Was ist ein Herzschrittmacher?
Ein Herzschrittmacher - auch implantierbarer Defibrillator (ICD) genannt - ist ein medizinisches Gerät, das gefährliche Herzrhythmusstörungen erkennt und behandelt, indem es bei Bedarf elektrische Impulse oder Schocks abgibt, um den Herzrhythmus zu stabilisieren. Er wird unter die Haut implantiert und schützt Menschen mit Herzerkrankungen vor dem plötzlichen Herztod. Der ICD ermöglicht ein sichereres Leben, erfordert jedoch regelmäßige Nachsorge und Anpassungen im Alltag.
Synonym: Implantierbarer Defibrillator
Ein implantierbarer Defibrillator (ICD) ist ein medizinisches Gerät, das Menschen mit bestimmten Herzerkrankungen vor den gefährlichen Folgen schwerer Herzrhythmusstörungen schützen kann. Anders als ein gewöhnlicher Herzschrittmacher überwacht der ICD nicht nur den Herzrhythmus, sondern kann auch aktiv gefährliche Situationen erkennen und bei lebensbedrohlichen Rhythmusstörungen eingreifen. Diese lebensrettende Technologie wird in Deutschland bei tausenden Patient:innen eingesetzt und bietet wirksamen Schutz vor dem plötzlichen Herztod.

Unterschied zwischen ICD und gewöhnlichem Herzschrittmacher
Ein klassischer Herzschrittmacher kommt hauptsächlich bei zu langsamem Herzschlag zum Einsatz. Er gibt elektrische Impulse ab, um den Herzschlag zu beschleunigen, wenn das Herz zu langsam schlägt. Der ICD hingegen besitzt deutlich mehr Funktionen.
Der ICD kombiniert mehrere Funktionen in einem Gerät:
- Er enthält immer eine Herzschrittmacherfunktion für zu langsamen Herzschlag[6]
- Er erkennt gefährlich schnelle Herzrhythmusstörungen
- Er kann bei Herzrasen durch gezielte elektrische Stimulation den Rhythmus normalisieren[6]
- Er kann bei lebensbedrohlichem Kammerflimmern einen Elektroschock abgeben, um das Herz zu “resetten”[6]
Ein ICD ist also deutlich komplexer als ein normaler Herzschrittmacher und bietet umfassenderen Schutz bei Herzrhythmusstörungen.
Funktion eines ICD - so arbeitet der implantierbare Defibrillator
Der ICD wird ähnlich wie ein Herzschrittmacher unterhalb des Schlüsselbeins entweder unter die Haut (subkutan) oder hinter den Brustmuskel (submuskulär) eingesetzt[1]. Von dort führen Elektroden zum Herzen, über die das Gerät den Herzrhythmus kontinuierlich überwacht.
Die kontinuierliche Herzüberwachung
Ihr ICD zeichnet wie ein Langzeit-EKG ständig alle Herzrhythmusstörungen auf und speichert diese Daten[1]. Diese können bei späteren Kontrollen ausgelesen werden, sodass Ihre Ärzt:innen einen genauen Überblick über Ihren Herzrhythmus erhalten. Neuere Geräte können sich sogar selbst überwachen und bei Störungen Warnsignale abgeben[1].
Erkennung gefährlicher Situationen
Der ICD erkennt gefährlich schnelle Herzrhythmusstörungen (Tachykardien) vor allem über die Herzfrequenz. Bei der ICD-Einstellung werden sogenannte Erkennungszonen programmiert, die festlegen, ab welcher Herzfrequenz (z.B. 180 Schläge pro Minute) das Gerät von einer gefährlichen Rhythmusstörung ausgeht[1]. Die Programmierung lässt sich individuell auf Ihre Bedürfnisse abstimmen.
Behandlung von Herzrhythmusstörungen
Wenn der ICD eine gefährliche Herzrhythmusstörung erkennt, kann er auf verschiedene Arten reagieren:
Bei Herzrasen (Tachykardie) versucht er zunächst durch schmerzlose elektrische Impulse, den Rhythmus zu normalisieren[6].
Bei Kammerflimmern - einer lebensbedrohlichen Rhythmusstörung, die unbehandelt innerhalb weniger Minuten zum Tod führt - gibt der ICD einen Elektroschock ab[1]. Dieser Schock ist vergleichbar mit dem eines externen Defibrillators, wie er bei einer Wiederbelebung eingesetzt wird.
Die stärkeren Stromstöße beim “Schocken” nehmen Sie bewusst wahr. Sie sind schmerzhaft und können Angst auslösen[7], sind aber lebensrettend in einer gefährlichen Situation.
