Was ist ein Luftröhrenschnitt?
Ein Luftröhrenschnitt (Tracheotomie) ist ein chirurgischer Eingriff, bei dem eine Öffnung in der Luftröhre geschaffen wird, um die Atmung zu sichern, etwa bei Langzeitbeatmung oder Atemwegsblockaden. Diese Maßnahme ermöglicht das Atmen durch ein Tracheostoma und bringt Veränderungen im Alltag mit sich, wie eine veränderte Atemfunktion, erschwerte Kommunikation und die Notwendigkeit regelmäßiger Pflege. Mit der richtigen Unterstützung können Betroffene jedoch ein aktives und erfülltes Leben führen.
Synonyme: Tracheotomie, Trachealstoma, Koneotomie, Tracheostoma, Sprechkanüle, Trachealkanüle
Ein Luftröhrenschnitt (medizinisch: Tracheotomie) ist ein chirurgischer Eingriff, bei dem eine direkte Öffnung zur Luftröhre geschaffen wird. Diese Maßnahme sichert die Atmung und wird sowohl als vorübergehende als auch als dauerhafte Lösung eingesetzt. Der entstehende Zugang, das Tracheostoma, ermöglicht eine direkte Atmung durch den Hals - eine Veränderung, die zahlreiche Aspekte des täglichen Lebens beeinflusst. Für Betroffene und ihre Angehörigen ist es wertvoll, sich mit allen Facetten dieses Eingriffs vertraut zu machen.

Was genau ist ein Luftröhrenschnitt?
Bei einem Luftröhrenschnitt erstellt ein:e Mediziner:in operativ eine Öffnung in der Luftröhre (Trachea). Diese Öffnung dient als direkter Atemweg und wird als Tracheostoma bezeichnet[1][3]. Um diese Öffnung dauerhaft zu sichern, wird eine spezielle Trachealkanüle aus Metall oder Kunststoff eingesetzt[1]. Die Kanüle verhindert, dass sich die Öffnung verschließt und sichert so den lebenswichtigen Luftweg[1][2].
Die Tracheotomie erfolgt unterhalb des Kehlkopfes auf Höhe des 2. bis 4. Trachealknorpels[6][7]. Oft verfügt die eingesetzte Kanüle über einen aufblasbaren Ballon (Cuff), der die Luftröhre nach oben hin abdichtet. Diese Abdichtung schützt vor dem Eindringen von Speichel und verhindert bei maschineller Beatmung, dass Luft durch Mund oder Nase entweicht[2][13].
Unterschied zur Koniotomie
Wichtig zu wissen: Ein Luftröhrenschnitt unterscheidet sich deutlich von einer Koniotomie. Bei der Koniotomie wird in einer akuten Notfallsituation das Gewebe zwischen Ring- und Schildknorpel des Kehlkopfes durchstochen, um bei unmittelbarer Erstickungsgefahr schnell die Atmung zu sichern[1][2]. Im Gegensatz zur Tracheotomie ist die Koniotomie ein reines Notfallverfahren, keine geplante Dauerlösung[2][6].
Wann wird ein Luftröhrenschnitt notwendig?
Es gibt verschiedene medizinische Gründe, warum ein Luftröhrenschnitt erforderlich sein kann:
Medizinische Indikationen
- Langzeitbeatmung: Bei Patient:innen, die über längere Zeit künstlich beatmet werden müssen, etwa im Koma oder bei chronischer Atemschwäche[1][13]
- Krebserkrankungen: Bei verengenden Tumoren im Nasen-/Rachenraum[1][9]
- Verletzungen: Bei Mittelgesichtsverletzungen oder Schädel-Basis-Brüchen[1]
- Anatomische Besonderheiten: Bei Fehlbildungen und Verletzungen der Nasengänge, des Kehlkopfes oder des Rachens[1]
- Sekretmanagement: Bei eingeschränkter Schluck- und Schlundmuskulatur, wenn Betroffene Schleim nicht mehr eigenständig abhusten können[5][15]
- Nach Kehlkopfentfernung: Als dauerhafter Atemweg nach einer Laryngektomie[3][9]
Durchführung des Luftröhrenschnitts
Die Operation erfolgt in der Regel unter Lokalanästhesie mit Sedierung oder vollständiger Narkose. Der Kopf wird dabei überstreckt, um optimalen Zugang zur Luftröhre zu gewährleisten[6].
Arten des Luftröhrenschnitts
Es gibt zwei Hauptverfahren für den Zugang zur Luftröhre:
Chirurgische Tracheotomie: Hierbei wird die Luftröhre durch einen direkten chirurgischen Schnitt eröffnet. Diese Methode ermöglicht eine gute Sicht und präzises Vorgehen[1][11].
Perkutane Dilatationstracheotomie (PDT): Bei dieser moderneren Variante wird zunächst eine Punktionsnadel in die Luftröhre eingeführt und die Öffnung dann schrittweise erweitert (dilatiert). Diese Methode ist weniger invasiv und kann oft direkt am Krankenbett durchgeführt werden[1][6][11].
Leben mit einem Tracheostoma
Nach einer Tracheotomie verändert sich der Atemweg grundlegend. Die Luft strömt nun direkt durch das Tracheostoma in die Luftröhre und Lunge, statt den natürlichen Weg über Nase und Mund zu nehmen[10]. Diese Veränderung bringt einige Besonderheiten mit sich:
Veränderungen der Atemfunktion
Die natürlichen Funktionen der Nase (Reinigung, Befeuchtung und Erwärmung der Atemluft) fallen weg. Dadurch atmen Sie trockene, kalte und ungefilterte Luft ein[9][10]. Dies kann zu Reizungen der Atemwegsschleimhaut führen und vermehrten Husten oder Schleimbildung verursachen[10]. Deshalb ist die Verwendung von speziellen Wärme- und Feuchtigkeitsaustauschern (HME-Filter) wichtig[9][10].
