Was ist eine Bluttransfusion?

Zusammenfassung

Eine Blut­transfusion ist ein medizinisches Verfahren, bei dem Blut oder Blut­bestandteile über einen venösen Zugang in den Körper übertragen werden, um Blut­verluste auszugleichen oder die Sauerstoff­versorgung zu verbessern. Sie wird unter strengen Sicherheits­vorkehrungen durchgeführt und kommt bei akuten Blut­verlusten, Blut­armut oder Gerinnungs­störungen zum Einsatz. Dank moderner Test­verfahren und Überwachungs­maßnahmen ist sie heute ein sicheres und lebens­rettendes Verfahren.

Synonyme: ISBT, Transfusion, Blutübertragung, Vollbluttransfusion

Eine Blut­transfusion ist ein medizinisches Verfahren zur Übertragung von Blut oder Blut­bestandteilen in den Körper einer Person. Sie kann in bestimmten gesundheitlichen Situationen lebens­rettend sein und wird von medizinischen Fach­kräften unter strengen Sicherheits­vorkehrungen durchgeführt. Bei diesem Eingriff wird Blut über einen venösen Zugang direkt in die Blut­bahn einer Patientin oder eines Patienten geleitet, um fehlende Blut­bestandteile zu ersetzen oder die Sauerstoff­versorgung zu verbessern. Die moderne Medizin hat die Verfahren rund um Blut­transfusionen kontinuierlich weiter­entwickelt, sodass sie heute zu den sichersten medizinischen Maßnahmen zählen, auch wenn - wie bei jedem medizinischen Eingriff - gewisse Risiken bestehen bleiben. Dieser Artikel erklärt Ihnen die Grundlagen, Anwendungs­bereiche, Abläufe und Sicherheits­aspekte von Blut­transfusionen.

Arzt verabreicht Bluttransfusion an Patientin in modernem Krankenhauszimmer, beide tragen Masken und Schutzkleidung.

Was genau ist eine Blut­transfusion?

Eine Blut­transfusion bezeichnet die intravenöse (direkt in die Vene) Übertragung von Blut oder einzelnen Blut­komponenten von einer spendenden Person auf eine empfangende Person[1][8]. Der Begriff stammt aus dem Lateinischen und bedeutet wörtlich “hinüber­fließen” (trans = hinüber, fundere = fließen)[1]. In der modernen Medizin werden meist nicht mehr Vollblut­transfusionen durchgeführt, sondern gezielt einzelne Blut­bestandteile übertragen, die aus dem Vollblut eines Menschen gewonnen werden[1][8].

Wenn das Blut von einer fremden Person stammt, spricht man von einer Fremdblut­transfusion oder Allotransfusion. Handelt es sich um das eigene, zuvor gespendete Blut, nennt man dies Eigenblut­transfusion oder Autotransfusion[5][8]. Bei beiden Verfahren wird das Blut über ein Infusions­system und einen venösen Zugang in den Körper geleitet. Die Transfusion dient dazu, die Fähigkeit des Blutes zu verbessern, Sauerstoff zu transportieren, dem Körper nach Blut­verlusten die nötige Blut­menge zurück­zugeben oder Störungen der Blut­gerinnung auszugleichen[3].

Blut­komponenten statt Vollblut

In der heutigen medizinischen Praxis ist eine Vollblut­transfusion selten geworden. Stattdessen werden die Blut­spenden in ihre einzelnen Komponenten aufgeteilt und je nach Bedarf gezielt eingesetzt[1][8]. Diese Aufteilung hat mehrere Vorteile: Die Patient:innen erhalten nur die Blut­bestandteile, die ihnen tatsächlich fehlen, und die getrennten Komponenten lassen sich länger und besser aufbewahren[8].

