Vollmacht-Muster: Praktische Vorlagen und Hilfe beim Erstellen
Zusammenfassung
Eine Vollmacht ermöglicht es, einer vertrauenswürdigen Person bestimmte rechtliche Befugnisse zu übertragen, sei es für alltägliche Aufgaben, finanzielle Angelegenheiten oder Vorsorge im Krankheitsfall. Sie sollte klar formuliert und an die individuellen Bedürfnisse angepasst sein. Für komplexe Fälle oder besondere Anforderungen ist rechtlicher Rat empfehlenswert.
Eine Vollmacht ist ein wichtiges Dokument, mit dem Sie einer anderen Person die Erlaubnis erteilen, in Ihrem Namen zu handeln. Im Alltag, bei Gesundheitsfragen oder finanziellen Belangen kann eine gut formulierte Vollmacht entscheidend sein. Dieser Artikel bietet Ihnen praktische Hilfe, Mustervorlagen und alles Wissenswerte rund um das Thema Vollmacht.

Was ist eine Vollmacht und wofür brauchen Sie sie?
Eine Vollmacht ist eine rechtliche Erklärung, mit der Sie als Vollmachtgeber:in einer anderen Person (Bevollmächtigte:r) das Recht übertragen, in Ihrem Namen zu handeln[5]. Im Gegensatz zur gesetzlichen Vertretung, wie sie etwa bei minderjährigen Kindern besteht, beruht die Vollmacht auf einer freiwilligen Entscheidung[5].
Vollmachten können in verschiedenen Lebenslagen hilfreich oder sogar notwendig sein:
Arten von Vollmachten
Je nach Umfang und Zweck unterscheiden wir verschiedene Arten von Vollmachten:
Generalvollmacht
Mit einer Generalvollmacht bevollmächtigen Sie eine Person, sämtliche rechtlichen Angelegenheiten für Sie zu erledigen[11]. Diese weitreichende Form der Vollmacht berechtigt die bevollmächtigte Person, nahezu alle Rechtsgeschäfte in Ihrem Namen durchzuführen.
Wichtig: Trotz ihres weitreichenden Charakters gibt es Einschränkungen. So können bestimmte höchstpersönliche Rechtsgeschäfte wie die Eheschließung oder die Erstellung eines Testaments nicht von Bevollmächtigten vorgenommen werden[5].
Spezialvollmacht (Einzelvollmacht)
Eine Spezialvollmacht bezieht sich auf konkrete, genau definierte Handlungen oder Rechtsgeschäfte[11]. Sie können beispielsweise eine Vollmacht nur für den Verkauf eines bestimmten Grundstücks oder für die Vertretung in einem bestimmten Gerichtsverfahren erteilen.
Vorsorgevollmacht
Die Vorsorgevollmacht ist eine besondere Form der Vollmacht, die erst dann wirksam wird, wenn Sie selbst nicht mehr handlungsfähig sind - etwa durch Krankheit oder Unfall. Sie dient der Vorsorge und verhindert, dass bei Eintritt der Handlungsunfähigkeit eine gesetzliche Betreuung angeordnet werden muss[2].
Eine Vorsorgevollmacht steht häufig in engem Zusammenhang mit einer Patientenverfügung, in der Sie medizinische Behandlungswünsche für den Fall festlegen können, dass Sie diese nicht mehr selbst äußern können[2].
Bankvollmacht
Mit einer Bankvollmacht ermächtigen Sie eine Person, Ihre Bankgeschäfte zu erledigen. Dies kann das Abheben von Geld, die Vornahme von Überweisungen oder andere bankbezogene Handlungen beinhalten[12].
Handlungsvollmacht (im Unternehmenskontext)
Im geschäftlichen Bereich gibt es die Handlungsvollmacht, die Angestellten oder Mitarbeitenden die Möglichkeit gibt, im Namen des Unternehmens bestimmte Geschäfte abzuschließen[11]. Ihr Umfang ist in der Regel auf die typischen Geschäfte des jeweiligen Tätigkeitsbereichs begrenzt.
Rechtliche Grundlagen für Vollmachten
Die rechtlichen Grundlagen für Vollmachten finden sich im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB), insbesondere in den §§ 164 ff. BGB[5].
