Würdevolles Sterben: Ein Leitfaden für die letzte Lebensphase

Patientenverfügung.digital

erstellt am:

2023-12-05

letzte Änderung:

2023-12-11

Mit dem Tod beschäftigt sich niemand gerne. Doch spätestens wenn ein Angehöriger stirbt oder man selbst schwer erkrankt, stellt sich die Frage nach dem eigenen Tod – und danach, was man als würdevolles Sterben versteht. Neben emotionalen Aspekten spielen auch Dokumente wie Betreuungsverfügungen, Vorsorgevollmachten und Patientenverfügungen eine entscheidende Rolle.

würdevolles Sterben

Das Wichtigste in Kürze:

  • Würdevolles Sterben bezieht sich auf das respektvolle, friedliche und schmerzfreie Gestalten der letzten Lebensphase. Es erfordert ein Gleichgewicht zwischen ärztlicher Ethik und Selbstbestimmung des Patienten.

  • Vorsorgevollmacht, Betreuungsverfügung und Patientenverfügung sind wichtig zur Sicherung der Selbstbestimmung am Lebensende. Diese Dokumente sollten frühzeitig erstellt und regelmäßig aktualisiert werden.

  • Hospize und ehrenamtliche Hospizhelfer spielen eine wichtige Rolle in der würdevollen Sterbebegleitung. Sie bieten umfassende Betreuung und unterstützen sowohl die Sterbenden als auch ihre Angehörigen.

1. Was ist würdevolles Sterben?

Die Definition für würdevolles Sterben mag für jeden Menschen unterschiedlich sein. Grundsätzlich geht es darum, die letzte Lebensphase so respektvoll, friedlich und schmerzfrei wie möglich zu gestalten. Wichtig dabei ist ein Zusammenspiel von ärztlicher Ethik und Selbstbestimmung.

  • Die ärztliche Ethik ist traditionell auf Heilung und das Verlängern des Leben ausgerichtet. Demnach sind Ärzte meist verpflichtet, alle verfügbaren medizinischen Maßnahmen zu ergreifen, um das Leben eines Patienten zu erhalten und zu verlängern. Das kann zu Konflikten führen, wenn ein Patient den Wunsch nach einem natürlichen Ende seines Lebens hat. Vor allem für unheilbar kranke Patienten, kann das Ende ihres Lebens als Erlösung von Schmerzen und Leiden gesehen werden.

  • Bei der Selbstbestimmung geht es um das Recht des Patienten, über die eigene Behandlung und Pflege am Lebensende zu entscheiden.  Dies kann die Ablehnung bestimmter lebensverlängernder Maßnahmen beinhalten, um einen natürlichen Tod zu ermöglichen. Die Achtung der Wünsche und der Würde des Sterbenden steht hierbei im Vordergrund. Es geht darum, den Menschen in seinen letzten Momenten als Ganzes zu betrachten und seine Wünsche, Werte und Überzeugungen zu respektieren.

  • Ein wichtiger Aspekt des würdevollen Sterbens ist die palliativmedizinische Versorgung. Dabei geht es darum, die Lebensqualität von Patienten mit unheilbaren Krankheiten zu verbessern. Dies umfasst die Linderung von Schmerzen und anderen belastenden Symptomen und psychologische und spirituelle Unterstützung.

Die Herausforderung liegt darin, ein Gleichgewicht zwischen der ärztlichen Pflicht zur Lebenserhaltung und der Achtung der Patientenautonomie zu finden. Hier spielen Vorsorgedokumente eine wichtige Rolle, wie wir im nächsten Abschnitt erläutern.

Selbstbestimmung durch Vorsorge

  • Vorsorgevollmacht
    Die Vorsorgevollmacht ist wichtig zur Wahrung der Selbstbestimmung – vor allem, wenn eine Person Entscheidungen nicht mehr selbstständig treffen kann. Mit einer Vorsorgevollmacht können Sie einer vertrauenswürdigen Person die Befugnis erteilen, in Namen und im Sinne des Vollmachtgebers Entscheidungen zu treffen. Dies kann Entscheidungen im finanziellen Bereich, in der Gesundheitsfürsorge oder in anderen persönlichen Angelegenheiten umfassen.

  • Betreuungsverfügung
    Mit einer Betreuungsverfügung können Sie einen gewünschten Betreuer festlegen. Dieser springt dann ein, falls eine gerichtliche Betreuung notwendig wird. Diese Verfügung ist besonders wichtig, wenn keine Vorsorgevollmacht vorliegt – eignet sich aber auch in Kombination mit einer Vorsorgevollmacht.

  • Patientenverfügung
    Wenn es um würdevolles Sterben geht, ist die Patientenverfügung das vermutlich wichtigste Dokument. Hier können Sie genau festlegen, wie Sie in welchem Fall behandelt werden möchten, wenn Sie nicht mehr entscheidungsfähig sind. Dies kann Anweisungen zu lebenserhaltenden Maßnahmen, Schmerztherapie und anderen medizinischen Behandlungen umfassen. Ihre Angaben in der Patientenverfügung sind für Ärzte rechtlich verpflichtend.

