Vollmacht-Muster: Praktische Vorlagen und Hilfe beim Erstellen

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Zusammenfassung

Eine Vollmacht ermöglicht es, einer vertrauenswürdigen Person bestimmte rechtliche Befugnisse zu übertragen, sei es für alltägliche Aufgaben, finanzielle Angelegenheiten oder Vorsorge im Krankheitsfall. Sie sollte klar formuliert und an die individuellen Bedürfnisse angepasst sein. Für komplexe Fälle oder besondere Anforderungen ist rechtlicher Rat empfehlenswert.

Eine Vollmacht ist ein wichtiges Dokument, mit dem Sie einer anderen Person die Erlaubnis erteilen, in Ihrem Namen zu handeln. Im Alltag, bei Gesundheits­fragen oder finanziellen Belangen kann eine gut formulierte Vollmacht ent­scheidend sein. Dieser Artikel bietet Ihnen praktische Hilfe, Muster­vorlagen und alles Wissenswerte rund um das Thema Vollmacht.

Zwei Personen in Business-Kleidung geben sich die Hand in einem Büro, Dokumente und Laptop auf dem Tisch.

Was ist eine Vollmacht und wofür brauchen Sie sie?

Eine Vollmacht ist eine rechtliche Erklärung, mit der Sie als Vollmacht­geber:in einer anderen Person (Bevoll­mächtigte:r) das Recht übertragen, in Ihrem Namen zu handeln[5]. Im Gegensatz zur gesetzlichen Vertretung, wie sie etwa bei minderjährigen Kindern besteht, beruht die Vollmacht auf einer freiwilligen Entscheidung[5].

Vollmachten können in verschiedenen Lebenslagen hilfreich oder sogar notwendig sein:

  • Bei vorüber­gehender Abwesenheit (z.B. Auslands­aufenthalt)
  • Bei gesundheitlichen Einschränkungen
  • Als Vorsorge für den Fall einer später eintretenden Handlungs­unfähigkeit
  • Für bestimmte Rechts­geschäfte wie Immobilien­verkauf oder Bank­angelegenheiten[3][12]

Arten von Vollmachten

Je nach Umfang und Zweck unterscheiden wir verschiedene Arten von Vollmachten:

Generalvollmacht

Mit einer General­vollmacht bevoll­mächtigen Sie eine Person, sämtliche rechtlichen Angelegen­heiten für Sie zu erledigen[11]. Diese weitreichende Form der Vollmacht berechtigt die bevoll­mächtigte Person, nahezu alle Rechts­geschäfte in Ihrem Namen durchzuführen.

Wichtig: Trotz ihres weitreichenden Charakters gibt es Ein­schränkungen. So können bestimmte höchst­persönliche Rechts­geschäfte wie die Eheschließung oder die Erstellung eines Testaments nicht von Bevoll­mächtigten vorgenommen werden[5].

Spezialvollmacht (Einzelvollmacht)

Eine Spezial­vollmacht bezieht sich auf konkrete, genau definierte Handlungen oder Rechts­geschäfte[11]. Sie können beispiels­weise eine Vollmacht nur für den Verkauf eines bestimmten Grund­stücks oder für die Vertretung in einem bestimmten Gerichts­verfahren erteilen.

Vorsorgevollmacht

Die Vorsorge­vollmacht ist eine besondere Form der Vollmacht, die erst dann wirksam wird, wenn Sie selbst nicht mehr handlungs­fähig sind - etwa durch Krankheit oder Unfall. Sie dient der Vorsorge und verhindert, dass bei Eintritt der Handlungs­unfähigkeit eine gesetzliche Betreuung angeordnet werden muss[2].

Eine Vorsorge­vollmacht steht häufig in engem Zusammenhang mit einer Patienten­verfügung, in der Sie medizinische Behandlungs­wünsche für den Fall festlegen können, dass Sie diese nicht mehr selbst äußern können[2].

Bankvollmacht

Mit einer Bank­vollmacht ermächtigen Sie eine Person, Ihre Bank­geschäfte zu erledigen. Dies kann das Abheben von Geld, die Vornahme von Über­weisungen oder andere bank­bezogene Handlungen beinhalten[12].

Handlungsvollmacht (im Unternehmenskontext)

Im geschäftlichen Bereich gibt es die Handlungs­vollmacht, die Angestellten oder Mit­arbeitenden die Möglichkeit gibt, im Namen des Unternehmens bestimmte Geschäfte abzuschließen[11]. Ihr Umfang ist in der Regel auf die typischen Geschäfte des jeweiligen Tätigkeits­bereichs begrenzt.

Rechtliche Grundlagen für Vollmachten

Die rechtlichen Grundlagen für Vollmachten finden sich im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB), insbesondere in den §§ 164 ff. BGB[5].