Eine Vollmacht ist nach § 167 BGB ein einseitiges Rechtsgeschäft, das formlos erteilt werden kann[5]. Allerdings gibt es wichtige Ausnahmen von dieser Formfreiheit:
- Für Grundstücksgeschäfte ist eine notarielle Beurkundung erforderlich
- Unwiderrufliche Vollmachten, die zu formbedürftigen Rechtsgeschäften berechtigen, stehen selbst unter Formzwang[5]
Bei der Bevollmächtigung ist zwischen dem Innenverhältnis (das “Dürfen” des Vertreters) und dem Außenverhältnis (das “Können” des Vertreters) zu unterscheiden[5]. Diese können auseinanderfallen, da die Geschäftspartner:innen im Außenverhältnis in der Regel keine Kenntnis von internen Vereinbarungen haben.
Inhaltliche Anforderungen an eine gültige Vollmacht
Damit eine Vollmacht rechtlich wirksam ist, sollte sie folgende Bestandteile enthalten:
Personendaten des Vollmachtgebers:
Personendaten der bevollmächtigten Person:
Umfang der Vollmacht:
Datum und Ort der Ausstellung[3]
Unterschrift des Vollmachtgebers[3]
- Bei manchen Vollmachten ist auch die Unterschrift der bevollmächtigten Person erforderlich
Tipp: Die Formulierung des Umfangs der Vollmacht sollte weder zu knapp noch zu allgemein sein. Eine zu knapp umrissene Vollmacht könnte dazu führen, dass die Befugnisse nicht ausreichen. Eine zu allgemein formulierte Vollmacht birgt das Risiko, dass der/die Bevollmächtigte mehr Kompetenzen hat, als Sie beabsichtigen[4].
Praktische Anleitung zum Erstellen einer Vollmacht
Das Erstellen einer Vollmacht kann ohne juristische Hilfe erfolgen, solange keine besonderen Formvorschriften zu beachten sind. Hier ist eine Schritt-für-Schritt-Anleitung:
Zweck und Umfang festlegen:
Überlegen Sie genau, wofür Sie die Vollmacht erteilen möchten und wie weitreichend sie sein soll[3][4].Passende Vollmacht-Art wählen:
Entscheiden Sie, ob Sie eine Generalvollmacht, Spezialvollmacht oder eine andere Form der Vollmacht benötigen[11][12].Personendaten zusammenstellen:
Stellen Sie alle notwendigen persönlichen Daten für sich und die bevollmächtigte Person zusammen[3][4].Vollmacht formulieren:
Formulieren Sie den Text der Vollmacht klar und präzise. Verwenden Sie am besten einen neutralen, sachlichen Stil[4].Zeitliche Begrenzung bedenken:
Legen Sie fest, ob die Vollmacht unbegrenzt gelten soll oder ob sie zu einem bestimmten Zeitpunkt erlischt[3].Unterschreiben und datieren:
Unterschreiben Sie die Vollmacht und versehen Sie sie mit Datum und Ort[3].Beglaubigung oder Beurkundung (wenn nötig):
Bei bestimmten Vollmachten ist eine Beglaubigung durch eine öffentliche Stelle oder eine notarielle Beurkundung erforderlich[5].
Wichtig: Bei komplexen Rechtsgeschäften oder Vorsorgevollmachten empfiehlt sich eine rechtliche Beratung, um sicherzustellen, dass die Vollmacht Ihren Bedürfnissen entspricht und rechtlich einwandfrei ist.
Mustervorlagen für verschiedene Vollmachten
Um Ihnen die Erstellung einer Vollmacht zu erleichtern, finden Sie hier einige Musterformulierungen für verschiedene Arten von Vollmachten:
Muster für eine einfache Vollmacht (Spezialvollmacht)
Vollmacht
Ich, [Ihr vollständiger Name], geboren am [Geburtsdatum] in [Geburtsort],
wohnhaft in [Ihre vollständige Anschrift],
bevollmächtige hiermit
[Name der bevollmächtigten Person], geboren am [Geburtsdatum] in [Geburtsort],
wohnhaft in [vollständige Anschrift der bevollmächtigten Person],
mich in folgender Angelegenheit zu vertreten:
[Genaue Beschreibung des Umfangs der Vollmacht, z.B. "Abholung meines Pakets bei der Postfiliale XY mit der Sendungsnummer Z"]
Die Vollmacht gilt vom [Datum] bis zum [Datum] / bis auf Widerruf.
