Was ist eine Seebestattung?
Eine Seebestattung ist eine Bestattungsform, bei der die Asche einer verstorbenen Person in einer biologisch abbaubaren Urne im Meer beigesetzt wird. Sie eignet sich besonders für Menschen mit einer tiefen Verbundenheit zum Meer und bietet eine naturnahe, pflegefreie Alternative zu herkömmlichen Bestattungen. In Deutschland ist sie rechtlich geregelt und erfolgt in ausgewiesenen Gebieten der Nord- und Ostsee.
Eine Seebestattung ist eine besondere Form der Bestattung, bei der die Asche eines verstorbenen Menschen in einer biologisch abbaubaren Urne dem Meer übergeben wird. Diese Bestattungsform bietet eine würdevolle Alternative für Menschen, die sich dem Meer verbunden fühlten oder eine naturnahe Ruhestätte wünschen. In Deutschland werden jährlich etwa 20.000 Seebestattungen durchgeführt, was ihre wachsende Bedeutung als Bestattungsform zeigt[4]. Die Tradition hat ihren Ursprung in seemännischen Zeremonien, steht heute aber allen Menschen offen, die sich für diese Form des Abschieds entscheiden.
Geschichte und Bedeutung der Seebestattung
Ursprünglich wurden Seebestattungen ausschließlich für Seeleute durchgeführt, die während ihrer Fahrt auf dem Meer verstorben waren[4]. Der Dichter Heinrich Heine drückte seine Verbundenheit zum Meer mit den Worten aus: „Ich liebe das Meer wie meine Seele, denn das Meer ist meine Seele"[4]. Diese tiefe Verbindung zur See ist für viele Menschen auch heute noch Grund, sich für eine Seebestattung zu entscheiden.
Die Seebestattung symbolisiert die Rückkehr in den ewigen Kreislauf des Lebens. Die Verstorbenen werden Teil der Weite des Ozeans und gehen somit - in einem spirituellen Sinne - in die Unendlichkeit ein[4]. Diese Vorstellung bietet vielen Angehörigen Trost und ein Gefühl von Freiheit für die verstorbene Person.
In Deutschland ist die Seebestattung seit 1934 eine anerkannte Bestattungsform[6]. Seitdem haben sich klare Regelungen und Traditionen etabliert, die einen würdevollen Abschied auf See ermöglichen.
Rechtliche Grundlagen für Seebestattungen in Deutschland
Für eine Seebestattung in Deutschland gelten bestimmte Voraussetzungen, die beachtet werden müssen:
Einäscherung ist Pflicht: Eine Seebestattung setzt zwingend eine vorherige Einäscherung des Leichnams voraus[1][4][6]. Eine Beisetzung im Sarg ist auf See nicht möglich[6].
Bestattungsorte sind festgelegt: Seebestattungen dürfen in Deutschland ausschließlich in dafür ausgewiesenen Gebieten der Nord- und Ostsee stattfinden[1][4]. Eine Beisetzung in Binnengewässern wie Seen oder Flüssen ist in Deutschland nicht erlaubt[4][6].
Willenserklärung wünschenswert: Idealerweise hat die verstorbene Person zu Lebzeiten den Wunsch nach einer Seebestattung schriftlich geäußert, etwa in einer Bestattungsvorsorge[4][2]. Liegt keine schriftliche Erklärung vor, genügt es meist, wenn Angehörige die Verbundenheit des verstorbenen Menschen zum Meer bezeugen können[4].
Spezielle Urnen werden verwendet: Für die Seebestattung kommen ausschließlich biologisch abbaubare Urnen zum Einsatz, die sich innerhalb weniger Stunden im Wasser auflösen[2][8].
Die Bestattungsgesetze der einzelnen Bundesländer können unterschiedliche Bestimmungen enthalten. Ein Bestattungsunternehmen kann Sie zu den genauen Anforderungen in Ihrer Region beraten[7].
Ablauf einer Seebestattung
Der Ablauf einer Seebestattung hängt davon ab, ob Angehörige bei der Beisetzung anwesend sein möchten. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen zwei Formen:
Begleitete Seebestattung
Bei einer begleiteten Seebestattung nehmen Angehörige und Freunde an der Zeremonie auf dem Schiff teil:
Nach der Einäscherung wird ein Termin für die Beisetzung vereinbart. Die Asche wird in eine biologisch abbaubare Urne umgebettet[3]. Am Tag der Beisetzung treffen sich alle Trauergäste am vereinbarten Abfahrtshafen und gehen gemeinsam an Bord des Bestattungsschiffes[1].
