Umfassende Vorsorge für Unternehmer:innen: Persönlich und betrieblich richtig planen
Zusammenfassung
Eine umfassende Vorsorge für Unternehmer:innen umfasst die persönliche Absicherung durch Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht und Betreuungsverfügung sowie die unternehmerische Notfallplanung mit einer speziellen Unternehmer:innenvollmacht und einem Notfallkoffer. Zusätzlich sollte die finanzielle Altersvorsorge frühzeitig geplant und die Unternehmensnachfolge rechtzeitig geregelt werden. Eine durchdachte Vorsorgestrategie sichert sowohl persönliche Wünsche als auch die Handlungsfähigkeit des Unternehmens in Krisensituationen.
- Persönliche Vorsorge für Unternehmer:innen
- Unternehmerische Vorsorgevollmacht: Absicherung der Geschäftsführung
- Der Notfallkoffer für das Unternehmen
- Nachfolgeplanung als Teil der unternehmerischen Vorsorge
- Finanzielle Vorsorge für Unternehmer:innen
- Praktische Umsetzung der Vorsorge
- Fachliche Unterstützung bei der Vorsorge
- Ganzheitliche Vorsorge als unternehmerische Verantwortung
Die Vorsorge für Unternehmer:innen umfasst sowohl persönliche als auch betriebliche Aspekte, die sorgfältig geplant werden sollten. Eine gut durchdachte Vorsorge gewährleistet, dass Ihr Unternehmen auch in Krisensituationen handlungsfähig bleibt und Ihre persönlichen Wünsche respektiert werden. Im Folgenden erfahren Sie, welche Maßnahmen für eine umfassende Vorsorge notwendig sind und wie Sie diese wirksam umsetzen können.

Persönliche Vorsorge für Unternehmer:innen
Die Patientenverfügung als Grundlage der persönlichen Vorsorge
Mit einer Patientenverfügung legen Sie fest, welche medizinischen Maßnahmen bei Ihnen durchgeführt oder unterlassen werden sollen, wenn Sie Ihren Willen nicht mehr selbstständig äußern können. Dies kann nach einem Unfall, bei Bewusstlosigkeit oder schweren Erkrankungen der Fall sein. Für Unternehmer:innen hat eine solche Vorsorge besondere Bedeutung, da bei fehlender Patientenverfügung nicht automatisch Partner:innen oder Angehörige über Ihre Behandlung entscheiden dürfen[2].
Eine wirksame Patientenverfügung muss schriftlich vorliegen und eigenhändig unterschrieben sein. Sie kann nur von volljährigen und einwilligungsfähigen Personen erstellt werden und ist verbindlich für Ärzt:innen, Pflegepersonal, Angehörige und Bevollmächtigte. Bei der Erstellung sollten Sie auf präzise, medizinisch korrekte Angaben achten und genau formulieren, in welchen Situationen Sie welche Behandlungen wünschen oder ablehnen[6].
Ergänzung durch Vorsorgevollmacht und Betreuungsverfügung
Für eine umfassende persönliche Vorsorge empfiehlt es sich, die Patientenverfügung durch eine Vorsorgevollmacht und eine Betreuungsverfügung zu ergänzen. Mit einer Vorsorgevollmacht benennen Sie eine Vertrauensperson, die Ihren verfügten Willen durchsetzen kann. Die Betreuungsverfügung gibt an, wer im Fall einer gerichtlichen Betreuung als Betreuer:in bestellt werden soll. Ohne diese Dokumente müsste unter Umständen ein:e fremde:r Betreuer:in vom Gericht bestellt werden, der:die über die weiteren Behandlungen entscheidet[2].
Unternehmerische Vorsorgevollmacht: Absicherung der Geschäftsführung
Besonderheiten der Unternehmervorsorgevollmacht
Eine spezielle Form der Vorsorge für Unternehmer:innen ist die Unternehmervorsorgevollmacht. Diese dient dazu, die Handlungsfähigkeit des Unternehmens auch bei gesundheitlicher Krise der:des Inhaber:in oder Geschäftsführer:in zu gewährleisten. Die Relevanz dieser Vollmacht zeigt sich darin, dass ein:e krankheitsbedingt handlungsunfähige:r Geschäftsführer:in gemäß § 6 Abs. 2 S. 1 GmbHG sein:ihr Amt verliert. Eine GmbH mit nur einer:m Geschäftsführer:in wird dann führungslos, was zu einer schweren Krise des Unternehmens bis hin zur Insolvenz führen kann[4].
Bei der Gestaltung einer Unternehmervorsorgevollmacht sollten Sie im Außenverhältnis der bevollmächtigten Person alle Rechte zur Führung des Unternehmens einräumen, damit die Unternehmensleitung sichergestellt ist. Im Innenverhältnis kann der Auftrag mit konkreten Weisungen und einem Handlungsrahmen verbunden werden. Beachten Sie jedoch, dass die Vollmacht hinter den Kompetenzen einer:s Geschäftsführer:in zurückbleiben muss, um wirksam zu sein[4].
