Was ist Blutwäsche?

Zusammenfassung

Blutwäsche ist ein medizinisches Verfahren, das das Blut von Schadstoffen reinigt und vor allem bei Nierenversagen oder bestimmten Erkrankungen wie Autoimmunstörungen eingesetzt wird. Die Hauptmethoden sind Dialyse, die die Filterfunktion der Nieren übernimmt, und Apherese, die gezielt krankhafte Bestandteile entfernt. Sie ist lebensrettend, erfordert jedoch eine gute Vorbereitung, regelmäßige Betreuung und Anpassung an den Alltag.

Synonyme: Dialyse, Hämodiafiltration, Hämodialyse, Peritonealdialyse, Hämofiltration, Künstliche Niere

Blutwäsche bezeichnet medizinische Verfahren, bei denen Schadstoffe oder krankhafte Bestandteile aus dem Blut entfernt werden. Als lebenserhaltende Therapie kommt sie vor allem bei Nierenversagen zum Einsatz, ersetzt aber auch bei anderen Erkrankungen die Filterfunktion körpereigener Organe. Dieser Artikel erklärt verständlich, wie Blutwäsche funktioniert, wann sie notwendig wird und was Betroffene wissen müssen.

Dialysezentrum mit mehreren Patienten während der Blutwäsche-Behandlung in bequemen Sesseln

Medizinische Grundlagen der Blutwäsche

Blutwäsche umfasst zwei Hauptverfahren: Dialyse und Apherese. Beide Methoden reinigen das Blut außerhalb des Körpers (extrakorporal) mithilfe spezieller Geräte[1][2].

Dialyse als Nierenersatztherapie

Bei der Hämodialyse fließt Blut durch einen externen Filter, der Abfallstoffe wie Harnstoff oder überschüssige Salze entfernt[3]. Eine dünne Membran trennt dabei das Blut von der Dialyseflüssigkeit - nach dem Prinzip der Diffusion gleichen sich Konzentrationsunterschiede aus[6]. Die Peritonealdialyse nutzt dagegen das Bauchfell als natürliche Filter­membran, wobei die Reinigungslösung in die Bauchhöhle eingeleitet wird[6].

Apherese zur gezielten Blutreinigung

Die therapeutische Apherese entfernt spezifische Bestandteile wie überschüssige Fette (Lipidapherese) oder Autoantikörper (Immunadsorption)[2][7]. Im Unterschied zur Dialyse können hier auch Blutzellen wie weiße Blutkörperchen oder Blutplättchen separiert werden[8].

Wann wird Blutwäsche notwendig?

Hauptanwendungsgebiete

  • Nierenversagen: Bei komplettem Funktionsausfall der Nieren[4]
  • Stoffwechselstörungen: Zum Beispiel bei extrem hohen Cholesterinwerten[2]
  • Bluterkrankungen: Wie Polycythaemia vera (Überschuss roter Blutkörperchen)[2]
  • Autoimmunerkrankungen: Zur Entfernung krankhafter Antikörper[7]

Entscheidungskriterien für den Behandlungsbeginn

Ärzt:innen empfehlen eine Blutwäsche, wenn:

  • Lebensbedrohliche Vergiftungs­symptome auftreten
  • Medikamente allein nicht mehr ausreichen
  • Organ­schäden drohen
    Regelmäßige Laborkontrollen helfen, den optimalen Zeitpunkt zu bestimmen[3][5].

Ablauf einer Blutwäsche-Behandlung

Vorbereitende Maßnahmen

Vor der ersten Behandlung erfolgen:

  1. Ausführliches Aufklärungsgespräch
  2. Anlage eines Dialyse-Shunts (dauerhafter Gefäßzugang am Arm)[4]
  3. Training zur Selbstkontrolle (Blutdruck, Gewicht, Flüssigkeitszufuhr)

Typischer Sitzungsablauf

  1. Anschluss an das Gerät über Schlauchsysteme[1]
  2. Reinigungsphase (meist 4-5 Stunden)[4]
  3. Überwachung von Kreislaufparametern
  4. Nachsorge mit Elektrolytkontrolle

„Viele Patient:innen nutzen die Behandlungszeit zum Lesen oder Entspannen - die moderne Gerätetechnik ermöglicht meist problemloses Liegen oder Sitzen“[1].

Risiken und Nebenwirkungen

Obwohl Blutwäsche lebensrettend wirkt, können auftreten:

Mögliche KomplikationHäufigkeitGegenmaßnahmen
Blutdruckabfall15-30% der SitzungenFlüssigkeitszufuhr anpassen
Muskelkrämpfe5-20%Magnesiumsupplementierung
Infektionen am Shunt1-2% pro JahrStrikte Hygiene

Quellen:[3][4][8]

Lebensqualität und Alltagsbewältigung

Moderne Behandlungs­methoden ermöglichen vielen Betroffenen ein aktives Leben:

Ernährungstipps

  • Phosphatarme Lebensmittel bevorzugen
  • Kaliumgehalt von Gemüse beachten
  • Flüssigkeitszufuhr individuell abstimmen

Beispiel: Herr Müller (58) kombiniert seine Dialysebehandlungen mit Teilzeitarbeit - durch feste Essenspläne und Trinkprotokolle managt er seinen Alltag selbstständig.

Psychosoziale Unterstützung

  • Selbsthilfegruppen wie das Kuratorium für Dialyse
  • Sozialdienstberatung in Dialysezentren
  • Stressbewältigungstraining

Rechtliche und organisatorische Aspekte

Kostenübernahme

Die gesetzliche Kranken­versicherung trägt laut § 27 SGB V alle notwendigen Behandlungskosten[5]. Für privat Versicherte gelten individuelle Vertrags­bedingungen.

Urlaubsplanung

Deutsche Dialysezentren bieten Ferienbehandlungen nach vorheriger Absprache an[4]. Europäische Kooperations­partner ermöglichen Reisen innerhalb der EU.

Zukunftsperspektiven

Neue Technologien wie tragbare „Künstliche Nieren“ und verbesserte Filter­membranen könnten die Lebensqualität weiter steigern. Aktuelle Studien untersuchen zudem den Einsatz von Stammzellen zur Nierenregeneration[3].