Die 12 häufigsten Fehler bei der Testamenterstellung
Zusammenfassung
Ein Testament sollte frühzeitig, handschriftlich und klar formuliert erstellt werden, um Streitigkeiten und rechtliche Probleme zu vermeiden. Häufige Fehler wie unklare Formulierungen, das Übersehen von Pflichtteilen oder die fehlende Benennung von Ersatzerben können schwerwiegende Folgen haben. Eine sichere Aufbewahrung und regelmäßige Aktualisierung des Testaments sind ebenso wichtig, um sicherzustellen, dass der letzte Wille tatsächlich umgesetzt wird.
Ein wohlüberlegtes Testament ist eine der wichtigsten Vorsorgemaßnahmen, die Sie für Ihre Angehörigen treffen können. Dennoch haben Studien zufolge nur etwa ein Viertel der volljährigen Deutschen einen letzten Willen schriftlich festgelegt[1]. Dieser Artikel zeigt Ihnen die häufigsten Fallstricke bei der Testamenterstellung und gibt praktische Hinweise, wie Sie diese umgehen können.

Grundlegende Fehler in der Nachlassplanung
Fehler 1: Kein Testament erstellen
Der folgenschwerste Fehler ist, überhaupt kein Testament zu verfassen. Ohne Testament tritt die gesetzliche Erbfolge ein - und diese entspricht häufig nicht Ihren tatsächlichen Wünschen[1]. Gerade bei unverheirateten Paaren, Patchworkfamilien oder wenn Sie bestimmte Personen besonders bedenken möchten, kann das zu erheblichen Problemen führen.
Ein konkretes Beispiel: Max lebt seit 15 Jahren unverheiratet mit seiner Partnerin Lisa zusammen. Ohne Testament erben nach seinem Tod ausschließlich seine Geschwister - Lisa geht leer aus[6].
Fehler 2: Das Testament zu spät erstellen
Viele Menschen schieben die Testamenterstellung auf, bis sie alt oder krank sind. Dies birgt zwei Risiken: Zum einen könnten Sie plötzlich versterben, bevor Sie Ihre Wünsche festhalten konnten. Zum anderen könnte im hohen Alter Ihre Testierfähigkeit angezweifelt werden.
Praktischer Tipp: Erstellen Sie Ihr Testament frühzeitig und überprüfen Sie es nach bedeutenden Lebensereignissen wie Heirat, Geburt eines Kindes oder Erwerb einer Immobilie.
Fehler 3: Keinen Testamentsvollstrecker bestimmen
Ein Testamentsvollstrecker sorgt dafür, dass Ihr letzter Wille auch wirklich umgesetzt wird[1]. Besonders bei komplizierten Nachlasskonstellationen oder wenn mehrere Erben beteiligt sind, kann dies Streitigkeiten vermeiden.
Formfehler, die das Testament ungültig machen können
Fehler 4: Nicht handschriftlich verfassen
Ein privates Testament muss vollständig von Hand geschrieben sein[3][6][10]. Ein am Computer erstelltes und ausgedrucktes Dokument ist selbst mit Ihrer Unterschrift unwirksam. Auch wenn Sie nur einzelne Teile tippen oder von einer anderen Person schreiben lassen, wird das Testament ungültig.
Ausnahme: Wenn Sie ein notarielles Testament errichten lassen, muss dieses nicht handschriftlich sein, sondern wird vom Notar oder der Notarin erstellt und beurkundet.
Fehler 5: Fehlende oder falsche Unterschrift
Ein Testament ohne Unterschrift oder mit falscher Platzierung der Unterschrift ist ungültig[10][13]. Die Unterschrift muss am Ende des Textes stehen und Ihren vollständigen Namen enthalten.
Wichtig zu wissen: Wenn Sie später Zusätze anfügen, müssen diese ebenfalls unterschrieben werden. Bei mehreren Seiten sollten Sie jede Seite unterzeichnen oder durchnummerieren und fest miteinander verbinden.
Fehler 6: Datum und Ort vergessen
Ohne Datum ist ein Testament zwar grundsätzlich gültig, kann jedoch zu Problemen führen, wenn mehrere Versionen existieren[3][6]. Bei mehreren Testamenten gilt in der Regel das zuletzt verfasste.
Praktische Lösung: Versehen Sie Ihr Testament immer mit dem vollständigen Datum (Tag, Monat, Jahr) und dem Ort der Erstellung.
Inhaltliche Fehler, die zu Streitigkeiten führen können
Fehler 7: Unklare Formulierungen verwenden
Schwammige oder mehrdeutige Formulierungen führen häufig zu Missverständnissen und Rechtsstreitigkeiten[3][6][8]. Ein klassisches Beispiel: “Mein Haus soll an meine Familie gehen.” Wer genau ist mit “Familie” gemeint - Ehepartner:in, Kinder oder alle Verwandten?
Empfehlung: Benennen Sie alle bedachten Personen mit vollem Namen und Geburtsdatum. Verwenden Sie rechtlich eindeutige Begriffe wie “Erbe” und “Vermächtnis” korrekt.
