Testament für Immobilien­besitzer: Rechtssichere Nachlass­regelung Ihrer Werte

Zusammenfassung

Ein Testament ist für Immobilien­besitzer:innen besonders wichtig, da Immobilien schwer teilbar sind und ohne klare Regelung oft Erbstreitigkeiten entstehen. Sie können zwischen einem eigenhändigen oder notariellen Testament wählen und dabei festlegen, wer die Immobilie erbt, ob Wohnrechte eingeräumt werden oder wie Pflichtteilsansprüche berücksichtigt werden sollen. Fachliche Beratung hilft, rechtliche und steuerliche Aspekte optimal zu gestalten und Ihre Wünsche sicher umzusetzen.

Wer eine Immobilie besitzt, sollte sich frühzeitig mit der Frage beschäftigen, wie der Nachlass geregelt werden soll. Ein durchdachtes Testament kann späteren Familien­konflikten vorbeugen und sicherstellen, dass Ihre Wünsche nach Ihrem Ableben umgesetzt werden. Der folgende Artikel zeigt auf, warum ein Testament für Immobilien­eigentümer besonders sinnvoll ist und welche Möglich­keiten Sie haben, Ihren letzten Willen festzuhalten.

Dokument eines Testaments auf einem Holztisch mit Schlüssel, Pflanze und Büchern im Hintergrund.

Warum ist ein Testament für Immobilien­besitzer besonders wichtig?

Mit dem Tod eines Menschen geht sein Vermögen automa­tisch auf die Erben über. Dies ist in § 1922 Abs. 1 BGB gesetzlich festgelegt[7]. Wenn Sie kein Testament hinterlassen, tritt die gesetzliche Erbfolge in Kraft.

Ein Testament ist für Immobilien­besitzer besonders bedeutsam, weil:

Immobilien im Gegensatz zu Geld oder anderen Vermögens­werten nicht einfach teilbar sind. Dies führt bei mehreren Erbberech­tigten häufig zu Konflikten. Tatsächlich gehören Immobilien zu den Nachlass­bestand­teilen, die am häufigsten Streit auslösen.

Bei mehreren Erben bildet sich ohne Testament eine Erben­gemeinschaft, bei der alle gemeinsam Eigentümer der Immobilie werden[12]. Alle Entschei­dungen müssen dann gemein­schaftlich getroffen werden - ob zur Sanierung, Vermietung oder zum Verkauf der Immobilie[12].

Jeder Miterbe kann eine Teilungs­verstei­gerung verlangen, wodurch die Immobilie oft zu einem deutlich niedrigeren Preis verkauft wird, als auf dem freien Markt möglich wäre[12].

Fragen Sie sich daher: “Stimme ich mit der gesetzlichen Erbfolge überein oder nicht?” Falls Sie Ihren Nachlass anders aufteilen möchten, benötigen Sie ein Testament oder einen Erbvertrag.

Welche Arten von Testamenten gibt es für Immobilien­besitzer?

Als Immobilien­eigentümer haben Sie verschiedene Möglich­keiten, Ihren letzten Willen festzuhalten:

Das eigenhändige Testament

Ein eigenhändiges Testament muss vollständig von Hand geschrieben und unterschrieben sein[10][11]. Wichtig ist, dass Sie Ort und Datum angeben sowie mit vollem Namen unterschreiben[11].

Vorteile des eigenhändigen Testaments:

  • Keine unmittel­baren Kosten
  • Jederzeit änderbar
  • Ohne fremde Hilfe erstellbar

Nachteile:

  • Bei der Immobilien­übertragung wird zusätzlich ein kosten­pflichtiger Erbschein benötigt
  • Höheres Risiko formaler Fehler
  • Möglicherweise unklare Formulie­rungen

Das notarielle Testament

Ein notarielles Testament wird mit Unter­stützung einer Notarin oder eines Notars erstellt und beurkundet[10]. Diese Form bietet mehr Rechts­sicherheit.

Vorteile des notariellen Testaments:

  • Es ersetzt den Erbschein, was die Kosten für die Erben senkt
  • Fachkundige Beratung vermeidet Formfehler und unklare Formu­lierungen
  • Amtliche Verwahrung beim Nachlass­gericht ist gesichert

Nachteile:

Das Berliner Testament für Ehepaare

Beim Berliner Testament setzen sich Eheleute oder einge­tragene Lebens­partner:innen gegen­seitig als Allein­erben ein und bestimmen gemeinsame Kinder zu Schluss­erben[8].

Vorteile des Berliner Testaments:

  • Der über­lebende Partner wird abgesichert und kann weiterhin in der Immobilie wohnen[8]
  • Kinder erben erst nach dem Tod des zweiten Elternteils
  • Verhindert die Zersplitterung des Vermögens

Nachteile:

  • Nach dem Tod eines Partners kann das Testament nicht mehr einseitig geändert werden[11]
  • Steuerliche Nachteile, da Kinder ihren Steuer­freibetrag nur einmal nutzen können[8]
  • Kinder haben bereits nach dem Tod des ersten Elternteils einen Pflicht­teils­anspruch[8]

Was sollte in einem Testament für Immobilien stehen?

