Was ist eine ECMO-Beatmung?
Die ECMO-Therapie (Extrakorporale Membranoxygenierung) ist ein lebensrettendes Verfahren, das bei schwerem Lungen- oder Herzversagen eingesetzt wird, indem die Sauerstoffversorgung des Blutes außerhalb des Körpers erfolgt. Sie dient als Überbrückung, um den betroffenen Organen Zeit zur Erholung zu geben, während die Erkrankung behandelt wird. Die Therapie ist komplex und mit Risiken verbunden, wird jedoch in spezialisierten Zentren sorgfältig überwacht.
Synonyme: Kunstlunge, Extrakorporale Membranoxygenierung
- Grundlegendes zur ECMO-Therapie
- Wann wird eine ECMO-Therapie eingesetzt?
- Wie funktioniert eine ECMO-Therapie?
- Welche Arten von ECMO-Therapien gibt es?
- Wie läuft die Behandlung mit ECMO ab?
- Wie lange dauert eine ECMO-Therapie?
- Welche Risiken und Nebenwirkungen können auftreten?
- Wie sind die Erfolgsaussichten?
- Praktische Informationen für Angehörige
Eine ECMO-Therapie ist ein hochspezialisiertes medizinisches Verfahren, das bei schwerem Lungen- oder Herzversagen eingesetzt wird. ECMO steht für Extrakorporale Membranoxygenierung - ein Begriff, der beschreibt, dass die Sauerstoffversorgung des Blutes außerhalb des Körpers (extrakorporal) mittels einer künstlichen Membran stattfindet. Die ECMO übernimmt zeitweise die Funktion der Lunge oder des Herzens, wenn diese Organe trotz maximaler medizinischer Therapie nicht mehr ausreichend arbeiten können.
Grundlegendes zur ECMO-Therapie
Die ECMO wird oft als “künstliche Lunge” bezeichnet, da sie die lebenswichtige Aufgabe der Sauerstoffanreicherung und Kohlendioxidentfernung aus dem Blut übernimmt[2]. Anders als bei einer gewöhnlichen Beatmung, bei der Sauerstoff über die Lungen zugeführt wird, umgeht die ECMO die erkrankte Lunge komplett. Dadurch erhält der Körper die lebensnotwendige Sauerstoffversorgung, während sich die eigene Lunge erholen kann[5].
Die ECMO ist keine Heilmethode, sondern eine Überbrückungstherapie. Sie gibt dem Körper Zeit, sich zu erholen, während die Grunderkrankung behandelt wird[1][2].
Wann wird eine ECMO-Therapie eingesetzt?
Die ECMO kommt in lebensbedrohlichen Situationen zum Einsatz, wenn andere Behandlungsmethoden nicht mehr ausreichen:
- Bei schwerem akutem Lungenversagen (ARDS - Acute Respiratory Distress Syndrome)[1][3][5]
- Bei schwerer Lungenentzündung, z.B. bei COVID-19[5]
- Bei Herzversagen oder kardiogenem Schock[5][6]
- Bei Neugeborenen mit Atemnotsyndrom oder anderen schweren Lungenerkrankungen[5][6]
- Nach Operationen am Herzen, wenn Herz und Lunge Unterstützung benötigen[6]
- Als Überbrückung vor einer Lungentransplantation[2]
Die Entscheidung für eine ECMO-Therapie wird sorgfältig abgewogen, da es sich um ein komplexes und risikobehaftetes Verfahren handelt[2][5].
Wie funktioniert eine ECMO-Therapie?
Der grundlegende Ablauf einer ECMO-Therapie umfasst mehrere Schritte:
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Blutentnahme: Über große Schläuche (Kanülen), die in die großen Blutgefäße (meist an Hals oder Leiste) eingeführt werden, wird Blut aus dem Körper geleitet[1][2][6].
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Sauerstoffanreicherung: Das entnommene Blut wird durch einen Oxygenator (künstliche Lunge) geleitet. Dort gibt das Blut Kohlendioxid ab und nimmt Sauerstoff auf - ähnlich wie in der natürlichen Lunge[2][5].
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Rückführung: Das sauerstoffreiche Blut wird anschließend wieder in den Körper zurückgepumpt[2].
Bei einem Erwachsenen werden etwa drei bis fünf Liter Blut pro Minute durch das ECMO-System geleitet[1][2]. Das entspricht fast dem gesamten Blutvolumen, das durch den Körper fließt.
Die ECMO-Maschine besteht aus:
Welche Arten von ECMO-Therapien gibt es?
Je nach medizinischer Notwendigkeit werden unterschiedliche ECMO-Verfahren eingesetzt:
Venovenöse ECMO (VV-ECMO)
- Einsatz bei: Primär Lungenversagen
- Ablauf: Blut wird aus einer großen Vene entnommen und nach der Sauerstoffanreicherung wieder in eine Vene zurückgeleitet
- Funktion: Übernimmt nur die Lungenfunktion, nicht die Herzfunktion[5]
Venoarterielle ECMO (VA-ECMO)
- Einsatz bei: Herzversagen oder kombiniertem Herz-Lungen-Versagen
- Ablauf: Blut wird aus einer Vene entnommen und nach der Sauerstoffanreicherung in eine Arterie zurückgeleitet
- Funktion: Unterstützt sowohl Herz als auch Lunge[5]
In komplexeren Fällen können auch Systeme mit drei Kanülen zum Einsatz kommen, um spezifischere Unterstützung zu bieten[5].
