Tiere im Pflegeheim: Möglichkeiten, Vorteile und Herausforderungen
Zusammenfassung
Tiere können im Pflegeheim eine wertvolle Bereicherung sein, da sie das Wohlbefinden und die Lebensqualität der Bewohner:innen fördern. Viele Einrichtungen bieten heute verschiedene Modelle der Tierhaltung an, von eigenen Haustieren über zentrale Tierhaltung bis hin zu tiergestützter Therapie. Wichtig sind klare Absprachen, hygienische Maßnahmen und Rücksicht auf Mitbewohner:innen, um ein harmonisches Zusammenleben zu gewährleisten.
- Die Bedeutung von Haustieren für pflegebedürftige Menschen
- Formen der Tierhaltung in Pflegeeinrichtungen
- Rechtliche Rahmenbedingungen
- Hygienische Anforderungen und Maßnahmen
- Praktische Überlegungen für das Zusammenleben
- Empfehlungen für Betroffene und Angehörige
- Ausblick: Tiergestützte Therapie in Pflegeeinrichtungen
- Fazit
In deutschen Haushalten leben knapp 35 Millionen Haustiere, darunter mehr als 15 Millionen Katzen und über 10 Millionen Hunde. Besonders für ältere Menschen sind diese tierischen Begleiter oft mehr als nur Mitbewohner - sie sind Familienmitglieder, die Tagesstruktur schaffen, für körperliche Bewegung sorgen und emotionalen Halt geben. Der Umzug in ein Pflegeheim wirft daher häufig die Frage auf, ob eine Trennung vom geliebten Tier unvermeidlich ist. Erfreulicherweise haben viele Einrichtungen die positive Wirkung von Tieren erkannt und bieten mittlerweile verschiedene Möglichkeiten für ein Zusammenleben an. Dieser Artikel informiert über Tierhalteformen in Pflegeeinrichtungen, rechtliche und hygienische Aspekte sowie praktische Tipps für Betroffene und Angehörige.[10]

Die Bedeutung von Haustieren für pflegebedürftige Menschen
Für viele ältere Menschen stellen Haustiere einen festen Bestandteil ihres sozialen Umfelds dar. Eine besonders enge Bindung besteht oft dann, wenn Angehörige nicht in der Nähe leben. Die Verantwortung für ein Tier gibt älteren Menschen das Gefühl, gebraucht zu werden und hält sie sowohl körperlich als auch geistig aktiv.[6]
Die wissenschaftliche Forschung bestätigt, dass der Kontakt zu Tieren für pflegebedürftige Menschen grundsätzlich als nützlich und therapeutisch wertvoll einzuschätzen ist. Tiere fördern das Selbstwertgefühl, bieten Anreize zur körperlichen Bewegung, verbessern den Kontakt zu anderen Heimbewohner:innen und mildern Einsamkeitsgefühle deutlich.[2] Besonders Hunde und Katzen können diese positiven Effekte verstärken und werden teilweise sogar gezielt für therapeutische Zwecke eingesetzt.[6]
Wenn ein Umzug in ein Pflegeheim ansteht, entsteht häufig die Sorge, sich vom geliebten Haustier trennen zu müssen. Diese Trennung kann emotional sehr belastend sein, da das Tier oft über viele Jahre ein treuer Begleiter war. Für viele ältere Menschen ist die Frage nach der Möglichkeit, ihr Tier mitzunehmen, daher ein entscheidendes Kriterium bei der Auswahl einer Pflegeeinrichtung.[10]
Formen der Tierhaltung in Pflegeeinrichtungen
Im Laufe der Zeit hat sich die Einstellung zur Tierhaltung in Pflegeheimen deutlich gewandelt. Während früher Tiere eher selten erlaubt waren, ermöglichen heute immer mehr Einrichtungen verschiedene Formen des Zusammenlebens mit Tieren.[6] Hierbei lassen sich drei Hauptmodelle unterscheiden:
Die erste Möglichkeit besteht darin, dass Bewohner:innen ihre eigenen Haustiere mitbringen dürfen. Dies kann für viele Menschen eine wesentliche Entscheidungshilfe sein, überhaupt in eine neue Umgebung zu wechseln.[2] Allerdings gibt es kein pauschales Recht auf ein eigenes Tier im Pflegeheim - die Entscheidung liegt bei der jeweiligen Einrichtung. Klein- oder Käfigtiere wie Fische oder Vögel werden häufiger akzeptiert als größere Tiere, die mehr Betreuung benötigen.[10]
Eine zweite Variante ist die zentrale Tierhaltung in der Einrichtung. Dabei werden Aquarien, Terrarien, Vogelvolieren oder sogar kleine Freigehege eingerichtet, die für alle Bewohner:innen zugänglich sind.[2] Diese Lösung bietet den Vorteil, dass die Versorgung der Tiere zentral organisiert ist und trotzdem alle vom Tierkontakt profitieren können.