Verschiedene Arten von ICDs
Es gibt unterschiedliche Arten von ICDs, die sich in ihrer Platzierung und Anwendung unterscheiden.
Transvenöser ICD
Bei dieser häufigen Variante werden Elektroden über Venen im Bereich des Schlüsselbeins bis ins Herz vorgeschoben. Der Vorteil ist, dass der ICD so direkte Informationen aus dem Herz erhält und sehr gut zwischen echten Herzrhythmusstörungen und Störsignalen unterscheiden kann[2].
Mögliche Nachteile sind mechanische Störungen der Elektroden im Herzen oder das Risiko von Entzündungen[2].
Subkutaner ICD (S-ICD)
Das S-ICD-System wird direkt unter der Haut eingesetzt, ohne dass Drähte im Herzen benötigt werden. Dadurch kann das Risiko von Komplikationen gesenkt werden[2]. Diese Variante eignet sich besonders für jüngere Patient:innen oder Menschen, bei denen eine transvenöse Implantation nicht möglich ist.
Wer benötigt einen ICD?
Die Entscheidung für einen ICD wird individuell und gemeinsam mit Ihren behandelnden Ärzt:innen getroffen. Grundsätzlich gibt es zwei Hauptgruppen von Patient:innen, die von einem ICD profitieren können:
Primärprophylaxe - vorbeugender Einsatz
Bei der Primärprophylaxe erhalten Sie einen ICD, obwohl bisher keine lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen aufgetreten sind. Dies betrifft Patient:innen:
- mit schwerer Herzschwäche
- nach einem Herzinfarkt mit bleibenden Herzschäden
- mit angeborenen Herzfehlern, die zu Rhythmusstörungen führen können
- mit genetisch bedingten Herzerkrankungen, die das Risiko für plötzlichen Herztod erhöhen[6]
Sekundärprophylaxe - nach überlebtem Ereignis
Die Sekundärprophylaxe betrifft Menschen, die bereits ein lebensbedrohliches Ereignis erlebt haben:
- Patient:innen, die einen plötzlichen Herzstillstand überlebt haben
- Patient:innen, bei denen eine schnelle Herzrhythmusstörung (Kammertachykardie) zu Blutdruckabfall oder Bewusstlosigkeit geführt hat[6]
Studien zeigen, dass Patient:innen mit sekundärprophylaktischer Indikation häufig emotionaler auf die Implantation reagieren, da sie bereits ein beängstigendes Ereignis erlebt haben[5].
Die Implantation eines ICD
Die Implantation erfolgt in einem spezialisierten Herzzentrum oder einer kardiologischen Abteilung. Der Eingriff wird in der Regel unter örtlicher Betäubung und leichter Sedierung (Beruhigung) durchgeführt.
Der Ablauf ist dabei folgender:
- Ein kleiner Schnitt unterhalb des Schlüsselbeins wird gemacht
- Bei transvenösen ICDs werden die Elektroden durch die Venen bis ins Herz vorgeschoben
- Nach Testung der Sonden wird eine kleine “Tasche” unter der Haut präpariert und der ICD angeschlossen[6]
- Anschließend wird die Funktion des Systems geprüft
Nach dem Eingriff bleiben Sie in der Regel für ein bis zwei Tage im Krankenhaus zur Überwachung. Die Wunde braucht etwa zwei Wochen zur Heilung, in dieser Zeit sollten Sie größere Belastungen vermeiden.
Mögliche Risiken und Komplikationen
Die Implantation eines ICD ist ein sicherer Eingriff, dennoch können folgende Komplikationen auftreten:
- Infektionen der Operationswunde oder des Implantats
- Wundheilungsstörungen
- Blutungen, wenn Blutgefäße oder Herzgewebe verletzt werden
- Verletzungen der Lunge
- Verrutschen der Elektroden
- Abnutzung der Elektroden-Isolierung
- Fehlfunktionen des Geräts, die zum Beispiel zu unnötigen Stromstößen führen können[7]
Obwohl diese Komplikationen selten sind, ist es wichtig, dass Sie darüber informiert sind. Der Nutzen eines ICD überwiegt bei den entsprechenden Indikationen jedoch deutlich die Risiken.
Leben mit einem ICD
Der ICD soll Ihnen Sicherheit geben und Ihre Lebensqualität verbessern. Dennoch gibt es einige Besonderheiten im Alltag, die Sie beachten sollten.
Telemonitoring - Fernüberwachung des ICD
Moderne ICDs können aus der Ferne überwacht werden. Beim Telemonitoring werden Informationen aus dem Defibrillator über das Telefonnetz oder Internet an Ihre Ärzt:innen weitergeleitet[1]. Dies ermöglicht eine lückenloge Überwachung.
