Was bedeutet "Künstliche Ernährung"?
Künstliche Ernährung ist eine medizinische Maßnahme, die lebenswichtige Nährstoffe über Sonden (enteral) oder direkt in die Vene (parenteral) zuführt, wenn die natürliche Nahrungsaufnahme nicht mehr möglich ist. Sie wird individuell entschieden, basiert auf dem Patientenwillen (z. B. in einer Patientenverfügung) und erfordert regelmäßige Überprüfung der Therapieziele, insbesondere in ethisch sensiblen Situationen wie fortgeschrittener Demenz oder Sterbephasen. Angehörige können durch gute Pflege und emotionale Unterstützung wesentlich zur Lebensqualität beitragen.
Künstliche Ernährung ist eine medizinische Maßnahme, die zum Einsatz kommt, wenn Menschen nicht mehr ausreichend essen, trinken oder Nährstoffe aufnehmen können. Sie sichert die Versorgung mit lebenswichtigen Stoffen wie Eiweiß, Vitaminen und Energie - entweder vorübergehend oder dauerhaft. Dieser Artikel erklärt verständlich, wann welche Formen infrage kommen, wie sie funktionieren und was rechtlich zu beachten ist.
Grundlagen der künstlichen Ernährung
Unter künstlicher Ernährung versteht man die Zufuhr von Nährstoffen über medizinische Hilfsmittel, die den natürlichen Weg der Nahrungsaufnahme teilweise oder ganz ersetzen[1][3]. Dies wird notwendig, wenn Erkrankungen, Operationen oder altersbedingte Veränderungen die normale Ernährung unmöglich machen.
Wann kommt sie zum Einsatz?
Typische Situationen sind:
- Schluckstörungen nach Schlaganfällen[7]
- Bewusstlosigkeit oder Koma
- Schwere Magen-Darm-Erkrankungen[3]
- Krebsbehandlungen mit Nebenwirkungen[5]
- Demenz im fortgeschrittenen Stadium[8]
Ein Ernährungsteam aus Ärzt:innen, Pflegenden und Ernährungsberater:innen entscheidet individuell, ob und welche Methode geeignet ist[4].
Die zwei Hauptformen im Vergleich
Medizinisch unterscheidet man zwischen enteraler und parenteraler Ernährung - je nachdem, welcher Teil des Verdauungssystems genutzt wird.
Enterale Ernährung: Nutzung des Magen-Darm-Trakts
Bei dieser Variante gelangt spezielle Nahrung über Sonden in den Körper:
-
- Dünner Schlauch durch die Nase in Magen/Dünndarm
- Vor allem für kurzzeitige Anwendungen[7]
-
- Direkter Zugang durch die Bauchdecke in den Magen
- Bei längerfristigem Bedarf[4]
Die Nahrung kann industriell hergestellte Sondenkost oder pürierte Mahlzeiten sein. Vorteil: Der Darm bleibt aktiv, was Infektionen vorbeugt[2][6].
Parenterale Ernährung: Umgehung des Verdauungssystems
Hier erhalten Patient:innen Nährlösungen direkt in die Vene - entweder über:
- Armvenen (peripherer Venenkatheter)
- Große Körpervenen (zentraler Venenkatheter)[4]
Diese Methode kommt zum Einsatz, wenn der Darm komplett stillgelegt werden muss, etwa bei schweren Entzündungen oder nach Darmoperationen[5].
Entscheidungsprozess und rechtliche Aspekte
Die Entscheidung für oder gegen künstliche Ernährung ist komplex und berührt ethische Fragen. In Deutschland regelt § 1827 BGB die rechtlichen Grundlagen.
Wichtige Eckpunkte:
-
Patientenverfügung
Schriftliche Festlegungen zur Ernährungssituation sind bindend. Beispielformulierung:
„Ich lehne eine dauerhafte Magensonde bei fortgeschrittener Demenz ab.“ -
Mutmaßlicher Wille
Bei nicht entscheidungsfähigen Personen müssen Angehörige/Betreuer:innen den vermuteten Willen ermitteln[7][8]. -
Therapieziel
Ernährung muss dem Gesamtwohl entsprechen. In Sterbephasen kann Verzicht ethischer sein als lebensverlängernde Maßnahmen[8].
Praxistipps für Angehörige
- Hautpflege bei Sonden: Regelmäßig auf Rötungen prüfen
- Mundhygiene: Auch ohne Nahrungsaufnahme wichtig gegen Infektionen
- Emotionale Begleitung: Ernährungssonden können zunächst beunruhigen - Aufklärung reduucht Ängste
- Dokumentation: Flüssigkeitszufuhr und Verträglichkeit protokollieren
Häufige Fragen
„Verursacht eine PEG-Sonde Schmerzen?“
Moderne Verfahren ermöglichen schmerzarme Platzierungen unter Lokalanästhesie[4].
„Kann man mit Sonde nach Hause entlassen werden?“
Ja, ambulante Pflegedienste unterstützen bei der Versorgung - Kosten übernehmen Krankenkassen[6].
„Darf ich selbst Essen probieren mit Sonde?“
Bei erhaltener Schluckfunktion oft möglich - immer mit ärztlicher Rücksprache[5].
Ethik in Grenzsituationen
Die Debatte um künstliche Ernährung berührt Grundfragen der Selbstbestimmung. Wichtig ist:
- Ernährung ist keine Basisversorgung, sondern medizinische Maßnahme
- Verzicht kann in späten Demenzstadien humaner sein als Zwangsernährung[8]
- Regelmäßige Neubewertung des Therapieziels notwendig
Ein offenes Gespräch mit Palliativmediziner:innen hilft, im Einzelfall würdevoll zu entscheiden.
Zukunftsperspektiven
Neue Technologien wie intelligente Sondenpumpen ermöglichen präzisere Dosierungen. Forschungen zu individualisierten Nährlösungen berücksichtigen zunehmend Stoffwechselprofile. Dennoch bleibt die zentrale Herausforderung: Lebensqualität und Patientenwille stets in den Mittelpunkt zu stellen.