Was ist eine Familienstiftung?

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Zusammenfassung

Eine Familien­stiftung ist eine juristische Person, die Vermögen langfristig sichert und ausschließlich dem Wohl der Familie dient. Sie schützt das Vermögen vor Zersplitterung, externen Ansprüchen und ermöglicht eine klare Nachfolge­regelung. Besonders geeignet ist sie für Unternehmer­familien, größere Immobilien­besitze oder Personen mit dem Wunsch, ihr Vermögen generationen­übergreifend zu erhalten.

Eine Familien­stiftung bietet eine solide Möglichkeit, Ihr Vermögen über Generationen hinweg zu bewahren und Ihre Familie finanziell abzusichern. Als juristische Person mit eigenem Stiftungs­vermögen schützt sie Besitz vor Zersplitterung und kann die Versorgung von Familien­mitgliedern langfristig gewähr­leisten. Der folgende Artikel erklärt, was eine Familien­stiftung ist, wie sie funktioniert und welche Vorteile sie bietet.

Was ist eine Familien­stiftung?

Eine Familien­stiftung ist eine juristische Person des privaten Rechts, die mit einem Vermögen ausgestattet wird, welches keinen Eigentümer mehr hat[1]. Im Gegensatz zu gemeinnützigen Stiftungen dient sie nicht der Allgemeinheit, sondern ausschließlich dem Interesse der Familie[1].

Das Grund­prinzip ist einfach: Der Stifter oder die Stifterin überträgt Vermögens­werte wie Immobilien, Wert­papier­depots oder Unternehmens­anteile auf die Stiftung[1]. Dieses Grund­vermögen bleibt dauerhaft erhalten, während nur die Erträge daraus für die Familie genutzt werden dürfen[1]. Die Begünstigten, auch “Destinatäre” genannt, haben keinen direkten Zugriff auf das Vermögen selbst[8].

Wesent­liche Merkmals einer Familien­stiftung

  • Unab­hängiges Vermögen: Nach der Übertragung gehört das Vermögen rechtlich der Stiftung und wird unabhängig verwaltet[3]
  • Zweck­bindung: Die Satzung legt fest, dass das Vermögen ausschließlich zur Förderung der Familie dient[3]
  • Ertrags­verwendung: Nur die Erträge aus dem Vermögen dürfen zur Erfüllung des Stiftungs­zwecks genutzt werden[1]
  • Über­wachung: Die Familien­stiftung wird durch die Stiftungs­aufsichts­behörde des jeweiligen Bundes­landes überwacht[3]

Warum sollten Sie eine Familien­stiftung gründen?

Die Gründung einer Familien­stiftung kann verschiedene Ziele verfolgen:

Vermögens­erhalt über Generationen

Der Kern­gedanke: Eine Familien­stiftung schützt Ihr Vermögen vor Zersplitterung durch Erbfälle oder Scheidungen[8]. Das Stiftungs­vermögen bleibt als Ganzes erhalten und kann nicht aufgeteilt werden, was besonders bei Familien­unternehmen oder größeren Immobilien­beständen sinnvoll ist[7].

Schutz vor Zugriff Dritter

Nach einer Frist von vier Jahren ist das in die Stiftung eingebrachte Vermögen in der Regel vom Zugriff durch Gläubiger geschützt[2]. Auch das Risiko von Pflicht­teils­ansprüchen und güter­rechtlichen Forderungen (etwa bei Scheidungen) kann reduziert werden[2].

Klare Nachfolge­planung

Mit einer Familien­stiftung können Sie frühzeitig festlegen, wie Ihr Vermögen über Generationen hinweg verwaltet und genutzt werden soll[6]. Dies beugt Erb­streitig­keiten vor und stellt klare Regeln für die Vermögens­nachfolge auf[4].

Steuer­liche Aspekte

Familien­stiftungen bieten unter bestimmten Voraussetzungen steuer­liche Vorteile. Sie werden mit einer Körper­schaft­steuer von maximal 15% besteuert, was deutlich günstiger ist als persönliche Steuer­sätze von 25-40%[5].

Wie funktioniert eine Familien­stiftung?

Vermögens­übertragung und -verwaltung

Bei der Gründung überträgt der Stifter oder die Stifterin ausgewählte Vermögens­werte auf die Stiftung[2]. Diese können umfassen:

  • Bargeld und Wertpapiere
  • Immobilien und Grundstücke
  • Unternehmens­anteile
  • Kunst­werke und andere Wert­gegenstände[5]

Das Eigentums­recht geht vollständig auf die Stiftung über[5]. Ein Stiftungs­vorstand verwaltet das Vermögen nach den in der Satzung festgelegten Regeln[1]. Der Stifter oder die Stifterin kann durch eine Position im Vorstand weiterhin Einfluss nehmen[3].

Ausschüttung an Begünstigte

Die Stiftungs­satzung legt fest, wer zu den Begünstigten zählt und wie die Erträge verteilt werden[8]. Die Ausschüttungen können erfolgen als:

  • Regelmäßige Zahlungen
  • Einmalige Zuwendungen
  • Zweck­gebundene Unter­stützung (z.B. für Ausbildung oder medizinische Versorgung)[8]

Die Familien­mitglieder erhalten aus­schließlich die Erträge des Stiftungs­vermögens, haben jedoch keinen Anspruch auf das Stiftungs­vermögen selbst[8].

