Was ist ein Koma?

Zusammenfassung

Ein Koma ist ein Zustand tiefer Bewusstlosigkeit, bei dem Betroffene nicht auf Reize reagieren und lebenswichtige Funktionen häufig medizinisch stabilisiert werden müssen. Es kann durch Hirnschäden, Stoffwechselstörungen oder Vergiftungen verursacht werden und erfordert eine intensive Behandlung, deren Erfolg von der Ursache und Schwere des Komas abhängt. Angehörige können durch Nähe, Gespräche und eine Patientenverfügung für den Notfall unterstützend handeln.

Ein Koma ist ein Zustand tiefer Bewusst­losigkeit, bei dem eine Person nicht aufgeweckt werden kann und kaum oder gar nicht auf äußere Reize reagiert. Als schwerste Form einer Bewusst­seins­störung stellt das Koma für Angehörige oft eine belastende Situation dar. Dieser Artikel erklärt, was während eines Komas mit einem Menschen geschieht, welche Ursachen dafür in Frage kommen und welche Behandlungs­möglichkeiten bestehen.

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Was bedeutet der Begriff Koma?

Das Wort “Koma” stammt aus dem Alt­griechischen und bedeutet “tiefer Schlaf”[4]. Trotz dieser Bezeichnung handelt es sich beim Koma nicht um einen normalen Schlaf, sondern um einen medizinischen Not­fall. Ein Mensch im Koma lässt sich nicht wie aus einem Schlaf aufwecken, selbst nicht durch starke Reize wie Schmerzen[1][4]. Die Augen bleiben meist geschlossen und der Betroffene scheint zu schlafen, obwohl er sich in einem anderen Bewusst­seins­zustand befindet[6][8].

Medizinisch gesehen ist ein Koma ein Symptom und keine eigen­ständige Krankheit[4]. Es weist auf eine schwer­wiegende Störung der Hirn­stamm­funktionen hin und ist in vielen Fällen lebens­bedrohlich. Ein Koma kann einige Tage bis maximal mehrere Wochen andauern. Danach bessert sich entweder der Zustand des Patienten oder es tritt der Hirntod ein[1].

Komastufen: Unterschiedliche Tiefen der Bewusst­losigkeit

Je nach Schwere­grad des Komas unterscheidet die Medizin vier Stufen[1][5]:

Leichtes Koma, Stufe I

Bei dieser Stufe reagieren Betroffene auf schmerz­hafte Reize noch mit gezielten Abwehr­bewegungen. Ihre Pupillen ziehen sich bei Licht­einfall zusammen[1][5].

Leichtes Koma, Stufe II

Die Patient:innen wehren Schmerz­reize nur noch ungezielt ab. Der Pupillen­reflex funktioniert weiterhin[1][5].

Tiefes Koma, Stufe III

Betroffene zeigen keine gezielte Schmerz­abwehr­reaktion mehr, sondern lediglich ungezielte Bewegungen. Die Pupillen­reaktion funktioniert nur noch schwach[1][5].

Tiefes Koma, Stufe IV

In dieser tiefsten Koma­stufe zeigen Patient:innen überhaupt keine Schmerz­reaktion mehr. Die Pupillen sind geweitet und reagieren nicht auf Licht­einfall[1][5].

Diese Ein­teilung hilft ärztlichem Personal bei der Ein­schätzung des Zustands und ermöglicht eine angepasste Behandlung. Moderne bild­gebende Verfahren zeigen jedoch, dass die Grenzen zwischen aktivem Bewusst­sein und Koma fließend sind[1].

Wodurch entsteht ein Koma?

Ein Koma kann verschiedene Ursachen haben und tritt häufig plötzlich ein. Die Gründe lassen sich in drei Haupt­kategorien einteilen[3][5]:

Erkrankungen des Gehirns

Oftmals liegt einem Koma eine direkte Schädigung des Gehirns zugrunde, wie bei:

Stoff­wechsel­störungen (metabolisches Koma)

Bei einem metabolischen Koma führen schwere Stoff­wechsel­entgleisungen zur Bewusst­losigkeit:

  • Kreislauf­versagen
  • Sauerstoff­mangel
  • Unter­zuckerung (Hypo­glykämie)
  • Über­zuckerung (Hyper­glykämie, diabetisches Koma)
  • Nieren­insuffizienz (urämisches Koma)
  • Leber­insuffizienz (hepatisches Koma)[3][5]

Vergiftungen

Gift­stoffe können das Gehirn schwer schädigen und ein Koma auslösen:

  • Drogen (z.B. Alkohol, Rausch­mittel)
  • Gifte
  • Narkose­mittel[3][5]

Mehr als 50% der Koma­fälle sind auf Kopf­verletzungen oder Probleme mit der Durch­blutung des Gehirns zurück­zuführen[6]. Erhöhter Druck, Blutungen, Sauerstoff­mangel oder Gift­ansammlungen können zu Hirn­schäden führen, die manchmal vorüber­gehend und heilbar, manchmal aber auch dauerhaft sind[6].

Symptome und Anzeichen eines Komas

Ein Mensch im Koma zeigt charakteristische Symptome, die je nach Koma­tiefe und Ursache variieren können. Typische Anzeichen sind[7]:

Veränderungen an den Augen

  • Geweitetete, steck­nadel­kopf­große oder ungleiche Pupillen
  • Fehlende Licht­reaktion der Pupillen
  • Ungewöhnliche oder fehlende Augen­bewegungen
  • Fehlender Lid­schlag bei visueller Reizung[7]

Störungen der Auto­nomie

  • Anormale Atem­muster
  • Mögliche Hyper­tonie und Brady­kardie (verlangsamter Herz­schlag)
  • In manchen Fällen Hypo­tonie (niedriger Blut­druck), besonders wenn das Koma durch schwere Infektionen, Dehydrierung, Blut­verlust oder Herz­stillstand verursacht wird[7]

Motorische Auffälligkeiten

  • Schlaff­heit der Muskulatur
  • Halbseitige Lähmungs­erscheinungen (Hemi­parese)
  • Ungewöhnliche Körper­haltungen wie Dekorti­kations­haltung (gebeugte Arme, gestreckte Beine) oder Dezere­brations­haltung (gestreckte Glied­maßen)[7]

Diagnose: Wie wird ein Koma festgestellt?

