Was ist ein Schlaganfall?

Zusammenfassung

Ein Schlaganfall ist eine plötzliche Durchblutungsstörung im Gehirn, die durch ein Blutgerinnsel (ischämischer Schlaganfall) oder eine Hirnblutung (hämorrhagischer Schlaganfall) verursacht wird. Typische Symptome sind Lähmungen, Sprach- und Sehstörungen sowie Schwindel, und schnelles Handeln durch den Notruf 112 ist entscheidend, um bleibende Schäden zu minimieren. Nach der Akutbehandlung können gezielte Rehabilitationsmaßnahmen und Hilfsmittel Betroffenen helfen, ihre Lebensqualität zurückzugewinnen.

Synonyme: Gehirnschlag, zerebraler Insult, apoplektischer Insult, Apoplexia cerebri, Ictus apoplecticus, Apoplex, Insult, Schlagfluss

Ein Schlag­anfall trifft Menschen oft völlig über­raschend und ändert ihr Leben von einem Moment auf den anderen. Bei dieser lebens­bedroh­lichen Erkrankung des Gehirns erhält ein Teil des Hirn­gewebes nicht mehr genügend Blut und damit zu wenig Sauer­stoff. Die Folge: Gehirn­zellen sterben ab. Je schneller Sie die Anzeichen erkennen und handeln, desto besser sind die Heilungs­chancen. Dieser Artikel erklärt, was bei einem Schlag­anfall geschieht, wie Sie ihn erkennen und welche Hilfs­möglich­keiten es gibt.

Arzt spricht beruhigend mit älterem Patienten im Krankenhauszimmer, beide wirken ruhig und vertrauensvoll.

Was ist ein Schlaganfall?

Ein Schlag­anfall (medizinisch auch Apoplex oder zerebro­vaskulärer Insult genannt) ist eine plötzlich auf­tretende Durch­blutungs­störung im Gehirn[1][4]. Diese führt dazu, dass Teile des Gehirns nicht mehr aus­reichend mit Sauer­stoff und Nähr­stoffen versorgt werden. Die betroffenen Gehirn­zellen sterben innerhalb kurzer Zeit ab, wenn keine rasche Behandlung erfolgt[4].

Die Aus­wirkungen eines Schlag­anfalls können sehr unter­schiedlich sein - von leichten, vorüber­gehenden Symptomen bis hin zu schwer­wiegenden, bleibenden Beein­trächti­gungen oder sogar zum Tod[4]. In Deutschland ist der Schlag­anfall nach Herz­erkrankungen und Krebs die dritt­häufigste Todes­ursache und die häufigste Ursache für langfristige Behinderungen[1].

Arten von Schlaganfällen

Es gibt zwei Haupt­formen des Schlag­anfalls, die sich in ihrer Ursache unter­scheiden:

Ischämischer Schlaganfall (Hirninfarkt)

Bei etwa 80-85% aller Schlag­anfälle handelt es sich um ischämische Schlag­anfälle[1][2]. Hier kommt es zu einem Gefäß­verschluss durch ein Blut­gerinnsel, das ein Blut­gefäß im Gehirn verstopft. Die Folge ist eine Mangel­durch­blutung (Ischämie) des betroffenen Gehirn­areals[2][4]. Ohne Blut­zufuhr erhalten die Gehirn­zellen keinen Sauer­stoff mehr und sterben ab.

Hämorrhagischer Schlaganfall (Hirnblutung)

Etwa 10-15% der Schlag­anfälle sind hämorrhagische Schlag­anfälle[1][5]. Hier kommt es zu einer Blutung im Gehirn durch ein gerissenes Blut­gefäß. Das aus­tretende Blut schädigt das umgebende Hirn­gewebe und erhöht den Druck im Schädel­inneren[5]. Häufig liegt die Ursache in einem lang­jährigen, unbe­handelten Blut­hoch­druck, der die Gefäß­wände geschwächt hat[5].

Symptome und Warnzeichen erkennen

Ein Schlag­anfall macht sich durch plötzlich auf­tretende neuro­logische Ausfälle bemerkbar[1][2]. Die genauen Symptome hängen davon ab, welcher Teil des Gehirns betroffen ist. Achten Sie auf folgende Warn­signale:

  • Plötzliche Lähmungs­erscheinungen einer Körper­seite, eines Armes oder Beines oder einer Gesichts­hälfte[2][7]
  • Taubheits­gefühl oder Kribbeln in den Glied­maßen[2]
  • Sprech­störungen mit undeutlicher, verwaschener Aussprache oder völlige Unfähigkeit zu sprechen[2][4][5]
  • Sprach­verständnis­probleme - die betroffene Person kann Gesprochenes nicht mehr verstehen[2]
  • Seh­störungen wie Doppel­bilder, verschwommenes Sehen oder plötzliche Blind­heit auf einem Auge[2][4]
  • Starker Schwindel mit Übelkeit und Erbrechen[2]
  • Gleichgewichts­störungen und Schwierig­keiten bei der Bewegungs­koordination[2]
  • Verwirrtheit oder Bewusst­losigkeit[2][7]
  • Selten: abrupt beginnende, heftigste Kopf­schmerzen (besonders bei Hirn­blutungen)[2]

Wichtig: Bei diesen Anzeichen sofort den Notruf 112 wählen! Bei einem Schlag­anfall zählt jede Minute, da mit jeder ver­streichenden Minute mehr Gehirn­zellen unwider­ruflich absterben können.

