Künstlicher Darmausgang
(Enterostoma, Anus praeter)

Etwa 150.000 Menschen in Deutschland leben mit einem künstlichen Darmausgang. Lesen Sie im Folgenden, was ein Darmausgang eigentlich ist, wann er notwendig ist und welche Risiken es durch die Operation gibt.

Was ist ein künstlicher Darmausgang?

Bei einem künstlichen Darmausgang wird der Darm mit der Bauchdecke verbunden. So können Betroffene ihren Darm entleeren, obwohl sie dazu auf natürlichem Wege nicht mehr in der Lage sind (zum Beispiel aufgrund einer Operation oder einer Erkrankung). Der künstliche Darmausgang wird in der Medizin auch als „Enterostoma“ oder „Anus Praeter“ bezeichnet.

Übrigens

Übrigens: Das Wort „Stoma“ bedeutet Mund oder Öffnung und kommt aus dem Griechischen. Ärzte nutzen den Begriff nicht nur für einen künstlichen Darmausgang, sondern allumfassend für künstliche Ausgänge. So spricht man zum Beispiel auch von einem Urostoma (Blase) oder einem Tracheostoma (Luftröhre).

Wann ist ein künstlicher Darmausgang nötig?

Ein künstlicher Darmausgang ist grundsätzlich sinnvoll, wenn die Darmentleerung auf natürlichem Wege nicht mehr möglich ist. Bei den meisten Betroffenen ist das der Fall, weil der natürliche Darmausgang operativ entfernt wurde. Eine solche Darmteilentfernung kann vielfältige Gründe haben: Von chronisch entzündlich Erkrankungen wie Colitis Ulcerosa oder Morbus Crohn über Funktionsstörungen des Darms bis zu schweren Entzündungen der Darmschleimhaut oder angeborenen Fehlbildungen. Bei rund 70% der Menschen mit künstlichem Darmausgang liegt eine Krebserkrankung vor. Vor allem der Dickdarm- und Enddarmkrebs ist unter Menschen mit einem künstlichen Darmausgang weit verbreitet.

Ist ein künstlicher Darmausgang immer dauerhaft?

Ein künstlicher Darmausgang kann eine temporäre oder dauerhafte Lösung sein. Der vorübergehende künstliche Darmausgang („protektives Ileostoma“) kann zum Beispiel sinnvoll sein, wenn ein bestimmter Abschnitt des Darms für eine bestimmte Zeit entlastet werden soll. Bei einer solchen Lösung kann der Patient seine Darmentleerung allerdings nicht willentlich steuern.

  • Das endständige Stoma (meist dauerhaft)
    Beim endständigen Stoma wird der Darm durchtrennt und der untere Darmabschnitt verschlossen. Es gibt nur eine Öffnung in der Bauchdecke – dort bringt der Arzt einen Beutel an, welcher den Stuhl auffängt. In den meisten Fällen ist das endständige Stoma eine dauerhafte Lösung für den Rest des Lebens der Betroffenen.a
  • Das doppelläufige Stoma
    Beim doppelläufigen Stoma wird der Darm nicht komplett durchtrennt. Stattdessen werden zwei Verbindungen zwischen Darm und Bauchdecke angelegt: Eine Verbindung führt zum Stoma hin und ermöglicht die Ausscheidung der Nahrung bei gleichzeitiger Umgehung bestimmter Darmabschnitte. Der wegführende Teil verbindet den ungenutzten Darmabschnitt und dem Darmausgang. So kann der Darmabschnitt in einigen Fällen später wieder normal funktionieren und der Patient kann seinen Darm auf natürliche Weise entleeren.
Übrigens

Übrigens: Je nachdem welcher Darmabschnitt mit der Bauchdecke verbunden ist, gibt es unterschiedliche medizinische Fachbegriffe. Ein künstlicher Darmausgang zwischen Krummdarm und Bauchdecke wird beispielsweise als Ileostomie bezeichnet. Ein Verbindung zum Dickdarm heißt Kolostoma, während das Transversostoma den querverlaufenden Teil des Dickdarms bezeichnet. Von einem Deszendostoma spricht man beim absteigenden Teil des Dickdarms.

Welche Risiken gibt es?

Der künstliche Darmausgang ist kein komplizierter Eingriff. Trotzdem gibt es wie bei jeder Operation natürlich Risiken und mögliche Komplikationen – zum Beispiel können sich die Nähte zweier miteinander verbundenen Darmabschnitte lösen. Dann kann Darminhalt in die Bauchhöhle gelangen und dort zu Entzündungen führen. Außerdem gibt es eine Reihe von Risiken, deren Wahrscheinlichkeit sich bei längerer Tragedauer erhöhen kann:

  • Verengung der Haut um Eintrittsstelle (Stenose)
  • Zurückziehen des Darms (Retraktion)
  • Vorfall des Darms (Prolaps)
  • Mechanische Hautreizungen
  • Allergische Reaktionen
  • Bauchhöhleninfektion
  • Bauchdeckenbruch
  • Wundinfektion
Übrigens

Übrigens: Wenn der linke Dickdarm entfernt wird, kann es häufig zu krampfartigen Schmerzen, Durchfall oder Verstopfungen beim Stuhlgang kommen.

Kann ich trotz künstlichem Darmausgang normal essen?

Auch mit einem künstlichen Darm können Sie essen, was Sie wollen. Sie sollten jedoch beachten, dass Verdauungsbeschwerden wie Durchfall, Verstopfungen oder Blähungen mit einem Stoma besonders unangenehm sind. Deshalb sind folgende Empfehlungen sinnvoll:

  • Vermeiden Sie stopfende, blähende oder abführende Nahrungsmittel und setzen Sie auf möglichst ballaststoffarme und leicht verdauliche Kohlenhydrate. (Ballaststoffe können den Darm reizen, weshalb viele Betroffene auf Lebensmittel wie Trockenobst, Hülsenfrüchte, Nüsse und Ölsamen verzichten)
  • Kauen Sie Ihr Essen sorgfältig und bereiten Sie die Nahrung möglichst schonend zu. Häufig ist es auch empfehlenswert, möglichst viele kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt zu essen (statt wenige große Mahlzeiten).
  • Sie können ein Ernährungstagebuch führen. Das macht es leicht herauszufinden, welche Nahrungsmittel Ihnen besonders gut bekommen und von welchen Nahrungsmitteln Sie lieber die Finger lassen sollten.

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