Luftröhrenschnitt
(Tracheotomie)

Ein Luftröhrenschnitt kommt nur in speziellen Situationen zum Einsatz. Lesen Sie im Folgenden alles, was Sie über Luftröhrenschnitte wissen sollten.

Was ist ein Luftröhrenschnitt?

Ein Luftröhrenschnitt (Tracheotomie) kann Leben retten. Bei einem solchen Eingriff schneiden Chirurgen ein Loch durch die Vorderseite des Halses und in die Luftröhre (Trachea). In dieses Loch legen die Chirurgen anschließend eine Metall- oder Kunststoffkanüle, um es für die Atmung offen zu halten. Diese Öffnung nennt man Tracheostoma.

Warum kann ein Luftröhrenschnitt wichtig sein?

Ein Luftröhrenschnitt kommt zum Einsatz, wenn der übliche Weg zum Atmen blockiert oder eingeschränkt ist. Besonders häufig ist eine Tracheotomie, wenn gesundheitliche Probleme den langfristigen Einsatz eines Beatmungsgeräts erfordern (länger als ein oder zwei Wochen). Eine Notfalltracheotomie wird dagegen nur in seltenen Fällen durchgeführt – zum Beispiel, wenn der Atemweg plötzlich durch eine traumatische Verletzung im Gesicht blockiert ist.

Folgende Krankheiten und Beschwerden können einen Luftröhrenschnitt nötig machen:

  • Alle Krankheiten, die Atemwege blockieren oder verengen. Dazu gehören zum Beispiel Stimmbandlähmungen oder Kehlkopfkrebs.
  • Lähmungen oder neurologische Probleme, die das Abhusten von Sekret aus dem Rachen erschweren. In extremen Fällen wird ein direktes Absaugen der Luftröhre nötig, um die Atemwege zu befreien.
  • Vorbereitung auf eine größere Kopf- oder Halsoperation. Während der Genesung kann eine Tracheotomie die Atmung unterstützen.
  • Alle Notfallsituationen, bei denen die Atmung behindert ist und die Ärzte keinen Beatmungsschlauch durch den Mund in die Luftröhre einführen können.

Wie wird ein Luftröhrenschnitt durchgeführt?

Ein Luftröhrenschnitt geschieht normalerweise in einem Operationssaal unter Vollnarkose. Eine Lokalanästhesie zur Betäubung von Hals und Rachen wird nur verwendet, wenn die Atemwege durch die Vollnarkose beeinträchtigt werden könnten. Oder wenn der Eingriff in einem Krankenhauszimmer und nicht in einem Operationssaal durchgeführt wird.

  • Bei der chirurgischen Tracheotomie im Operationssaal schneidet der Chirurg horizontal durch die Haut am unteren Teil der Vorderseite Ihres Halses. Die umliegenden Muskeln werden vorsichtig zurückgezogen. Dann durchtrennt der Chirurg einen kleinen Teil der Schilddrüse, was die Luftröhre (Trachea) freilegt. In der Nähe des Halsansatzes legt der Chirurg anschließend das Loch für die Tracheotomie an.
  • Bei einer minimalinvasiven Tracheotomie (perkutane Tracheotomie) im Krankenhauszimmer macht der Arzt einen kleinen Einschnitt am vorderen Hals. Eine spezielle Linse wird durch den Mund eingeführt, so dass der Chirurg das Innere des Rachens betrachten kann. Mit Hilfe dieser Rachenansicht führt der Chirurg eine Nadel in die Luftröhre. Anschließend wird das winzige Loch auf die passende Größe für den Schlauch vergrößert.

Was ist eine Notfalltracheotomie?

Die meisten Tracheotomien werden im Krankenhaus durchgeführt. In Notfällen kann es jedoch notwendig sein, den Luftröhrenschnitt direkt am Unfallort einzusetzen. Solche Notfalltracheotomien sind schwierig durchzuführen und haben ein erhöhtes Risiko für Komplikationen.

Ein ähnliches und weniger riskantes Verfahren in der Notfallmedizin ist die Krikothyreotomie. Bei diesem Verfahren wird ein Loch direkt in den Kehlkopf an einer Stelle unmittelbar unter dem Adamsapfel (Schilddrüsenknorpel) geschaffen. Sobald der Patient ins Krankenhaus verlegt und sein Zustand stabilisiert wurde, kann die Krikothyreotomie mit einer Tracheostomie ersetzt werden.

Welche Risiken gibt es?