Die Kombination dieser Dokumente stellt sicher, dass sowohl medizinische als auch persönliche und finanzielle Entscheidungen im Sinne des Betroffenen getroffen werden. Eine wichtige Voraussetzung für würdevolles Sterben.

Beachten Sie:

- Erstellen Sie Vorsorgevollmacht, Betreuungsverfügung und Patientenverfügung frühzeitig, um sich bestmöglich vor Krankheiten und Unfällen vorzubereiten. Denken Sie aber auch daran, ihre Dokumente regelmäßig auf Aktualität zu überprüfen. Schließlich können sich Wünsche mit der Zeit ändern.

- Aktive Sterbehilfe ist in Deutschland nicht erlaubt. Sie können in Ihrer Patientenverfügung aber den Wunsch nach passiver Sterbehilfe äußern – zum Beispiel durch den Ausschluss bestimmter medizinischer Maßnahmen zur Lebenserhaltung in bestimmten Situationen.

Was ist mit Sterbebegleitung?

Die allermeisten Menschen möchten in den letzten Momenten des Lebens nicht allein sein. Die Sterbebegleitung spielt deshalb eine zentrale Rolle in der würdevollen Gestaltung der letzten Lebensphase. Sie umfasst nicht nur medizinische Versorgung, sondern auch emotionale und spirituelle Unterstützung. Hospize und ehrenamtliche Hospizhelfer spielen dabei eine wichtige Rolle.

  • Hospize
    Hospize sind Einrichtungen, die sterbende Menschen und ihre Familien in der letzten Lebensphase unterstützen. Sie bieten eine ganzheitliche Betreuung, die sowohl die körperlichen als auch die emotionalen und spirituellen Bedürfnisse der Sterbenden berücksichtigt. In Hospizen steht immer die Lebensqualität im Vordergrund, nicht die Lebensverlängerung. Man möchte eine ruhige und friedvolle Umgebung schaffen, in der sich sowohl die Betroffenen als auch ihre Angehörigen wohl und geborgen fühlen.

  • Ehrenamtliche Hospizhelfer
    Viele Menschen möchten ihre letzten Tage in vertrauter Umgebung verbringen. Ehrenamtliche Hospizhelfer machen dies möglich. Sie sind speziell ausgebildet, um Sterbende und ihre Familien zu Hause zu betreuen. Dabei geht es nicht nur um praktische Unterstützung, sondern auch um eine wichtige emotionale Stütze. Sie hören zu, spenden Trost und sind einfach da – eine unschätzbare Hilfe in einer Zeit, die oft von Unsicherheit und Trauer geprägt ist.

Übrigens: Die Betreuung von Sterbenden ist nicht nur für die Betroffenen wichtig, sondern auch für Angehörige. Hospize und Hospizhelfer bieten daher auch Beratung und Unterstützung für Familienmitglieder und Freunde an. Sie helfen dabei, mit der Situation umzugehen, Trauer zu verarbeiten und geben praktische Hilfestellungen für den Alltag.

III. Ethische Aspekte

Ist es moralisch richtig, das Lebensende eines Menschen zu beeinflussen? Damit beschäftigt sich die Ethik in Bezug auf Sterbehilfe. Ein wichtiger Punkt dabei ist die passive Sterbehilfe.

  • Bei passiver Sterbehilfe entscheidet man sich gegen lebenserhaltende Maßnahmen wie Beatmungsgeräte oder künstliche Ernährung, vor allem, wenn keine Besserung für den Patienten in Sicht ist. Viele sehen solche Entscheidungen als ethisch akzeptabel an, besonders wenn sie das Leiden des Patienten verringern.

  • Passive Sterbehilfe wird als eine Form des Respekts gegenüber der Autonomie und Würde des sterbenden Menschen gesehen. Schließlich ermöglicht sie dem Patienten ein friedliches und schmerzfreies Ende. Diese Entscheidungen sind jedoch immer individuell und sollten sorgfältig abgewogen werden.

  • Für Mediziner bedeutet die Auseinandersetzung mit Ethik und Sterbehilfe, sich in einem Spannungsfeld zwischen medizinischer Verpflichtung, Lebenserhaltung und der Achtung der Patientenautonomie zu bewegen. Sie müssen ethische Grundsätze der Nichtschädigung und des Wohltuns mit den Wünschen und dem Wohlbefinden des Patienten in Einklang bringen. Dies erfordert oft schwierige Entscheidungen. Es geht um ein Abwiegen von ethischen Richtlinien, klinischen Urteilen und Patientenbedürfnissen.

Schlusswort

Beim würdevollen Sterben spielen persönliche Werte und Ethik des Einzelnen eine entscheidende Rolle. Jeder Mensch hat eigene Vorstellungen davon, was ein würdevolles Ende ausmacht – basierend auf persönlichen Überzeugungen, Lebenserfahrungen und moralischen Grundsätzen. Diese individuellen Werte beeinflussen Entscheidungen über die eigene Behandlung am Lebensende sowie Einstellungen zur Sterbehilfe.

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