Was ist nichtinvasive Beatmung?

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Zusammenfassung

Die nichtinvasive Beatmung (NIV) ist eine schonende Methode, bei der über eine Maske Luft mit Überdruck in die Lunge geleitet wird, um die Atmung zu unterstützen - ohne einen Tubus in die Luftröhre einzuführen. Sie wird häufig bei Atemwegserkrankungen wie COPD oder Schlafapnoe eingesetzt und ermöglicht Betroffenen, bei vollem Bewusstsein zu bleiben und selbstständig zu atmen. NIV bietet viele Vorteile, erfordert aber eine gute Anpassung und Schulung, insbesondere für den Einsatz zu Hause.

Die nichtinvasive Beatmung (NIV) ist eine lebensrettende Methode, die vielen Menschen mit Atemproblemen hilft - ohne belastende Eingriffe. Im Gegensatz zur invasiven Beatmung, bei der ein Tubus in die Luftröhre gelegt wird, arbeitet die NIV mit einer Maske, die über Nase oder Mund sitzt. Dieser Artikel erklärt, wie die Methode funktioniert, für wen sie geeignet ist und was Sie bei der Entscheidung für oder gegen diese Therapieform beachten sollten.

So funktioniert nichtinvasive Beatmung

Bei der NIV wird Luft über eine eng anliegende Maske mit leichtem Überdruck in die Lunge geleitet[1][2]. Ein Beatmungsgerät unterstützt dabei entweder das Ein- oder Ausatmen oder hält die Atemwege durchgehend offen. Der große Vorteil: Sie bleiben bei vollem Bewusstsein, können sprechen, schlucken und die Maske bei Bedarf kurz abnehmen[1][13].

Wichtige Begriffe kurz erklärt:

  • CPAP (Continuous Positive Airway Pressure): Hält die Atemwege mit gleichbleibendem Druck offen, etwa bei Schlafapnoe.
  • BiPAP (Biphasic Positive Airway Pressure): Unterstützt aktiv beim Ein- und Ausatmen durch wechselnde Druckstufen, häufig bei COPD[3][10].

Typische Einsatzgebiete

NIV kommt sowohl im Krankenhaus als auch zu Hause zum Einsatz. Hauptanwendungsbereiche sind:

  1. Chronische Lungenerkrankungen wie COPD oder Mukoviszidose
  2. Akute Krisen bei Asthmaanfällen oder Lungenentzündungen
  3. Herzprobleme wie schweres Lungenödem
  4. Neuromuskuläre Erkrankungen, bei denen die Atemmuskulatur schwächelt[2][6][9].

Studien zeigen, dass die frühzeitige Anwendung im Rettungsdienst die Überlebensrate bei Atemnot deutlich verbessert[2][14].

Vorteile gegenüber invasiver Beatmung

  • Keine Intubation nötig: Vermeidung von Kehlkopfverletzungen und Beatmungs-assoziierten Lungenentzündungen[9][13].
  • Mobilisierung möglich: Viele Geräte sind tragbar, sodass Sie sich frei bewegen können[5][7].
  • Kommunikation erhalten: Sie können weiterhin mit Angehörigen und Pflege­fach­kräften sprechen[1][6].
  • Nutzung zu Hause: Mit Schulung lässt sich die Therapie selbstständig durchführen[4][11].

Ein britisches Forschungsteam fand heraus, dass COPD-Patient:innen mit häuslicher NIV seltener ins Krankenhaus mussten und ihre Lebensqualität stieg[4][11].

Herausforderungen im Alltag

Trotz der Vorteile gibt es praktische Hürden:

  • Masken-Druckstellen: Bei längerer Nutzung können Hautreizungen entstehen. Spezielle Gelkissen und regelmäßige Pausen helfen[1][6].
  • Trockene Schleimhäute: Moderne Geräte haben oft Befeuchtungssysteme integriert[5][12].
  • Lärmbelästigung: Neue Modelle wie der PLBV-Modus reduzieren Geräusche durch optimierte Drucksteuerung[8].

Eine aktuelle Leitlinie betont: Absolute Kontraindikationen wie Bewusstlosigkeit oder schwere Magen-Darm-Blutungen erfordern sofortiges Umstellen auf invasive Beatmung[14].

Patientenverfügung: So formulieren Sie richtig

Viele Menschen lehnen in ihrer Patientenverfügung pauschal „künstliche Beatmung“ ab - ohne zu wissen, dass dies auch die schonende NIV einschließt[13]. Dr. Thomas Voshaar, Lungenfach­arzt und Vorstand des Verbands Pneumologischer Kliniken, rät: Formulieren Sie konkret!

Ich will keine invasive Beatmung mit Tubus. Eine Beatmung über Maske lehne ich nur ab, wenn […].

Lassen Sie sich vorher von Ihrem Haus­arzt oder Ihrer Haus­ärztin beraten.

Rechtlich bindend ist dies im § 1827 BGB geregelt. Pflege­ein­rich­tungen müssen sich an diese Vorgaben halten[7][13].

Checkliste für den Heimgebrauch

Wenn Sie NIV zu Hause nutzen:

  • Üben Sie das Anlegen der Maske mit Atmungs­thera­peut:innen
  • Kontrollieren Sie täglich die Dichtigkeit der Maskenränder
  • Planen Sie Ersatzteile (Filter, Schläuche) vorausschauend
  • Führen Sie ein Tagebuch über Atemfrequenz und Wohlbefinden[7][12]

Eine Studie des Krankenhauses Bethanien zeigt: Mit individueller Schulung meistern 89% der Patient:innen die Heimbeatmung sicher[6].

Zukunftsperspektiven

Neue Technologien wie die Pursed-Lip-Breathing-Ventilation (PLBV) imitieren die natürliche Lippenbremse und senken so den notwendigen Beatmungsdruck um 30%[8]. Dies macht die Therapie angenehmer und reduziert Nebenwirkungen.

Die nichtinvasive Beatmung ist keine Notlösung, sondern eine hochwirksame Methode, die Lebensqualität und Selbstständigkeit erhält. Sprechen Sie frühzeitig mit Ihrem Behandlungsteam über diese Option - besonders wenn Sie eine Patientenverfügung erstellen oder Angehörige in der Pflege unterstützen.