Die wichtigsten Blut­komponenten für Transfusionen sind:

Erythrozyten­konzentrate bestehen aus roten Blut­körperchen und werden bei Blut­armut (Anämie) oder akutem Blut­verlust eingesetzt. Sie verbessern die Sauerstoff­versorgung im Körper[1][5]. Thrombozyten­konzentrate enthalten Blut­plättchen und kommen bei erhöhter Blutungs­neigung oder zu niedriger Thrombozyten­zahl zum Einsatz[1]. Blut­plasma ist der flüssige, zellfreie Anteil des Blutes und enthält wichtige Eiweiße und Gerinnungs­faktoren. Es wird bei Gerinnungs­störungen oder massivem Blut­verlust transfundiert[1]. Granulozyten­konzentrate bestehen aus bestimmten weißen Blut­körperchen und werden in seltenen Fällen bei schweren Infektionen eingesetzt[1].

Wann ist eine Blut­transfusion notwendig?

Blut­transfusionen werden nicht ohne Grund durchgeführt. Sie kommen nur zum Einsatz, wenn sie medizinisch notwendig sind und die behandelnden Ärzt:innen eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung vorgenommen haben[6]. Folgende Situationen können eine Blut­transfusion erforderlich machen:

Akuter oder chronischer Blut­verlust

Bei größeren Unfällen, Operationen oder inneren Blutungen kann ein erheblicher Blut­verlust auftreten. Wenn dieser nicht schnell genug ausgeglichen wird, droht ein lebens­gefährlicher Schockzustand (hämorrhagischer Schock)[1][5][7]. In besonders schweren Fällen kann sogar eine Massiv­transfusion notwendig sein, bei der innerhalb von 24 Stunden ein ganzes Blut­volumen ersetzt wird[7].

Blut­armut (Anämie)

Bei einer Anämie sind entweder zu wenige rote Blut­körperchen vorhanden oder diese funktionieren nicht richtig. Die Folge ist eine unzureichende Sauerstoff­versorgung der Gewebe und Organe. Kann die Anämie nicht durch Medikamente behoben werden oder ist sie sehr ausgeprägt, kann eine Transfusion von Erythrozyten­konzentraten notwendig sein[1][5][7].

Blutungs­neigung und Gerinnungs­störungen

Bei einem Mangel an Blut­plättchen (Thrombozytopenie) oder bei Störungen der Blut­gerinnung kann es zu vermehrten oder verstärkten Blutungen kommen. Durch die Transfusion von Thrombozyten­konzentraten oder gerinnungs­aktivem Plasma können diese Probleme behandelt werden[1][5].

Unterstützende Behandlung bei Krebs­erkrankungen

Während einer Chemo­therapie werden häufig auch gesunde Blut­zellen geschädigt, was zu Blut­armut oder erhöhter Blutungs­neigung führen kann. Blut­transfusionen können hier eine wichtige unterstützende Maßnahme sein[5].

Vorbereitung und Ablauf einer Blut­transfusion

Eine Blut­transfusion erfordert sorgfältige Vorbereitungen und wird unter ständiger Überwachung durchgeführt. Die einzelnen Schritte stellen sicher, dass die Transfusion sicher abläuft und Komplikationen früh­zeitig erkannt werden.

Vorbereitende Untersuchungen

Vor jeder Blut­transfusion werden verschiedene Untersuchungen durchgeführt, um die Verträglichkeit zwischen Spender- und Empfänger­blut sicher­zustellen[6]:

Die Blut­gruppen­bestimmung erfasst die Blut­gruppe des Empfängers nach dem AB0-System und den Rhesus-Faktor[6][7]. Diese Informationen sind entscheidend, da nur blut­gruppen­verträgliches Blut übertragen werden darf. Eine Fehlzuordnung kann lebens­bedrohliche Folgen haben[4][7]. Bei der serologischen Verträglichkeits­probe (Kreuzprobe) wird eine kleine Menge des Spender­bluts mit dem Blut des Empfängers vermischt, um zu prüfen, ob es zu Unverträglichkeits­reaktionen kommt[3][4][6]. Falls nötig werden weitere Antikörper­bestimmungen und Typisierungen durchgeführt, um die Verträglichkeit noch genauer zu bestimmen[6].