Mögliche unmittelbare Komplikationen:

  • Blutungen
  • Beschädigung der Luftröhre, der Schilddrüse oder der Nerven im Hals
  • Fehlplatzierung oder Verschiebung des Tracheostomiekanals
  • Lufteinschlüsse im Gewebe unter der Haut des Halses (subkutanes Emphysem). Das kann Atemprobleme und Schäden an der Luftröhre oder der Speiseröhre verursachen.
  • Luftansammlungen zwischen Brustwand und Lunge (Pneumothorax). Das kann starke Schmerzen verursachen und zu Atemproblemen oder einem Lungenkollaps führen.
  • Eine Ansammlung von Blut (Hämatom) im Hals

Außerdem sind langfristige Komplikationen möglich. Diese sind umso wahrscheinlicher, desto länger ein Tracheostoma besteht:

  • Verschluss (Obstruktion) der Trachealkanüle
  • Verdrängung der Trachealkanüle aus der Luftröhre
  • Beschädigung, Vernarbung oder Verengung der Luftröhre
  • Entwicklung einer anormalen Verbindung zwischen der Luftröhre und der Speiseröhre (tracheoösophageale Fistel). Das kann das Risiko des Eindringen von Flüssigkeit oder Nahrung in die Lunge erhöhen.
  • Entwicklung einer Verbindung zwischen der Luftröhre und der großen Arterie, die den rechten Arm und die rechte Seite des Kopfes und Halses mit Blut versorgt (tracheoinnominale Fistel). Das kann zu lebensbedrohlichen Blutungen führen.
  • Infektionen um das Tracheostoma oder Infektionen in der Luftröhre, den Bronchien (Tracheobronchitis) und der Lunge (Lungenentzündung)
Wichtig

Wichtig: Das Risiko für alle Komplikationen steigt enorm, wenn die Tracheotomie als Notfalleingriff durchgeführt wird.

Was passiert nach der Behandlung?

Nach dem Luftröhrenschnitt ist ein mehrtätiger Krankenhausaufenthalt nötig. Wenn der Luftröhrenschnitt nicht mehr benötigt wird, kann das Loch zuheilen oder chirurgisch verschlossen werden. Bei manchen Menschen ist eine Tracheostomie dauerhaft nötig. Das erfordert regelmäßige Termine zur Überwachung möglicher Komplikationen. Eine ärztliche Untersuchung ist auch nötig, wenn der Patient folgende Symptome und Beschwerden feststellt:

  • Blutungen an der Tracheostomiestelle oder aus der Luftröhre
  • Schwierigkeiten beim Atmen durch den Tubus
  • Schmerzen oder eine Veränderung des Wohlbefindens
  • Rötung oder Schwellung um das Tracheostoma
  • Eine Veränderung der Position der Trachealkanüle

Was sollte ich außerdem wissen?

  • Eine Trachealkanüle muss regelmäßig gereinigt undgewechselt werden. Das vermeidet das Infektionsrisiko und andereKomplikationen. In der Regel kann der Patient die Pflege seiner Trachealkanüleselbst übernehmen (nach einer entsprechenden Einweisung).
  • Ein Luftröhrenschnitt kann die Sprachfähigkeit stark beeinträchtigen. Das liegt daran, dass die ausgeatmete Luft durch die Tracheostomieöffnung nach außen und nicht durch den Kehlkopf nach oben strömt. Mit bestimmten Geräten und Techniken kann man den Luftstrom jedoch so umleiten, dass das Sprechen wieder möglich ist.
  • Während des Heilungsprozesses wird das Schlucken schwierig sein. Patienten erhalten Nährstoffe dann entweder durch eine intravenöse (IV) Leitung, eine Ernährungssonde durch Mund oder Nase, oder durch eine Sonde, die direkt in den Magen gelegt wird. Wer wieder essen kann, muss vielleicht mit einem Logopäden zusammenarbeiten. Dieser hilft Ihnen, die für das Schlucken erforderliche Muskelkraft und Koordination wiederzuerlangen.
  • Wer über einen Luftröhrenschnitt atmet, wirdtrockenere Luft einatmen. Das liegt daran, dass die Luft nicht mehr durch diefeuchte Nase und Rachen strömt. Die trockene Luft kann zu Reizungen, Husten undüberschüssigem Schleim führen. Kochsalzlösungen in der Kanüle können Abhilfeschaffen.

Schlusswort

In den meisten Fällen ist eine Tracheotomie nur vorübergehend. Sie bietet einen alternativen Atemweg, bis sich der Zustand des Patienten stabilisiert hat. Wenn Sie auf unbestimmte Zeit an ein Beatmungsgerät angeschlossen bleiben müssen, ist die Tracheostomie oft die beste Lösung.

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