Die dritte Form sind Besuchstiere: In einigen Einrichtungen bringt das Pflegepersonal eigene Tiere mit, um den Bewohner:innen Tierkontakt zu ermöglichen.[10] Noch gezielter wirken therapeutische Angebote, bei denen speziell ausgebildete Therapeut:innen mit trainierten Tieren in die Einrichtung kommen. Diese tiergestützte Therapie kann individuell auf die Bedürfnisse der Bewohner:innen abgestimmt werden.
Rechtliche Rahmenbedingungen
Die rechtlichen Grundlagen für die Tierhaltung im Pflegeheim sind komplex und unterscheiden sich von normalen Mietverhältnissen. Jede Pflegeeinrichtung verfügt über ein Hausrecht und in der Regel auch eine Hausordnung, in der die Tierhaltung geregelt ist.[6]
Anders als in gewöhnlichen Mietverhältnissen besteht im Pflegeheim nicht automatisch ein Anspruch auf das Halten von Kleintieren. Die Rechtsverhältnisse über den Aufenthalt im Altersheim sind kompliziert, weil neben der Miete der Wohnräume auch die Verköstigung, Pflege und medizinische Betreuung geregelt werden. Nur wenn der Mietaspekt eindeutig im Vordergrund steht und keine Kosten für Verpflegung und ärztliche Versorgung anfallen, finden die Vorschriften des Mietrechts uneingeschränkt Anwendung.[11]
Vor dem Einzug klären: Es ist daher unbedingt empfehlenswert, vor dem Bezug der Pflegeeinrichtung abzuklären, ob das Haustier mitgenommen werden darf. Bei positiver Entscheidung sollte eine schriftliche Vereinbarung mit der Heimleitung getroffen werden, die insbesondere regelt, was geschieht, wenn der Bewohner sich einmal nicht mehr selbst um sein Tier kümmern kann.[11][12]
Hygienische Anforderungen und Maßnahmen
Ein wichtiger Aspekt bei der Tierhaltung in Pflegeheimen sind hygienische Überlegungen. Um ein gesundheitlich unbedenkliches Zusammenleben zu gewährleisten, müssen bestimmte Maßnahmen ergriffen werden:
Nach intensiverem Tierkontakt sollten die Hände gereinigt werden. Die Sauberkeit der Aufenthaltsbereiche und Futterbehälter muss regelmäßig kontrolliert werden. Käfige sollten täglich gereinigt werden, andere Schlafplätze und Polstermöbel regelmäßig abgesaugt werden. Kissen und Decken für Hunde sollten wöchentlich gewaschen werden.[2]
Futter und Wasser müssen täglich frisch angeboten und Näpfe gründlich gereinigt werden. Bei der Entfernung von Streu und Exkrementen ist übermäßige Staubentwicklung zu vermeiden. Das Personal sollte sich nach entsprechenden Reinigungsarbeiten die Hände auch desinfizieren.[2]
Aus hygienischen Gründen nicht geeignet sind Küchen, Wäschereien sowie Zimmer von Bewohner:innen mit Tierallergien, multiresistenter Keimträgerschaft, Immunschwäche oder übertragbaren und akuten Erkrankungen (sofern nicht im Einzelfall anders lautende ärztliche Stellungnahmen vorliegen).[2]
Die durchgeführten hygienischen Maßnahmen und Impfungen sollten dokumentiert werden. Das Hauswirtschafts- und Pflegepersonal muss im Umgang mit den Tieren und den hygienischen Vorschriften geschult werden.[2]
Praktische Überlegungen für das Zusammenleben
Bei der Entscheidung, ein Tier im Pflegeheim zu halten, müssen verschiedene praktische Aspekte bedacht werden:
Verantwortlichkeiten klären: Vor dem Mitbringen eines Haustiers sollten folgende Fragen geklärt werden: Wer versorgt das Tier, wenn der Bewohner oder die Bewohnerin einmal krank ist? Wer kümmert sich um die Reinigung der Katzentoilette oder wer geht mit dem Hund spazieren? Wer organisiert den Tierarztbesuch und trägt die Kosten dafür? Was passiert im Falle des Versterbens des Tierbesitzers?[12][2]
Diese Verantwortlichkeiten sollten vor der Aufnahme ins Heim schriftlich festgehalten werden. Auch wenn sich viele Bewohner:innen weitgehend selbst um ihre Tiere kümmern können, sollte eine verantwortliche Person des Personals sicherstellen, dass die Versorgung angemessen und nach den Vorgaben des Hauses erfolgt.[2]
Tiergerechte Haltung: Damit das Zusammenleben mit Tieren im Pflegeheim für alle Beteiligten einen Gewinn darstellt, müssen auch die Bedürfnisse der Tiere berücksichtigt werden. Eine artgerechte Haltung ist Pflicht und die Tierschutzbestimmungen müssen eingehalten werden.[11] Die natürlichen Verhaltensweisen von Tieren sollten respektiert werden. Zu wenig Platz, fehlendes Rückzugsgebiet, ständiges Stören beim Fressen und Missdeutung von Warnsignalen können Aggressionen beim Tier auslösen.[2]
Rücksicht auf Mitbewohner:innen: Die Tierhaltung darf andere Bewohner:innen nicht übermäßig stören.[12] In der Risikodiskussion werden besonders die Gefahr von Unfällen und Verletzungen, störender Lärm, mögliche Allergien und die Übertragung von Infektionen thematisiert.[2] Diese Risiken lassen sich durch artgerechte Haltung und richtige Einschätzung des tierischen Verhaltens minimieren.
