Das Locked-In-Syndrom (LIS) klingt wie ein Albtraum: Betroffene sind im eigenen Körper „eingesperrt“. Sie nehmen die Umwelt wahr, können aber nicht mit ihr kommunizieren. Wie es dazu kommen kann? Und was genau ein Locked-in-Syndrom überhaupt ist? Das und mehr beantworten wir Ihnen Im Folgenden.
Das Locked-in-Syndrom ist eine seltene neurologische Störung. Charakteristisch für eine solche Störung ist die vollständige Lähmung der Muskeln in allen Teilen des Körpers – mit Ausnahme der Muskeln, welche die vertikalen Augenbewegungen kontrollieren. Betroffene eines Locked-in-Syndrom sind bei Bewusstsein. Sie können sehen, denken und schlussfolgern; können aber weder sprechen noch sich bewegen. Kommunikation ist nur mit blinzelnden Augenbewegungen möglich.
Das Locked-in-Syndrom entsteht in der Regel durch eine Hirnstammblutung oder einen Hirninfarkt. Andere möglichen Ursachen sind Traumata, Tumore, Infektionen, Verlust von Myelin (schützende Isolierung der Nerven), Polymyositis (Entzündung der Nerven) und andere Erkrankungen wie ALS (Amyotrophe Lateralsklerose). Auch eine Überdosierung von bestimmten Medikamenten kann in seltenen Fällen zu einem Locked-in-Syndrom führen.
Die Diagnose des Locked-in-Syndroms ist schwierig. Das liegt vor allem daran, dass einige Patienten eine Zeit lang komatös sind – und das Locked-in-Syndrom erst dann entwickeln. Außerdem kann man Betroffene des Locked-in-Syndroms leicht mit Betroffenen eines Schlaganfalls verwechseln. In solchen Fällen kann das Locked-in-Syndrom schnell übersehen werden, wenn die Augenbewegungen bei den Betroffenen nicht beurteilt werden.
Grundsätzlich kann der Nachweis des Locked-in-Snydroms kann mit einem MRT des beschädigten Hirnbereichs gelingen. Außerdem kann man mit PET- und SPECT-Gehirnscans die Anomalie des Patienten beurteilen. Andere Tests wie EEGs können dagegen normale Schlaf-Wach-Muster nachweisen, die ebenfalls für ein Locked-in-Syndrom sprechen.
Übrigens: Knapp die Hälfte aller Locked-in-Snydrome werden erstmals von Familienmitgliedern entdeckt ( bzw. „diagnostiziert“). Oft passiert das in vertrauten Momenten, wenn die Familienmitglieder plötzlich bemerken, dass der Betroffene bei Bewusstsein ist und mit seinen Augenbewegungen kommunizieren kann
Es gibt keine spezifische Behandlung für das Locked-in-Syndrom. Die wichtigste Behandlung für das Locked-in-Syndrom ist die unterstützende Pflege. Diese umfasst folgende Punkte:
In seltenen Fällen kann die Behandlung der Ursache zu einer Verbesserung führen. Das kann zum Beispiel bei einer Verkleinerung eines Tumors oder bei einer raschen Behandlung einer Medikamentenüberdosierung der Fall sein.
Übrigens: Einige Patienten mit Locked-in-Snydroms kommunizieren mithilfe eines Computer-Terminals, das über Augenbewegungen gesteuert wird. Außerdem können in lang- oder mittelfristiger Zukunft neue Gehirn-Computer-Schnittstelle sehr wahrscheinlich dabei helfen, ohne Sprache zu kommunizieren.
Übrigens: Das Locked-in-Syndrom kann jeden treffen. Das höchste Risiko haben Erwachsene mit erhöhten Risiko für Hirnschläge und Blutungsprobleme. Die Zahl der vom Locked-in-Syndrom Betroffenen ist unbekannt, da es so selten ist und oft entweder falsch diagnostiziert oder nicht erkannt wird.
Klare Präventionsmaßnahmen gibt es nicht. Ein gesunder Lebensstil ist selbstverständlich sinnvoll – wer das Risiko koronarer Herzkrankheiten (KHK) und Schlaganfälle minimiert, minimiert vermutlich auch das Risiko eines Locked-in-Syndroms. Es gibt jedoch keine wissenschaftlichen Studien, die das bestätigen.
JETZT PATIENTENVERFÜGUNG ERSTELLEN