Fehler 8: Nur Vermächtnisse festlegen, ohne Erben zu benennen
Ein verbreiteter Irrtum ist, nur festzulegen, wer welche Gegenstände bekommen soll, ohne klar zu bestimmen, wer Erbe wird[12][13]. Ein Testament muss jedoch mindestens einen Erben benennen, der die rechtliche Gesamtnachfolge antritt.
Beispiel eines Fehlers: “Mein Haus erhält meine Tochter Anna, mein Bankkonto geht an meinen Sohn Paul, mein Auto bekommt mein Bruder Michael.” Hier fehlt die klare Benennung, wer Erbe wird und mit welcher Quote.
Fehler 9: Den Pflichtteil nicht berücksichtigen
Bestimmte Angehörige wie Kinder, Ehegatten oder unter Umständen Eltern haben einen gesetzlichen Anspruch auf den Pflichtteil (mindestens die Hälfte des gesetzlichen Erbteils)[1][6]. Diesen können Sie ihnen nicht einfach entziehen - selbst wenn Sie sie im Testament explizit enterben.
Praktischer Hinweis: Beachten Sie bei größeren Schenkungen zu Lebzeiten, dass diese unter Umständen auf den Pflichtteil angerechnet werden können.
Fehler 10: Kinder aus früheren Beziehungen übersehen
In Patchworkfamilien werden Kinder aus früheren Beziehungen manchmal nicht ausreichend bedacht[1]. Dies kann zu erheblichen Konflikten führen, wenn ein Elternteil verstirbt und der überlebende Partner mit den Kindern des Verstorbenen den Nachlass teilen muss.
Lösung: Denken Sie bei Ihrer Testamentgestaltung an alle Familienmitglieder und treffen Sie klare Regelungen, die auch die Interessen von Kindern aus früheren Beziehungen berücksichtigen.
Fehler 11: Keinen Ersatzerben bestimmen
Wenn ein im Testament benannter Erbe vor Ihnen verstirbt oder das Erbe ausschlägt, tritt ohne entsprechende Regelung die gesetzliche Erbfolge ein - möglicherweise entgegen Ihren Wünschen[3].
Empfehlung: Benennen Sie für jeden Erben auch eine oder mehrere Ersatzpersonen für den Fall, dass der ursprünglich Bedachte nicht erben kann oder will.
Fehler 12: Das Testament nicht sicher aufbewahren
Ein Testament, das nach Ihrem Tod nicht gefunden wird, kann nicht berücksichtigt werden[6][8][10]. Ein zu Hause aufbewahrtes Dokument kann verloren gehen oder von Interessierten beiseite geschafft werden.
Sichere Alternative: Hinterlegen Sie Ihr Testament beim Nachlassgericht (kostet etwa 75 Euro)[8] oder bei einem Notar. So wird es nach Ihrem Tod garantiert gefunden und eröffnet.
Zusätzliche Fehlerquellen, die Sie vermeiden sollten
Fehlende Aktualisierung des Testaments
Lebenssituationen ändern sich - doch viele Menschen passen ihr Testament nicht entsprechend an[6]. Nach einer Scheidung, Geburt weiterer Kinder oder dem Erwerb bedeutender Vermögenswerte sollten Sie Ihr Testament überprüfen und anpassen.
Mehrere Testamente ohne eindeutigen Widerruf
Verfassen Sie mehrere Testamente zu unterschiedlichen Zeitpunkten, ohne die vorherigen ausdrücklich zu widerrufen, ist oft unklar, welche Bestimmungen gelten sollen[6].
Praktischer Tipp: Beginnen Sie ein neues Testament immer mit einem Widerruf aller früheren Verfügungen, zum Beispiel: “Hiermit widerrufe ich alle bisher von mir errichteten Testamente und Erbverträge.”
Juristische Fachbegriffe falsch verwenden
Begriffe wie “Vorerbe”, “Nacherbe”, “Vermächtnis” oder “Teilungsanordnung” haben präzise juristische Bedeutungen. Werden sie falsch verwendet, kann dies zu völlig unbeabsichtigten Ergebnissen führen[12].
Fazit: Mit Sorgfalt und Umsicht Ihr Testament gestalten
Ein gut durchdachtes Testament gibt Ihnen die Gewissheit, dass Ihr Nachlass nach Ihren Vorstellungen geregelt wird. Nehmen Sie sich ausreichend Zeit für diese wichtige Aufgabe. Bei komplexeren Vermögensverhältnissen, Unternehmen oder internationalen Bezügen sollten Sie rechtliche Beratung in Anspruch nehmen.
Die Investition in eine fachkundige Beratung bei der Testamenterstellung kann für Ihre Angehörigen später viel Geld, Zeit und emotionale Belastungen sparen. Ein rechtssicheres Testament bringt allen Beteiligten Klarheit und schafft Frieden - ein wertvolles Vermächtnis, das über materielle Werte hinausgeht.