Aufklärung und Einwilligung

Vor einer Blut­transfusion muss die Patientin oder der Patient über den Eingriff, seinen Nutzen und mögliche Risiken aufgeklärt werden. Diese Aufklärung erfolgt durch eine Ärztin oder einen Arzt. Anschließend wird eine Einverständnis­erklärung unterschrieben[6][8]. Nur in echten Notfall­situationen kann auf diese Einwilligung verzichtet werden.

Durchführung der Transfusion

Die eigentliche Transfusion läuft folgendermaßen ab:

Unmittelbar vor Beginn führt das medizinische Personal einen sogenannten Bedside-Test durch. Dabei werden nochmals die Identität der Patientin oder des Patienten sowie die Daten der Blut­konserve überprüft[6]. Zur Sicherheit werden der Patienten­name, die Beschriftung auf dem Blut­produkt und das Ergebnis der Verträglichkeits­probe verglichen[2]. Für die Transfusion wird meist eine größere Kanüle (18G oder größer) verwendet, um eine mechanische Schädigung der Blut­zellen zu vermeiden[2]. Das Blut wird über ein Infusions­system mit Standard­filter verabreicht. In den Transfusions­beutel dürfen außer 0,9%iger Kochsalz­lösung keine anderen Substanzen zugegeben werden[2]. Die Transfusion beginnt langsam, und besonders in den ersten 15 Minuten wird die Patientin oder der Patient engmaschig überwacht, da in dieser Zeit die meisten Reaktionen auftreten[2][3][4]. Regelmäßig werden Temperatur, Blutdruck, Puls und Atem­frequenz kontrolliert[2]. Eine Einheit Blut oder Blut­komponenten sollte innerhalb von 4 Stunden transfundiert sein, um das Risiko für Bakterien­wachstum zu minimieren[2].

Sicherheits­maßnahmen bei Blut­transfusionen

Die Sicherheit von Blut­transfusionen hat in der modernen Medizin höchste Priorität. Mehrere Sicherheits­ebenen schützen vor möglichen Risiken.

Sorgfältige Auswahl der Blut­spender:innen

Vor jeder Blutspende müssen potenzielle Spender:innen einen umfangreichen Fragebogen ausfüllen, der Risiko­faktoren für übertragbare Erkrankungen erfasst. Fragen zu Reisen in bestimmte Länder, gesundheitlichen Problemen und Risiko­verhalten helfen, ungeeignete Spender:innen aus­zuschließen[4].

Umfassende Testung des Spender­bluts

Nach der Spende wird das Blut auf verschiedene Infektions­erreger untersucht, darunter HIV, Hepatitis B und C sowie andere übertragbare Krankheiten. Diese Tests haben die Sicherheit von Blut­transfusionen in den letzten Jahrzehnten deutlich erhöht[4][6]. Obwohl keine Untersuchung eine 100%ige Sicherheit bieten kann, ist das Risiko einer Infektions­übertragung heute äußerst gering.

Strenge Kontrollen vor und während der Transfusion

Der Bedside-Test unmittelbar vor der Transfusion ist eine wichtige letzte Kontrolle. Patient:innen werden während der gesamten Transfusion überwacht, und bei Anzeichen einer unerwünschten Reaktion wird die Transfusion sofort abgebrochen[6]. Von elektiven (geplanten) Transfusionen während der Nacht wird abgeraten[2], da die Überwachungs­möglichkeiten eingeschränkt sein können.

Mögliche Risiken und Komplikationen

Trotz aller Sicherheits­maßnahmen können bei Blut­transfusionen Komplikationen auftreten. Die meisten sind jedoch nicht lebens­bedrohlich und gut behandelbar[3][6].

Häufige Reaktionen

Fieber und Schüttelfrost können als Reaktion auf die transfundierten weißen Blut­körperchen oder durch sie freigesetzte Substanzen auftreten. Um dieses Risiko zu verringern, werden in den meisten Kranken­häusern die weißen Blut­körperchen aus dem transfundierten Blut entfernt[3]. Bei Fieber hilft meist die Gabe von fieber­senkenden Mitteln wie Paracetamol. Manchmal erhalten Patient:innen mit früheren Fieber­reaktionen vorbeugend Medikamente vor weiteren Transfusionen[3]. Allergische Reaktionen äußern sich durch Juckreiz, Hautausschlag oder in selteneren Fällen durch schwerwiegendere allergische Symptome[3].

