftender Gesellschafter (Komplementär) des Unternehmens
- Stellen Familienmitglieder in der Regel die Kommanditisten
- Bleibt das Unternehmen wirtschaftlich im Eigentum der Familie, während die Stiftung die Geschäftsführung übernimmt[6]
Bekannte Beispiele hierfür sind Lidl & Schwarz Stiftung & Co. KG oder Vorwerk Deutschland-Stiftung & Co. KG[6].
Welche Vorteile bietet eine Unternehmensstiftung?
Eine Unternehmensstiftung kann verschiedene Vorteile mit sich bringen:
Langfristige Sicherung des Unternehmensbestands:
Geregelte Nachfolge:
- Klare Strukturen zur Unternehmensfortführung
- Vermeidung von Nachfolgeproblemen bei fehlenden geeigneten Erben[3]
Haftungsbeschränkung:
- Besonders bei der Stiftung & Co. KG bietet sich ein erweiterter Schutz
- Keine Durchgriffshaftung wie bei einer GmbH[6]
Steuervorteile (bei gemeinnütziger Ausrichtung):
Schutz vor feindlichen Übernahmen:
- Erschwerter Zugriff durch Dritte auf die Unternehmensführung[6]
Gründung einer Unternehmensstiftung
Wenn Sie eine Unternehmensstiftung gründen möchten, sollten Sie folgende Schritte beachten:
Wahl der passenden Stiftungsform:
- Prüfen Sie, welche Form für Ihr Unternehmen am besten geeignet ist
- Berücksichtigen Sie steuerliche, rechtliche und familiäre Aspekte[4]
Erstellung der Stiftungssatzung:
Abstimmung mit Behörden:
- Anpassung an die Anforderungen der zuständigen Stiftungsbehörde
- Bei gemeinnützigen Stiftungen: Absprache mit dem Finanzamt[4]
Vermögensausstattung:
- Übertragung des Unternehmens oder der Unternehmensanteile
- Eventuell Einbringung weiteren Vermögens[2]
Rechtliche und steuerliche Aspekte
Bei der Gründung einer Unternehmensstiftung sind einige rechtliche und steuerliche Aspekte zu beachten:
Aufsicht durch Stiftungsbehörden:
Jede Stiftung unterliegt der staatlichen Aufsicht. Bei Unternehmensträgerstiftungen hat die Stiftungsbehörde somit indirekt die Aufsicht über das Wirtschaftsunternehmen, was die Handlungsfreiheit einschränken kann[5].
Steuerliche Behandlung:
- Gemeinnützige Unternehmensstiftungen können von der Steuerpflicht befreit sein
- Für die Steuerbefreiung muss der gemeinnützige Zweck dem unternehmerischen Interesse übergeordnet sein
- Es muss eine klare Trennung zwischen Stiftungsrat und Verwaltungsrat geben[3]
Güterrechtliche Aspekte:
Bei einer Ehe sollte die Stiftung von beiden Ehepartner:innen gemeinsam errichtet werden, um Risiken bei einer möglichen güterrechtlichen Auseinandersetzung zu vermeiden[3].
Für wen eignet sich eine Unternehmensstiftung?
Eine Unternehmensstiftung kann für verschiedene Personengruppen interessant sein:
- Inhaber:innen von Familienunternehmen, die den Fortbestand ihres Lebenswerks über Generationen sichern möchten
- Unternehmer:innen ohne geeignete Nachfolger:innen in der Familie
- Unternehmen mit langer Tradition, die ihre Werte und ihre Unternehmensphilosophie bewahren möchten
- Personen, die ihr Unternehmen mit einem gemeinnützigen Zweck verbinden möchten[1]
Bekannte Beispiele für Unternehmensstiftungen
In Deutschland und der Schweiz gibt es zahlreiche bekannte Unternehmensstiftungen:
- Die Foundation Hans Wilsdorf, die 100% der Rolex-Holding hält
- Die Victorinox-Stiftung[3]
- Carl Zeiss Stiftung
- Robert Bosch Stiftung
- Bertelsmann Stiftung
Diese Beispiele zeigen, dass auch große und erfolgreiche Unternehmen in Stiftungshand sein können und dort oft über Jahrzehnte hinweg gut gedeihen.
Fazit: Ist eine Unternehmensstiftung für Sie die richtige Wahl?
Eine Unternehmensstiftung kann ein wertvolles Instrument sein, um den langfristigen Bestand Ihres Unternehmens zu sichern. Sie bietet die Möglichkeit, Ihr Lebenswerk über mehrere Generationen hinweg zu bewahren und zugleich Ihre Werte und Ziele weiterzutragen.
Die Gründung erfordert jedoch eine sorgfältige Planung und die Berücksichtigung zahlreicher rechtlicher und steuerlicher Aspekte. Eine fachkundige Beratung durch Spezialist:innen für Stiftungsrecht ist daher unerlässlich.
Vor der Entscheidung sollten Sie sich fragen:
- Welche Ziele verfolgen Sie langfristig mit Ihrem Unternehmen?
- Wie wichtig ist Ihnen der Erhalt der Unternehmensidentität?
- Gibt es geeignete Nachfolger:innen in der Familie?
- Welche steuerlichen Aspekte sind für Sie relevant?
Eine Unternehmensstiftung ist kein Standardmodell, sondern kann individuell an Ihre Bedürfnisse angepasst werden. Mit der richtigen Gestaltung kann sie dazu beitragen, dass Ihr Unternehmen auch in künftigen Generationen erfolgreich bestehen bleibt.