Die Vorsorgevollmacht: Selbstbestimmung für den Ernstfall
Zusammenfassung
Eine Vorsorgevollmacht ermöglicht es Ihnen, eine Person Ihres Vertrauens zu bevollmächtigen, in Ihrem Namen zu handeln, wenn Sie selbst dazu nicht mehr in der Lage sind. Sie schützt vor der gerichtlichen Bestellung eines fremden Betreuers und regelt Bereiche wie Gesundheitssorge, Vermögensverwaltung und Wohnangelegenheiten. Eine rechtzeitige Erstellung entlastet Angehörige und sichert Ihre Selbstbestimmung im Ernstfall.
Eine Vorsorgevollmacht gibt Ihnen die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, wer für Sie handelt, wenn Sie es nicht mehr können. Mit diesem wichtigen Dokument bevollmächtigen Sie eine Person Ihres Vertrauens, in Ihrem Namen Entscheidungen zu treffen. Die folgenden Informationen helfen Ihnen, eine wirksame Vorsorgevollmacht zu erstellen und geben praktische Hinweise zur Umsetzung.

Was ist eine Vorsorgevollmacht?
Mit einer Vorsorgevollmacht erteilen Sie als Vollmachtgeber:in einer oder mehreren Personen Ihres Vertrauens die Erlaubnis, Sie in rechtlichen Angelegenheiten zu vertreten. Diese Vollmacht tritt erst dann in Kraft, wenn Sie durch Krankheit, Unfall oder altersbedingte Einschränkungen nicht mehr in der Lage sind, selbst Entscheidungen zu treffen[5][12].
Die rechtliche Grundlage der Vorsorgevollmacht findet sich in den §§ 164 ff. BGB. Anders als eine gewöhnliche Vollmacht ist die Vorsorgevollmacht speziell für den Fall gedacht, dass Sie entscheidungsunfähig werden[17].
Wichtig zu wissen: Weder Ehepartner:innen noch erwachsene Kinder sind automatisch befugt, für Sie zu handeln! Ohne Vorsorgevollmacht wird ein Betreuungsgericht eine:n gesetzliche:n Betreuer:in bestellen müssen[14].
Warum ist eine Vorsorgevollmacht so wichtig?
Eine Vorsorgevollmacht hat mehrere Vorteile:
- Sie bestimmen selbst, wer für Sie handeln soll
- Sie vermeiden die gerichtliche Bestellung einer fremden Person als Betreuer:in
- Sie sorgen für schnelle Handlungsfähigkeit im Ernstfall
- Sie entlasten Ihre Angehörigen, die sonst ein Betreuungsverfahren durchlaufen müssten
- Sie stellen sicher, dass Ihre persönlichen Wünsche berücksichtigt werden[2][12][14]
Ohne Vorsorgevollmacht müsste das Betreuungsgericht eine:n Betreuer:in für Sie bestellen. Dies kann zeitaufwändig sein und dazu führen, dass eine fremde Person über Ihre Angelegenheiten entscheidet[5][12].
Was kann in einer Vorsorgevollmacht geregelt werden?
Eine Vorsorgevollmacht kann umfassend sein oder sich auf bestimmte Bereiche beschränken. Folgende Bereiche können Sie in Ihrer Vorsorgevollmacht berücksichtigen:
Gesundheitssorge und Pflege
- Entscheidungen über medizinische Behandlungen
- Einwilligung in Untersuchungen und Heilbehandlungen
- Zugang zu Ihrer Krankenakte
- Auswahl von Pflegediensten oder eines Pflegeheims[3][12][16]
Aufenthalt und Wohnen
- Entscheidungen über Ihren Wohnort
- Kündigung oder Abschluss von Mietverträgen
- Vereinbarung einer Heimunterbringung
- Haushaltsauflösung[3][5][12]
Vermögensverwaltung
- Verwaltung Ihres Bankkontos
- Bezahlung von Rechnungen
- Verwaltung von Immobilien
- Abschluss oder Kündigung von Verträgen[3][4][5][12]
Vertretung bei Behörden und Ämtern
- Kommunikation mit Versicherungen
- Vertretung gegenüber Renten- und Sozialleistungsträgern
- Beantragung von Leistungen[16][19]
Besonders beachten: Für bestimmte Entscheidungen wie freiheitsentziehende Maßnahmen benötigt Ihr:e Bevollmächtigte:r trotz Vorsorgevollmacht eine zusätzliche gerichtliche Genehmigung[4][18].
Wer kann eine Vorsorgevollmacht erteilen?
Eine Vorsorgevollmacht können Sie nur errichten, wenn Sie geschäftsfähig sind. Das bedeutet, Sie müssen in der Lage sein, die Tragweite Ihrer Entscheidung zu verstehen und nach dieser Einsicht zu handeln[3][5].
Bei der Auswahl Ihrer bevollmächtigten Person sollten Sie bedenken:
Wie erstelle ich eine wirksame Vorsorgevollmacht?
Formvorschriften
Für eine Vorsorgevollmacht gibt es grundsätzlich keine gesetzlich vorgeschriebene Form[3][4][5]. Sie sollte jedoch aus Beweisgründen schriftlich erstellt werden und folgende Elemente enthalten:
- Vollständiger Name, Geburtsdatum und Anschrift des Vollmachtgebers
- Vollständiger Name, Geburtsdatum und Anschrift des/der Bevollmächtigten
- Konkrete Auflistung der Befugnisse
- Ort, Datum und Ihre handschriftliche Unterschrift[4][12]
In bestimmten Fällen ist eine notarielle Beurkundung notwendig:
- Für Grundstücksgeschäfte
- Für die Aufnahme von Darlehen
- Für bestimmte unternehmerische Entscheidungen[4][5][14][19]
Praktische Umsetzungsmöglichkeiten
Es gibt verschiedene Wege, eine Vorsorgevollmacht zu erstellen:
Verwendung von Vordrucken: Kostenlose Formulare gibt es bei Betreuungsbehörden, dem Bundesministerium der Justiz oder Verbraucherzentralen[2][3].
