Was ist ein Leichnam?
Ein Leichnam ist der tote Körper eines Menschen, der sowohl medizinisch als auch rechtlich besondere Bedeutung hat. Medizinisch dient er der Forschung, Ausbildung und Forensik, während rechtlich das Totenfürsorgerecht und der Schutz der Totenruhe im Vordergrund stehen. Angehörige haben die Pflicht und das Recht, sich um eine würdige Bestattung zu kümmern, wobei der Wille des Verstorbenen immer Vorrang hat.
Synonyme: Leiche, Corpse, Sterbliche Überreste
Der Begriff “Leichnam” bezeichnet den toten Körper eines Menschen. Wenn Sie sich mit diesem Thema befassen müssen, sei es als Angehörige:r oder aus anderen Gründen, stehen Sie vermutlich vor vielen Fragen. Dieser Artikel erklärt Ihnen die wichtigsten medizinischen und rechtlichen Aspekte rund um den Leichnam.
Was ist ein Leichnam? - Grundlegende Definition
Ein Leichnam oder eine Leiche (vom mittelhochdeutschen “līch” und althochdeutschen “līh” für “Körper” oder “Fleisch”) ist der tote Körper eines Menschen[1]. Im Unterschied dazu werden tote Tiere als Aas, Kadaver oder Tierkörper bezeichnet.
Rechtlich gesehen gilt als Leichnam:
Medizinische Aspekte des Leichnams
Bedeutung in der Medizin
In der Medizin ist ein Leichnam der morphologisch weitgehend intakte Körper eines Menschen mit sicheren Todeszeichen[5]. Leichname haben in der Medizin mehrere wichtige Funktionen:
- Ausbildungszwecke: Leichname sind für das Erlernen der menschlichen Anatomie durch praktische Erfahrung unerlässlich[4]
- Forschung: Sie ermöglichen ein vertieftes Verständnis des menschlichen Körpers[4]
- Forensik: In der Rechtsmedizin helfen sie bei der Bestimmung von Todesursachen[1]
Medizinstudierende können durch die Arbeit mit Leichnamen:
- Die physische Lage der Organe verstehen lernen
- Pathologische Veränderungen erkennen
- Chirurgische Fähigkeiten trainieren[4]
Ärztliche Maßnahmen am Leichnam
Nach dem Tod eines Menschen werden verschiedene ärztliche Maßnahmen am Leichnam durchgeführt:
- Todesfeststellung: Der Arzt oder die Ärztin stellt den Tod fest
- Leichenschau: Eine äußere Untersuchung zur Feststellung der Todesart und -ursache
- Obduktion: Eine innere Untersuchung des Leichnams, die bei unklarer Todesursache oder aus wissenschaftlichen Gründen durchgeführt werden kann[5]
Rechtliche Aspekte
Rechtsstatus des Leichnams
Ein Leichnam ist juristisch ein besonderer Gegenstand mit einigen Besonderheiten:
- Die Menschenwürde bleibt in Form der postmortalen Persönlichkeitsrechte über den Tod hinaus wirksam
- Der Leichnam ist durch § 168 StGB (“Störung der Totenruhe”) vor Missbrauch geschützt
- Eine Leichenschändung oder Nekrophilie sind strafbar[5]
Bestattungsrecht in Deutschland
Das Bestattungsrecht regelt den Umgang mit dem Leichnam nach dem Tod:
- Es ist in Deutschland Ländersache gemäß Art. 70 GG
- Jedes Bundesland hat eigene Bestattungsgesetze mit teilweise unterschiedlichen Regelungen[7][3]
- Diese Gesetze regeln unter anderem:
- Die Bestattungspflicht
- Transportvorschriften für Leichname
- Fristen für die Bestattung (meist zwischen 48 Stunden und acht Tagen nach dem Tod)
- Zulässige Bestattungsarten[7]
Das Totenfürsorgerecht
Was umfasst das Totenfürsorgerecht?
Das Totenfürsorgerecht ist das gewohnheitsrechtlich verbürgte Recht und die Pflicht, sich um den Leichnam und eine angemessene Bestattung zu kümmern[6]. Es beinhaltet:
- Die Entscheidungsgewalt über den Leichnam
- Die Festlegung von Art und Ort der Bestattung
- Entscheidungen über mögliche Umbettungen
- Die Wahrnehmung von Rechten im Strafrecht, etwa bei Störung der Totenruhe[6]
Wer darf über den Leichnam entscheiden?
Die wichtigste Regel beim Totenfürsorgerecht: Der Wille des Verstorbenen hat immer Vorrang.[6]
- Zuerst gilt, was der verstorbene Mensch selbst festgelegt hat
- Hat er oder sie nichts bestimmt, sind die nächsten Angehörigen zuständig
- Bei entsprechender Vollmacht oder Testament kann auch eine dritte Person berechtigt sein[6][2]
Ein Gerichtsurteil (LG Bielefeld, Az.: 21 S 10/15) bestätigt: Das Totenfürsorgerecht richtet sich nach dem Willen des Verstorbenen oder, falls dieser nicht bekannt ist, nach den nächsten Angehörigen[2].
Praktische Konsequenzen für Angehörige
Für Sie als Angehörige:r bedeutet das:
- Sie können zu den Kosten der Bestattung herangezogen werden, auch wenn Sie die Erbschaft ausgeschlagen haben
- Sie haben ein Recht zur Totenfürsorge, in das Dritte nicht eingreifen dürfen
- Es besteht aber keine allgemeine Vermutung, dass nahe Angehörige ein Recht haben, den Leichnam vor der Beerdigung zu sehen[2]
Besondere Situationen
Wissenschaftliche Nutzung
Eine Ausnahme im Umgang mit Leichnamen stellt die Verwendung zu wissenschaftlichen Zwecken dar:
- Dies geschieht zum Beispiel im Rahmen einer Körperspende
- Hierfür ist eine zu Lebzeiten getroffene Einwilligung des Verstorbenen notwendig[5]
Organspende
Die Rahmenbedingungen der Organentnahme aus dem Leichnam werden durch das Transplantationsgesetz (TPG) geregelt:
- Eine Organentnahme ist nur mit Einwilligung des Verstorbenen oder - bei fehlender Erklärung - mit Zustimmung der Angehörigen möglich
- Voraussetzung ist die Feststellung des Hirntods durch zwei unabhängige Ärzt:innen[5]
Praktische Hinweise für Angehörige
Wenn Sie als Angehörige:r mit dem Tod eines Menschen konfrontiert sind, helfen Ihnen diese Hinweise:
- Todesfall zuhause: Rufen Sie einen Arzt oder eine Ärztin zur Todesfeststellung
- Todesfall im Krankenhaus: Die Klinik übernimmt die notwendigen Schritte
- Bestatter:in kontaktieren: Ein Bestattungsunternehmen hilft Ihnen bei allen weiteren Schritten
- Persönliche Wünsche beachten: Prüfen Sie, ob der verstorbene Mensch Verfügungen zur Bestattung hinterlassen hat
Die Bestattungsgesetze in den Bundesländern sehen bestimmte Fristen vor, innerhalb derer die Bestattung erfolgen muss - meist zwischen 48 Stunden und acht Tagen nach dem Tod[7].
Der Umgang mit einem Leichnam ist sowohl medizinisch als auch rechtlich genau geregelt. Wenn Sie als Angehörige:r betroffen sind, können Sie sich an Bestattungsunternehmen wenden, die Sie durch alle notwendigen Schritte begleiten.