Ursachen und Risikofaktoren

Verschiedene Faktoren können das Risiko für einen Schlag­anfall erhöhen:

Nicht beeinflussbare Risikofaktoren:

  • Höheres Lebens­alter (das Risiko steigt mit dem Alter)[1][4]
  • Familiäre Veranlagung

Beeinflussbare Risikofaktoren:

  • Blut­hochdruck (Hypertonie) - der wichtigste Risiko­faktor[1][5]
  • Diabetes mellitus (Zucker­krankheit)[1]
  • Athero­sklerose (Gefäß­verkalkung)[1]
  • Herz­erkrankungen, besonders Vorhof­flimmern[4]
  • Rauchen[4]
  • Über­gewicht und Bewegungs­mangel
  • Erhöhte Cholesterin­werte[4]

Durch gesunde Lebens­weise und medizinische Behandlung der Grund­erkrankungen lassen sich viele dieser Risiko­faktoren positiv beeinflussen.

Diagnostik und Behandlung

Sofortmaßnahmen

Bei einem Schlag­anfall gilt der Grund­satz: “Time is brain” - Zeit ist Gehirn[8]. Je schneller die Behandlung beginnt, desto mehr Gehirn­gewebe kann gerettet werden.

Nach dem Notruf wird die betroffene Person in der Regel auf eine spezielle Schlag­anfall­station (Stroke Unit) gebracht[2][8]. Dort erfolgt zunächst eine schnelle Diagnostik mittels bild­gebender Verfahren wie CT oder MRT, um festzustellen, ob es sich um einen ischämischen oder hämorrhagischen Schlag­anfall handelt[8].

Behandlung eines ischämischen Schlaganfalls

Bei einem Gefäß­verschluss kann eine Thrombolyse (Lyse-Therapie) durchgeführt werden. Dabei werden Medikamente verabreicht, die das Blut­gerinnsel auflösen sollen[8]. Diese Therapie ist in Einzel­fällen bis zu neun Stunden nach dem Auftreten der ersten Symptome möglich[8].

Behandlung eines hämorrhagischen Schlaganfalls

Bei einer Hirn­blutung steht die Kontrolle des Blut­drucks und die Senkung des Hirn­drucks im Vordergrund. In manchen Fällen kann eine Operation notwendig sein, um das Blut zu entfernen[5].

Leben nach einem Schlaganfall

Nach einem Schlag­anfall ist häufig eine umfassende Rehabilitations­phase nötig. Je nach Art und Schwere der Beein­trächtigungen kommen unterschiedliche Therapien zum Einsatz:

  • Physio­therapie zur Wieder­erlangung von Bewegungs­fähigkeiten
  • Ergo­therapie für alltags­praktische Fähigkeiten
  • Logo­pädie bei Sprach- und Schluck­störungen
  • Neuro­psychologische Therapie bei kognitiven Einschränkungen

Die Erfolgs­aussichten hängen stark von der Schwere des Schlag­anfalls, dem Alter und dem allgemeinen Gesundheits­zustand der betroffenen Person ab. Viele Patient:innen können durch gezielte Übungen verloren gegangene Fähigkeiten teilweise oder manchmal sogar vollständig zurück­gewinnen[7].

Hilfe und Unterstützung im Alltag

Der Alltag nach einem Schlag­anfall kann mit Heraus­forderungen verbunden sein. Es gibt jedoch zahlreiche Hilfs­mittel und Anpassungs­möglichkeiten, die die Selbst­ständigkeit fördern:

Praktische Alltagshelfer:

  • Essen und Trinken: Einhänder­brettchen mit erhöhtem Rand zum Brot­schmieren, spezielles Geschirr mit Rand­erhöhung, abgewinkeltes Besteck, Zwei-Henkel-Becher[3][6]

  • Öffnungs­hilfen: Zugring-Öffner, Gummi-Hütchen und Universal-Öffner für Dosen und Schraub­gläser[3]

  • Ankleiden: Knopf- und Reiß­verschluss-Helfer, Strumpf­anzieh-Helfer, Schuhe mit Klett­verschluss statt Schnür­senkeln[3][6]

  • Körper­pflege: Kamm­verlängerungen, Wasch­handschuhe mit Seife, Rücken­eincreme-Hilfe, Dusch­hocker zum sitzenden Duschen[3]

Wohnraumanpassung:

  • Halte­stangen an Treppen und in Sanitär­räumen
  • Rutsch­feste Boden­beläge
  • Ebenerdige Zugänge oder Rampen
  • Alarm­knöpfe an zentralen Punkten der Wohnung für Notfälle[6]

Ärzt:innen, Therapeut:innen oder Fach­personal im Sanitäts­haus können Sie beraten, welche Hilfs­mittel für Ihre individuelle Situation sinnvoll sind und für welche die Kranken­kasse die Kosten übernimmt[3].

Fazit

Ein Schlag­anfall ist ein medizinischer Notfall, bei dem schnelles Handeln lebens­rettend sein kann. Lernen Sie die Warn­zeichen kennen und zögern Sie nicht, bei Verdacht sofort den Notruf zu wählen. Die moderne Medizin bietet gute Behand­lungs­möglichkeiten, besonders wenn rasch reagiert wird.

Nach einem Schlag­anfall bedeutet die Reha­bilitation oft harte Arbeit, aber mit professioneller Unter­stützung, geeigneten Hilfs­mitteln und dem Rückhalt von Familie und Freunden können viele Betroffene wieder ein erfülltes Leben führen. Nehmen Sie alle Hilfs­angebote an und geben Sie sich und Ihrem Körper die Zeit, die er zur Erholung braucht.