Die Urne wird im Salon des Schiffes aufgebahrt und kann mit Blumenschmuck und persönlichen Gegenständen dekoriert werden[8]. Die Flagge des Schiffes wird auf Halbmast gesetzt[8]. Der Kapitän empfängt die Trauergäste und informiert über den weiteren Ablauf[8].
Wenn das Bestattungsschiff die Beisetzungsposition erreicht hat, läutet die Schiffsglocke und der Kapitän stellt die Urne an der Reling auf[8]. Es folgt eine Trauerrede, meist durch den Kapitän oder einen Trauerredner. Anschließend wird die Urne feierlich dem Meer übergeben[1][3].
Nach einer Schweigeminute können Trauergäste Blumen ins Meer werfen. Danach kehrt das Schiff zum Hafen zurück. Die ganze Zeremonie folgt seemännischen Traditionen und bietet einen würdevollen Rahmen für den Abschied[1].
Unbegleitete Seebestattung
Eine unbegleitete oder stille Seebestattung findet ohne Anwesenheit von Angehörigen statt[3][6]. Der Kapitän führt die Beisetzung allein durch, ohne festen Termin[3]. Oft werden bei stillen Seebestattungen mehrere Urnen gleichzeitig beigesetzt[3].
Die Angehörigen erhalten nach der Beisetzung eine Bestätigung und die genauen Koordinaten des Beisetzungsortes[1]. Optional kann eine separate Trauerfeier an Land stattfinden, etwa im Krematorium oder im Bestattungsinstitut[3].
Eine stille Seebestattung ist in der Regel kostengünstiger als eine begleitete Zeremonie[1][6]. Sie kann eine gute Wahl sein, wenn die verstorbene Person keine großen Zeremonien wünschte oder wenn Angehörige eine Schiffsfahrt vermeiden möchten.
Orte für Seebestattungen in Deutschland
In Deutschland finden Seebestattungen ausschließlich in speziell ausgewiesenen Gebieten der Nord- und Ostsee statt[1][5][6]. Bei diesen Bestattungsgebieten handelt es sich um gekennzeichnete Seegebiete, in denen Fischerei und Wassersport nicht gestattet sind[1]. So wird eine würdevolle Bestattung und eine ungestörte letzte Ruhe gewährleistet[1].
Es gibt zahlreiche Abfahrtshäfen entlang der deutschen Küste. Große Anbieter wie die Reederei Adler-Schiffe verfügen über 19 Standorte an der Nord- und Ostseeküste[5]. Die Beisetzungsorte liegen jeweils wenige Seemeilen entfernt von der Küste[5].
Darüber hinaus sind auch Seebestattungen in anderen Gewässern möglich, etwa vor Holland, im Mittelmeer oder in anderen Weltmeeren[1]. Hier müssen jedoch die jeweiligen nationalen Bestimmungen beachtet werden.
Kosten einer Seebestattung
Die Kosten für eine Seebestattung setzen sich aus verschiedenen Faktoren zusammen und können je nach Region und individuellen Wünschen unterschiedlich ausfallen:
Grundkosten: Die Gesamtkosten liegen in der Regel zwischen 1.000 und knapp 6.000 Euro[6][7]. Sie umfassen die Leistungen des Bestattungsunternehmens, die Einäscherung im Krematorium und die Dienste der Reederei[8].
Unterschiede bei begleiteter und unbegleiteter Beisetzung: Eine unbegleitete (stille) Seebestattung ist deutlich kostengünstiger als eine begleitete Zeremonie mit Trauergästen[1][6][7]. Die Kosten für die Reederei hängen zudem von der Anzahl der Gäste ab, die in der Regel begrenzt ist[8].
Regionale Unterschiede: Seebestattungen werden in der Regel an der Ost- oder Nordsee durchgeführt, wobei eine Bestattung an der Ostsee in der Regel günstiger ist[8].
Zusätzliche Kosten: Der Endpreis hängt auch davon ab, ob eine Trauerfeier, ein Trauerredner und Blumen gewünscht sind[8]. Die Kosten für die biologisch abbaubare Urne beginnen bei etwa 50 Euro[8].
Ein wichtiger Kostenvorteil der Seebestattung: Friedhofsgebühren, Kosten für einen Grabstein oder die Grabpflege entfallen, da die Asche im Meer beigesetzt wird[1][8]. Dies macht die Seebestattung langfristig zu einer kostengünstigen Alternative.