Schwerwiegende Komplikationen

Flüssigkeits­überlastung ist die häufigste Ursache für transfusions­bedingte Todesfälle. Sie tritt besonders bei Patient:innen mit Herz­problemen auf, deren Körper die zusätzliche Flüssigkeits­menge nicht gut bewältigen kann[3]. Bei diesen Patient:innen werden Transfusionen langsamer verabreicht und oft mit entwässernden Medikamenten (Diuretika) kombiniert. Eine seltene, aber potenziell gefährliche Komplikation ist die transfusions­bedingte akute Lungen­insuffizienz (TRALI). Sie wird durch Antikörper im Plasma des Spenders verursacht und kann zu ernsthaften Atem­beschwerden führen[3]. Die Zerstörung roter Blut­körperchen (Hämolyse) durch Unverträglichkeiten zwischen Spender- und Empfänger­blut kann schwere Reaktionen hervorrufen. Dies wird durch die sorgfältige Blut­gruppen­bestimmung und Kreuz­probe weitgehend vermieden[3][4].

Komplikationen bei Massiv­transfusionen

Bei großen Blutverlusten kann eine massive Transfusion nötig sein, bei der innerhalb von 24 Stunden eine Blut­menge übertragen wird, die dem gesamten Blut­volumen des Körpers entspricht. Hierbei kann es zu besonderen Komplikationen kommen, wie Gerinnungs­störungen, niedrigen Körper­temperaturen oder Elektrolyt­verschiebungen (insbesondere Kalzium und Kalium)[3]. Um diese Risiken zu minimieren, werden bei Massiv­transfusionen zusätzlich gefrorenes Frisch­plasma und Blut­plättchen verabreicht. Außerdem wird das Blut beim Durchlaufen der Infusions­schläuche erwärmt[3].

Eigenblut­spende als Alternative

Eine besondere Form der Blut­transfusion ist die Eigenblut­spende. Hierbei spendet die Patientin oder der Patient eigenes Blut für einen späteren Gebrauch, etwa vor einer geplanten Operation mit erwartbaremn Blut­verlust[4][5][8].

Das Verfahren bietet mehrere Vorteile: Es besteht kein Risiko der Übertragung von Infektions­krankheiten, Unverträglichkeits­reaktionen sind ausgeschlossen, und die allgemeinen Blut­reserven werden geschont. Die Eigenblut­spende erfolgt in der Regel einige Wochen vor dem geplanten Eingriff. Begleitend werden oft Eisen­präparate verordnet, um die Neubildung von Blut­zellen zu unterstützen[4]. Nicht jede Person ist für eine Eigenblut­spende geeignet. Der gesundheitliche Zustand muss stabil sein, und es dürfen keine Infektionen vorliegen. Ihre Ärzt:innen können Sie beraten, ob eine Eigenblut­spende für Sie in Frage kommt.

Fazit: Sicheres Verfahren mit großem Nutzen

Blut­transfusionen sind heute ein sicheres und gut erprobtes medizinisches Verfahren, das in vielen Situationen lebens­rettend sein kann. Durch moderne Test­verfahren, strenge Kontrollen und sorgfältige Überwachung während der Transfusion konnten die Risiken auf ein Minimum reduziert werden. Dennoch ist jede Transfusion mit einem gewissen Restrisiko verbunden, weshalb sie nur durchgeführt wird, wenn sie medizinisch notwendig ist.

Falls bei Ihnen eine Blut­transfusion geplant ist, zögern Sie nicht, Ihren Ärzt:innen Fragen zu stellen. Eine gute Aufklärung hilft, Ängste abzubauen und den Eingriff besser zu verstehen. Teilen Sie dem medizinischen Personal unbedingt mit, wenn Sie während der Transfusion ungewöhnliche Symptome wie Schüttelfrost, Hautausschlag oder Atem­beschwerden bemerken, damit frühzeitig reagiert werden kann.