Herzschrittmacher
(Pacemaker, ICD)

Am 08. Oktober 1958 transplantierte der Herzchirurg Åke Senning im Stockholmer Karolinska Hospital den ersten Herzschrittmacher der Welt. Heute tragen etwa fünf Millionen Menschen weltweit einen Herzschrittmacher – allein in Deutschland gibt es knapp eine Million Träger. Im Folgenden beantworten wir Ihnen die wichtigsten Fragen zu diesem kleinen Gerät, das so viel Lebensqualität bringen kann.

Was ist ein Herzschrittmacher?

Ein Herzschrittmacher hilft einem erkrankten Herz im richtigen Takt zu schlagen. Das technische Gerät hat eine Lithium-Ionen-Batterie, wiegt ca. sieben Gramm und ist nicht größer als eine Streichholzschachtel.

Ärzte transplantieren den Schrittmacher entweder in die Haut unter dem Schlüsselbein oder in den Brustmuskel – über ein oder zwei lange Elektroden reicht der Herzschrittmacher dann über die Venen bis ins Herz. Dort messen die Elektroden elektrische Impulse – und der Impulsgenerator des Herzschrittmachers passt sich automatisch an die Herzfrequenz des Trägers an. Wenn sich der Rhythmus verlangsamt, sendet der Herzschrittmacher Impulse, um die Herzfrequenz zu erhöhen.

Was für Herzschrittmacher gibt es?

Es gibt zwei Arten von Herzschrittmachern:

  • Einkammer-Schrittmacher
    Der Einkammer-Schrittmacher funktioniert mit einer einzigen Elektrode. So überwacht der Herzschrittmacher ausschließlich die rechte Herzkammer (Ventrikel) oder den rechten Vorhof. Besonders häufig wird der Einkammer-Schrittmacher bei Bradykardie-Patienten eingesetzt, bei denen die Sinusknoten die Signale zu langsam abgeben (Sinusknoten sind die wichtigsten elektrischen Taktgeber des Herzens).
  • Zweikammer-Schrittmacher
    Der Zweikammer-Schrittmacher hat zwei Elektroden für den rechten Vorhof und für die rechte Herzkammer. So überwacht der Herzschrittmacher entweder beide Herzkammern einzeln oder gemeinsam – das ist vor allem für Patienten sinnvoll, bei denen die Zusammenarbeit von Ventrikel- und Vorhofkontraktionen nicht richtig funktioniert.

Wann ist ein Herzschrittmacher sinnvoll?

Ein Herzschrittmacher kann für jeden Menschen mit gestörtem Herzrhythmus sinnvoll sein – meist geht es vor allem um einen zu langsamen Herzschlag (Bradykardie). Wenn das Herz zu langsam schlägt, ist das für Betroffene eine große Belastung. Schwindelattacken, Herzstolpern oder chronische Müdigkeit sind häufige Symptome.

Was sind die Gründe für Bradykardie? Häufig sind es Erkrankungen, welche die Leitung von elektrischen Impulsen im Herzmuskel beeinträchtigen  – beispielsweise das Sick-Sinus-Syndrom oder der sogenannte Schenkelblock. Dann kann das Herz nicht mehr richtig arbeiten und es kann im schlimmsten Fall zu einem Herzstillstand kommen.

Auch Medikamente (zum Beispiel gegen hohen Blutdruck oder gegen Herzinsuffizienz) können den Herzschlag verlangsamen.

Welche Vorteile bieten Herzschrittmacher?

Die Implantation eines Schrittmachers kann die Lebensqualität vonBetroffenen deutlich erhöhen. Im Optimalfall können Patienten mit einemHerzschrittmacher wieder ein normales Leben ohne Einschränkungen führen – siekönnen arbeiten, Sport machen oder in den Urlaub fahren. Das wäre für vieleBetroffene ohne Herzschrittmacher nicht möglich.

Wichtig

Übrigens: Moderne Herzschrittmacher sind gut gegen die Strahlen von Handys, Computern oder ähnlichen Geräten abgeschirmt. Nur einige medizinische Geräte (zum Beispiel Magnet-Resonanz-Tomographen) dürfen bei einem Patienten mit Herzschrittmacher nicht eingesetzt werden.

