Was ist ein notarielles Testament?

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Zusammenfassung

Ein notarielles Testament ist eine vom Notar beurkundete letztwillige Verfügung, die rechtssicher formuliert und sicher verwahrt wird. Es bietet Vorteile wie Rechts­sicherheit, die Vermeidung von Streitigkeiten und den Entfall eines Erb­scheins. Besonders sinnvoll ist es bei komplexen Vermögens­verhältnissen oder wenn Streitigkeiten zu erwarten sind.

Synonym: Öffentliches Testament

Ein notarielles Testament, auch öffentliches Testament genannt, ist eine besondere Form der letztwilligen Verfügung. Im Gegensatz zum eigenhändigen Testament wird es mit Unterstützung eines Notars erstellt. Welche Vorteile diese Testamentsform bietet und wie der Ablauf bei der Erstellung aussieht, erfahren Sie in diesem Artikel.

Was genau ist ein notarielles Testament?

Bei einem notariellen Testament handelt es sich um eine vom Notar beurkundete letztwillige Verfügung[1][2]. Sie enthält, wie das eigenhändige Testament auch, den letzten Willen des Erb­lassers - also Ihre Wünsche dazu, wie Ihr Nach­lass nach Ihrem Tod verteilt werden soll[1].

Der entscheidende Unterschied zum handschriftlichen Testament: Für die Gültigkeit eines notariellen Testaments benötigen Sie die Beur­kundung durch einen Notar[1][2]. Diese Beur­kundung gibt Ihrem Testament eine besondere rechtliche Sicherheit.

Wie wird ein notarielles Testament errichtet?

Die Errichtung eines notariellen Testaments kann auf zwei verschiedene Arten erfolgen:

  1. Mündliche Erklärung: Sie teilen dem Notar Ihren letzten Willen mündlich mit, und der Notar verfasst daraufhin eine Niederschrift[1][2].

  2. Übergabe einer Schrift: Sie übergeben dem Notar ein Schriftstück mit der Erklärung, dass dieses Ihren letzten Willen enthält. Diese Schrift kann offen oder verschlossen übergeben werden und muss nicht von Ihnen selbst geschrieben oder unterschrieben sein[2][3][8].

Der Ablauf beim Notar - Schritt für Schritt

1. Das Vor­gespräch

Der Weg zum notariellen Testament beginnt mit einem Beratungs­gespräch beim Notar[4]. Hier erläutern Sie Ihre Wünsche und Vor­stellungen zur Verteilung Ihres Nach­lasses. Der Notar berät Sie zu recht­lichen Möglichkeiten und klärt offene Fragen.

2. Erstellung des Entwurfs

Nach dem Gespräch erstellt der Notar einen individuellen Entwurf Ihres Testaments[4]. Er berücksichtigt dabei Ihre persönliche Situation und sorgt dafür, dass Ihre Wünsche rechtssicher umgesetzt werden. Änderungswünsche können Sie jederzeit äußern.

3. Die Beur­kundung

Bei der Beur­kundung liest der Notar den gesamten Text Ihres Testaments vor. Er erklärt die wichtigsten Punkte und beantwortet Ihre Fragen[4]. Wenn alles Ihren Wünschen entspricht, unterschreiben Sie die Urkunde, und anschließend setzt auch der Notar seine Unterschrift darunter[4][5].

4. Verwahrung und Registrierung

Das Original Ihres notariellen Testaments wird sicher und vertraulich vom Notar verwahrt und zusätzlich im digitalen Urkunden­archiv der Bundes­notar­kammer hinterlegt[4]. Der Notar veranlasst außerdem:

Die Voraus­setzungen für ein notarielles Testament

Um ein notarielles Testament errichten zu können, müssen Sie testier­fähig sein. Das bedeutet:

  • Sie haben das 16. Lebens­jahr vollendet[2][7]
  • Sie sind geistig gesund und in der Lage, die Bedeutung und Tragweite Ihrer Entscheidungen zu verstehen[2][7]

Wichtig: Ein Testament können Sie nur persönlich errichten. Eine Stellvertretung ist nach § 2064 BGB nicht möglich[7].

Die Vorteile eines notariellen Testaments

Warum sollten Sie ein notariellen Testament in Betracht ziehen? Es bietet mehrere wichtige Vorteile:

  • Rechts­sicherheit: Der Notar prüft, ob Ihre Anordnungen rechtlich umsetzbar sind, und formuliert sie rechtssicher[4].

  • Nach­weis der Erbstellung: Ein notarielles Testament reicht aus, um die Erben­stellung nachzuweisen. Ein zusätzlicher Erb­schein ist in der Regel nicht notwendig[1].

  • Sichere Verwahrung: Das Testament wird beim Amts­gericht hinterlegt und im Testaments­register eingetragen. So wird es nach Ihrem Tod garantiert gefunden[1][2][4].

  • Vermeidung von Streitigkeiten: Das notarielle Testament hat eine starke Beweis­kraft. Dies ist besonders vorteilhaft, wenn Streitigkeiten zu erwarten sind oder Zweifel an der Testier­fähigkeit bestehen könnten[5].

Die Kosten eines notariellen Testaments

Für die Beur­kundung eines notariellen Testaments fallen Notar­kosten an, die sich nach dem Gerichts- und Notarkostengesetz (GNotKG) richten[1][2]. Die Höhe der Gebühren hängt vom Wert Ihres Vermögens ab.

  • Für die Beur­kundung eines einfachen Testaments erhält der Notar eine volle Gebühr nach KV 21200 GNotKG[8].
  • Bei einem gemeinschaftlichen Testament oder Erb­vertrag fallen zwei Gebühren an (KV 21100 GNotKG)[8].

Widerruf eines notariellen Testaments

Ein notarielles Testament können Sie widerrufen, indem Sie es aus der amtlichen Verwahrung nehmen[2]. Bei einem gemeinschaftlichen Ehe­gatten­testament müssen allerdings beide Ehe­gatten der Heraus­nahme zustimmen[2].

Für wen ist ein notarielles Testament besonders sinnvoll?

Ein notarielles Testament empfiehlt sich besonders in folgenden Situationen:

  • Bei komplexen Vermögens­verhältnissen
  • Wenn Sie eine Familie mit Kindern absichern möchten
  • Bei nicht­ehelichen Lebens­gemeinschaften
  • Wenn Sie ohne Kinder sind und die gesetzliche Erb­folge ändern möchten
  • Bei Zweifel an der Testier­fähigkeit oder wenn mit Streitigkeiten zu rechnen ist

Fazit: Rechtssicherheit durch notarielle Begleitung

Das notarielle Testament bietet Ihnen die Sicherheit, dass Ihr letzter Wille klar formuliert, rechtlich eindeutig und ordnungsgemäß hinterlegt ist. Die notarielle Beratung hilft Ihnen, mögliche Fallstricke zu vermeiden und Ihren Nach­lass gemäß Ihren Wünschen zu regeln.

Bedenken Sie: Eine frühzeitige Regelung Ihres Nach­lasses schafft Klarheit und kann späteren Konflikten unter Ihren Hinter­bliebenen vorbeugen. Sprechen Sie mit einer Notarin oder einem Notar über Ihre persönliche Situation, um zu entscheiden, ob ein notarielles Testament für Sie die richtige Wahl ist.