Was ist eine anonyme Erdbestattung?

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Zusammenfassung

Eine anonyme Erdbestattung ist eine Bestattungsform, bei der der Sarg auf einem Gemeinschafts­grabfeld ohne namentliche Kennzeichnung beigesetzt wird. Die Grab­pflege übernimmt die Friedhofs­verwaltung, und Angehörige haben keinen konkreten Ort zum Trauern. Sie bietet Vorteile wie geringere Kosten und Entlastung von der Grab­pflege, kann jedoch den Trauer­prozess erschweren, da ein fester Bezugspunkt fehlt.

Die anonyme Erdbestattung ist eine Bestattungsform, bei der Verstorbene ohne namentliche Kennzeichnung der Grab­stelle beigesetzt werden. Diese Form gewinnt in Deutschland an Beliebtheit, obwohl sie im Vergleich zur anonymen Feuerbestattung seltener gewählt wird. Für Angehörige und Menschen, die ihre eigene Bestattung planen möchten, ist es wichtig, die Besonderheiten, Abläufe und emotionalen Aspekte dieser Bestattungsart zu kennen.

Was kennzeichnet eine anonyme Erdbestattung?

Bei einer anonymen Erdbestattung wird der Sarg auf einer größeren Rasen­fläche des Friedhofs beigesetzt. Die Grab­stelle erhält keinen Grab­stein oder eine andere individuelle Kennzeichnung[1][3]. Nach der Beisetzung wird die Stelle mit Rasen bedeckt, wodurch sie sich optisch nicht vom umliegenden Areal unterscheidet. Das bedeutet, dass für Außenstehende und meist auch für Angehörige nicht erkennbar ist, wo genau die verstorbene Person ihre letzte Ruhe gefunden hat.

Die Pflege der Grab­stelle, das heißt in erster Linie das Rasen­mähen, übernimmt die Friedhofs­verwaltung[1]. Dies unterscheidet sich von herkömmlichen Gräbern, bei denen die Angehörigen für die Grab­pflege verantwortlich sind. Die anonyme Erdbestattung findet auf einem Gemeinschafts­grabfeld statt, wo mehrere Verstorbene ohne individuelle Kennzeichnung beigesetzt werden.

Es ist wichtig zu verstehen, dass die anonyme Erdbestattung nicht bedeutet, dass die Beisetzung würdelos erfolgt. Vielmehr handelt es sich um eine bewusste Entscheidung für eine schlichte, namenlose Form der Bestattung[4].

Wie läuft eine anonyme Erdbestattung ab?

Der Ablauf einer anonymen Erdbestattung ähnelt in vielen Punkten einer traditionellen Erdbestattung. Der verstorbene Mensch wird in einem Sarg beigesetzt[3]. Der wesentliche Unterschied liegt in der Anwesenheit von Trauergästen und der Kennzeichnung der Grab­stelle.

Bei einer vollständig anonymen Bestattung ist es unüblich, dass Angehörige den Sarg zum Grab begleiten[3]. Die Beisetzung erfolgt ohne die Anwesenheit von Trauernden[1]. Dennoch besteht die Möglichkeit, im Vorfeld der Beisetzung eine Trauerfeier abzuhalten, bei der Angehörige und Freunde Abschied nehmen können[3][4]. Diese Trauerfeier kann im Bestattungs­institut oder in der Friedhofs­kapelle stattfinden.

Nach der Trauerfeier wird der Sarg ohne Begleitung zum Gemeinschafts­grabfeld gebracht und dort beigesetzt. Die genaue Stelle der Beisetzung wird nicht dokumentiert oder den Angehörigen mitgeteilt. Nach der Beisetzung wird die Stelle mit Rasen bedeckt, sodass sie sich nicht von der umgebenden Fläche unterscheidet.

Halb­anonyme Bestattungs­optionen als Alternative

Für Menschen, die einerseits die Vorzüge einer anonymen Bestattung schätzen, andererseits aber nicht vollständig auf einen konkreten Ort der Trauer verzichten möchten, gibt es die Möglichkeit einer halb­anonymen oder teil­anonymen Bestattung.

Bei der halb­anonymen Erdbestattung können die Hinterbliebenen an der Beisetzung teilnehmen und erfahren somit die genaue Beisetzungs­stelle[3][4]. Sie sind nach der Bestattung die Einzigen, die den genauen Ort kennen. Eine spezielle Kennzeichnung der Grab­stelle ist jedoch auch bei der halb­anonymen Erdbestattung nicht vorhanden[3].