Eine Vollmacht ist nach § 167 BGB ein einseitiges Rechts­geschäft, das formlos erteilt werden kann[5]. Allerdings gibt es wichtige Ausnahmen von dieser Form­freiheit:

  • Für Grund­stücks­geschäfte ist eine notarielle Beurkundung erforderlich
  • Unwider­rufliche Vollmachten, die zu form­bedürftigen Rechts­geschäften berechtigen, stehen selbst unter Form­zwang[5]

Bei der Bevoll­mächtigung ist zwischen dem Innen­verhältnis (das “Dürfen” des Vertreters) und dem Außen­verhältnis (das “Können” des Vertreters) zu unterscheiden[5]. Diese können aus­einander­fallen, da die Geschäfts­partner:innen im Außen­verhältnis in der Regel keine Kenntnis von internen Vereinbarungen haben.

Inhaltliche Anforderungen an eine gültige Vollmacht

Damit eine Vollmacht rechtlich wirksam ist, sollte sie folgende Bestandteile enthalten:

  1. Personen­daten des Vollmacht­gebers:

    • Vollständiger Name
    • Geburts­datum und Geburts­ort
    • Anschrift
    • Ggf. Ausweis­nummer[4][11]
  2. Personen­daten der bevoll­mächtigten Person:

    • Vollständiger Name
    • Geburts­datum und Geburts­ort
    • Anschrift
    • Ggf. Ausweis­nummer[4][11]
  3. Umfang der Vollmacht:

    • Genaue Beschreibung, wozu die bevoll­mächtigte Person berechtigt ist
    • Bestimmte Einschränkungen oder Bedingungen
    • Zeitliche Befristung (falls gewünscht)[3][4]
  4. Datum und Ort der Ausstellung[3]

  5. Unterschrift des Vollmacht­gebers[3]

    • Bei manchen Vollmachten ist auch die Unterschrift der bevoll­mächtigten Person erforderlich

Tipp: Die Formulierung des Umfangs der Vollmacht sollte weder zu knapp noch zu allgemein sein. Eine zu knapp umrissene Vollmacht könnte dazu führen, dass die Befugnisse nicht ausreichen. Eine zu allgemein formulierte Vollmacht birgt das Risiko, dass der/die Bevoll­mächtigte mehr Kompetenzen hat, als Sie beabsichtigen[4].

Praktische Anleitung zum Erstellen einer Vollmacht

Das Erstellen einer Vollmacht kann ohne juristische Hilfe erfolgen, solange keine besonderen Form­vorschriften zu beachten sind. Hier ist eine Schritt-für-Schritt-Anleitung:

  1. Zweck und Umfang festlegen:
    Überlegen Sie genau, wofür Sie die Vollmacht erteilen möchten und wie weitreichend sie sein soll[3][4].

  2. Passende Vollmacht-Art wählen:
    Entscheiden Sie, ob Sie eine General­vollmacht, Spezial­vollmacht oder eine andere Form der Vollmacht benötigen[11][12].

  3. Personen­daten zusammen­stellen:
    Stellen Sie alle notwendigen persönlichen Daten für sich und die bevoll­mächtigte Person zusammen[3][4].

  4. Vollmacht formulieren:
    Formulieren Sie den Text der Vollmacht klar und präzise. Verwenden Sie am besten einen neutralen, sachlichen Stil[4].

  5. Zeitliche Begrenzung bedenken:
    Legen Sie fest, ob die Vollmacht unbegrenzt gelten soll oder ob sie zu einem bestimmten Zeitpunkt erlischt[3].

  6. Unterschreiben und datieren:
    Unterschreiben Sie die Vollmacht und versehen Sie sie mit Datum und Ort[3].

  7. Beglaubigung oder Beurkundung (wenn nötig):
    Bei bestimmten Vollmachten ist eine Beglaubigung durch eine öffentliche Stelle oder eine notarielle Beurkundung erforderlich[5].

Wichtig: Bei komplexen Rechts­geschäften oder Vorsorge­vollmachten empfiehlt sich eine rechtliche Beratung, um sicher­zustellen, dass die Vollmacht Ihren Bedürfnissen entspricht und rechtlich einwand­frei ist.

Mustervorlagen für verschiedene Vollmachten

Um Ihnen die Erstellung einer Vollmacht zu erleichtern, finden Sie hier einige Muster­formulierungen für verschiedene Arten von Vollmachten:

Muster für eine einfache Vollmacht (Spezialvollmacht)

Vollmacht

Ich, [Ihr vollständiger Name], geboren am [Geburtsdatum] in [Geburtsort], 
wohnhaft in [Ihre vollständige Anschrift],

bevollmächtige hiermit

[Name der bevollmächtigten Person], geboren am [Geburtsdatum] in [Geburtsort], 
wohnhaft in [vollständige Anschrift der bevollmächtigten Person],

mich in folgender Angelegenheit zu vertreten:
[Genaue Beschreibung des Umfangs der Vollmacht, z.B. "Abholung meines Pakets bei der Postfiliale XY mit der Sendungsnummer Z"]

Die Vollmacht gilt vom [Datum] bis zum [Datum] / bis auf Widerruf.

