Was ist eine privatnützige Stiftung?
Eine privatnützige Stiftung ist eine juristische Person, die einem begrenzten Personenkreis, wie einer Familie, dient und nicht gemeinwohlorientiert ist. Sie wird häufig genutzt, um Vermögen langfristig zu sichern, Familien finanziell zu unterstützen oder Unternehmensnachfolgen zu regeln. Da sie keine steuerlichen Vorteile bietet, erfordert ihre Errichtung sorgfältige Planung und fachkundige Beratung.
- Was ist eine privatnützige Stiftung?
- Unterschiede zur gemeinnützigen Stiftung
- Typische Formen privatnütziger Stiftungen
- Rechtliche Grundlagen
- Vorteile privatnütziger Stiftungen
- Berühmte Beispiele privatnütziger Stiftungen
- Praktische Überlegungen vor der Errichtung
- Alternativen zur privatnützigen Stiftung
- Fazit: Ist eine privatnützige Stiftung das Richtige für Sie?
Eine Stiftung gilt als wirkungsvolles Instrument für die dauerhafte Vermögensübertragung und Zweckbindung. Während gemeinnützige Stiftungen das Allgemeinwohl fördern, verfolgen privatnützige Stiftungen einen anderen Ansatz: Sie dienen den Interessen eines begrenzten Personenkreises. Dieser Artikel erklärt Ihnen genau, was privatnützige Stiftungen sind, wie sie funktionieren und für wen sie besonders geeignet sein können.
Was ist eine privatnützige Stiftung?
Eine privatnützige Stiftung ist eine juristische Person ohne Mitglieder, die im Gegensatz zu gemeinnützigen Stiftungen nicht der Allgemeinheit, sondern einem begrenzten Personenkreis dient[7]. Der Zweck ist dabei nicht gemeinwohlorientiert, sondern auf private Interessen ausgerichtet[3]. Die klassische Form der privatnützigen Stiftung ist die Familienstiftung, deren Zweck es ist, die Angehörigen einer bestimmten Familie finanziell zu unterstützen[2].
Wie alle Stiftungen basiert auch die privatnützige Stiftung auf drei wesentlichen Elementen:
- Dem Stiftungszweck, der vom Stifter oder der Stifterin festgelegt wird
- Dem Stiftungsvermögen, das zur Erfüllung des Zwecks dient
- Der Stiftungsorganisation, die das Vermögen verwaltet und den Zweck umsetzt[3]
Unterschiede zur gemeinnützigen Stiftung
Der Hauptunterschied zwischen privatnützigen und gemeinnützigen Stiftungen liegt in ihrem Zweck und den damit verbundenen steuerlichen Konsequenzen:
Aspekt | Privatnützige Stiftung | Gemeinnützige Stiftung |
---|---|---|
Zweck | Begünstigung eines begrenzten Personenkreises | Förderung der Allgemeinheit |
Steuerliche Behandlung | Keine Steuerprivilegierung | Steuerliche Vergünstigungen |
Beispiel | Familienstiftung, Unternehmensstiftung | Soziale, kulturelle oder wissenschaftliche Stiftung |
Wichtig zu wissen: Privatnützige Stiftungen genießen keine steuerlichen Vorteile wie gemeinnützige Stiftungen. Sie unterliegen der Körperschaftsteuer und anderen Steuern, von denen gemeinnützige Stiftungen befreit sind[3].
Typische Formen privatnütziger Stiftungen
Familienstiftung
Die Familienstiftung ist die häufigste Form der privatnützigen Stiftung. Ihr Zweck ist es, die wirtschaftliche Versorgung des Stifters oder der Stifterin und seiner/ihrer Familie sowie nachfolgender Generationen sicherzustellen[5].
Besonders charakteristisch für Familienstiftungen ist der Vermögensschutz (Asset Protection), den sie bieten können. Dieses Schutzniveau ist durch andere rechtliche und steuerliche Gestaltungen kaum zu erreichen[5].
Unternehmensverbundene Stiftungen
Eine weitere Form der privatnützigen Stiftung sind unternehmensverbundene Stiftungen, die beispielsweise die Auszubildenden eines bestimmten Unternehmens fördern[3].