In einigen Städten, darunter Berlin, wurden die strengen Regelungen für anonyme Bestattungen inzwischen gelockert[4]. Dort ist es möglich, dass Angehörige bei der Grab­legung anwesend sein dürfen und somit die genaue Grab­stelle kennen.

Manche Friedhöfe bieten zudem die Möglichkeit, ein anonymes Einzel­grab mit einer unbeschrifteten Stein­platte zu verschließen[3]. Dies stellt einen Kompromiss dar zwischen der vollständigen Anonymität und dem Bedürfnis nach einem konkreten Ort der Trauer.

Vor- und Nachteile der anonymen Erdbestattung

Die Entscheidung für eine anonyme Erdbestattung bringt sowohl Vorteile als auch potenzielle Nachteile mit sich, die sorgfältig abgewogen werden sollten.

Vorteile

Ein wesentlicher Vorteil ist die Entlastung der Angehörigen von der Grab­pflege[5]. Da die Friedhofs­verwaltung für die Pflege des Gemeinschafts­grabfelds zuständig ist, müssen sich Hinterbliebene nicht um die regelmäßige Pflege der Grab­stelle kümmern. Dies kann besonders für Angehörige, die weit entfernt wohnen oder aus gesundheitlichen Gründen nicht zur Grab­pflege in der Lage sind, eine Erleichterung darstellen.

Zudem sind anonyme Bestattungen in der Regel kosten­günstiger als traditionelle Bestattungen mit individueller Grab­gestaltung[2][4]. Da keine Kosten für Grab­stein, Grab­einfassung und individuelle Bepflanzung anfallen, können die Bestattungs­kosten reduziert werden. Dies kann ein wichtiger Faktor sein, insbesondere für Menschen mit begrenzten finanziellen Mitteln.

Für manche Menschen entspricht die Anonymität auch einem persönlichen Wunsch nach Schlichtheit und Zurück­haltung. Sie möchten keine Aufmerksamkeit auf ihre Grab­stelle lenken und bevorzugen einen einfachen, natürlichen Abschied.

Nachteile

Der Haupt­nachteil einer anonymen Erdbestattung ist das Fehlen eines konkreten Ortes für die Trauer[5]. Für viele Menschen ist ein fester Ort, an dem sie ihrer verstorbenen Angehörigen gedenken können, ein wichtiger Bestandteil der Trauer­bewältigung. Das Fehlen eines solchen Ortes kann den Trauer­prozess erschweren.

Die anonyme Bestattung wird häufig als unpersönlich empfunden[4]. Die fehlende individuelle Kennzeichnung und Gestaltungs­möglichkeit kann dazu führen, dass Angehörige das Gefühl haben, der verstorbenen Person nicht angemessen zu gedenken.

Ein weiterer Nachteil besteht darin, dass die Entscheidung für eine anonyme Bestattung unumkehrbar ist. Sollten Angehörige später den Wunsch verspüren, doch einen konkreten Ort der Trauer zu haben, ist dies nicht mehr möglich.

Rechtliche Rahmen­bedingungen und regionale Unterschiede

Die Bestimmungen für anonyme Erdbestattungen unterliegen in Deutschland bestimmten rechtlichen Rahmen­bedingungen und können regional unterschiedlich geregelt sein.

Grundsätzlich schreibt das deutsche Gesetz vor, dass alle Bestattungen, auch solche in Rasengrab­abschnitten, auf einem amtlich ausgewiesenen Friedhofs­gelände stattfinden müssen[7]. Dies stellt sicher, dass die Bestattungs­stätte nach standardisierten Verfahren verwaltet und gepflegt wird.

Jede Kommune in Deutschland hat eine eigene Friedhofs­ordnung, in der die spezifischen Kriterien für anonyme Gräber festgelegt sind[7]. Diese Vorschriften definieren oft die Art der Bestattung, die in bestimmten Bereichen erlaubt ist, sowie die Gestaltung und Anordnung der Gräber.

Die Vorschriften zur anonymen Bestattung sind in Deutschland nicht einheitlich. Jedes Bundes­land hat die Befugnis, seine eigenen Regeln umzusetzen, was zu unterschiedlichen Abläufen bei der Durchführung dieser Bestattungen führt[7]. In einigen Bundes­ländern können strengere Richtlinien gelten, während andere flexibler sind.