Für wen eignet sich eine Seebestattung?
Eine Seebestattung kann aus verschiedenen Gründen eine passende Wahl sein:
Menschen mit Bezug zum Meer: Besonders geeignet ist diese Bestattungsform für Personen, die zu Lebzeiten eine besondere Verbindung zum Meer hatten - sei es beruflich als Seeleute oder Fischer, oder durch persönliche Vorlieben wie Segeln, Surfen oder regelmäßige Aufenthalte an der Küste[1][2][4].
Wunsch nach Freiheit: Für Menschen, die die Weite und Freiheit des Meeres liebten und diese Empfindung auch nach dem Tod bewahren möchten, bietet die Seebestattung eine sinnvolle Option[4].
Pragmatische Gründe: Wenn keine Grabpflege durch Angehörige möglich ist oder gewünscht wird, stellt die Seebestattung eine praktische Alternative dar[1]. Auch die langfristig geringeren Kosten können ein Entscheidungsgrund sein[1].
Ökologische Aspekte: Menschen, die eine umweltfreundliche Bestattungsform bevorzugen, können sich für eine Seebestattung entscheiden[2]. Die biologisch abbaubaren Urnen belasten die Umwelt nicht[2].
Heute steht diese Bestattungsform allen Menschen offen, die sich für diesen Weg entscheiden - unabhängig von ihrem beruflichen Hintergrund[1][2][4].
Häufige Fragen zur Seebestattung
Wer organisiert eine Seebestattung?
Eine Seebestattung wird grundsätzlich durch ein Bestattungsunternehmen bei Ihnen vor Ort in Auftrag gegeben[3][7]. Das Bestattungsinstitut kümmert sich um die Versorgung der verstorbenen Person, betreut die Angehörigen und veranlasst die Einäscherung im Krematorium[3]. Wenn das gewählte Bestattungsunternehmen nicht auf Seebestattungen spezialisiert ist, leitet es den Auftrag an einen qualifizierten Seebestatter weiter[6]. Dieser koordiniert dann mit den Angehörigen den Rahmen der Trauerfeier[6].
Kann ich den Ort der Beisetzung später besuchen?
Nach der Beisetzung erhalten die Angehörigen die genauen Koordinaten des Beisetzungsortes[1]. Einige Reedereien bieten spezielle Gedenkfahrten an, bei denen Angehörige später den Beisetzungsort besuchen können[5]. Dies ermöglicht ein Gedenken an der Stelle, an der die Urne dem Meer übergeben wurde.
Sind Doppelbeisetzungen möglich?
Auf Wunsch sind auch Doppelbeisetzungen möglich, beispielsweise für Ehepaare, die gemeinsam beigesetzt werden möchten[3]. Hierfür gibt es spezielle Seeurnen[3]. Ein Bestattungsunternehmen kann Sie zu den genauen Möglichkeiten beraten.
Kann eine Seebestattung vorsorglich geplant werden?
Ja, eine Seebestattung kann im Rahmen einer Bestattungsvorsorge geplant werden[3]. Dabei legen Sie bereits zu Lebzeiten fest, wie die Beisetzung durchgeführt werden soll - zum Beispiel den Abfahrtshafen, die Art der Seeurne und ob die Beisetzung mit oder ohne Begleitung stattfinden soll[3]. Dies entlastet Ihre Angehörigen im Trauerfall und stellt sicher, dass Ihre Wünsche respektiert werden.
Schlusswort
Eine Seebestattung bietet eine würdevolle Möglichkeit, Abschied zu nehmen - besonders für Menschen, die sich dem Meer verbunden fühlten. Die klaren rechtlichen Rahmenbedingungen in Deutschland und die Unterstützung durch spezialisierte Bestattungsunternehmen und Reedereien sorgen für einen reibungslosen Ablauf.
Die Entscheidung für eine Seebestattung sollte idealerweise zu Lebzeiten getroffen und dokumentiert werden. So können Angehörige im Trauerfall sicher sein, im Sinne der verstorbenen Person zu handeln. Ein persönliches Gespräch mit einem Bestattungsunternehmen kann alle offenen Fragen klären und bei der individuellen Gestaltung der Seebestattung helfen.
Die See als letzte Ruhestätte bietet nicht nur Freiheit und Weite für die Verstorbenen, sondern auch einen besonderen Ort der Erinnerung für die Hinterbliebenen - verbunden mit dem ewigen Rhythmus des Meeres.