[Ort, Datum]
[Ihre Unterschrift]
Muster für eine Generalvollmacht
Generalvollmacht
Ich, [Ihr vollständiger Name], geboren am [Geburtsdatum] in [Geburtsort],
wohnhaft in [Ihre vollständige Anschrift],
erteile hiermit
[Name der bevollmächtigten Person], geboren am [Geburtsdatum] in [Geburtsort],
wohnhaft in [vollständige Anschrift der bevollmächtigten Person],
Generalvollmacht.
Die bevollmächtigte Person ist berechtigt, mich in allen persönlichen und vermögensrechtlichen Angelegenheiten gerichtlich und außergerichtlich zu vertreten, soweit dies gesetzlich zulässig ist.
Die Vollmacht beinhaltet insbesondere:
- die Vertretung gegenüber Behörden, Gerichten und sonstigen öffentlichen Stellen
- die Vertretung in allen vermögensrechtlichen Angelegenheiten
- den Abschluss, die Änderung und Kündigung von Verträgen
- die Entgegennahme und das Öffnen meiner Post
- das Einrichten, Führen und Auflösen von Bankkonten sowie die Vornahme aller Bankgeschäfte
- den Erwerb, die Veräußerung und die Belastung von Grundstücken und grundstücksgleichen Rechten
Diese Vollmacht gilt über meinen Tod hinaus. / Diese Vollmacht erlischt mit meinem Tod.
Die Vollmacht kann von mir jederzeit widerrufen werden. / Diese Vollmacht ist unwiderruflich.
[Ort, Datum]
[Ihre Unterschrift]
Muster für eine Vorsorgevollmacht
Vorsorgevollmacht
Ich, [Ihr vollständiger Name], geboren am [Geburtsdatum] in [Geburtsort],
wohnhaft in [Ihre vollständige Anschrift],
erteile hiermit
[Name der bevollmächtigten Person], geboren am [Geburtsdatum] in [Geburtsort],
wohnhaft in [vollständige Anschrift der bevollmächtigten Person],
für den Fall, dass ich aufgrund von Krankheit, Behinderung oder nachlassender geistiger Leistungsfähigkeit nicht mehr in der Lage sein sollte, meine Angelegenheiten selbst zu regeln, Vorsorgevollmacht.
Die Vollmacht beinhaltet die Vertretung in folgenden Bereichen:
1. Gesundheitssorge und Pflegebedürftigkeit
Die bevollmächtigte Person darf in allen Angelegenheiten der Gesundheitssorge entscheiden und alle Einzelheiten meiner ambulanten oder stationären Pflege regeln. Sie darf insbesondere in ärztliche Maßnahmen einwilligen, die Einwilligung hierzu verweigern oder zurücknehmen, wenn mein Wohl gefährdet ist.
2. Aufenthaltsbestimmung
Die bevollmächtigte Person darf über meinen Aufenthalt entscheiden, Rechte und Pflichten aus einem Mietvertrag wahrnehmen sowie einen neuen Wohnungsmietvertrag abschließen oder kündigen.
3. Vermögenssorge
Die bevollmächtigte Person darf mein Vermögen verwalten und hierbei alle Rechtshandlungen und Rechtsgeschäfte im In- und Ausland vornehmen, Zahlungen und Wertgegenstände annehmen, Verbindlichkeiten eingehen und Willenserklärungen bezüglich meiner Konten, Depots und Safes abgeben.
Diese Vollmacht ist nur wirksam, solange die bevollmächtigte Person die Vollmachtsurkunde im Original besitzt und bei Vornahme eines Rechtsgeschäfts die Urkunde im Original vorlegen kann.
Die Vollmacht soll durch meinen Tod nicht erlöschen, sondern für meine Erben verpflichtend sein.
[Ort, Datum]
[Ihre Unterschrift]
Muster für eine Bankvollmacht
Bankvollmacht
Kontoinhaber:in:
[Ihr vollständiger Name], geboren am [Geburtsdatum] in [Geburtsort],
wohnhaft in [Ihre vollständige Anschrift],
Hiermit bevollmächtige ich
[Name der bevollmächtigten Person], geboren am [Geburtsdatum] in [Geburtsort],
wohnhaft in [vollständige Anschrift der bevollmächtigten Person],
mich im Geschäftsverkehr mit der [Name der Bank] bezüglich meines Kontos/meiner Konten [Kontonummer(n)] zu vertreten.