Der Notfallkoffer für das Unternehmen
Wesentliche Inhalte und deren Bedeutung
Ein wirksames Instrument zur Absicherung Ihres Unternehmens im Notfall ist die Anlage eines Notfallkoffers sowohl für den Betrieb als auch für den privaten Bereich. Dieser enthält alle entscheidenden Informationen und Dokumente, die im Ernstfall benötigt werden[3].
In den betrieblichen Notfallkoffer gehören der Gesellschaftsvertrag und eine Aufgabenliste für die Geschäftsführung. Auch Vollmachten bei Banken und Lieferanten sollten enthalten sein, ebenso wie eine Auflistung aller Ansprechpartner:innen. Verwahren Sie darin außerdem Schlüssel sowie Kennwörter für Computeranlagen. Sehr wichtig sind auch die Dokumentation von Betriebsgeheimnissen wie bestimmten Rezepturen oder speziellen Verfahren sowie “ungeschriebener Gesetze” zu Abgabemengen oder Nachlässen. Eine schriftlich fixierte Notprokura sowie Bankvollmachten und Ansprechpartner:innen bei der Hausbank runden den Inhalt ab[3].
Praktische Umsetzung der Notfallplanung
Bei der Erstellung eines Notfallkoffers sollten Sie sich grundlegende Fragen stellen: Was fällt allein in Ihren Zuständigkeitsbereich als Unternehmer:in? Wer kann diese Tätigkeiten im Notfall übernehmen? Existieren entsprechende Vollmachten? Wer sind die Ansprechpartner:innen bei den verschiedenen Zulieferern? Gibt es nur mündlich abgesprochene Regelungen zu Abnahmemengen oder Lieferbedingungen? Sind den Stellvertreter:innen Nachlässe und Rabatte bei den Hauptlieferanten bekannt[3]?
Die sorgfältige Zusammenstellung und regelmäßige Aktualisierung dieser Unterlagen gewährleistet, dass Ihr Unternehmen auch in Krisensituationen weitergeführt werden kann.
Nachfolgeplanung als Teil der unternehmerischen Vorsorge
Eine zukunftsorientierte Vorsorge für Unternehmer:innen umfasst auch die rechtzeitige Planung der Unternehmensnachfolge. Eine Genossenschaft kann aufgrund ihrer flexiblen Struktur sehr gut zur Steuerung einer gelingenden Unternehmensnachfolge geeignet sein. Die gesetzlich verankerte Möglichkeit, Geschäftsanteile jederzeit kostenfrei und ohne notarielle Mitwirkung übertragen zu können, bietet hier interessante Handlungsoptionen[11].
Die frühzeitige Nachfolgeplanung bietet mehrere Vorteile: Sie sichert den Fortbestand des Unternehmens, erhält Arbeitsplätze und ermöglicht einen geordneten Übergang mit angemessener Einarbeitungszeit für Nachfolger:innen. Zudem können steuerliche Aspekte optimiert und potenzielle Konflikte zwischen Erben vermieden werden.
Finanzielle Vorsorge für Unternehmer:innen
Altersvorsorge: Besonderheiten für Selbstständige und Unternehmer:innen
Als Unternehmer:in sind Sie in der Regel nicht verpflichtet, in die gesetzliche Rentenkasse einzuzahlen. Daher müssen Sie sich frühzeitig Gedanken über eine passende Altersvorsorge machen, um Ihren Lebensstandard im Ruhestand sichern zu können[12].
Zwischen Selbstständigen und Unternehmern bestehen wichtige Unterschiede: Selbstständige arbeiten ausschließlich alleine für ihren Gelderwerb. Bestimmte Berufsgruppen wie Hebammen und Pflegepersonen müssen gesetzlich Abgaben an die Rentenversicherung leisten. Andere Gruppen wie Journalist:innen oder Ärzt:innen sind auf Versorgungswerke angewiesen[12].
Der Staat bietet Unternehmer:innen eine geförderte Vorsorge in Form der Rürup-Rente an, die besonders für selbstständige Unternehmer:innen und Freiberufler:innen konzipiert wurde. Daneben eignen sich Investitionen in ertragsreiche ETFs als vielversprechende Möglichkeit zur Altersvorsorge[12]. Auch die betriebliche Altersversorgung kann für Unternehmer:innen sinnvoll sein, da sie signifikante Vorteile bei der Rückdeckung oder Ausfinanzierung von Versorgungszusagen bietet[11].