Unterstützung durch Rechtsdienstleister: Sie können sich bei spezialisierten Dienstleistern oder Betreuungsvereinen beraten lassen[3][4].
Notarielle Erstellung: Ein Notar kann die Vollmacht rechtssicher gestalten und berät Sie umfassend. Dies ist zwar mit Kosten verbunden, bietet aber größtmögliche Sicherheit. Die Kosten richten sich nach dem Wert Ihres Vermögens[3][4][18].
Praktischer Tipp: Viele Banken akzeptieren nur ihre eigenen Vollmachtsformulare. Erstellen Sie daher zusätzlich zur Vorsorgevollmacht eine separate Bankvollmacht[3][18].
Wie bewahre ich die Vorsorgevollmacht auf?
Die sorgfältige Aufbewahrung Ihrer Vorsorgevollmacht ist wichtig, damit sie im Bedarfsfall schnell gefunden wird:
- Bewahren Sie das Original an einem sicheren, aber zugänglichen Ort auf
- Informieren Sie Ihre bevollmächtigte Person über den Aufbewahrungsort
- Übergeben Sie Ihrer bevollmächtigten Person eine Kopie
- Erwägen Sie eine Registrierung im Zentralen Vorsorgeregister der Bundesnotarkammer (kostenpflichtig)[3][18]
Die Registrierung im Vorsorgeregister stellt sicher, dass das Betreuungsgericht im Bedarfsfall von Ihrer Vorsorgevollmacht erfährt und keine Betreuung einrichtet[3][18].
Wann tritt die Vorsorgevollmacht in Kraft?
Eine Vorsorgevollmacht wird wirksam, sobald Sie nicht mehr in der Lage sind, Ihre Angelegenheiten selbst zu regeln. Wann dieser Zustand eintritt, kann ärztlich festgestellt werden. Sie können in der Vollmacht aber auch festlegen, dass sie erst in Kraft tritt, wenn ein Arzt Ihre Entscheidungsunfähigkeit bescheinigt hat[12].
Anders als bei einer Generalvollmacht, die sofort gültig ist, wird die Vorsorgevollmacht erst im Vorsorgefall wirksam[18].
Unterschied zur Betreuungsverfügung und Patientenverfügung
Betreuungsverfügung: Hiermit legen Sie fest, wer vom Gericht als Betreuer:in bestellt werden soll, falls eine Betreuung notwendig wird. Anders als bei der Vorsorgevollmacht wird hier immer ein Gericht eingeschaltet[2][4][18].
Patientenverfügung: In diesem Dokument legen Sie fest, welche medizinischen Maßnahmen in bestimmten Situationen durchgeführt oder unterlassen werden sollen. Die Patientenverfügung richtet sich an Ärzt:innen, während die Vorsorgevollmacht eine Person bevollmächtigt, in Ihrem Sinne zu entscheiden[16][18][20].
Tipp: Eine Kombination aus Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung bietet den umfassendsten Schutz. Die bevollmächtigte Person kann dann dafür sorgen, dass Ihre in der Patientenverfügung festgelegten Wünsche umgesetzt werden[18][20].
Notvertretungsrecht für Ehegatt:innen
Seit dem 1. Januar 2023 gibt es ein gesetzliches Notvertretungsrecht für Ehegatt:innen in Gesundheitsangelegenheiten. Dieses gilt jedoch nur für sechs Monate und nur mit ärztlichem Attest, das den medizinischen Notfall bestätigt. Es ersetzt keine Vorsorgevollmacht und gilt nicht für finanzielle Angelegenheiten[14][18].
Häufige Fragen zur Vorsorgevollmacht
Kann ich mehrere Personen bevollmächtigen?
Ja, Sie können mehrere Personen bevollmächtigen. Sie sollten jedoch klar regeln, ob diese gemeinsam handeln müssen (Gesamtvertretung) oder jede Person allein entscheiden kann (Einzelvertretung)[14].
Kann ich eine Vorsorgevollmacht widerrufen?
Ja, solange Sie geschäftsfähig sind, können Sie die Vollmacht jederzeit widerrufen. Der Widerruf sollte schriftlich erfolgen und der bevollmächtigten Person mitgeteilt werden[14][18].
Ist eine Vorsorgevollmacht auch im Ausland gültig?
Die Anerkennung im Ausland kann problematisch sein. Für internationale Gültigkeit empfiehlt sich eine notarielle Beurkundung und ggf. eine Übersetzung in die jeweilige Landessprache[4].
Fazit
Eine Vorsorgevollmacht ist ein zentrales Element der persönlichen Vorsorge. Sie stellt sicher, dass im Fall Ihrer Handlungsunfähigkeit eine Person Ihres Vertrauens für Sie eintreten kann. Je früher Sie sich mit diesem Thema beschäftigen, desto besser - am besten noch in gesunden Tagen.
Nehmen Sie sich Zeit für diese wichtige Entscheidung und lassen Sie sich bei Bedarf von Fachleuten beraten. Eine gut durchdachte Vorsorgevollmacht gibt Ihnen und Ihren Angehörigen Sicherheit und Klarheit für den Ernstfall.