Es ist daher ratsam, sich bei der örtlichen Friedhofs­verwaltung oder einem Bestattungs­unternehmen über die spezifischen Regelungen am gewünschten Bestattungs­ort zu informieren.

Emotionale und psychologische Aspekte für Angehörige

Die Entscheidung für eine anonyme Erdbestattung kann erhebliche emotionale und psychologische Auswirkungen auf die Hinterbliebenen haben, die bei der Entscheidungs­findung berücksichtigt werden sollten.

Der fehlende konkrete Ort zum Trauern kann den Trauer­prozess für manche Menschen erschweren. Menschen brauchen einen Ort zum Trauern, einen Ort der Erinnerung[5]. Der konkrete Platz für die Beisetzung hilft als Bezugs­punkt bei der Trauer­bewältigung. Bei einer anonymen Bestattung fehlt dieser physische Ort, an dem Angehörige ihrer Trauer Ausdruck verleihen können.

Andererseits kann die Entscheidung für eine anonyme Bestattung auch dem ausdrücklichen Wunsch der verstorbenen Person entsprechen. In diesem Fall kann es für die Angehörigen tröstlich sein zu wissen, dass sie den letzten Willen des Verstorbenen respektiert haben.

Für den Umgang mit der Trauer ohne konkreten Ort können alternative Formen des Gedenkens hilfreich sein. Dies können persönliche Rituale, ein Erinnerungs­ort zu Hause oder gemeinsame Aktivitäten im Andenken an die verstorbene Person sein.

Faktoren für die Entscheidungs­findung

Wenn Sie für sich selbst eine anonyme Erdbestattung in Betracht ziehen oder für einen Angehörigen eine solche Entscheidung treffen müssen, sollten verschiedene Faktoren in die Überlegung einbezogen werden.

Die Entscheidung für eine anonyme Bestattung wird oft zu Lebzeiten getroffen[4]. Häufig steckt die Überlegung dahinter, dass die Hinterbliebenen möglichst wenig Arbeit haben sollen[4]. Es ist jedoch wichtig zu bedenken, dass Ihre Angehörigen dadurch keinen festen Ort haben, um Sie zu besuchen, Blumen niederzulegen und zu trauern.

Falls Sie für sich selbst die anonyme Bestattung planen, ist ein offenes Gespräch mit Ihren Angehörigen empfehlenswert. Erklären Sie Ihre Beweggründe und hören Sie sich auch die Bedürfnisse und Bedenken Ihrer Angehörigen an. Gemeinsam können Sie eine Lösung finden, die sowohl Ihren Wünschen als auch den emotionalen Bedürfnissen Ihrer Angehörigen gerecht wird.

Wenn Sie für einen verstorbenen Angehörigen eine Bestattungs­form wählen müssen, sollten Sie versuchen, den mutmaßlichen Willen des Verstorbenen zu berücksichtigen. Falls keine konkreten Wünsche geäußert wurden, kann es hilfreich sein, sich an den Werten und der Lebens­einstellung des Verstorbenen zu orientieren.

Fazit

Die anonyme Erdbestattung bietet eine Alternative zur traditionellen Bestattung mit individueller Grab­gestaltung. Sie zeichnet sich durch die namenlose Beisetzung auf einem Gemeinschafts­grabfeld aus, wobei die Grab­pflege von der Friedhofs­verwaltung übernommen wird.

Diese Bestattungs­form kann sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich bringen. Zu den Vorteilen zählen die Entlastung der Angehörigen von der Grab­pflege und die geringeren Kosten. Der Haupt­nachteil liegt im Fehlen eines konkreten Ortes für die Trauer, was den Trauer­prozess erschweren kann.

Die Entscheidung für oder gegen eine anonyme Erdbestattung sollte sorgfältig abgewogen werden, wobei sowohl praktische Aspekte als auch emotionale Bedürfnisse berücksichtigt werden sollten. Ein offener Dialog zwischen allen Beteiligten kann dazu beitragen, eine Lösung zu finden, die den Wünschen des Verstorbenen und den Bedürfnissen der Hinterbliebenen gerecht wird.

Unabhängig von der gewählten Bestattungs­form ist es wichtig, dass der Abschied würdevoll gestaltet wird und den Angehörigen Raum für ihre Trauer gibt. Denn letztendlich geht es darum, der verstorbenen Person einen respektvollen Abschied zu ermöglichen und den Hinterbliebenen bei ihrer Trauer­bewältigung zu helfen.