Steuer­liche Behandlung von Familien­stiftungen

Bei der Gründung

Die Übertragung von Vermögen auf eine Familien­stiftung unterliegt grund­sätzlich der Erbschaft­steuer[2]. Allerdings kommen die gleichen günstigen Bedingungen wie bei einer Übertragung auf Familien­mitglieder zur Anwendung (Steuer­klasse I)[2]. Für Betriebs­vermögen können zudem besondere Befreiungen greifen[2].

Laufende Besteuerung

Familien­stiftungen werden mit Körper­schaft­steuer besteuert, die maximal 15% beträgt[5]. Zusätzlich kann Gewerbe­steuer anfallen[5].

Ausschüttungen an Familien­mitglieder unterliegen der Abgeltung­steuer mit einem Satz von 26,375%[2]. Bei der Erbschaft­steuer profitieren nahe Verwandte von Frei­beträgen: Kinder können 400.000 Euro und Enkel 200.000 Euro steuerfrei erhalten[5].

Schritte zur Gründung einer Familien­stiftung

Die Gründung einer Familien­stiftung erfolgt in mehreren Schritten:

  1. Ziel­definition: Legen Sie fest, welchen Zweck Ihre Stiftung verfolgen soll[5]
  2. Stiftungs­form wählen: Entscheiden Sie, ob Sie eine rein private, gemischte oder teils gemeinnützige Stiftung gründen möchten[5]
  3. Satzung erstellen: Formulieren Sie eine Satzung, die Organisations­struktur, Vermögens­verwaltung und Regelungen zur Ertrags­verteilung enthält[5]
  4. Vermögens­auswahl: Bestimmen Sie, welche Vermögens­werte Sie in die Stiftung einbringen werden[4]
  5. Registrierung: Reichen Sie die Gründungs­dokumente bei der zuständigen Landes­behörde ein und beantragen Sie die Anerkennung[5]

Wichtig: Bei der Gründung sollten Sie fachkundige Beratung durch Rechts­anwält:innen und Steuer­berater:innen in Anspruch nehmen, um alle rechtlichen und steuerlichen Aspekte optimal zu gestalten[5][6].

Für wen ist eine Familien­stiftung geeignet?

Eine Familien­stiftung ist nicht für jede Familie sinnvoll. Sie eignet sich besonders für:

  • Unternehmerfamilien, die ihr Unternehmen vor Zersplitterung durch Erbfälle schützen möchten[8]
  • Vermögende Privatpersonen, die eine langfristige Struktur für den Erhalt ihres Vermögens schaffen wollen[8]
  • Familien mit umfangreichem Immobilien­besitz, der zusammen­gehalten werden soll[7]
  • Personen mit klaren Vorstellungen zur Vermögens­verwaltung über Generationen hinweg[7]

Bedenken Sie: Die Einrichtung einer Familien­stiftung bedeutet eine langfristige Bindung des Vermögens mit begrenzter Flexibilität[8]. Sie sollten sich dieser Konsequenz bewusst sein.

Praktische Beispiele für Familien­stiftungen

Beispiel 1: Familien­unternehmen

Familie Müller besitzt ein mittelständisches Unternehmen mit 50 Mitarbeitenden. Um zu verhindern, dass das Unternehmen bei einem Erbfall aufgeteilt oder verkauft werden muss, gründen sie eine Familien­stiftung und übertragen die Unternehmens­anteile. Die Stiftung sichert den Erhalt des Unternehmens, während die Familie­mitglieder von den Ausschüttungen profitieren.

Beispiel 2: Immobilien­verwaltung

Die Geschwister Schmidt haben von ihren Eltern mehrere Immobilien geerbt. Statt diese aufzuteilen, bringen sie die Objekte in eine Familien­stiftung ein. Die Miet­einnahmen werden nach einem festgelegten Schlüssel an die Familien­mitglieder verteilt. So bleibt der Immobilien­bestand als wirtschaftliche Einheit erhalten.

Beispiel 3: Vermögens­schutz mit gemeinnützigem Anteil

Familie Weber gründet eine Familien­stiftung mit gemischtem Zweck. 70% der Erträge kommen der Familie zugute, 30% werden für gemeinnützige Zwecke verwendet. Diese Konstruktion verbindet den Vermögens­schutz mit gesellschaftlichem Engagement.

Fazit: Chancen und Grenzen einer Familien­stiftung

Eine Familien­stiftung bietet hervorragende Möglichkeiten, Vermögen langfristig zu schützen und den Familien­zusammenhalt zu stärken. Sie ermöglicht eine gezielte Vermögens­übertragung, schützt vor externen Ansprüchen und fördert die Einheit und die Werte der Familie[7].

Die Entscheidung für eine Familien­stiftung sollte jedoch wohlüberlegt sein. Sie bindet Vermögen langfristig und erfordert eine professionelle Verwaltung. Die Kosten für Gründung und Betrieb sowie die steuerlichen Aspekte sollten gründlich geprüft werden.

Lassen Sie sich vor einer Entscheidung ausführlich von Expert:innen beraten, um die optimale Struktur für Ihre individuelle Situation zu finden. Eine gut geplante Familien­stiftung kann ein wertvolles Instrument sein, um Ihr Vermögens­erbe zu schützen und Ihre Familie über Generationen hinweg finanziell abzusichern.