Was ist ein Friedweinberg?
Ein Friedweinberg ist eine naturnahe Ruhestätte, bei der Urnen zwischen Weinreben beigesetzt werden. Diese Bestattungsform verbindet regionale Weinbaukultur mit pflegefreien Gräbern und bietet besonders Menschen aus Weinbauregionen eine persönliche und individuelle Alternative zum traditionellen Friedhof. Die rechtlichen Rahmenbedingungen ähneln denen von Friedwäldern, und die Nachfrage ist oft hoch.
In Deutschland gibt es immer mehr Menschen, die sich eine alternative Bestattungsform wünschen. Eine noch recht neue und besondere Möglichkeit ist der Friedweinberg. Hier ruht die Asche Verstorbener in Urnengräbern, die zwischen Weinreben angelegt sind. Diese etwas andere Art der letzten Ruhestätte verbindet regionale Tradition mit einem naturnahen Abschiedsort.
Was genau ist ein Friedweinberg?
Ein Friedweinberg ist ein speziell angelegter Bestattungsort, bei dem Urnen in einem Weinberg beigesetzt werden[1][3]. Die Asche der Verstorbenen wird in biologisch abbaubaren Urnen rings um Rebstöcke beerdigt[4]. Diese Form der Bestattung verbindet die letzte Ruhestätte mit der regionalen Weinbaukultur und bietet Menschen aus Weinbauregionen die Möglichkeit, in einem für sie bedeutungsvollen Umfeld bestattet zu werden[3].
Anders als bei konventionellen Gräbern ist bei einem Friedweinberg keine regelmäßige Grabpflege nötig. Dies nimmt den Hinterbliebenen eine oft als belastend empfundene Aufgabe ab[2][7].
Geschichte und Verbreitung
Der erste offizielle Friedweinberg Deutschlands wurde 2018 im unterfränkischen Nordheim am Main eingeweiht[3][7]. Die Idee entstand, als viele Einheimische eine Alternative zum traditionellen Friedhof suchten, ohne ihre Heimatregion für die letzte Ruhe verlassen zu müssen[4][7].
Inzwischen gibt es Friedweinberge oder entsprechende Planungen an verschiedenen Orten in deutschen Weinbauregionen, unter anderem:
So ist ein Friedweinberg aufgebaut
Die Gestaltung eines Friedweinbergs folgt einem durchdachten Konzept, das Naturnähe, Pietät und praktische Aspekte verbindet:
Anlage und Gestaltung
In der Regel werden auf einer als Friedhofsfläche ausgewiesenen Fläche spezielle Rebstöcke gepflanzt. Der Friedweinberg in Nordheim umfasst beispielsweise 186 Rebstöcke[6][7]. Die Anlage soll die Stimmung eines natürlichen Weinbergs vermitteln und einen Ort der Ruhe und Besinnung schaffen[6]. Viele Friedweinberge integrieren auch andere Landschaftselemente wie Steinriegel, Mandelbäume oder Buschrosen[6].
Bestattungsplätze
Um jeden Rebstock herum können mehrere Urnengräber angelegt werden. In Nordheim finden bis zu acht Urnen im Abstand von je 60 Zentimetern rings um jeden Rebstock Platz[4][7]. Diese Anordnung ermöglicht es auch, Familiengräber einzurichten, indem mehrere Plätze an einem gemeinsamen Weinstock reserviert werden[7].
Kennzeichnung
Die Grabstellen werden meist dezent gekennzeichnet. In Nordheim erinnern kleine Metallschildchen an die Verstorbenen[3]. An manchen Orten zeigen Metallkreuze auf den Pfählen der Rebstöcke an, wo bereits Menschen beigesetzt wurden[7]. Auch anonyme Bestattungen sind möglich, wobei intern trotzdem dokumentiert wird, wo genau die Asche beigesetzt wurde[3][7].
Voraussetzungen und Rahmenbedingungen
Wenn Sie eine Bestattung im Friedweinberg in Betracht ziehen, sollten Sie einige wichtige Bedingungen kennen:
Rechtliche Aspekte
Friedweinberge gelten rechtlich als Friedhöfe und unterliegen den entsprechenden gesetzlichen Bestimmungen. Sie werden ähnlich wie Friedwälder behandelt[7]. Die Flächen müssen offiziell als Friedhofsgelände ausgewiesen sein[4].
Bestattungsart
Im Friedweinberg sind nur Urnenbestattungen möglich. Die Urnen müssen zudem biologisch abbaubar sein[1][3]. Eine Feuerbestattung ist also Voraussetzung für diese Form der Beisetzung.