Studien zeigen, dass Patient:innen mit Telemonitoring einen hohen Nutzen sehen und ein gesteigertes Sicherheitsgefühl entwickeln[5]. Die technische Umsetzung wird von Patient:innen aller Altersgruppen als einfach und unkompliziert beschrieben[5].
Die Entscheidung für oder gegen Telemonitoring hängt von Ihren persönlichen Präferenzen ab. Patient:innen mit sekundärprophylaktischer Indikation (nach überlebtem Herzstillstand) entscheiden sich häufiger für diese zusätzliche Überwachung[5].
Sport und körperliche Aktivität
Ein ICD bedeutet keineswegs, dass Sie auf Sport verzichten müssen. Allerdings ist eine individuelle Beratung wichtig. Da ICDs gefährliche Herzrhythmusstörungen vor allem über die Herzfrequenz erkennen, muss das Gerät entsprechend eingestellt werden, damit es bei normaler sportlicher Belastung nicht fälschlicherweise aktiviert wird[1].
Besprechen Sie mit Ihren Ärzt:innen, welche Sportarten für Sie geeignet sind und in welcher Intensität Sie diese ausüben können.
Batterielebensdauer und Nachsorge
Die Batterie eines ICD hält je nach Modell und Nutzungshäufigkeit etwa 5-10 Jahre. Wenn die Batterie schwächer wird, wird ein Austausch des Geräts geplant - ein vergleichsweise einfacher Eingriff, bei dem nur das Aggregat, nicht aber die Elektroden getauscht werden.
Regelmäßige Nachkontrollen (meist alle 3-6 Monate) sind unverzichtbar, um die Funktion zu prüfen und gespeicherte Daten auszulesen. Bei Telemonitoring können manche dieser Kontrollen auch aus der Ferne erfolgen.
Häufige Fragen zum Leben mit einem ICD
Was passiert, wenn der ICD einen Schock abgibt?
Wenn Ihr ICD einen Schock abgibt, sollten Sie sich, falls möglich, hinsetzen oder hinlegen. Der Schock selbst ist schmerzhaft, aber kurz. Wenn Sie nur einen einzelnen Schock bekommen haben und sich danach gut fühlen, informieren Sie Ihren Arzt oder Ihre Ärztin noch am selben Tag. Bei mehreren Schocks hintereinander oder wenn Sie sich nach dem Schock unwohl fühlen, sollten Sie den Notarzt rufen.
Kann ich mit einem ICD Auto fahren?
In der Regel können Sie mit einem ICD Auto fahren, allerdings gibt es gewisse Einschränkungen:
- Nach der Implantation sollten Sie für einige Wochen nicht fahren (je nach Bundesland unterschiedlich)
- Bei Patient:innen mit einem ICD nach bereits aufgetretenen Rhythmusstörungen (Sekundärprophylaxe) gelten längere Fahrverbote
- Bei Berufskraftfahrer:innen gibt es besondere Regelungen
Besprechen Sie die für Sie geltenden Bestimmungen mit Ihren behandelnden Ärzt:innen.
Beeinflussen elektrische Geräte meinen ICD?
Moderne ICDs sind gut gegen elektromagnetische Störungen geschützt. Im normalen Alltag müssen Sie sich keine Sorgen machen - Handys, Mikrowellen oder Computer stellen keine Gefahr dar. Einige Situationen sollten Sie jedoch meiden:
- Starke Magnetfelder (z.B. MRT ohne ausdrückliche ärztliche Erlaubnis)
- Unmittelbare Nähe zu Hochspannungsleitungen
- Schweißgeräte in direkter Nähe zum Implantat
Ihr ICD-Ausweis, den Sie nach der Implantation erhalten, enthält wichtige Informationen zu Ihrem Gerät. Tragen Sie diesen immer bei sich und zeigen Sie ihn bei ärztlichen Behandlungen vor.
Fazit: Der ICD als wertvoller Lebensbegleiter
Ein implantierbarer Defibrillator bietet wirksamen Schutz vor den Folgen gefährlicher Herzrhythmusstörungen. Er gibt vielen Menschen mit schweren Herzerkrankungen ein Stück Sicherheit zurück und kann Leben retten. Die Entscheidung für einen ICD sollte gut überlegt sein und gemeinsam mit Ihren behandelnden Ärzt:innen getroffen werden.
Mit der technologischen Weiterentwicklung werden ICDs immer kleiner, langlebiger und intelligenter. Moderne Geräte können sich sogar selbst überwachen und bieten zusätzliche Sicherheit durch Telemonitoring. So können Sie trotz Herzerkrankung ein aktives Leben führen - mit dem beruhigenden Gefühl, dass Ihr ICD im Notfall eingreift und lebensrettende Maßnahmen einleitet.