Was ist eine ECMO-Beatmung?

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Zusammenfassung

Die ECMO-Therapie (Extrakorporale Membran­oxygenierung) ist ein lebensrettendes Verfahren, das bei schwerem Lungen- oder Herzversagen eingesetzt wird, indem die Sauerstoff­versorgung des Blutes außerhalb des Körpers erfolgt. Sie dient als Überbrückung, um den betroffenen Organen Zeit zur Erholung zu geben, während die Erkrankung behandelt wird. Die Therapie ist komplex und mit Risiken verbunden, wird jedoch in spezialisierten Zentren sorgfältig überwacht.

Synonyme: Kunstlunge, Extrakorporale Membranoxygenierung

Eine ECMO-Therapie ist ein hochspezialisiertes medizinisches Verfahren, das bei schwerem Lungen- oder Herzversagen eingesetzt wird. ECMO steht für Extrakorporale Membran­oxygenierung - ein Begriff, der beschreibt, dass die Sauerstoff­versorgung des Blutes außerhalb des Körpers (extrakorporal) mittels einer künstlichen Membran stattfindet. Die ECMO übernimmt zeitweise die Funktion der Lunge oder des Herzens, wenn diese Organe trotz maximaler medizinischer Therapie nicht mehr ausreichend arbeiten können.

Grundlegendes zur ECMO-Therapie

Die ECMO wird oft als “künstliche Lunge” bezeichnet, da sie die lebenswichtige Aufgabe der Sauerstoff­anreicherung und Kohlendioxid­entfernung aus dem Blut übernimmt[2]. Anders als bei einer gewöhnlichen Beatmung, bei der Sauerstoff über die Lungen zugeführt wird, umgeht die ECMO die erkrankte Lunge komplett. Dadurch erhält der Körper die lebensnotwendige Sauerstoff­versorgung, während sich die eigene Lunge erholen kann[5].

Die ECMO ist keine Heilmethode, sondern eine Überbrückungs­therapie. Sie gibt dem Körper Zeit, sich zu erholen, während die Grund­erkrankung behandelt wird[1][2].

Wann wird eine ECMO-Therapie eingesetzt?

Die ECMO kommt in lebens­bedrohlichen Situationen zum Einsatz, wenn andere Behandlungs­methoden nicht mehr ausreichen:

  • Bei schwerem akutem Lungenversagen (ARDS - Acute Respiratory Distress Syndrome)[1][3][5]
  • Bei schwerer Lungen­entzündung, z.B. bei COVID-19[5]
  • Bei Herzversagen oder kardiogenem Schock[5][6]
  • Bei Neugeborenen mit Atem­notsyndrom oder anderen schweren Lungen­erkrankungen[5][6]
  • Nach Operationen am Herzen, wenn Herz und Lunge Unterstützung benötigen[6]
  • Als Überbrückung vor einer Lungen­transplantation[2]

Die Entscheidung für eine ECMO-Therapie wird sorgfältig abgewogen, da es sich um ein komplexes und risiko­behaftetes Verfahren handelt[2][5].

Wie funktioniert eine ECMO-Therapie?

Der grundlegende Ablauf einer ECMO-Therapie umfasst mehrere Schritte:

  1. Blutentnahme: Über große Schläuche (Kanülen), die in die großen Blutgefäße (meist an Hals oder Leiste) eingeführt werden, wird Blut aus dem Körper geleitet[1][2][6].

  2. Sauerstoff­anreicherung: Das entnommene Blut wird durch einen Oxygenator (künstliche Lunge) geleitet. Dort gibt das Blut Kohlendioxid ab und nimmt Sauerstoff auf - ähnlich wie in der natürlichen Lunge[2][5].

  3. Rückführung: Das sauerstoff­reiche Blut wird anschließend wieder in den Körper zurück­gepumpt[2].

Bei einem Erwachsenen werden etwa drei bis fünf Liter Blut pro Minute durch das ECMO-System geleitet[1][2]. Das entspricht fast dem gesamten Blutvolumen, das durch den Körper fließt.

Die ECMO-Maschine besteht aus:

  • Einer Blutpumpe (“künstliches Herz”)[5][6]
  • Einem Oxygenator (künstliche Lunge)[5][6]
  • Einem Schlauch­system[6]
  • Einem Wärme­austauscher (zur Regulierung der Blut­temperatur)[5]
  • Einer Steuerungs­einheit[2][5]

Welche Arten von ECMO-Therapien gibt es?

Je nach medizinischer Notwendigkeit werden unterschiedliche ECMO-Verfahren eingesetzt:

Venovenöse ECMO (VV-ECMO)

  • Einsatz bei: Primär Lungen­versagen
  • Ablauf: Blut wird aus einer großen Vene entnommen und nach der Sauerstoff­anreicherung wieder in eine Vene zurück­geleitet
  • Funktion: Übernimmt nur die Lungen­funktion, nicht die Herz­funktion[5]

Venoarterielle ECMO (VA-ECMO)

  • Einsatz bei: Herz­versagen oder kombiniertem Herz-Lungen-Versagen
  • Ablauf: Blut wird aus einer Vene entnommen und nach der Sauerstoff­anreicherung in eine Arterie zurück­geleitet
  • Funktion: Unterstützt sowohl Herz als auch Lunge[5]

In komplexeren Fällen können auch Systeme mit drei Kanülen zum Einsatz kommen, um spezifischere Unterstützung zu bieten[5].