Wie funktioniert die OP?

Das Einsetzen eines Herzschrittmachers ist heutzutage ein Routineeingriff. Die Operation dauert gewöhnlich nur 30 bis 60 Minuten:

  • Der Arzt betäubt eine Stelle unterhalb des Schlüsselbeins und schneidet einen etwa 5 Zentimeter langen Schnitt in die Haut.
  • Durch eine Vene schiebt der Arzt die dünnen Elektroden zum Vorhof und/oder der Kammer vor. Die Spitzen der Elektrode müssen das Herzmuskelgewebe berühren.
  • Der Arzt verbindet die Elektroden mit dem Impulsgenerator und programmiert den Impulsgenerator entsprechend den Bedürfnissen des Patienten.
  • Der Herzschrittmacher wird unter der Haut platziert und auf seine Funktion getestet. Der Hautschnitt wird geschlossen und mit einem Verband versorgt.

Eine Herzschrittmacher-OP ist also eine kleine OP mit potenziell großer Wirkung. Die meisten Patienten können das Krankenhaus noch am selben Tag selbstständig verlassen.

Welche Risiken gibt es?

Zwar ist eine Herzschrittmacher-Implantation ein eher ungefährlicher Eingriff, doch Komplikationen sind nicht zu 100% auszuschließen.

  • Bei etwa jeder dreißigsten Herzschrittmacher-OP sind die Elektroden nicht optimal platziert – dann kann das Gerät nicht richtig funktionieren und Gefäßverletzungen oder stärkere Herzrhythmusstörungen sind möglich. Meistens ist eine weitere Operation nötig, um die Elektroden der Herzschrittmacher neu und korrekt zu legen.
  • Bakterielle Infektionen gehören ebenfalls zu den häufigsten Risiken (kommen aber trotzdem selten vor). Bei einer Infektion schwillt die Wunde an und rötet sich – dann ist eine Behandlung und Wundkontrolle beim Arzt wichtig. Meist gelingt die Behandlung mit antibiotischen Infektionen.
  • Bei sogenannten VVI-Schrittmachern kann es zum „Schrittmachersyndrom“ kommen – vor allem, wenn Vorhöfe und Herzkammern nicht perfekt aufeinander abgestimmt sind. Das Schrittmachersyndrom bezeichnet einen unnatürlichen Herzrhythmus, der zu niedrigem Blutdruck, Atemnot, Schwindel und Ohnmacht führen kann.
  • Der Schrittmacher kann zu einer sogenannten „Reentrytachykardie“ führen. Dann liest das Gerät den Herzrhythmus falsch und leitet zu viele Impulse an das Herz weiter – Herzrasen ist die Ursache.

Wie lange hält ein Herzschrittmacher?

Der erste Herzschrittmacher 1958 funktionierte nur einen Tag. Mittlerweile hat sich viel getan – die Schrittmacher von heute halten zwischen fünf bis fünfzehn Jahren – dann geben die Batterien irgendwann auf und ein Austausch ist notwendig. Die Geräte halten also grundsätzlich lange und arbeiten zuverlässig. Dennoch sind regelmäßige Kontrollen wichtig, um die Einstellung und Funktionen des Impulsgebers zu überprüfen. Selbst bei einem niedrigen Batteriestand laufen die Geräte noch einige Monate ohne Störung!

Wie unterscheidet sich ein Herzschrittmacher vom Defibrillator?

Wie einen Herzschrittmacher können Ärzte auch einen Defibrillator unter die Haut transplantieren. Im Gegensatz zum Herzschrittmacher wird der Defibrillator jedoch nicht bei zu langsamen Herzschlag eingesetzt – sondern, wenn das Herz manchmal zu schnell schlägt. Der Defibrillator wirkt dem entgegen, indem das Gerät einen starken Stromstoß abgibt und den schnellen Herzschlag unterbricht. Anschließend schlägt das Herz im normalen Rhythmus weiter.

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