Besonderheiten beim Weinanbau
Aus Pietätsgründen werden in Friedweinbergen keine Weintrauben für den Verzehr oder die Weinherstellung angebaut[3][5]. In Nordheim werden beispielsweise im Sommer die Fruchtansätze entfernt, um eine ruhige Atmosphäre ohne Wespen zu gewährleisten und jegliche ethische Bedenken auszuräumen[7]. Es handelt sich meist um Zierrebsorten oder pilzresistente Speisetraubensorten, deren Früchte nicht geerntet werden[6][7].
Vorteile eines Friedweinbergs
Ein Friedweinberg bietet verschiedene Vorzüge gegenüber herkömmlichen Bestattungsformen:
Regionaler Bezug und persönliche Verbindung
Für Menschen aus Weinbauregionen stellt der Friedweinberg eine besonders persönliche Bestattungsform dar. “Jeder Ihringer hat von Kindesbeinen an mit Weinbergen zu tun.” erklärt beispielsweise Bürgermeister Benedikt Eckerle aus Ihringen. Es besteht also eine starke emotionale Verbindung.[1][3].
Pflegefreies Grab
Ein wichtiger Vorteil ist die Pflegefreiheit der Grabstätte. Viele Menschen möchten ihren Hinterbliebenen nicht mit aufwendiger Grabpflege zur Last fallen[2][4]. Bei einem Friedweinberg entfällt diese Verpflichtung vollständig.
Naturnahe Bestattung in der Heimat
Während immer mehr Menschen eine naturnahe Bestattung wünschen, möchten viele trotzdem in ihrer Heimatregion beerdigt werden. Der Friedweinberg verbindet beide Wünsche[2][4]. Die Bürgermeisterin von Nordheim, Sibylle Säger, betont: “Das war die beste Idee, die wir je hatten. Wir zeigen damit, dass wir eine offene Gemeinde sind”[3].
Individualität mit regionalem Bezug
“Viele Menschen wünschen sich für ihre Beerdigung nichts total Außergewöhnliches, aber schon etwas Individuelles. Das finden sie mit der Bestattung in einem Friedweinberg - etwas Besonders mit regionalem Bezug”, erklärt Alexander Helbach von der Verbraucherinitiative Bestattungskultur Aeternitas[3].
Kosten und praktische Aspekte
Die Kosten für ein Grab im Friedweinberg unterscheiden sich je nach Standort:
Beispiel Nordheim am Main
In Nordheim kostet ein Rebstock-Grab 49,60 Euro pro Jahr, was bei der üblichen Mindestruhezeit von zehn Jahren insgesamt 496 Euro ergibt[7]. Zum Vergleich: Eine Erdbestattung auf dem normalen Friedhof kostet dort für 20 Jahre Ruhefrist insgesamt 480 Euro (24 Euro pro Jahr)[7].
Für Familiengräber können vier der acht Grabstätten rund um einen bestimmten Weinstock für etwa 200 Euro pro Jahr gesichert werden[7].
Reservierung und Nachfrage
Die Nachfrage nach Plätzen in Friedweinbergen ist oft hoch. In Nordheim kommen die Anfragen für Urnengräber nicht nur aus der näheren Umgebung, sondern aus ganz Deutschland. Selbst Touristen, die jahrelang in der Region Urlaub machten, haben sich dort ihre letzte Ruhestätte ausgesucht[3].
Haltung der Kirchen
Falls Sie sich Sorgen über die kirchliche Akzeptanz dieser Bestattungsform machen sollten: Die Kirchen stehen dem Konzept des Friedweinbergs offen gegenüber. Sowohl die katholische als auch die evangelische Kirche behandeln Friedweinberge theologisch ähnlich wie Friedwälder[7].
Wichtig ist den Kirchen nur, dass die Grabstätte eines Verstorbenen klar verortet werden kann - es muss also dokumentiert sein, wo genau die Asche beigesetzt wurde, auch wenn kein Name am jeweiligen Rebstock steht[7].
Fazit: Eine neue Möglichkeit der Bestattung mit regionalem Bezug
Friedweinberge stellen eine besondere Bestattungsmöglichkeit dar, die besonders für Menschen aus Weinbauregionen ansprechend sein kann. Sie verbinden den Wunsch nach einer pflegefreien, naturnahen Ruhestätte mit einer starken regionalen Verbundenheit.
Falls Sie diese Form der Beisetzung in Betracht ziehen, sollten Sie sich frühzeitig informieren, da die Plätze in Friedweinbergen oft schnell vergeben sind. Die Gemeindeverwaltungen der entsprechenden Orte oder lokale Bestattungsunternehmen können Ihnen weitere Informationen zu den konkreten Möglichkeiten, Kosten und Voraussetzungen in Ihrer Region geben.