Praktische Umsetzung der Vorsorge
Schritte zur Erstellung einer Patientenverfügung
Bei der Erstellung einer Patientenverfügung sollten Sie mit Ihren persönlichen Daten wie Name, Geburtsdatum und Wohnort beginnen. Formulieren Sie anschließend präzise, in welchen Situationen Sie welche medizinischen Behandlungen wünschen oder ablehnen möchten. Sie können auch festlegen, wann und wie lange die Patientenverfügung gelten soll[6].
Bei der Formulierung ist auf medizinisch korrekte Angaben zu achten. Vermeiden Sie vage Aussagen wie “keine lebensverlängernden Maßnahmen”, sondern werden Sie konkreter. Einige Rechtsschutzversicherungen übernehmen die Kosten, wenn Sie eine:n Anwält:in mit dem Erstellen Ihrer Patientenverfügung beauftragen. Dies kann sinnvoll sein, um rechtssichere Formulierungen zu gewährleisten[6].
Gestaltung der unternehmerischen Vorsorge
Für die Erstellung einer Unternehmervorsorgevollmacht sollten Sie eine Person Ihres Vertrauens auswählen, die im Notfall Ihr Unternehmen führen kann. Definieren Sie genau den Umfang der Vollmachten sowohl im Außen- als auch im Innenverhältnis. Achten Sie darauf, dass die Vollmacht mit gesellschaftsrechtlichen Vorgaben abgestimmt ist und lassen Sie sich dabei von Fachanwält:innen für Gesellschaftsrecht beraten.
Bei der Zusammenstellung des Notfallkoffers sollten Sie alle wichtigen Prozesse und Zuständigkeiten dokumentieren sowie Zugangsdaten und Vollmachten hinterlegen. Informieren Sie vertraute Personen über den Standort des Notfallkoffers, damit dieser im Ernstfall schnell zugänglich ist.
Häufige Fehler vermeiden
Bei der Erstellung von Vorsorgedokumenten gibt es typische Fehler, die deren Wirksamkeit einschränken können. Zu vage Formulierungen in der Patientenverfügung führen dazu, dass Ärzt:innen und Pflegepersonal Ihren Willen nicht genau umsetzen können. Achten Sie daher auf konkrete Anweisungen[6].
Fehlende Aktualität ist ein weiteres Problem. Überprüfen Sie Ihre Vorsorgedokumente regelmäßig und aktualisieren Sie sie bei Bedarf, besonders nach größeren Lebensveränderungen oder bei medizinischen Fortschritten.
Ein oft unterschätzter Punkt ist die unzureichende Abstimmung zwischen persönlicher Vorsorge und unternehmerischer Notfallplanung. Sorgen Sie dafür, dass beide Bereiche miteinander harmonieren. Ebenso wichtig ist die Auffindbarkeit der Dokumente. Eine Patientenverfügung nützt nichts, wenn sie im Notfall nicht gefunden wird[6].
Fachliche Unterstützung bei der Vorsorge
Für eine rechtssichere Gestaltung Ihrer Vorsorgedokumente empfiehlt sich die Unterstützung durch Fachleute. Rechtsanwält:innen können bei der Erstellung einer rechtssicheren Patientenverfügung helfen, während Steuerberater:innen und Wirtschaftsprüfer:innen wertvolle Hinweise zur Unternehmensnachfolgeplanung geben können. Finanzberater:innen unterstützen Sie bei der Altersvorsorgeplanung und Notär:innen übernehmen die Beglaubigung wichtiger Dokumente.
Ganzheitliche Vorsorge als unternehmerische Verantwortung
Als Unternehmer:in tragen Sie nicht nur Verantwortung für Ihr Unternehmen und Ihre Mitarbeitenden, sondern auch für sich selbst und Ihre Familie. Eine ganzheitliche Vorsorge umfasst daher die persönliche Absicherung durch Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht, die betriebliche Notfallplanung mit Notfallkoffer und Unternehmervorsorgevollmacht sowie die finanzielle Vorsorge für den Ruhestand.
Mit einer durchdachten Vorsorgestrategie stellen Sie sicher, dass sowohl Ihre persönlichen Wünsche respektiert werden als auch Ihr Unternehmen handlungsfähig bleibt - selbst wenn Sie einmal nicht mehr selbst entscheiden können. Nehmen Sie sich die Zeit für diese wichtige Aufgabe und ziehen Sie bei Bedarf Fachleute hinzu, um eine optimal auf Ihre Situation zugeschnittene Lösung zu finden.
Die Kombination aus persönlicher und unternehmerischer Vorsorge gibt Ihnen die Gewissheit, dass Ihre Angelegenheiten auch in Krisensituationen nach Ihren Wünschen geregelt werden. Dies schafft nicht nur für Sie selbst, sondern auch für Ihre Angehörigen und Mitarbeitenden Sicherheit und Klarheit - ein nicht zu unterschätzender Wert in unsicheren Zeiten.