Die Vollmacht beinhaltet insbesondere:
- das Abheben von Bargeld
- das Tätigen von Überweisungen
- die Einrichtung von Daueraufträgen und Lastschriften
- die Einsicht in Kontoauszüge und Kontostände
- [weitere bestimmte Bankgeschäfte nach Bedarf]
Diese Vollmacht gilt bis auf Widerruf. / Diese Vollmacht gilt bis zum [Datum].
[Ort, Datum]
[Ihre Unterschrift]
Besonderheiten bei Vorsorgevollmachten und Patientenverfügungen
Eine Vorsorgevollmacht steht oft in engem Zusammenhang mit einer Patientenverfügung. Während die Patientenverfügung konkrete Wünsche zur medizinischen Behandlung für den Fall der Einwilligungsunfähigkeit festlegt, ermächtigt die Vorsorgevollmacht eine Person, diese Wünsche durchzusetzen und in weiteren Angelegenheiten zu entscheiden[2].
Die gesetzliche Grundlage der Patientenverfügung in Deutschland ist in § 1827 BGB verankert. Dort heißt es, dass schriftliche Festlegungen eines einwilligungsfähigen Volljährigen für den Fall seiner Einwilligungsunfähigkeit von Ärzt:innen, Pflegefachpersonen und rechtlichen Betreuer:innen oder Bevollmächtigten zu beachten sind[2].
Wichtig zu wissen:
- Eine Vorsorgevollmacht sollte möglichst frühzeitig erstellt werden, solange Sie vollständig einwilligungsfähig sind.
- Die bevollmächtigte Person sollte Ihr volles Vertrauen genießen und bereit sein, diese verantwortungsvolle Aufgabe zu übernehmen.
- Es empfiehlt sich, die Vorsorgevollmacht regelmäßig zu überprüfen und bei Bedarf anzupassen.
Tipps und Empfehlungen für Vollmachten
Zum Abschluss noch einige praktische Hinweise für den Umgang mit Vollmachten:
Vertrauen ist grundlegend:
Bevollmächtigen Sie nur Personen, denen Sie uneingeschränkt vertrauen.Klare Formulierungen wählen:
Vermeiden Sie missverständliche oder zu allgemeine Formulierungen. Je präziser die Vollmacht formuliert ist, desto geringer ist das Risiko von Missverständnissen[4].Mehrere Exemplare anfertigen:
Stellen Sie sicher, dass sowohl Sie als auch die bevollmächtigte Person ein Original der Vollmacht besitzen.Vollmacht sicher aufbewahren:
Bewahren Sie die Vollmacht an einem sicheren Ort auf und informieren Sie Vertrauenspersonen über deren Existenz und Aufbewahrungsort.Regelmäßige Überprüfung:
Überprüfen Sie regelmäßig, ob die Vollmacht noch Ihren aktuellen Wünschen und Lebensumständen entspricht.Widerruf dokumentieren:
Wenn Sie eine Vollmacht widerrufen, sollten Sie dies schriftlich dokumentieren und sicherstellen, dass alle Originale zurückgegeben oder vernichtet werden.Bei Unsicherheiten Rat einholen:
Bei komplexen Sachverhalten oder Unsicherheiten sollten Sie rechtlichen Rat einholen, um sicherzustellen, dass die Vollmacht wirksam ist und Ihren Wünschen entspricht.Zentrale Registrierung in Betracht ziehen:
Für Vorsorgevollmachten besteht die Möglichkeit einer Registrierung im Zentralen Vorsorgeregister der Bundesnotarkammer. Dies erleichtert dem Betreuungsgericht im Bedarfsfall, die bevollmächtigte Person zu finden.
Fazit
Eine sorgfältig erstellte Vollmacht ist ein wertvolles Instrument, um Ihre Interessen auch dann zu wahren, wenn Sie selbst nicht handeln können oder wollen. Mit den hier vorgestellten Grundlagen, Mustervorlagen und Tipps können Sie eine auf Ihre Bedürfnisse zugeschnittene Vollmacht erstellen.
Denken Sie jedoch immer daran: Bei komplexen Rechtsfragen oder besonders wichtigen Angelegenheiten sollten Sie fachkundigen Rat einholen, um sicherzustellen, dass Ihre Vollmacht rechtlich einwandfrei ist und genau das bewirkt, was Sie beabsichtigen.