Ein Testament für Immobilien­besitzer sollte folgende Punkte enthalten:

Klare Bestimmung der Erben

Legen Sie eindeutig fest, wer Ihre Immobilie erben soll. Nennen Sie vollständige Namen, Geburts­daten und -orte[11].

Mögliche Regelungen zur Immobilie

Ein Testament kann verschiedene Anordnungen zur Immobilie enthalten[11]:

  • Teilungs­anordnungen: Sie können festlegen, welcher Erbe welche Immobilie bekommen soll, falls Sie mehrere besitzen[11][12]
  • Vermächtnis oder Erbeinsetzung: Unterscheiden Sie klar, ob jemand nur die Immobilie (Vermächtnis) oder Ihr gesamtes Vermögen (Erbe) erhalten soll[13]
  • Wohnrecht oder Nießbrauch: Sie können einem Familien­mitglied ein lebens­langes Wohnrecht einräumen, während die Immobilie selbst an jemand anderen vererbt wird
  • Auflagen: Beispielsweise zur Grab­pflege oder andere Verpflich­tungen für die Erben[11]

Pflichtteilsregelungen beachten

Bedenken Sie, dass Kinder, Ehe­gatten und andere nahe Angehörige einen gesetzlichen Pflicht­teils­anspruch haben, der ihnen nicht vollständig entzogen werden kann[11]. Bei einem Berliner Testament kann eine Pflicht­teils­straf­klausel sinnvoll sein[8].

Formale Anfor­derungen an ein wirksames Testament

Damit Ihr Testament rechtlich bindend ist, müssen Sie folgende formale Anfor­derungen beachten:

Für das eigenhändige Testament

  • Vollständig handschriftlich verfassen (nicht mit Computer oder Schreib­maschine)
  • Eindeutige Über­schrift wie „Testament" oder „Letzter Wille"
  • Klare Angaben zu Ihrer Person und den Erben
  • Ort, Datum und Ihre vollständige Unterschrift[11]

Für das notarielle Testament

Hier übernimmt die Notarin oder der Notar die Gewähr für die Einhaltung aller Formvor­schriften. Sie müssen lediglich Ihre Wünsche klar kommuni­zieren und das Dokument unter­schreiben.

Aufbewahrung und Kosten eines Testaments

Aufbewahrung des Testaments

  • Ein eigenhändiges Testament können Sie zu Hause aufbewahren oder beim Nachlass­gericht in amtliche Verwahrung geben[11]
  • Ein notarielles Testament wird automati­sch beim Nachlass­gericht hinterlegt[10]

Wichtig: Die amtliche Verwahrung beim Nachlass­gericht bietet die größte Sicherheit, dass Ihr Testament im Erbfall auch gefunden wird.

Kosten im Überblick

  • Eigenhändiges Testament: Keine Erstellungs­kosten; bei amtlicher Verwahrung fallen Gebühren an
  • Notarielles Testament: Die Kosten richten sich nach dem Wert der Immobilie und Ihres Gesamt­vermögens[11]
  • Erbschein: Wird nur bei einem eigen­händigen Testament benötigt und verursacht zusätz­liche Kosten für die Erben

Steuerfragen beim Vererben von Immobilien

Beim Vererben von Immobilien sollten Sie auch steuerliche Aspekte berück­sichtigen:

  • Erbschaft­steuer fällt an, wenn bestimmte Frei­beträge über­schritten werden (z.B. 500.000 Euro für Ehe­partner, 400.000 Euro für Kinder)[8]
  • Ein Berliner Testament kann steuerlich nachteilig sein, da die Kinder erst beim zweiten Erbfall erben und ihre Frei­beträge nicht optimal nutzen können[8]
  • Eine lebzeitige Schenkung kann steuerlich günstiger sein als das Vererben, da die Frei­beträge alle zehn Jahre neu genutzt werden können[12]

Wann sollten Sie einen Rechts­beistand hinzuziehen?

Bei komplexen Familien­verhältnissen, größerem Vermögen oder besonderen Wünschen ist es ratsam, fachkundige Beratung in Anspruch zu nehmen:

  • Eine Notarin oder ein Notar bei der Erstellung eines notariellen Testaments
  • Eine Rechts­anwältin oder ein Rechts­anwalt mit Schwerpunkt Erbrecht
  • Eine Steuer­beratung bei vermögensrele­vanten Ent­scheidungen

Fazit

Ein Testament ist für Immobilien­besitzer ein sinnvolles Instrument, um Erbstreitig­keiten vorzubeugen und die eigenen Wünsche für den Nachlass durch­zusetzen. Die Wahl zwischen einem eigenhändigen und einem notariellen Testament hängt von Ihrer individuellen Situation ab. Für Ehepaare kann ein Berliner Testament eine gute Option sein, um den über­lebenden Partner abzusichern.

Nehmen Sie sich ausreichend Zeit für diese wichtige Entscheidung und scheuen Sie sich nicht, fachliche Beratung in Anspruch zu nehmen. Mit einem recht­sicheren Testament schaffen Sie Klarheit für Ihre Angehörigen und sorgen dafür, dass Ihre Immobilie in die richtigen Hände gelangt.