Reanimation
(Wiederbelegbung)

In Deutschland gibt es pro 100.000 Einwohner jährlich rund 60 Reanimationen. Doch wie genau funktionieren Reanimationen eigentlich? Welche Maßnahmen können auch Laien durchführen und was sind die Risiken einer Wiederbelebung? Diese und weitere Antworten gibts im Folgenden!

Was ist eine Reanimation?

Eine Reanimation (bzw. Wiederbelebung) bezeichnet eine Erste-Hilfe-Maßnahme bei Atem- und Kreislaufstillstand. Das Ziel ist es, überlebenswichtige Funktionen des Körpers wiederherzustellen. In Fachkreisen spricht man auch von kardiopulmonaler Reanimation  („cardiopulmonary resuscitation“ [CPR]) oder Herz-Lungen-Wiederbelebung.

Grundsätzlich ist eine Reanimation immer nötig, wenn lebenswichtige Organe ausfallen und nicht mehr ausreichend Sauerstoff erhalten. Das kann neben einem Herzstillstand auch durch Herzrhythmusstörungen, Herzbeuteltamponaden oder durch Herzmuskelentzündungen passieren.

Wichtig

Übrigens: Respiratorische Ursachen können in schweren Fällen ebenfalls zum Kreislaufstillstand führen (zum Beispiel bei einer Infektion der Atemwege).

Wie funktioniert eine Reanimation?

Eine Reanimation gelingt vor allem durch eine Herzdruckmassage (Thoraxkompression) und eine Atemspende. Bei schnellem Handeln kann dies die Sauerstoffversorgung im Gehirn und anderen Organen wiederherstellen. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Basismaßnahmen und erweiterten Maßnahmen der Reanimation.

Basismaßnahmen

Die Basismaßnahmen werden als „Basic Life Support“ (BLS) zusammengefasst. Für solche Maßnahmen ist kein medizinisches Fachpersonal notwendig, auch Laien können die Maßnahmen im Notfall durchführen:

  • Patienten ansprechen
  • Notruf wählen
  • Atmung prüfen
  • Herzdruckmassage
  • Atemspende
  • Automatisierten externen Defibrillator (AED) anwenden

Die Herzdruckmassage, Atemspende oder falls vorhanden der AED sollten durchgeführt werden, bis der Notarzt eintrifft. So wird sichergestellt, dass Herz und Gehirn des Betroffenen weiterhin mit ausreichend Blut versorgt werden.

Erweiterte Maßnahmen

Erweiterte Maßnahmen werden von medizinischen Fachpersonal durchgeführt. Das Ziel ist es, den Kreislauf des Betroffenen zu stabilisieren und einen normalen Herzschlagrhythmus zu animieren. Dafür werden Medikamente und Defibrillation eingesetzt. Während der Patient weiterhin eine Herzdruckmassage bekommt, werden die Atemwege gesichert und ein venöser Zugang für die Medikamente gelegt.

Für was steht die Abkürzung ROSC?

ROSC steht für „Return of spontaneous circulation“. Es bezeichnet die Rückkehr des Spontankreislaufs nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand. Je schneller die Reanimation gelingt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit eines ROSC und einer erfolgreichen Wiederbelebung. Anzeichen für ein ROSC sind Bewegung, Husten, ein testbarer Puls oder ein messbarer Blutdruck.

Ein ROSC kann sich verzögern. Dann tritt es erst nach erfolglosen Wiederbelebungsversuchen auf, was auch als Lazarus-Phänomen bezeichnet wird. Deshalb werden Betroffene nach dem Reanimationsende meist für weitere 10 Minuten beobachtet.

Merke

Wichtig: Ein ROSC ist ein positives Zeichen, sagt aber nichts über den tatsächlichen Erfolg der Reanimation aus. Viele Patienten sterben kurz nach der Rückkehr des Kreislaufs.

Warum lehnen manche Menschen die Reanimation ab?

Vor allem ältere oder schwerkranke Menschen lehnen eine Reanimation ab. Das liegt zum einen an einer Lebensmüdigkeit, zum anderen an einer berechtigten Angst von Folgeschäden. Nach einer Reanimation kann es durchaus passieren, dass langwierige intensivmedizinische Behandlungen nötig sind oder es zu schwerwiegenden Behinderungen kommt.

Wer Angst vor Folgeschäden hat, muss eine Reanimation aber nicht komplett ausschließen. Einen Kompromiss bietet eine Patientenverfügung – dort können Sie festlegen, in welchem Umfang bzw. bei welchen Lebens- oder Krankheitssituationen Sie eine Reanimation wünschen oder ablehnen.

Wichtig

Übrigens: Laut dem Deutschen Reanimationsregister 2019 überleben nur 11 von 100 Patienten, wenn die Reanimation nicht in einem Krankenhaus geschieht.

Welche Risiken birgt eine Reanimation?

Es gibt eine Reihe von Risiken. Zum Beispiel kann es zu Lungenverletzungen oder beschädigten Organen wie Leber, Milz oder Zwerchfell kommen. Auch das Einatmen von Mageninhalt oder eingelaufenes Blut in den Pleuraspalt (Brustfell) sind möglich. Solche Folgeschäden müssen nicht unmittelbar nach der Reanimation auftreten. Manchmal kann es etwas dauern, bis die Symptome ersichtlich werden.

Der schlimmstmögliche Fall nach einer erfolgreichen Reanimation ist ein irreversibler Hirnschaden. Das ist möglich, wenn die Sauerstoffversorgung zum Gehirn zu lange unterbrochen wurde.

Wie lange kann ein Mensch ohne Sauerstoff überleben?

Ein Erwachsener hat nach einem Herzstillstand für rund 8 Minuten ausreichend Sauerstoff. Doch nicht der gesamte Sauerstoff gelangt zum Gehirn – deshalb kann bereits ein Sauerstoffmangel von nur drei Minuten einen unwiderruflichen Hirnschaden anrichten. Nach fünf Minuten ohne Sauerstoff sind diese Schäden meist schwer.

Deshalb ist so wichtig, dass die Reanimation so schnell wie möglich erfolgt. Jede Sekunde ohne Sauerstoff erhöht das Risiko von dauerhaften Gehirnschädigungen. Ein Zeitraum von mehr als 10 Minuten Sauerstoffmangel endet in den allermeisten Fällen mit dem Hirntod.

Was ist in meiner Patientenverfügung zu beachten?

Sie sollten in Ihrer Patientenverfügung genau festlegen, wann Sie eine Reanimation wünschen und wann nicht. Sie könnten zum Beispiel auf Wiederbelebung verzichten, wenn irreversible Gehirnschäden sehr wahrscheinlich sind. Oder Sie legen fest, wie lange Sie maximal wiederbelebt werden möchten.

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