Empfehlungen für Betroffene und Angehörige
Für Menschen, die mit ihrem Haustier in ein Pflegeheim ziehen möchten, oder deren Angehörige, gibt es wichtige Hinweise:
Frühzeitig informieren: Erkundigen Sie sich schon bei der Suche nach einer Pflegeeinrichtung nach den Regelungen zur Tierhaltung. Manche Einrichtungen haben sich auf die Bedürfnisse von Tierhalter:innen spezialisiert.[10][12]
Persönliches Gespräch: Nehmen Sie vor dem geplanten Einzug Kontakt mit der Hausleitung auf, um die Möglichkeiten zu besprechen. Schildern Sie, um welches Tier es sich handelt und welcher Pflegeaufwand damit verbunden ist.[12]
Schriftliche Vereinbarung: Sorgen Sie für eine verbindliche schriftliche Vereinbarung über die Tierhaltung. Darin sollte auch festgelegt werden, was mit dem Tier geschieht, falls Sie die Versorgung nicht mehr selbst übernehmen können.[2][12]
Nach dem Einzug: Halten Sie sich an die vereinbarten Regeln und Hygienemaßnahmen. Sorgen Sie für regelmäßige tierärztliche Kontrollen und notwendige Impfungen. Achten Sie auf eine artgerechte Haltung und nehmen Sie Rücksicht auf andere Bewohner:innen.
Ausblick: Tiergestützte Therapie in Pflegeeinrichtungen
Neben der privaten Tierhaltung gewinnt auch die gezielte therapeutische Arbeit mit Tieren in Pflegeeinrichtungen zunehmend an Bedeutung. Hierbei kommen speziell ausgebildete Therapietiere zum Einsatz, die Menschen mit unterschiedlichen Einschränkungen unterstützen können.[10]
Wissenschaftliche Studien belegen, dass der Kontakt mit Tieren positive Auswirkungen auf den Blutdruck, Stressreduktion und die allgemeine Stimmung haben kann. Gerade für Menschen mit Demenzerkrankungen kann der Kontakt zu Tieren beruhigend wirken und Erinnerungen wecken. Das Streicheln eines Tieres aktiviert Gehirnareale, die mit positiven Emotionen verbunden sind und fördert die Ausschüttung von Glückshormonen.[2][10]
Einige fortschrittliche Pflegeeinrichtungen haben mittlerweile eigene Tierbeauftragte eingestellt. Diese kümmern sich um die Beschaffung der Nahrung, Reinigungsmittel für die Aufenthaltsboxen und organisieren die medizinische Betreuung der Tiere. Auch für Fragen wie die Überführung in ein Tierheim oder eine Tierbestattung stehen sie beratend zur Seite.[6]
Fazit
Die Möglichkeit, mit einem Haustier im Pflegeheim leben zu können, stellt für viele ältere Menschen einen wichtigen Faktor für ihre Lebensqualität dar. Immer mehr Einrichtungen erkennen den therapeutischen Wert von Tieren und ermöglichen verschiedene Formen des Zusammenlebens.
Durch sorgfältige Planung, klare Vereinbarungen und die Einhaltung hygienischer Standards kann die Tierhaltung in Pflegeheimen zu einer Bereicherung für alle Beteiligten werden. Die positiven Effekte auf das Wohlbefinden und die Gesundheit der Bewohner:innen sprechen für eine Öffnung der Einrichtungen für tierische Begleiter.
Bei der Suche nach einer geeigneten Pflegeeinrichtung lohnt es sich, verschiedene Heime zu vergleichen und das Gespräch mit der Heimleitung zu suchen, um individuelle Lösungen für das Zusammenleben mit dem geliebten Haustier zu finden.[10][11][12]