Was ist ein Trust?

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Zusammenfassung

Ein Trust ist ein treuhänderisches Rechtskonstrukt aus dem angloamerikanischen Raum, bei dem Vermögen von einem Treuhänder zugunsten bestimmter Begünstigter verwaltet wird. In Deutschland wird ein Trust rechtlich und steuerlich oft anders behandelt, da das deutsche Recht keine direkte Entsprechung kennt. Für internationale Vermögensplanung kann ein Trust sinnvoll sein, sollte jedoch stets mit fachkundiger Beratung geprüft werden.

Ein Trust ist ein rechts­liches Kon­strukt aus dem anglo­ameri­ka­nischen Rechts­raum, das immer häufiger auch für deutsch­sprachige Personen Bedeutung erlangt. Ob durch inter­nationale Familien­be­ziehungen, Ver­mögens­planung oder Erb­schaft: Das Ver­ständnis eines Trusts kann in vielen Situationen wichtig werden. In diesem Artikel erfahren Sie, was ein Trust ist, wann er entsteht und welche Be­deutung er für Sie haben könnte.

Was ist ein Trust und wie funktioniert er?

Ein Trust ist ein treu­händerisches Rechts­verhältnis mit einer klaren Drei­personen­struktur:

  • Der Errichter (auch Settlor, Grantor oder Creator genannt) überträgt Teile seines Ver­mögens
  • auf einen Treu­händer (Trustee), der
  • dieses Ver­mögen zu­gunsten be­stimmter Be­günstigter (Beneficiaries) verwaltet[1][2]

Der Treu­händer wird recht­licher Eigen­tümer des Ver­mögens, darf es aber nur im Sinne der Trust­urkunde und zum Wohl der Be­günstigten ver­wenden. Die Be­günstigten haben eigene Rechte am Trust­vermögen, die im anglo­ameri­kanischen Recht als “Equitable Ownership” be­zeichnet werden.[5]

Wichtig: Ein Trust ist kein Rechts­institut des deutschen Rechts. Er stammt aus dem Common Law und wird in Deutsch­land nur ein­geschränkt anerkannt.[1][5]

Wann entsteht ein Trust?

Ein Trust kann auf drei ver­schiedene Arten errichtet werden:

1. Unter Lebenden - Leb­zeitiger Trust

Diese Form wird auch “Living Trust” genannt. Hier über­trägt eine Person zu Leb­zeiten Ver­mögens­werte auf einen Treu­händer. Dies kann aus ver­schiedenen Gründen geschehen, bei­spiels­weise zur Ver­mögens­planung oder Ab­sicherung von Familien­mitgliedern.[2][8]

2. Durch Testament - Testa­mentarischer Trust

Bei einem testa­mentarischen Trust (Testamentary Trust) wird der Trust durch eine letzt­willige Ver­fügung errichtet. Er entsteht erst mit dem Tod des Errichters. Aus deutscher Sicht wird ein solcher Trust in der Regel als Testaments­voll­streckung an­gesehen.[2][8]

3. Durch Gesetz oder gerichtliche Anordnung

Ein Trust kann auch durch ge­setzliche Be­stimmungen oder durch eine Ge­richts­ent­scheidung entstehen.[8]

Voraussetzungen für einen gültigen Trust

Für die rechts­gültige Errichtung eines Trusts müssen drei grund­legende Voraus­setzungen erfüllt sein:

  1. Klarer Wille des Trust­gründers (Certainty of Intention): Die Absicht, einen Trust zu errichten, muss ein­deutig erkennbar sein.[1]

  2. Genaue Fest­legung des Trust­vermögens (Certainty of Subject Matter): Es muss klar sein, welche Ver­mögens­gegenstände zum Trust gehören.[1]

  3. Ein­deutige Be­stimmung der Be­günstigten (Certainty of Beneficiaries): Die Be­günstigten oder der be­günstigte Personen­kreis müssen klar fest­gelegt sein.[1]

Rechtliche Anerkennung von Trusts in Deutschland

In Deutschland gibt es keine direkte Ent­sprechung zum Trust. Dies führt zu be­sonderen Heraus­forderungen:

  • Nach deutscher Rechts­auffassung kann an Ver­mögen in Deutsch­land kein Trust be­stehen[2]
  • Dies wird damit be­gründet, dass das deutsche Sachen- und Schuld­recht die für den Trust charak­teristische “ge­spaltene Rechts­inhaberschaft” nicht zulässt[2]
  • Ein Trust an deutschem Ver­mögen wird “als solcher” nicht anerkannt, führt aber dennoch zu Rechts­folgen[2]

Praktische Folge: Wenn ein Trust deutsches Ver­mögen betrifft, erfolgt eine Um­deutung nach § 140 BGB. Es wird das Rechts­institut ermittelt, das dem Trust am nächsten kommt.[2]

Beispiel:

Ein testa­mentarischer Trust wird in Deutschland meist so behandelt:

  • Der Treu­händer (Trustee) wird als Testaments­voll­strecker angesehen
  • Die Be­günstigten konkreter Zuwendungen gelten als Ver­mächtnis­nehmer
  • Die Be­günstigten des Rest­vermögens werden als Erben betrachtet[2]

Die steuerliche Behandlung von Trusts

Für die steuerliche Be­handlung von Trusts ist die Unter­scheidung zwischen “trans­parenten” und “intrans­parenten” Trusts ent­scheidend:

Transparente Trusts

Bei einem trans­parenten Trust findet aus steuer­licher Sicht keine Ver­mögens­übertragung auf den Trust statt. Das Trust­vermögen wird steuer­lich weiterhin dem Gründer oder den Be­günstigten zu­gerechnet. Der Trust wird steuer­lich als nicht existent be­handelt.[5]

Intransparente Trusts

Ein intrans­parenter Trust wird als eigenes Be­steuerungs­subjekt behandelt. Das über­tragene Ver­mögen ist beim Trust ge­bunden und wird ihm steuer­lich un­mittelbar zu­gerechnet.[5]

Für Sie relevant: Wenn Sie als in Deutschland ansässige Person Zahlungen aus einem Trust erhalten, kann eine Steuer­pflicht in Deutschland entstehen.[5]

Wann macht ein Trust für Sie Sinn?

Ein Trust kann in bestimmten Situationen sinnvoll sein:

  • Bei inter­nationalen Familien­strukturen, be­sonders wenn Familie­nmitglieder im anglo­amerikanischen Rechts­raum leben
  • Zur Vermögens­planung mit inter­nationalem Bezug
  • Bei Immobilien oder anderem Vermögen im Ausland

Vorsicht geboten: Für reine Inlands­sachverhalte ohne inter­nationalen Bezug sind Trusts meist nicht geeignet. Hier sollten Sie auf andere Gestaltungs­möglichkeiten des deutschen Rechts zurück­greifen, wie etwa Stiftungen oder Testaments­voll­streckungen.[4]

Unterschied zum Trust im wirtschaftlichen Sinn

Bitte ver­wechseln Sie den Trust im juristischen Sinn nicht mit dem wirtschaftlichen Begriff:

Ein Trust im wirtschaftlichen Sinn bezeichnet einen vertraglich vereinbarten Zusammen­schluss mehrerer Unter­nehmen. Dabei geben die Unter­nehmen ihre rechtliche und wirtschaftliche Selbst­ständigkeit auf. Ziel kann die Bildung eines Markt- oder Produktions­monopols sein.[3][7]

Praktische Tipps für den Umgang mit Trusts

Wenn Sie mit Trusts in Berührung kommen, sollten Sie folgende Punkte beachten:

  • Fach­kundige Beratung ein­holen: Aufgrund der komplexen rechtlichen und steuerlichen Fragen sollten Sie sich von Spezialist:innen für inter­nationales Recht beraten lassen.

  • Trust­urkunde genau prüfen: Die genaue Aus­gestaltung des Trusts ist entscheidend für die rechtliche und steuerliche Beurteilung.

  • Steuerliche Folgen be­denken: Be­sonders wenn Sie als Be­günstigte:r eines Trusts in Deutschland leben, können sich steuerliche Pflichten ergeben.

  • Alter­nativen prüfen: Für rein inländische Sach­verhalte gibt es meist besser geeignete Gestaltungs­möglichkeiten.

Rechtliche Rahmenbedingungen

International gibt es Bemühungen, den Umgang mit Trusts zu vereinheitlichen:

  • Das Haager Trust-Übereinkommen regelt die Anerkennung von Trusts
  • Die Europäische Rechtsprechung hat klargestellt, dass Trusts unter bestimmten Voraussetzungen unter die Niederlassungs­freiheit des AEUV fallen können[1]

In Deutschland können Sie einen Antrag auf Befreiung von der Erbschafts- und Schenkungssteuer stellen, wenn Sie als Begünstigte:r in Deutschland ansässig sind und die Antragstellung innerhalb von fünf Jahren nach der Übertragung auf den Trust erfolgt.[6]

Was Sie zum Trust wissen sollten

Ein Trust ist ein flexibles Rechts­konstrukt, das in vielen Lebens­situationen nützlich sein kann, aber im deutschen Rechts­raum besondere Heraus­forderungen mit sich bringt. Die Errichtung eines Trusts sollte gut überlegt und fachkundig begleitet sein.

Für rein inländische Sachverhalte stehen Ihnen im deutschen Recht andere, oft besser geeignete Instrumente zur Verfügung. Bei internationalen Bezügen kann ein Trust jedoch ein hilfreiches Instrument zur Vermögens­planung und -übertragung sein.

Denken Sie daran: Was für den angloamerikanischen Rechtsraum selbst­verständlich ist, kann in Deutschland zu unerwarteten rechtlichen und steuerlichen Konsequenzen führen. Eine umfassende Beratung ist daher unerlässlich.