Wie läuft die Behandlung mit ECMO ab?

Während einer ECMO-Therapie wird der Patient intensiv­medizinisch betreut:

  • Die meisten Patient:innen sind während der Behandlung sediert (in künstlichem Tiefschlaf) oder zumindest medikamentös beruhigt[6].
  • Eine ausreichende Schmerz­therapie ist gewährleistet[6].
  • In der Regel ist eine zusätzliche maschinelle Beatmung über einen Tubus (Beatmungs­schlauch) in der Luftröhre notwendig[3][6].
  • Häufig wird ein Luftröhren­schnitt (Tracheotomie) durchgeführt, um die Beatmung zu erleichtern[1][3].
  • Die Ernährung erfolgt über eine Magen­sonde oder spezielle Nähr­infusionen[6].
  • Das Blut muss durch Medikamente (meist Heparin) verdünnt werden, um Gerinnsel­bildung im ECMO-System zu verhindern[5][6].
  • Regelmäßige Blut­kontrollen und Überwachung aller Vital­parameter sind notwendig[2].

Wie lange dauert eine ECMO-Therapie?

Die Dauer einer ECMO-Behandlung hängt stark von der Grund­erkrankung und dem individuellen Heilungs­verlauf ab:

  • Im Durchschnitt wird eine ECMO eine bis vier Wochen eingesetzt[2].
  • Bei Herz­versagen kann sich der Patient oft schon nach wenigen Tagen erholen[6].
  • Bei Lungen­versagen kann die Erholung mehrere Wochen in Anspruch nehmen[6].
  • In besonderen Fällen, wie zur Überbrückung bis zu einer Lungen­transplantation, kann eine ECMO-Therapie auch über mehrere Monate fortgeführt werden[2].

Es gibt keine fest­gelegte zeitliche Obergrenze für die ECMO-Therapie[2]. Die Dauer richtet sich nach dem individuellen Heil­verlauf.

Welche Risiken und Neben­wirkungen können auftreten?

Die ECMO ist ein hochinvasives Verfahren mit verschiedenen Risiken:

Technische Komplikationen

  • Gerinnsel­bildung im ECMO-System (17,8% der Fälle)[5]
  • Versagen des Membran­oxygenators (17,5%)[5]
  • Probleme mit den Kanülen wie Verrutschen oder Verstopfung (8,4%)[5]
  • Defekte der Pumpe oder Steuerungs­einheit[2]

Medizinische Komplikationen

  • Blutungs­risiken durch die notwendige Blut­verdünnung:
    • Nachblutungen (19%)[5]
    • Blutungen an den Kanülierungs­stellen (17,1%)[5]
    • Blutungen in der Lunge (8,1%)[5]
    • Blutungen im Magen-Darm-Trakt (5,1%)[5]
    • Hirn­blutungen (3,8%)[5]
  • Gefäß­verletzungen bei der Kanülen-Anlage[2]
  • Thrombo­embolische Ereignisse (Blut­gerinnsel, die Gefäße verstopfen)[2][5]
  • Infektions­risiken und mögliche Reaktionen auf Blut­transfusionen[1]

Trotz der deutlichen Verbesserung der ECMO-Technologie in den letzten Jahren bleiben diese Verfahren mit erheblichen Risiken verbunden[2].

Wie sind die Erfolgs­aussichten?

Die Überlebens­chancen hängen stark von der Grund­erkrankung, dem Alter und dem allgemeinen Gesundheits­zustand ab:

  • Bei Lungen­versagen liegen die Überlebens­chancen bei 60 bis 70 Prozent[6].
  • Bei Herz­versagen bei 43 bis 53 Prozent[6].

Diese Zahlen stammen aus dem Register der ELSO (Extracorporal Life Support Organisation), einer weltweiten Organisation, die Daten zur ECMO-Therapie sammelt und auswertet[6].

Praktische Informationen für Angehörige

Wenn ein:e Angehörige:r eine ECMO-Therapie erhält, ist das eine belastende Situation. Hier einige wichtige Informationen:

  • Besuchs­möglichkeiten: Fragen Sie das Behandlungs­team nach den Besuchs­zeiten. Auch wenn Ihr:e Angehörige:r sediert ist, kann Ihre Anwesenheit wichtig sein.

  • Kommunikation: Sprechen Sie regelmäßig mit dem ärztlichen und pflegerischen Personal. Lassen Sie sich den aktuellen Zustand und die weiteren Schritte erklären.

  • Entscheidungen: Bei raschen Verschlechterungen müssen manchmal schnelle Entscheidungen getroffen werden, sodass eine vorherige Rücksprache mit Angehörigen nicht immer möglich ist[1].

  • Selbstfürsorge: Achten Sie auch auf Ihre eigenen Bedürfnisse. Die Begleitung eines schwer­kranken Menschen ist kräfte­zehrend.

Die ECMO-Therapie findet in spezialisierten Zentren statt, die über die notwendige Expertise und Ausstattung verfügen[2]. Das ECMO-Team besteht aus speziell ausgebildeten Intensiv­mediziner:innen, Pflege­fachkräften und Techniker:innen, die rund um die Uhr für die Patient:innen da sind.