[Ort, Datum]
[Ihre Unterschrift]

Muster für eine Generalvollmacht

Generalvollmacht

Ich, [Ihr vollständiger Name], geboren am [Geburtsdatum] in [Geburtsort], 
wohnhaft in [Ihre vollständige Anschrift],

erteile hiermit

[Name der bevollmächtigten Person], geboren am [Geburtsdatum] in [Geburtsort], 
wohnhaft in [vollständige Anschrift der bevollmächtigten Person],

Generalvollmacht.

Die bevollmächtigte Person ist berechtigt, mich in allen persönlichen und vermögensrechtlichen Angelegenheiten gerichtlich und außergerichtlich zu vertreten, soweit dies gesetzlich zulässig ist.

Die Vollmacht beinhaltet insbesondere:
- die Vertretung gegenüber Behörden, Gerichten und sonstigen öffentlichen Stellen
- die Vertretung in allen vermögensrechtlichen Angelegenheiten
- den Abschluss, die Änderung und Kündigung von Verträgen
- die Entgegennahme und das Öffnen meiner Post
- das Einrichten, Führen und Auflösen von Bankkonten sowie die Vornahme aller Bankgeschäfte
- den Erwerb, die Veräußerung und die Belastung von Grundstücken und grundstücksgleichen Rechten

Diese Vollmacht gilt über meinen Tod hinaus. / Diese Vollmacht erlischt mit meinem Tod.

Die Vollmacht kann von mir jederzeit widerrufen werden. / Diese Vollmacht ist unwiderruflich.

[Ort, Datum]
[Ihre Unterschrift]

Muster für eine Vorsorgevollmacht

Vorsorgevollmacht

Ich, [Ihr vollständiger Name], geboren am [Geburtsdatum] in [Geburtsort], 
wohnhaft in [Ihre vollständige Anschrift],

erteile hiermit

[Name der bevollmächtigten Person], geboren am [Geburtsdatum] in [Geburtsort], 
wohnhaft in [vollständige Anschrift der bevollmächtigten Person],

für den Fall, dass ich aufgrund von Krankheit, Behinderung oder nachlassender geistiger Leistungsfähigkeit nicht mehr in der Lage sein sollte, meine Angelegenheiten selbst zu regeln, Vorsorgevollmacht.

Die Vollmacht beinhaltet die Vertretung in folgenden Bereichen:

1. Gesundheitssorge und Pflegebedürftigkeit
Die bevollmächtigte Person darf in allen Angelegenheiten der Gesundheitssorge entscheiden und alle Einzelheiten meiner ambulanten oder stationären Pflege regeln. Sie darf insbesondere in ärztliche Maßnahmen einwilligen, die Einwilligung hierzu verweigern oder zurücknehmen, wenn mein Wohl gefährdet ist.

2. Aufenthaltsbestimmung
Die bevollmächtigte Person darf über meinen Aufenthalt entscheiden, Rechte und Pflichten aus einem Mietvertrag wahrnehmen sowie einen neuen Wohnungsmietvertrag abschließen oder kündigen.

3. Vermögenssorge
Die bevollmächtigte Person darf mein Vermögen verwalten und hierbei alle Rechtshandlungen und Rechtsgeschäfte im In- und Ausland vornehmen, Zahlungen und Wertgegenstände annehmen, Verbindlichkeiten eingehen und Willenserklärungen bezüglich meiner Konten, Depots und Safes abgeben.

Diese Vollmacht ist nur wirksam, solange die bevollmächtigte Person die Vollmachtsurkunde im Original besitzt und bei Vornahme eines Rechtsgeschäfts die Urkunde im Original vorlegen kann.

Die Vollmacht soll durch meinen Tod nicht erlöschen, sondern für meine Erben verpflichtend sein.

[Ort, Datum]
[Ihre Unterschrift]

Muster für eine Bankvollmacht

Bankvollmacht

Kontoinhaber:in:
[Ihr vollständiger Name], geboren am [Geburtsdatum] in [Geburtsort], 
wohnhaft in [Ihre vollständige Anschrift],

Hiermit bevollmächtige ich

[Name der bevollmächtigten Person], geboren am [Geburtsdatum] in [Geburtsort], 
wohnhaft in [vollständige Anschrift der bevollmächtigten Person],

mich im Geschäftsverkehr mit der [Name der Bank] bezüglich meines Kontos/meiner Konten [Kontonummer(n)] zu vertreten.

