Was ist eine PEG-Sonde?
Eine PEG-Sonde (perkutane endoskopische Gastrostomie) ist ein künstlicher Zugang durch die Bauchdecke in den Magen, der bei Menschen eingesetzt wird, die nicht mehr auf natürlichem Weg essen können. Sie ermöglicht die langfristige Versorgung mit Nährstoffen, Flüssigkeit und Medikamenten, erfordert jedoch regelmäßige Pflege und eine sorgfältige Abwägung ethischer sowie medizinischer Aspekte. Die Entscheidung für eine PEG-Sonde sollte stets individuell getroffen und regelmäßig überprüft werden.
Synonyme: Perkutane endoskopische Gastrostomie, Buttonsonde, PEG-Magensonde
Eine PEG-Sonde ermöglicht die langfristige Ernährung über einen Zugang durch die Bauchdecke in den Magen. Sie kommt zum Einsatz, wenn die normale Nahrungsaufnahme nicht mehr möglich ist - etwa bei Schluckstörungen, neurologischen Erkrankungen oder nach schweren Operationen. Dieser Artikel erklärt verständlich, wie die Sonde funktioniert, wann sie sinnvoll ist und was Sie im Alltag beachten müssen.

So funktioniert eine PEG-Sonde
Die Abkürzung PEG steht für perkutane endoskopische Gastrostomie. Dabei handelt es sich um einen elastischen Kunststoffschlauch, der unter örtlicher Betäubung oder in Kurznarkose durch die Bauchwand in den Magen gelegt wird[1][4]. Im Gegensatz zur Nasensonde verläuft sie nicht durch Nase oder Rachen, sondern direkt durch die Haut[1].
Der Vorteil: Die Sonde kann über Monate oder Jahre genutzt werden und stört nicht beim Sprechen oder Atmen[10]. Über sie werden spezielle Nährlösungen, Flüssigkeit und - nach ärztlicher Absprache - Medikamente verabreicht[7][16].
Wann kommt eine PEG-Sonde infrage?
Die Entscheidung für eine PEG-Sonde wird immer individuell getroffen. Typische Gründe sind:
- Anhaltende Schluckstörungen nach Schlaganfällen oder bei Parkinson[4][7]
- Tumoren im Mund-, Rachen- oder Speiseröhrenbereich[7][16]
- Unbewusste Zustände wie Wachkoma[12]
- Ernährungsunterstützung bei schweren Darmerkrankungen[13]
Voraussetzung ist stets, dass der Magen-Darm-Trakt grundsätzlich funktionsfähig ist[4]. Bei vorübergehenden Problemen - etwa nach einer Kieferoperation - wird meist eine Nasensonde bevorzugt[4].
Rechtliche Aspekte: Das müssen Sie wissen
Da es sich um einen medizinischen Eingriff handelt, gelten strenge rechtliche Rahmenbedingungen:
- Einwilligung: Bei einwilligungsfähigen Personen ist die schriftliche Zustimmung nach Aufklärung erforderlich[3][6].
- Betreuungsrecht: Bei nicht einwilligungsfähigen Personen entscheidet der gesetzliche Vertreter gemäß § 1827 BGB[9][12].
- Patientenverfügung: Ablehnende Äußerungen in einer Patientenverfügung sind bindend[6][12].
Ein Gericht muss eingeschaltet werden, wenn Unklarheiten über den Patientenwillen bestehen oder Konflikte zwischen Angehörigen und Ärzt:innen auftreten[6][9].
Alltag mit PEG-Sonde: Pflege und Handhabung
Grundregeln der Sondenpflege
- Spülroutine: Spülen Sie die Sonde 2x täglich mit 20-50 ml stillem Wasser[2][8]
- Verbandswechsel: In den ersten 10 Tagen täglich sterile Verbände verwenden[11][14]
- Hautpflege: Reinigen Sie die Einstichstelle mit pH-neutraler Seife und trocknen Sie sie sorgfältig ab[11]
- Mobilisation: Drehen Sie die Sonde täglich um 160-180° und schieben Sie sie 1-2 cm vor[14]
Medikamentengabe
Nur in Rücksprache mit dem ärztlichen Personal[2][8]:
- Sondennahrung unterbrechen
- Mit 20 ml Wasser vorspülen
- Jedes Medikament einzeln verabreichen
- Mit 20 ml Wasser nachspülen
Bei Verstopfungen helfen lauwarmes Wasser oder spezielle Spüllösungen[2][8]. Verwenden Sie niemals Gewalt - bei anhaltenden Problemen kontaktieren Sie umgehend die behandelnde Praxis.