Die Diagnose eines Komas erfolgt primär durch klinische Unter­suchungen. Ärzt:innen beurteilen dabei das Bewusst­seins­niveau und die Reaktions­fähigkeit auf verschiedene Reize[7].

Für eine genaue Diagnose benötigen Mediziner:innen häufig Informationen von Angehörigen oder Freund:innen über:

  • Vorangegangene Ereignisse oder Symptome
  • Kürzliche Lebens­veränderungen
  • Medizinische Vorgeschichte
  • Einnahme von Medikamenten oder anderen Substanzen[6]

Zusätzlich werden verschiedene Unter­suchungen durchgeführt:

  • Labor­tests zur Bestimmung von Blut­werten
  • Bild­gebende Verfahren wie CT oder MRT
  • Elektro­enzephalogramm (EEG) zur Messung der Hirn­aktivität[7]

Behandlung und Aussichten

Die Behandlung eines Komas richtet sich nach der Grund­erkrankung und umfasst zwei Haupt­ansätze:

Akut­behandlung

Zunächst gilt es, lebens­wichtige Funktionen zu stabilisieren:

  • Sicherung der Atem­wege und ausreichender Sauerstoff­versorgung
  • Aufrechterhaltung des Kreis­laufs
  • Behandlung von Infektionen
  • Ausgleich von Stoff­wechsel­störungen[7]

Spezifische Therapie

Je nach Ursache werden gezielte Maßnahmen ergriffen:

  • Chirurgische Eingriffe bei Hirn­blutungen oder Tumoren
  • Medikamentöse Behandlung bei Infektionen oder Stoff­wechsel­störungen
  • Entgiftungs­maßnahmen bei Vergiftungen[7]

Bei länger andauerndem Koma sind zusätzliche Maßnahmen nötig:

Die Prognose hängt stark von der Ursache, der Dauer und der Tiefe des Komas ab. Manche Patient:innen erholen sich vollständig, andere bleiben mit bleibenden Schäden zurück oder gehen in ein Wach­koma (auch persistierender vegetativer Zustand genannt) über[4][5].

Künstliches Koma: Ein kontrollierter Schutz­zustand

Von einem natürlichen Koma zu unterscheiden ist das künstliche Koma. Hierbei handelt es sich um einen medizinisch herbei­geführten tief­schlaf­ähnlichen Zustand, der als Schutz­maßnahme dient[4]. Ärzt:innen können durch Medikamente (wie Propofol) gezielt und kontrolliert einen koma­ähnlichen Zustand erzeugen, um beispielsweise:

  • Das Gehirn nach schweren Verletzungen zu schützen
  • Den Energie­verbrauch des Körpers zu reduzieren
  • Starke Schmerzen zu kontrollieren
  • Die Heilung zu fördern[4][7]

Im Gegensatz zum natürlichen Koma ist das künstliche Koma jederzeit beendbar, indem die Medikation angepasst oder gestoppt wird.

Koma und Patienten­verfügung: Vorsorge für den Notfall

Für viele Menschen ist die Vorstellung, im Koma zu liegen und keine eigenen Entscheidungen mehr treffen zu können, beunruhigend. Eine Patienten­verfügung ermöglicht es, im Voraus festzulegen, welche medizinischen Maßnahmen Sie in einer solchen Situation wünschen oder ablehnen[5].

Besonders wichtig sind Festlegungen zu:

Die rechtliche Grundlage für Patienten­verfügungen in Deutschland ist in § 1827 BGB verankert. Eine Patienten­verfügung sollte schriftlich verfasst, klar formuliert und regelmäßig aktualisiert werden, um im Notfall wirksam zu sein.

Umgang mit Angehörigen im Koma

Für Familien­mitglieder und nahestehende Personen ist es oft schwierig, mit der Situation umzugehen, wenn ein geliebter Mensch im Koma liegt. Folgende Hinweise können helfen:

  • Sprechen Sie mit der Person: Auch wenn unklar ist, ob Patient:innen im Koma hören können, deuten Erfahrungs­berichte und Studien darauf hin, dass vertraute Stimmen wahrgenommen werden können.

  • Berührung und Nähe: Sanfte Berührungen können beruhigend wirken und vermitteln ein Gefühl der Verbundenheit.

  • Geben Sie Struktur: Ein regelmäßiger Besuchs­rhythmus und das Erzählen von Alltags­ereignissen kann sowohl für die betroffene Person als auch für Sie selbst hilfreich sein.

  • Sorgen Sie für sich selbst: Die Begleitung eines Menschen im Koma ist emotional belastend. Nehmen Sie Hilfe­angebote an und achten Sie auf Ihre eigenen Bedürfnisse.

  • Suchen Sie Unterstützung: Selbst­hilfe­gruppen für Angehörige von Koma­patient:innen bieten wertvolle emotionale Unterstützung und praktischen Rat.

Ein Koma stellt eine ernste medizinische Situation dar, die für alle Beteiligten heraus­fordernd ist. Gute Informationen, rechtzeitige Vorsorge und professionelle Unterstützung können helfen, diese schwierige Zeit besser zu bewältigen.