Die Vollmacht beinhaltet insbesondere:
- das Abheben von Bargeld
- das Tätigen von Überweisungen
- die Einrichtung von Daueraufträgen und Lastschriften
- die Einsicht in Kontoauszüge und Kontostände
- [weitere bestimmte Bankgeschäfte nach Bedarf]

Diese Vollmacht gilt bis auf Widerruf. / Diese Vollmacht gilt bis zum [Datum].

[Ort, Datum]
[Ihre Unterschrift]

Besonderheiten bei Vorsorgevollmachten und Patientenverfügungen

Eine Vorsorge­vollmacht steht oft in engem Zusammenhang mit einer Patienten­verfügung. Während die Patienten­verfügung konkrete Wünsche zur medizinischen Behandlung für den Fall der Einwilligungs­unfähigkeit festlegt, ermächtigt die Vorsorge­vollmacht eine Person, diese Wünsche durchzusetzen und in weiteren Angelegen­heiten zu entscheiden[2].

Die gesetzliche Grundlage der Patienten­verfügung in Deutschland ist in § 1827 BGB verankert. Dort heißt es, dass schriftliche Fest­legungen eines einwilligungs­fähigen Volljährigen für den Fall seiner Einwilligungs­unfähigkeit von Ärzt:innen, Pflege­fachpersonen und rechtlichen Betreuer:innen oder Bevoll­mächtigten zu beachten sind[2].

Wichtig zu wissen:

  • Eine Vorsorge­vollmacht sollte möglichst frühzeitig erstellt werden, solange Sie voll­ständig einwilligungs­fähig sind.
  • Die bevoll­mächtigte Person sollte Ihr volles Vertrauen genießen und bereit sein, diese verantwortungs­volle Aufgabe zu übernehmen.
  • Es empfiehlt sich, die Vorsorge­vollmacht regelmäßig zu über­prüfen und bei Bedarf anzu­passen.

Tipps und Empfehlungen für Vollmachten

Zum Abschluss noch einige praktische Hinweise für den Umgang mit Voll­machten:

  1. Vertrauen ist grundlegend:
    Bevoll­mächtigen Sie nur Personen, denen Sie uneingeschränkt vertrauen.

  2. Klare Formulierungen wählen:
    Vermeiden Sie miss­verständliche oder zu allgemeine Formu­lierungen. Je präziser die Voll­macht formuliert ist, desto geringer ist das Risiko von Missverständnissen[4].

  3. Mehrere Exemplare anfertigen:
    Stellen Sie sicher, dass sowohl Sie als auch die bevoll­mächtigte Person ein Original der Vollmacht besitzen.

  4. Vollmacht sicher aufbewahren:
    Bewahren Sie die Vollmacht an einem sicheren Ort auf und informieren Sie Vertrauens­personen über deren Existenz und Aufbewahrungsort.

  5. Regelmäßige Überprüfung:
    Überprüfen Sie regelmäßig, ob die Vollmacht noch Ihren aktuellen Wünschen und Lebens­umständen entspricht.

  6. Widerruf dokumentieren:
    Wenn Sie eine Vollmacht widerrufen, sollten Sie dies schriftlich dokumentieren und sicher­stellen, dass alle Originale zurück­gegeben oder vernichtet werden.

  7. Bei Unsicherheiten Rat einholen:
    Bei komplexen Sachverhalten oder Unsicherheiten sollten Sie rechtlichen Rat einholen, um sicher­zustellen, dass die Vollmacht wirksam ist und Ihren Wünschen entspricht.

  8. Zentrale Registrierung in Betracht ziehen:
    Für Vorsorge­vollmachten besteht die Möglichkeit einer Registrierung im Zentralen Vorsorge­register der Bundes­notarkammer. Dies erleichtert dem Betreuungs­gericht im Bedarfsfall, die bevoll­mächtigte Person zu finden.

Fazit

Eine sorgfältig erstellte Vollmacht ist ein wertvolles Instrument, um Ihre Interessen auch dann zu wahren, wenn Sie selbst nicht handeln können oder wollen. Mit den hier vorgestellten Grundlagen, Muster­vorlagen und Tipps können Sie eine auf Ihre Bedürfnisse zugeschnittene Vollmacht erstellen.

Denken Sie jedoch immer daran: Bei komplexen Rechts­fragen oder besonders wichtigen Angelegen­heiten sollten Sie fachkundigen Rat einholen, um sicher­zustellen, dass Ihre Vollmacht rechtlich einwand­frei ist und genau das bewirkt, was Sie beabsichtigen.