Kommunikation
Das Sprechen ist nach einer Tracheotomie zunächst erschwert oder unmöglich, da die Luft nicht mehr durch den Kehlkopf mit den Stimmbändern strömt[10][12]. Es gibt jedoch Lösungen:
- Spezielle Sprechkanülen: Diese sind an der Hinterwand gefenstert, sodass Luft beim Ausatmen in den Kehlkopf strömen kann[1]
- Stimmventile: Ermöglichen bei manchen Patient:innen die Kommunikation[10]
- Alternative Kommunikationsmethoden: Bei vorübergehender Sprachlosigkeit können Schreibtafeln oder elektronische Hilfen genutzt werden[12]
Alltagsherausforderungen
Mit einem Tracheostoma können Sie weiterhin essen und trinken, es fühlt sich jedoch zunächst anders an[4]. Besondere Vorsicht gilt beim Duschen und Baden - es darf kein Wasser in das Tracheostoma gelangen[4]. Beim Rasieren sollten Sie eine Nassrasur vorziehen, damit keine Haare in das Stoma gelangen[4].
Das Riechen ist eingeschränkt, da die Luft nicht mehr durch die Nase strömt. Manche Patient:innen können durch spezielle Techniken wie das “höfliche Gähnen” (Erzeugung eines Unterdrucks im Mund-Rachen-Raum) dennoch Gerüche wahrnehmen[9].
Pflege des Tracheostomas
Die regelmäßige Pflege des Tracheostomas ist entscheidend für Ihre Gesundheit und Wohlbefinden[4][8][11]. Sie sollte einen festen Platz im Tagesablauf haben.
Grundlegende Pflegeschritte
Das Tracheostoma sollte mindestens zweimal täglich sowie bei jedem Kanülenwechsel gereinigt werden[4]:
- Händedesinfektion durchführen
- Fixierband der Trachealkanüle lösen
- Kompresse entfernen
- Bei Bedarf Sekret absaugen
- Tracheostoma und umliegende Haut mit feuchter Kompresse von innen nach außen reinigen
- Frische sterile Kompresse anlegen
- Trachealkanüle wieder sicher befestigen
Wichtig: Es dürfen keine Fremdkörper oder Wasser in das Stoma gelangen - dies könnte zu einer akuten Lungenentzündung führen[4].
Regelmäßige Inhalation
Die Feuchtinhalation gehört zur Standardbehandlung bei einem Tracheostoma und hilft, das Sekret zu verflüssigen und die Atemwege zu befeuchten[14]. Dies erleichtert das Abhusten oder Absaugen von Schleim und beugt Reizungen vor.
Vor- und Nachteile eines Luftröhrenschnitts
Die Entscheidung für oder gegen einen Luftröhrenschnitt ist oft schwierig und sollte nach ausführlicher Aufklärung und Beratung getroffen werden.
Vorteile
- Sichere Atemwege, besonders bei längerem Beatmungsbedarf[1][13]
- Verringertes Risiko des Verschluckens (bei vollständiger Trennung von Luft- und Speiseweg)[9][15]
- Erleichterung des Sekretmanagements[14][15]
- Mögliche Verlängerung der Überlebenszeit bei bestimmten Erkrankungen[13]
Nachteile
Persönliche Entscheidungshilfen
Die Entscheidung für oder gegen einen Luftröhrenschnitt ist sehr persönlich und hängt von vielen Faktoren ab, darunter:
- Ihrer individuellen medizinischen Situation
- Ihren persönlichen Werten und Zielen
- Ihrem sozialen Umfeld und Unterstützungssystem
- Ihrer Einstellung zur Lebensqualität
Ein Betroffener, Thomas Müller, Sprecher einer Selbsthilfegruppe für Kopf-Hals-Operierte, berichtet: “Das Tracheostoma nimmt wenig Raum in meinem Leben ein. Es gehört einfach zu mir. Ich fahre gerne in den Urlaub nach Italien, treibe Sport und koche mit meiner Freundin.”[9]
In Entscheidungssituationen kann der Austausch mit anderen Betroffenen oder der Kontakt zu Selbsthilfegruppen hilfreich sein. Hier erhalten Sie Einblicke in den Alltag mit einem Tracheostoma aus erster Hand und können Fragen stellen, die in medizinischen Gesprächen vielleicht zu kurz kommen.
Gemeinsam den besten Weg finden
Ein Luftröhrenschnitt stellt eine bedeutende Veränderung im Leben dar. Die gute Nachricht: Mit der richtigen Pflege, Betreuung und Information können viele Menschen mit einem Tracheostoma ein aktives und erfülltes Leben führen.
Sprechen Sie offen mit Ihrem Behandlungsteam über Ihre Sorgen und Fragen. Lassen Sie sich Zeit für Ihre Entscheidung, wenn die medizinische Situation dies erlaubt. Und vergessen Sie nicht: Die medizinische Versorgung und die Hilfsmittel für Menschen mit Tracheostoma werden stetig verbessert - viele Herausforderungen lassen sich heute besser bewältigen als noch vor einigen Jahren.