Vorsorge mit Patien­ten­verfügung: In 7 Schritten gut abgesichert

Zusammenfassung

Eine Patienten­verfügung ermöglicht Ihnen, medizi­nische Behand­lungen für den Fall zu regeln, dass Sie sich nicht mehr äußern können. Mit klaren Fest­legungen und regel­mäßiger Über­prüfung schaffen Sie Sicher­heit für sich selbst und entlasten Ihre Angehörigen. Ergänzen Sie die Verfügung idealer­weise durch eine Vorsorge­voll­macht, um umfassend abgesichert zu sein.

Eine Patien­ten­verfügung ermöglicht Ihnen, selbst zu bestimmen, welche medizi­nischen Maßnahmen Sie wünschen oder ablehnen, falls Sie sich einmal nicht mehr äußern können. Ob nach einem Unfall, bei schwerer Krankheit oder im Alter - mit diesem wichtigen Dokument behalten Sie die Kontrolle über Ihre Behand­lung. Die folgende Schritt-für-Schritt-Anleitung hilft Ihnen, eine rechts­sichere Patien­ten­verfügung zu erstellen.

Ein Mann in Business-Kleidung sitzt an einem Schreibtisch, im Hintergrund Bücherregale und eine Zimmerpflanze.

Was ist eine Patien­ten­verfügung?

Mit einer schrift­lichen Patien­ten­verfügung legen Sie fest, welche medizi­nischen Behand­lungen in bestimmten Situa­tionen durch­geführt oder unter­lassen werden sollen, wenn Sie nicht mehr einwilli­gungs­fähig sind[5]. Seit dem 1. September 2009 ist die Patien­ten­verfügung gesetzlich in § 1827 BGB verankert und für Ärzt:innen rechtlich bindend[5][8].

Die Patien­ten­verfügung wird erst wirksam, wenn Sie Ihren Willen nicht mehr selbst äußern können. Sie können sie jederzeit formlos wider­rufen[5].

Schritt 1: Gründ­liche Infor­mation einholen

Bevor Sie eine Patien­ten­verfügung erstellen, sollten Sie sich umfassend infor­mieren. Nutzen Sie verläss­liche Quellen wie das Bundes­gesund­heits­ministerium, Patien­ten­beratungs­stellen oder vertrau­ens­würdige Online­portale[1].

Sammeln Sie Infor­mationen zu:

  • Verschie­denen medi­zinischen Behand­lungs­methoden
  • Mögli­chen Krank­heits­situationen und deren Verlauf
  • Recht­lichen Rahmen­bedingungen einer Patien­ten­verfügung

Ein guter erster Schritt kann die Nutzung der Text­bausteine des Bundes­mini­steriums der Justiz sein, die als Formu­lierungs­hilfe dienen[5].

Schritt 2: Medi­zinische Beratung in Anspruch nehmen

Eine fach­kundige Beratung ist zwar keine gesetz­liche Pflicht, aber dringend zu empfehlen[5][1]. Ihr Haus­arzt oder Ihre Haus­ärztin kann Ihnen medi­zinische Fach­begriffe erklären und Sie zu möglichen Behand­lungs­optionen beraten[1].

Bespre­chen Sie bei der Beratung:

  • Welche Krank­heits­zustände könnten eintreten?
  • Welche lebens­erhal­tenden Maßnahmen gibt es?
  • Was bedeutet künst­liche Ernährung oder Beatmung konkret?
  • Welche Folgen hat der Verzicht auf bestimmte Maßnahmen?

Bei dieser Gelegenheit können Sie auch ethische Fragen mit Vertrau­ens­personen aus Ihrer Glaubens­gemein­schaft oder wert­orien­tierten Organi­sationen erörtern[1].

Schritt 3: Persön­liche Willens­bildung

Nehmen Sie sich Zeit, über Ihre eigenen Wünsche und Werte nach­zudenken. Über­legen Sie, welche Behand­lungen Sie in verschie­denen Situa­tionen wünschen oder ablehnen würden[1].

Fragen Sie sich:

  • Wie wichtig ist Ihnen Lebens­qualität im Vergleich zur Lebens­verlän­gerung?
  • Welche medi­zinischen Maßnahmen möchten Sie in welchen Situa­tionen?
  • Wie stehen Sie zu künst­licher Ernährung, Beatmung oder Wieder­belebung?
  • Wer soll Entschei­dungen für Sie treffen, wenn Sie es nicht mehr können?