Ein bekanntes Modell ist das Doppelstiftungsmodell, bei dem eine Familienstiftung mit einer gemeinnützigen Stiftung über eine Holding verbunden wird:
- Die gemeinnützige Stiftung hält den größeren Teil des Kapitals (z.B. 90%)
- Die Familienstiftung hält einen kleineren Teil des Kapitals (z.B. 10%), aber den größeren Teil der Stimmrechte
- Die Erträge der gemeinnützigen Stiftung gehen an gemeinnützige Zwecke
- Die Erträge der Familienstiftung dienen der Versorgung der Familie[1]
Rechtliche Grundlagen
Privatnützige Stiftungen werden wie andere Stiftungen nach den Grundlagen des Bürgerlichen Gesetzbuchs (BGB) errichtet. Der Stiftungserrichtung liegen folgende Schritte zugrunde:
- Stiftungsgeschäft: Der Stifter oder die Stifterin erklärt förmlich den Willen, eine Stiftung zu errichten
- Stiftungssatzung: Hierin werden Name, Sitz, Zweck, Vermögen und Verwaltung der Stiftung festgelegt
- Anerkennung: Die zuständige Stiftungsbehörde prüft und erkennt die Stiftung an[1][4]
Für die Errichtung einer rechtsfähigen Stiftung benötigen Sie:
- Ein angemessenes Vermögen (empfohlene Mindestsumme: 100.000 Euro)[2]
- Eine klare Definition des Stiftungszwecks
- Eine durchdachte Stiftungsorganisation
Vorteile privatnütziger Stiftungen
Privatnützige Stiftungen bieten verschiedene Vorteile:
- Langfristige Vermögenssicherung: Die Stiftung kann über Generationen hinweg bestehen
- Familienvermögen bewahren: Verhinderung der Zersplitterung durch Erbschaften
- Unternehmensnachfolge regeln: Sicherstellung der Kontinuität eines Unternehmens
- Vermögensschutz: Schutz vor Gläubigerzugriff unter bestimmten Bedingungen
Berühmte Beispiele privatnütziger Stiftungen
In Deutschland gibt es zahlreiche bekannte privatnützige Stiftungen, darunter:
- Die Siepmann-Stiftung des Aldi-Süd-Gründers Karl Albrecht
- Die Markus-Stiftung des Aldi-Nord-Gründers Theo Albrecht
- Die Dieter-Schwarz-Stiftung des Lidl- und Kaufland-Gründers
- Die DM-Werner Stiftung des dm-Gründers Götz Werner[1]
Praktische Überlegungen vor der Errichtung
Bevor Sie eine privatnützige Stiftung gründen, sollten Sie folgende Aspekte bedenken:
- Ist das vorhandene Vermögen ausreichend? Für eine wirksame Stiftung wird ein Mindestvermögen von etwa 100.000 Euro empfohlen.
- Sind die Ziele langfristig sinnvoll? Eine Stiftung ist auf Dauer angelegt.
- Gibt es alternative Rechtsformen? Je nach Zielsetzung können auch andere Rechtsformen wie eine GmbH oder ein Verein sinnvoll sein.
- Wie sieht die steuerliche Situation aus? Privatnützige Stiftungen haben keine steuerlichen Vorteile.
Alternativen zur privatnützigen Stiftung
Falls eine privatnützige Stiftung für Ihre Ziele nicht optimal erscheint, können Sie auch folgende Alternativen in Betracht ziehen:
- Gemeinnützige Stiftung: Wenn Sie gemeinnützige Zwecke verfolgen und steuerliche Vorteile nutzen möchten
- Treuhandstiftung: Eine nicht rechtsfähige Stiftung mit geringerem Verwaltungsaufwand
- StiftungsGmbH: Eine GmbH, die Stiftungszwecke verfolgt, aber flexibler ist
- Verbrauchsstiftung: Eine zeitlich begrenzte Stiftung, die ihr Vermögen nach und nach aufbraucht[1]
Fazit: Ist eine privatnützige Stiftung das Richtige für Sie?
Eine privatnützige Stiftung kann ein wertvolles Instrument sein, um Ihr Vermögen langfristig zu sichern und nach Ihren Wünschen einzusetzen. Sie eignet sich besonders für:
- Personen mit erheblichem Vermögen, das über Generationen erhalten bleiben soll
- Unternehmer:innen, die eine geregelte Nachfolge sicherstellen möchten
- Familien, die ihr Vermögen vor Zersplitterung bewahren wollen
Bedenken Sie jedoch: Die Errichtung und Verwaltung einer Stiftung ist komplex und mit Kosten verbunden. Eine fachkundige Beratung durch Steuerberater:innen und Rechtsanwält:innen ist unerlässlich. Sie sollten sich vor der Gründung umfassend informieren und alle Aspekte sorgfältig abwägen.
Mit der richtigen Planung kann eine privatnützige Stiftung Ihnen helfen, Ihre persönlichen Vermögensziele zu erreichen und dabei Ihre Werte und Vorstellungen langfristig umzusetzen.