Ethische Fragen am Lebensende
Die Entscheidung für oder gegen eine PEG-Sonde wird besonders bei Demenz oder terminalen Erkrankungen zur Gewissensfrage. Wichtige Grundsätze:
- Keine Zwangsernährung: Bei Sterbenden darf auf eine PEG verzichtet werden, wenn dies dem Patientenwillen entspricht[12]
- Lebensqualität beachten: Essen über den Mund sollte so lange wie möglich ermöglicht werden[6]
- Regelmäßige Überprüfung: Die Notwendigkeit der Sonde muss alle 3-6 Monate überprüft werden[6]
Eine 2025 aktualisierte Studie zeigt: 27% der Langzeitnutzenden sind trotz PEG untergewichtig[6]. Dies unterstreicht, dass die Sonde allein keine vollständige Problemlösung darstellt.
Praxistipps für Angehörige
- Schulung einfordern: Lassen Sie sich das Anschließen der Nahrung und die Pflege in der Klinik zeigen[8][14]
- Notfallplan erstellen: Halten Sie Ersatzteile und Telefonnummern von Anlaufstellen bereit
- Soziale Aspekte beachten: Binden Sie die betroffene Person in Mahlzeiten ein - etwa durch Aromenproben
- Psychische Belastung ansprechen: Nutzen Sie Beratungsangebote von Palliativdiensten oder Hospizen
Häufige Komplikationen und Lösungen
Problem | Ursache | Sofortmaßnahme |
---|---|---|
Rötung am Stoma | Entzündung | Desinfizieren, trocken halten, Arzt kontaktieren[11] |
Undichter Sondenansatz | Materialermüdung | Überbrückungsset verwenden, zeitnah austauschen lassen[14] |
Bauchschmerzen | Zu schnelle Nahrungsgabe | Flussrate reduzieren, Ernährung auf 12-24 Stunden verteilen[8] |
Sondenverstopfung | Medikamentenreste | Mit kohlensäurehaltiger Flüssigkeit spülen (nur nach Absprache!)[2] |
Kosten und Versorgungsanspruch
Die PEG-Anlage und notwendiges Zubehör werden von allen gesetzlichen Krankenkassen übernommen[10]. Dazu gehören:
- Sondennahrung auf Rezept
- Verbandsmaterialien
- Hausbesuche durch Pflegedienste
Bei dauerhaftem Bedarf können Sie einen Pflegegrad beantragen, der zusätzliche Unterstützung ermöglicht.
Alternativen zur PEG-Sonde
Das sollten Sie dokumentieren
Führen Sie ein Pflegetagebuch mit:
- Verbrauchte Nahrungsmenge
- Stuhlgang-Häufigkeit
- Hautzustand am Stoma
- Ungewöhnliche Symptome
Diese Aufzeichnungen helfen bei der regelmäßigen Therapieanpassung durch das Behandlungsteam.
Wo Sie Unterstützung finden
- Selbsthilfegruppen: Bundesverband Schluckstörungen e.V.
- Beratungsstellen: Lokale Pflegestützpunkte
- Notfalldienste: Ärztlicher Bereitschaftsdienst (Tel. 116 117)
Eine PEG-Sonde kann Lebensqualität erhalten - setzt aber immer die aktive Mitwirkung von Angehörigen und Fachpersonal voraus. Wichtig ist, die Entscheidung ohne Zeitdruck und unter Einbeziehung aller ethischen Aspekte zu treffen. Scheuen Sie sich nicht, bei Unsicherheiten eine Zweitmeinung einzuholen oder das Klinische Ethikkomitee Ihres Krankenhauses zu kontaktieren[3][9].