Diese Fragen sind persön­lich und hängen von Ihren indivi­duellen Werten und Über­zeugungen ab[1]. Nehmen Sie sich ausrei­chend Zeit für diesen wichtigen Prozess.

Schritt 4: Inhalte der Patien­ten­verfügung zusammen­stellen

Ihre Patien­ten­verfügung sollte folgende Elemente enthalten:

Wichtig: Vermeiden Sie allge­meine Formu­lierungen wie “Ich möchte in Würde sterben” oder “Ich lehne lebens­verlän­gernde Maßnahmen ab”. Solche unklaren Aussagen sind für Ärzt:innen schwer umzu­setzen[1].

Schritt 5: Text verfassen und formale Anfor­derungen erfüllen

Nach­dem Sie alle Inhalte zusammen­gestellt haben, formu­lieren Sie Ihre Patien­ten­verfügung so klar und präzise wie möglich. Sie können dafür Text­bausteine verwenden, sollten diese aber unbe­dingt an Ihre persön­liche Situa­tion anpassen.

Formale Anfor­derungen:

Es empfiehlt sich, die fertige Verfügung von einem Arzt oder einer Ärztin gegen­zeichnen zu lassen, um zu bestä­tigen, dass Sie beim Verfassen einwil­ligungs­fähig waren und über die medi­zinischen Folgen Ihrer Entschei­dungen aufge­klärt wurden[5].

Schritt 6: Aufbe­wahrung sichern

Sorgen Sie dafür, dass Ihre Patien­ten­verfügung im Ernstfall gefunden wird[1]:

Eine sinn­volle Ergänzung ist eine Notfall­karte für die Brief­tasche, die auf die Existenz und den Aufbe­wahrungs­ort Ihrer Patien­ten­verfügung hinweist.

Schritt 7: Regel­mäßige Über­prüfung und Kommu­nikation

Eine Patien­ten­verfügung sollte regel­mäßig - etwa alle ein bis zwei Jahre - über­prüft und gegebe­nen­falls aktua­lisiert werden:

  • Bestä­tigen Sie durch erneute Unter­schrift mit Datum, dass die Verfügung weiterhin Ihrem Willen entspricht
  • Passen Sie die Inhalte an, wenn sich Ihre Wünsche oder die persön­lichen Umstände geändert haben
  • Infor­mieren Sie alle, die eine Kopie besitzen, über Ände­rungen

Besonders wichtig: Sprechen Sie mit Ihren Bevoll­mäch­tigten oder möglichen Betreuer:innen über Ihre Wünsche und Werte. Diese Personen werden im Ernstfall Ihren Willen durch­setzen müssen und sollten daher genau wissen, was Ihnen wichtig ist.

Vorsorge­voll­macht als sinn­volle Ergänzung

Eine Patien­ten­verfügung allein reicht oft nicht aus. Ergänzen Sie sie durch eine Vorsorge­voll­macht[5]. Mit dieser bestimmen Sie eine oder mehrere Personen, die in Ihrem Namen handeln sollen, wenn Sie dazu nicht mehr in der Lage sind. Diese Bevoll­mäch­tigten können dann nicht nur medizi­nische Entschei­dungen treffen, sondern auch in anderen Bereichen wie Finanzen oder Wohnungs­ange­legen­heiten für Sie handeln.

Ohne Vorsorge­voll­macht oder Betreu­ungs­verfügung wird im Ernstfall vom Gericht eine Betreu­erin oder ein Betreuer bestellt, die oder der dann entscheidet.

Fazit: Vorsorge schafft Sicher­heit

Mit einer durch­dachten Patien­ten­verfügung über­nehmen Sie Verant­wortung für sich selbst und entlasten gleich­zeitig Ihre Angehö­rigen von schweren Entschei­dungen. Die sieben beschrie­benen Schritte helfen Ihnen, ein rechts­sicheres Dokument zu erstellen, das Ihren persön­lichen Wünschen entspricht.

Denken Sie daran: Eine Patien­ten­verfügung ist kein einma­liges Projekt, sondern sollte mit fort­schrei­tendem Alter, bei Diagnose schwerer Erkran­kungen oder grund­legenden Lebens­ände­rungen überprüft und gegebe­nen­falls ange­passt werden.

Nehmen Sie sich die Zeit für diese wichtige Vorsorge­maßnahme - für sich selbst und Ihre Angehö­rigen.