Wie läuft die Behandlung mit ECMO ab?
Während einer ECMO-Therapie wird der Patient intensivmedizinisch betreut:
- Die meisten Patient:innen sind während der Behandlung sediert (in künstlichem Tiefschlaf) oder zumindest medikamentös beruhigt[6].
- Eine ausreichende Schmerztherapie ist gewährleistet[6].
- In der Regel ist eine zusätzliche maschinelle Beatmung über einen Tubus (Beatmungsschlauch) in der Luftröhre notwendig[3][6].
- Häufig wird ein Luftröhrenschnitt (Tracheotomie) durchgeführt, um die Beatmung zu erleichtern[1][3].
- Die Ernährung erfolgt über eine Magensonde oder spezielle Nährinfusionen[6].
- Das Blut muss durch Medikamente (meist Heparin) verdünnt werden, um Gerinnselbildung im ECMO-System zu verhindern[5][6].
- Regelmäßige Blutkontrollen und Überwachung aller Vitalparameter sind notwendig[2].
Wie lange dauert eine ECMO-Therapie?
Die Dauer einer ECMO-Behandlung hängt stark von der Grunderkrankung und dem individuellen Heilungsverlauf ab:
- Im Durchschnitt wird eine ECMO eine bis vier Wochen eingesetzt[2].
- Bei Herzversagen kann sich der Patient oft schon nach wenigen Tagen erholen[6].
- Bei Lungenversagen kann die Erholung mehrere Wochen in Anspruch nehmen[6].
- In besonderen Fällen, wie zur Überbrückung bis zu einer Lungentransplantation, kann eine ECMO-Therapie auch über mehrere Monate fortgeführt werden[2].
Es gibt keine festgelegte zeitliche Obergrenze für die ECMO-Therapie[2]. Die Dauer richtet sich nach dem individuellen Heilverlauf.
Welche Risiken und Nebenwirkungen können auftreten?
Die ECMO ist ein hochinvasives Verfahren mit verschiedenen Risiken:
Technische Komplikationen
- Gerinnselbildung im ECMO-System (17,8% der Fälle)[5]
- Versagen des Membranoxygenators (17,5%)[5]
- Probleme mit den Kanülen wie Verrutschen oder Verstopfung (8,4%)[5]
- Defekte der Pumpe oder Steuerungseinheit[2]
Medizinische Komplikationen
- Blutungsrisiken durch die notwendige Blutverdünnung:
- Gefäßverletzungen bei der Kanülen-Anlage[2]
- Thromboembolische Ereignisse (Blutgerinnsel, die Gefäße verstopfen)[2][5]
- Infektionsrisiken und mögliche Reaktionen auf Bluttransfusionen[1]
Trotz der deutlichen Verbesserung der ECMO-Technologie in den letzten Jahren bleiben diese Verfahren mit erheblichen Risiken verbunden[2].
Wie sind die Erfolgsaussichten?
Die Überlebenschancen hängen stark von der Grunderkrankung, dem Alter und dem allgemeinen Gesundheitszustand ab:
- Bei Lungenversagen liegen die Überlebenschancen bei 60 bis 70 Prozent[6].
- Bei Herzversagen bei 43 bis 53 Prozent[6].
Diese Zahlen stammen aus dem Register der ELSO (Extracorporal Life Support Organisation), einer weltweiten Organisation, die Daten zur ECMO-Therapie sammelt und auswertet[6].
Praktische Informationen für Angehörige
Wenn ein:e Angehörige:r eine ECMO-Therapie erhält, ist das eine belastende Situation. Hier einige wichtige Informationen:
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Besuchsmöglichkeiten: Fragen Sie das Behandlungsteam nach den Besuchszeiten. Auch wenn Ihr:e Angehörige:r sediert ist, kann Ihre Anwesenheit wichtig sein.
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Kommunikation: Sprechen Sie regelmäßig mit dem ärztlichen und pflegerischen Personal. Lassen Sie sich den aktuellen Zustand und die weiteren Schritte erklären.
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Entscheidungen: Bei raschen Verschlechterungen müssen manchmal schnelle Entscheidungen getroffen werden, sodass eine vorherige Rücksprache mit Angehörigen nicht immer möglich ist[1].
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Selbstfürsorge: Achten Sie auch auf Ihre eigenen Bedürfnisse. Die Begleitung eines schwerkranken Menschen ist kräftezehrend.
Die ECMO-Therapie findet in spezialisierten Zentren statt, die über die notwendige Expertise und Ausstattung verfügen[2]. Das ECMO-Team besteht aus speziell ausgebildeten Intensivmediziner:innen, Pflegefachkräften und Techniker:innen, die rund um die Uhr für die Patient:innen da sind.